- Fr 29. Dez 2023, 00:46
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Dune (2021)
Nunja, diese Romanreihe von Frank Herbert gilt ja schon seit Äonen als unverfilmbar und bei schüchternen Versuchen, mich einmal in die Story einzulesen, schien mir das auch immer naheliegend - und für mich auch immer zu kleinteilig, figuren- und planetenintensiv, als dass sich mir die Vision eröffnet hätte, mich darin wirklich einarbeiten zu wollen. Aber nun gibt es die für sehr gut befundene Verfilmung von Denis Villeneuve eben bei Netflix und warum soll man sich in seinen Ferien denn nicht einmal an etwas heranwagen, bei dem man eigentlich so gar nicht glaubt, dass man daran seine Freude haben wird?
Herausgekommen ist nach zweieinhalb Stunden Hochglanz-Kino ein paradox anmutendes: Wahnsinn, ist der Film stark, aber meine Güte, wie ungeeignet kann ein Film für mich sein?! Zu Ersterem: Ich komme einfach nicht umhin, die hier gezeigten Bilder als eines der eindrucksvollsten und prachtvollsten Gemälde zu bezeichnen, die ich jemals in meinem Leben zu einem Film verarbeitet gesehen habe. Es ist wirklich schade, sowas nicht auf der großen Leinwand, sondern "nur" am heimischen Fernseher gesehen zu haben, denn insbesondere die Aufnahmen vom Wüstenplanet sind hinreißend - und zwar durchgehend. Auch die Filmmusik habe ich als extrem markant und eindringlich empfunden und wenngleich ich hier schon eher sagen würde, schon einmal vergleichbar intensive Filmerlebnisse gehabt zu haben, spielt "Dune" auch hier in der allerhöchsten Liga mit. Die Kostüme sind auch super, schauspielerisch habe ich auch wenig zu meckern.
Und trotzdem halte ich es für immens unwahrscheinlich, dass ich mir hiervon den zweiten Teil ansehen werde, denn schon in den ersten Minuten fühlte ich mich auf unangenehme Weise an "Game of Thrones" erinnert, war doch von verschiedenen Häusern die Rede, deren Namen ich mir natürlich nicht merken konnte, von denen aber ein Haus (Atreides) so ähnlich klang wie der Wüstenplanet, auf den die Atreides dann gehen sollten. Jaaaaa, denn der Wüstenplanet wird hier nicht "Dune" genannt, sondern Arrakis, warum auch immer. Am Anfang sind die Atreides aber noch nicht auf Arrakis, sondern auf dem Planeten Caladan, bis der Imperator Shaddam IV. sie eben statt des Hauses der Harkonnen dahinschickt. Darüber hinaus schließt man als Zuschauer auch noch sehr schnell Bekanntschaft mit Herzog Leto Atreides, der "Ehrwürdigen Mutter" Gaius Helen Mohiam, deren Orden namens Bene Gesserit man sich auch noch merken muss, da neben ihr unter anderem auch noch Lady Jessica aus besagtem Orden stammt. Achja, eine Droge namens Spice, einen Übermenschen namens "Kwisatz Haderach" und unseren Protagonisten Paul Atreides soll man sich auch noch merken.
Mit anderen Worten: Ich war schneller aus all den Figuren, Häusern, Planetenkonstellationen und sonstigen Bezeichnungen raus, als die (wirklich beeindruckenden) Sandwürmer nach Futter suchen konnten - und habe mich anschließend auch sehr schwer getan, irgendwie nochmal reinzufinden in dieses Wirrwarr. Habe ich ernsthaft mit dem Gedanken gespielt, den Film abzubrechen? Eigentlich nicht, denn was man zu sehen bekommt, ist audiovisuell ein einziger Genuss und schauspielerisch zumindest sehr überzeugend. Werde ich in einer Woche noch wissen, wer da eigentlich gegen wen und worum gekämpft hat? Nö, garantiert nicht.
Und deshalb muss ich "Dune" auch ganz gewiss nicht länger folgen, da ich den Eindruck habe, diese Welt ist nicht für Menschen wie mich gemacht, die gerne übersichtliche Welten mit einer überschaubaren Zahl von Figuren haben, denen ich ohne Nerd-Lexikon folgen kann. Ist das schlimm oder macht es den Film schlecht? Nein, ganz bestimmt nicht. Insofern: Schön, einmal in Dune... äh, Arrakis... äh, achso, das ist offenbar sogar dasselbe... eingetaucht zu sein. Aber jetzt tauche ich dann auch gerne gleich wieder auf.
7/10
Fohlen