Das Buch fing eigentlich recht vielversprechend an. Bald kam aber die Ernüchterung. Tyrions Reise war einfach nur langweilig. Es gab zwar ein paar tolle Charaktermomente, aber im Großen und Ganzen ist da einfach nicht genug passiert, um die große Anzahl an Kapiteln für ihn zu rechtfertigen. Trotzdem habe ich mich durchgekämpft, mit Vorfreude darauf, dass er dann am Ende endlich auf Dany trifft. Und was passiert? Nichts, gar nichts. Die beiden sehen sich kurz und das wars. Tyrions Storyline endet dann einfach im Nirgendwo und man hat das Gefühl als hätte GRRM vergessen noch ein Kapitel zu schreiben.
Danys Arc hingegen fand ich eigentlich ganz gut. Meereen ist jetzt als Schauplatz nicht so interessant, aber es ist cool zu sehen wie Dany sich als Königin schlägt (oder nicht schlägt). Eigentlich ist die Befreieung der Skalven ja eine gute Sache, aber das gerät ziemlich schnell außer Kontrolle. Erinnert mich immer etwas, an ein Buch im Zitat, wo jemand (weiß nicht mehr wer es war) meint, dass gute Menschen schlechte König und schlechte Menschen gute Könige sind. Das trifft hier zu, wie die Faust aufs Auge. Dass Dany dann am Ende mit Drogon davonreitet, fand ich zwar super, aber irgendwie gefällt es mir nicht wie wenig Kontrolle sie über die Drachen hat.
Und dann war da noch Jon. Gott, geht der Typ mir auf die Nerven. Sein Ende war absolut verdient. Es ist zwar sehr nobel, was er versucht hat zu tun, aber man kann nicht mit tausend Jahren von Tradition spielen und erwarten, dass alle Ja und Amen sagen. In der Hinsicht erinnerte er mich sehr an Ned, den seine Ehre auch den Kopf gekostet hat. Nichtsdestotrotz glaube ich nicht, dass er Tod ist. Entweder er wird von Melisandre wiederbelebt, wie Dondarrion von Thoros oder sein Geist wandert zu Ghost und wir bekommen fortan die Kapitel aus seiner Sicht erzählt. Ich hätte es aber am liebsten, wenn er einfach tot bleiben würde. Ich finds inzwischen einfach nervtötend wie tote Charaktere ständig zum Leben erweckt werden oder ein Kapitel damit endet wie jemand offenbar stirbt und dann im nächsten kommt dann "Haha, doch nicht. Verarscht!"
Bran hatte zwar nur drei Kapitel, aber seine Geschichte hat mir das Herz gebrochen. Einerseits ist es schön für ihn, dass er endlich weiß, was sein Schicksal ist, andererseits ist es natürlich ziemlich bitter wie er enden wird. Hier hat es mich vor allem gestört, dass GRRM einfach mitten im Buch mit seinen Kapiteln aufgehört hat. Trotzdem schön, dass wir danach immer wieder von Bran gehört haben, wie zum Beispiel als Theon in Winterfell bei den Bäumen ist und Bran seinen Namen "sagt". Das war echt schwer zu verarbeiten, weil es für beide Charaktere einfach ein so bestimmender Moment ist.
Dann gabs da noch so komische Charaktere wie Quentyn, deren Schicksal mich überhaupt nicht gejuckt hat. Da bin ich echt froh, dass er am Ende gestorben ist (auch wenn die Art und Weise wie es passiert ist, natürlich nicht lustig war). Je weniger POV-Charaktere desto besser. Zu den WTF-POVs zählt auch Areo Hotah. Der Typ hat absolut keine Persönlichkeit und ist nur da, um zu beobachten. Da Frage ich mich immer wieder warum man nicht einfach bei Arianne bleibt, wenn man etwas in Dorne zeigen möchte.
Davos hatte auch einen seeeeeehr interessanten Storyarc (der auch einfach mitten im Buch abgebrochen wurde). Jetzt macht er sich also auf die Suche nach Rickon und diese bringt ihn wohl nach Skagos. Ich wollte schon immer sehen, was dort abgeht und ob es wirklich so schlimm ist, wie alle sagen. Ich glaube ja mittlerweile, dass die Geschichten von Kannibalismus usw total übertrieben sind und die Skagosi das nur verbreiten, um in Ruhe gelassen zu werden. Wir werden sehen. Definitiv eines der Dinge, auf die ich mich am meisten freue.
Reek/Theon hatte die besten Kapitel. Die Beschreibungen davon wie Ramsay in gehäutet und zum armseligen Würstchen gemacht hat, waren echt schwer zu verdauen. Die Hochzeitsnacht von Ramsay und Jeyne/Arya war dann auch ziemlich krank, war aber unheimlich faszinierend zu lesen. Theon ist sowieso mittlerweile einer der interessantesten Charaktere für mich. Ich hoffe er bekommt irgendwie die Gelegenheit von seinen Sünden erlöst zu werden und inneren Frieden zu finden. Vielleicht kann er ja Stannis irgendwie dabei helfen den Krieg zu gewinnen (und ja, ich bin so einer, der glaubt, dass Stannis nicht tot ist - das ist auch einer der wenigen Figuren, bei der ich mir wünsche, dass der "Tod" nur ein Trick ist - Stannis ist einfach eine coole Sau).
Jon Connington ist auch ein faszinierender Charakter. Vor allem ist er jemand, der das erledigt, was er sich vornimmt und sich von nichts und niemandem etwas sagen lässt. In einem Buch, wo jemand zehn Kapitel braucht um von Punkt A nach Punkt B zu kommen, ist das sehr erfrischend. Erinnert mich sehr an Stannis' kompromisloses Vorgehen. Dadurch, dass er die greyscale hat, wird er es wohl nicht mehr lange machen, aber ich hoffe doch sehr, dass er uns bis zum Ende erhalten bleibt. Trotzdem weiß ich nicht was ich von Aegon halten soll. Der kommt einfach aus dem nichts und negiert damit eigentlich Danys Story vollkommen. Ich glaube ja inzwischen, dass er gar kein Targaryen ist (vielleicht einer von diesen Blackfyres?) und Varys da irgendein Spiel treibt.
Die Kapitel in King's Landing waren eigentlich auch ganz gut. Cerseis Gang war bitter zu lesen, auch wenn mein Mitleid sich in Grenzen hälten. Und dann taucht plötzlich Gregor auf und ich bekomme schon wieder Aggressionen, weil ich genervt davon bin, dass man niemanden tot lassen kann. Ich warte ja nur noch darauf, dass Ned und Robb irgendwann auftauchen und Polka tanzen :roll: Kevans Epilog lässt zumindest darauf schließen, dass Cersei durch ihre neu gemachten Erfahrungen vielleicht etwas bescheidener wird, wobei das natürlich auch nur eine Farce sein kann. Wirklich schade um Kevan Lannister, der eigentlich ein ganz cooler Typ war. Für einen Lannister schon ziemlich anständig. Trotzdem war der Cliffhanger dann natürlich ein Knaller, auch wenn ich es langsam etwas übertrieben finde wie viel Macht Varys und Littlefinger haben.