TorianKel77 hat geschrieben:Isch geh Schulhof
Geht so .. aber keine Ahnung was mich überhaupt geritten hat, das hier zu lesen, ist eigentlich gar nicht meine Literatur. Ich bin aber wohl auch mit falschen Erwartungen herangegangen, da ich eigentlich was wirklich humorvolles erwartete, aber es auf die Länge eher spärlich amüsante Stellen gibt. Es ist mehr ein Erfahrungsbericht, bei dem man oft mit dem Kopf schüttelt und seine schlimmsten Befürchtungen des Schulwesens bestätigt bekommt.
Die absurd und erschreckend schlechte Kiddie-Sprache, die der Autor bei der Wiedergabe von Gesprächen 1:1 überträgt, wirkt ein paar Seiten noch ganz witzig, aber verkommt irgendwann im plakativen Gebrauch zum Nervtöter. Am Meisten gestört hat mich aber wohl die Passage, als er ernsthaft vor seiner Klasse erklärt es gebe keinen Gott und in naiver Selbstüberzeugung fast schon eine Bekehrung durchführen will. Sowas kommt dann ab und an in anderer Form vor und lässt mich den Autor doch etwas zwiespältig betrachten. Zumal allein seine Übernahme von einem dutzend unterschiedlicher Fächer ohne große Bedenken nicht besonders koscher wirkt.
Ansonsten liefert das Buch eben einige interessante Anekdoten des Lehrerlebens aus Sicht eines Quereinsteigers, die ganz flüssig zu lesen sind und einen teilweise nachdenklich, andererseits auch etwas ratlos hinsichtlich der Zustände zurück lassen. Der Autor versucht sich zwar teils an Vorschlägen, manche auch fragwürdig, aber bleibt dabei zu schwammig. Zusammenfassend: man kanns lesen, aber man sollte sich nicht zuviel davon versprechen und ich würds mir nicht nochmal holen ..
Bin auch gerade an dem Buch, hab's mir aus Neugier mal als Reziexemplar kommen lassen (und muss da nun durch *g*) - ich finde, es ist ziemlich nah an der Realität, und ich finde auch gut, dass er auf die Ignoranz und Gleichgültigkeit so mancher Eltern und Lehrer eingeht, das Schulsystem kritisiert - und vor allem seine Unperfektheit als Mensch auch einfließen lässt (was mach ich jetzt? Mist, so war das aber dumm!) - aber teilweise kommt das schon etwas rüber, als hielte er sich für etwas Besseres. Was aber nicht abwegig ist - ich war sieben Monate an einer Schule und habe 2. - 4. Klasssen betreut, und das "nur" auf einer Dorfschule. Die Einstellung mancher Lehrer (oder gar deren Qualifikation) ist erbärmlich. Ich war zum Beispiel mal dabei, ein Plakat zu entwerfen und fragte im Lehrerzimmer (wo auch mein "Arbeitsplatz" war, wenn ich Materialien bearbeitet/entworfen habe oder der große Laminator war), ob "Aus Alt mach Neu!" oder "Aus alt mach neu!" korrekt sei - es konnte mir keine der Lehrerinnen sagen, und zwei davon waren Deutschlehrerinnen. Noch schlimmer war es in Englisch - da beherrschten die Lehrerinnen teilweise nicht mal die korrekte Grammatik - von der Aussprache wollen wir gar nicht sprechen. Auch die Sache mit der Veranstaltung, wie sie im Buch beschrieben ist, hab ich leider mehrmals erlebt. Da reißen sich Kids den Hintern auf, um eine tolle Vorführung zu präsentieren und bleiben dafür sogar mehrmals länger in der Schule, und dann haben zahlreiche ignorante Eltern und Lehrer nichts Besseres zu tun als lautstark miteinander zu quatschen, zu telefonieren - und die Kids stehen vorne und wissen teilweise gar nicht, warum sie sich die Mühe überhaupt geben. Wo kommt diese Respektlosigkeit her? Da war dann doch tatsächlich noch ein Elternabend, an dem sich die Eltern beschwert haben, dass die Schüler offensichtlich keinen Respekt vor dem, der da an der Tafel steht, hätten und die ganze Klasse nur quer durch den Raum schreie. Da hieß es von allen seiten: "Ja, genau! Unmöglich, respektlos!" - und als die Klassenlehrerin zwei Minuten später zum nächsten Punkt wechselte, haben dieselben Eltern querbeet durch den Raum krakeelt und auf ihre Handys geschaut.
Ich finde es ganz gut, dass Möller hier und dort mit viel Zorn, Emotion und Unverständnis schreibt. Aber mal schauen, noch hab ich's erst halb fertig.
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