Habt ihr ein Studium absolviert ?

Ja, ich habe ein Studium an einer Universität in den Geisteswissenschaften abgeschlossen.
3
10%
Ja, ich habe ein Studium an einer Universität in den Naturwissenschaften abgeschlossen.
1
3%
Ja, ich habe ein Studium an einer Universität in den Wirtschaftswissenschaften abgeschlossen.
Keine Stimmen
0%
Ja, ich habe ein Studium an einer Universität in den Ingenieurswissenschaften abgeschlossen.
Keine Stimmen
0%
Ja, ich habe ein Studium an einer Universität in Informatik oder Mathematik abgeschlossen.
2
6%
Ja, ich habe ein Studium an einer Universität im Bereich der Humanmedizin abgeschlossen.
Keine Stimmen
0%
Ja, ich habe ein Studium an einer Universität in Rechtswissenschaft abgeschlossen.
1
3%
Ja, ich habe ein Studium an einer Universität im Bereich, Soziales, Soziologie, Sprach und Kulturwissenschaften, Pädagogik abgeschlossen.
2
6%
Ja, ich habe ein Studium an einer Universität in den Bereichen Hauswirtschaft, Landwirtschaft und Ernährung abgeschlossen.
Keine Stimmen
0%
Ja, ich habe ein Studium an einer Universität in einem anderen Fachgebiet abgeschlossen.
Keine Stimmen
0%
Ja, ich habe ein Hochschulstudium im Bereich der Wirtschaftswissenschaften abgeschlossen.
1
3%
Ja, ich habe ein Hochschulstudium im Bereich der Ingenieurswissenschaften abgeschlossen.
1
3%
Ja, ich habe ein Hochschulstudium im Bereich der Informatik oder Mathematik abgeschlossen.
3
10%
Ja, ich habe ein Hochschulstudium im Bereich, Soziales, Kommunikation, Medien oder Kultur, Kunst abgeschlossen.
Keine Stimmen
0%
Ja, ich habe ein Hochschulstudium in den Bereichen Hauswirtschaft, Landwirtschaft und Ernährung abgeschlossen.
Keine Stimmen
0%
Ja, ich habe ein Hochschulstudium in einem anderen Fach abgeschlossen.
Keine Stimmen
0%
Nein, ich habe eine Berufsausbildung im Kaufmännischen Bereich abgeschlossen.
10
32%
Nein, ich habe eine Berufsausbildung im Handwerk abgeschlossen.
3
10%
Nein, ich habe eine technische Ausbildung abgeschlossen.
1
3%
Nein, ich habe eine sonstige Berufsausbildung abgeschlossen.
2
6%
Nein, aber ich beabsichtige ein Studium zu absolvieren.
Keine Stimmen
0%
Nein, ich habe weder eine Berufsausbildung noch ein Studium abgeschlossen.
1
3%
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von Tanja Timanfaya
#1419357
Kaffeesachse hat geschrieben:Ich gebe aber ganz offen zu, ein Studium "absolviert", aber keinen Abschluss zu haben. Unrühmlich ... vielleicht, aber davon gibt's bestimmt mehr als man denkt. :lol:
Wenn du das so siehst, habe ich mehrere Studiengänge absolviert, finde ich gut ;-)

Ich müsste dann einsortieren:
3 Semester Jura an der Uni
Weitere Semester an der Fernuniversität
12 Semester Soziale Arbeit (bzw Bildungswissenschaft heißt das an der Fernuniversität, wo ich für einen Teil davon eingeschrieben war), nicht abgeschlossen wegen der EU und damit verbunden fehlenden Praktika :-(
Mehrere Semester Politik- und Verwaltungswissenschaft

Und noch die Fernausbildung Touristik, die noch läuft.

Das Schlimme ist, dass ich vor 12 Jahren Abi gemacht hab und demzufolge das alles abgeschlossen sein könnte :-o
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von rosebowl
#1419369
Ganz öde: Ja. Angefangen, in Regelzeit abgeschlossen, Ref drangehängt, zweites Examen gemacht, Job gesucht. Ich bin so langweilig :(

Naja, wirklich begeistert bin ich trotzdem nicht. Jura ist halt so ein "fang mal an, da kannst du ja sooooooo viel draus machen"-Fach. Letztendlich hab ich das gemacht, was ich zuerst gefunden hab. Und zum erste Erfahrungen sammeln war das auch sicher nicht verkehrt. Aber ich muss gestehen, dass ich alle beneide, die sowas wie eine Berufung gefunden haben. Bei mir ist das bis jetzt nicht der Fall, und ich bezweifle auch, dass ich mich nochmal für Jura entscheiden würde...
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von baumarktpflanze
#1419370
Ich würde Philosophie und Germanistik jederzeit wieder machen. Aber ich habe zum Beispiel auch mal Sprachwissenschaften und Linguistik gemacht, weil ich dachte, dass es mir und meinem Sprachgefühl was bringen würde. Heute weiß ich: Nein. Und bitte nie wieder.
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von Kiddow
#1419379
Ich wollte gerne studieren. Konnte mich aber nicht entscheiden, was es werden soll. Alles, was mich interessiert hat (vor allem Sprachen), habe ich mich nicht getraut. Ich war die erste in meiner Familie mit Abi. Und ich war die erste, der kein Leben am Fließband oder in der Arbeitslosigkeit drohte. Und ich hatte richtig Angst, nach einem Studium ohne Job dazu stehen. Deshalb wollte ich etwas, wo am Ende auch eine Beruf steht (so wie du Arzt wirst, wenn du Medizin studierst). Aber Linguist, weil ich z.B. Englisch studiert habe, erschien mir zu unsicher.
Mich packte totale Existenzangst. Also habe ich mich für eine grundsolide langweilige Ausbildung zur Kauffrau für Bürokommunikation entschieden (weil ich keine Ausbildung zur Veranstaltungskauffrau bekam).

Nach der Ausbildung habe ich noch einmal überlegt, doch noch ein Studium anzuschließen. Sinnvoll wäre BWL gewesen. Das hab ich mich aber nicht getraut, weil ich schon bei einem Mathe-Einstufungstest versagt habe.

Als ich dann ein Jahr im Callcenter gearbeitet hatte, fing ich an, es zu bereuen, nicht studiert zu haben. Ich hatte eine richtige Krise.

Mittlerweile bin ich aber in meiner aktuellen Firma einigermaßen zufrieden und es ist nicht mehr schlimm, dass ich nicht studiert habe. Am studentischen Leben hatte ich ja dank meiner Freunde trotzdem teilgenommen.
von Waterboy
#1419381
Ich hab Abi, aber nicht studiert, so genommen hätte ich mir das Abi und die 3 zusätzlichen Jahre auch sparen können. Aber was sollt`s vielleicht braucht man den wüsch irgendwann noch einmal :D

ansonsten erst Zivi, dann Hotelfachmann (nach 1 Jahren abgebrochen) und dann erst Bürokaufmann dann noch Weiterbildung zum Fachkaufmann für Organisation. Joar dann durch Glück an die jetzige Firma gekommen, dort hochgearbeitet (nicht geschlafen :D ) und nun reich und glücklich :lol: :twisted: 8)


Wäre das alles nicht so gekommen, hätte ich wohl irgendwas mit Sozialem studiert, hatte daran schon beim Zivi gefallen gefunden.

Generell halte ich nichts vom dem aktuellen Trend, wo Kids eingeredet wird, nur mit Abi bist du was. Klar, wenn ich jetzt nen Burf machen möchte, wo Abi erfoderlich ist, ist das logisch. Aber viele Eltern drängen ja selbst Kids, die von sich aus wissen, das Sie lieber ne Ausbildung machen wollen, ins Abi, oder aber Kids die ungeeignet dafür sind.

Kiddow hat geschrieben:
Als ich dann ein Jahr im Callcenter gearbeitet hatte, fing ich an, es zu bereuen, nicht studiert zu haben. Ich hatte eine richtige Krise.

:D Call center hab ich auch 4 Monate zwischen Zivi und Ausbildungsbeginn gemacht :D
war sehr stressig, aber auch ziemlich lustig und hat mir auch durchaus vieles gebracht (Umgang mit Menschen, ERkenntnisse, aber auch hartes Rückrat :twisted: )
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von baumarktpflanze
#1419383
Kiddow, wenn Du mich fragen würdest, was mich heute beeindruckt hat, dann würde ich sagen: Dein Posting.

Und ich würde Dir sagen:
versteckter Inhalt:
Mach es, Kiddow! Mach nochmal was völlig Neues! Sei mutig und mach es, bevor Du es wirklich nicht mehr kannst!
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von vicaddict
#1419386
Fabi hat geschrieben:Hast du nicht mal irgendwas in Brno studiert?
Ja. Wie lostie habe ich Anglistik studiert, aber letztlich ohne Abschluss, da ich nicht in die Bildung gehen wollte und das mittlerweile nahezu die einzige Aussicht auf nen Arbeitsplatz ist.
BungaBunga hat geschrieben:Vica, darf man fragen in welchem Schwerpunkt, Berufsbild bzw. in welcher Ausrichtung du diese Ausbildung absolvierst ? Büromanagement, Industrie usw.
Bürokaufmann. Ich dürfte der letzte sein, der sich dann noch so nennen darf, da man das, Bürokommunikation künftig alles als Büromanagement zusammenfasst.

Was ich dann damit mache, wird man sehen. Mein Praktikum absolviere ich ja demnächst in einer Immobilienverwaltung. Ursprünglich wollte ich ja auch Immobilienkaufmann lernen, aber da wollte man mich nicht. Also mal schauen.
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von Tanja Timanfaya
#1419398
Was den Abi-Trend angeht sind die Eltern aber die falschen Beschuldigten! Es ist tatsächlich so, dass viele Arbeitgeber bevorzugt Abiturienten für die Ausbildung nehmen. Was natürlich Schwachsinn ist, denn wen interessiert, ob sein Auto von nem Realschüler oder Abiturienten (Hauptschule wird ja abgeschafft) repariert wird? aber es ist leider Tatsache.
Da tun Eltern gut daran, ihre Kinder zum Abitur zu motivieren.
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von Kiddow
#1419408
baumarktpflanze hat geschrieben:Kiddow, wenn Du mich fragen würdest, was mich heute beeindruckt hat, dann würde ich sagen: Dein Posting.

Und ich würde Dir sagen:
versteckter Inhalt:
Mach es, Kiddow! Mach nochmal was völlig Neues! Sei mutig und mach es, bevor Du es wirklich nicht mehr kannst!
Nee, da würde mir total die finanzielle Sicherheit fehlen. Und die Ausdauer hätte ich auch nicht. Mittlerweile bin ich ja auch über den Punkt hinaus, wo ich denke, dass ein Studium sein muss. Das war halt in einer schweren Phase. Erst Callcenter, dann 8 Monate arbeitslos. Da fing ich an zu zweifeln.

Andererseits kenn ich Leute mit Masterabschlüssen, die seit 2,5 Jahren arbeitslos sind. Mag am Studiengang liegen, aber zeigt eben, dass ein Studium auch nicht die Universallösung ist.
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von AlphaOrange
#1419412
Hab mal Studium Informatik/Mathematik angekreuzt, auch wenn es genau genommen Statistik war und wir uns nicht gerne zu den Mathematikern ordnen lassen. Abschluss im 1.5-fachen der Regelstudienzeit, also schon ein bisschen Zeit gelassen, auch weil ich zwischendurch mehrmals Zweifel hatte, ob es das richtige Fach ist und auch mal ein Semester quasi gar nichts gemacht habe. Im Endeffekt dann halt doch durchgezogen.
Würde mich wahrscheinlich nicht noch einmal dafür entscheiden, weil die Jobs, die man damit bekommt (Versicherung, Banke, Pharmaforschung), nicht so wirklich meine Interessen treffen.
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von baumarktpflanze
#1419414
Kiddow hat geschrieben:Nee, da würde mir total die finanzielle Sicherheit fehlen. Und die Ausdauer hätte ich auch nicht. Mittlerweile bin ich ja auch über den Punkt hinaus, wo ich denke, dass ein Studium sein muss. Das war halt in einer schweren Phase. Erst Callcenter, dann 8 Monate arbeitslos. Da fing ich an zu zweifeln. Andererseits kenn ich Leute mit Masterabschlüssen, die seit 2,5 Jahren arbeitslos sind. Mag am Studiengang liegen, aber zeigt eben, dass ein Studium auch nicht die Universallösung ist.
Die finanzielle Sicherheit hatte ich die letzten drei Jahre auch nicht mehr. Gottseidank gibt es abseits der Studienkredite bzw. des BaFöGs, dass mir ja nicht mehr zustand, ein paar Angebote, die einen dann über Wasser halten. Gleichwohl ist die finanzielle Perspektive nicht zu verachten, gerade auch weil ein Fernstudium neben der Vollzeitstelle kein Zuckerbrot ist.

Die Studenten, die nach em Studium keinen Job finden, kenne ich auch zu Genüge: Gerade in den Geisteswissenschaften und gerade in Germanistik und Philosophie. Das sind, wenn Du nicht auf Lehramt studierst, inzwischen Fächer geworden, in denen Du nur für Dich studierst und nicht für Deinen Job. Insofern hoffe ich durch meine beiden Ausbildungen vor dem Studium hier ein Bein in einen gesicherten Job zu bekommen. Das Hammergehalt will ich gar nicht - warum auch.
von Chris_23
#1419419
Bin ja etwas überrascht, dass hier der Großteil nicht studiert hat. Durch die vielen Studien-Beiträge im Community-Bereich hätte ich die Zahl ja deutlich höher eingeschätzt.
Ich gehöre auch zu der Gruppe mit der Ausbildung im kaufmännischen Bereich, bei mir ist es der Industriekaufmann.
rosebowl hat geschrieben:Jura ist halt so ein "fang mal an, da kannst du ja sooooooo viel draus machen"-Fach.
Sitze ich gerade auf dem Schlauch oder kann man dann danach nicht nur Anwalt oder Richter werden?
von BungaBunga
#1419420
Ich bin doch überrascht, dass hier sehr viele dann tatsächlich eine Ausbildung vorweisen können, insgesamt ist das hier bisher doch recht ausgewogen aber in der Tat entspricht das Bild hier derzeit nicht der vorherrschenden Situation, die tatsächlich von einer völlig verkehrten Akademisierung geprägt ist. Ich finde das hier eigentlich ganz positiv, dass es so gemischt ist. Und im übrigen auch ausgebildeten Fachpraktikern steht heute jederzeit die Aufnahme eine Studiums offen, mindestens wenn eine mehrjährige Berufstätigkeit im Berufsbild nachgewisen werden kann oder eine Aufstiegsqualifikation erlangt wurde. Wenn man Meister, Fachkaufmann oder Fachwirt ist kann man heute damit direkt ein Studium aufnehmen, und das übrigens nicht fachgebunden.

Die politisch gewollte Fehlentwicklung und Zuspitzung in der Bildung ist ein wirkliches Problem, da in der Konsequenz alles nur entwertet und inflationiert wird, daraus ergibt sich keinerlei Mehrwert für die Gesellschaft oder den Einzelnen.

Ich kann nochmal Bezug nehmen auf meine Heimatregion, die sich aus Kleinstädten und Großstädten formiert und wo mehrere Landkreise nahe beieinander liegen. In dieser Region hier kannst du mittlerweile nur noch das Abitur machen, denn die anderen Schulformen wurden abgeschafft. Und in der Tat machen auch so ziemlich alle Abitur. Das Gymnasium erfüllt hier nicht mehr die Funktion eine Ausbildungsstätte für besonders leistungsfähige Schüler zu sein, sondern es ist einfach die allgemeine Regelschule. Und wenn man sich dann anschaut gibt es denn jetzt eine höhere Scheiterquote, dann kann man das deutlich verneinen. Es machen fast alle Abitur, kaum jemand scheitert, und die Notendurchschnitte steigen an.

Wenn man sich das rationell näher betrachtet, kann man nur zu dem Schluss kommen, dass man hier eine ganz große Illusion aufbaut. Das kann so alles nicht den Tatsachen gerecht werden. Das heißt man schaltet formal die wirklich starken mit den schwächeren gleich.

Ich bin ja dafür, dass jeder Schüler oder Auszubildene potenziell mal alle Möglichkeiten erhalten sollte, dass heißt jemand soll schon die Möglichkeit haben, auch die höchsten Abschlüsse zu erlangen aber dann in einer Form, wo wirklich auc Anforderungen erfüllt werden müssen. So wie sich das heute darstellt, wird das zu ziemlichen Problemen in der Gesellschaft und der Wirtschaft führen.

Das Arbeitgeber bevorzugt Abiturienten einstellen ist in der Form eine nicht zutreffende Aussage. Es muss heißen Arbeitgeber wollen möglichst auf dem Arbeitnehmermarkt die Personen beschaffen, die das größte Potenzial versprechen. Da orientiert man sich dann natürlich zunächst formal mal an den Abschlüssen die besonders hoch angesiedelt sind, weil man sich da die besten Potenziale verspricht. Die Verfügbarkeit von Abiturienten ist auch entsprechend hoch, man hat doch die beste Auswahl.

Das BWL Studium ist seit Jahren ein Massenstudiengang, dieser Studiengang erfreut sich größter Beliebtheit und wird zudem auch von vielen Orientierungslosen Studenten absolviert. Das Problem hierbei, auf dem Markt besteht ein sehr großes Überangebot. Die Vorstellung sehr vieler Studenten, mit BWL liegt man richtig, man macht Karriere und ich werde Manager. Die Realität ist, ja in der Tat bisher sind wenige da wirklich arbeitslos, aber die allermeisten sind heute Sachbearbeiter, das ist ansich ja cool aber das entspricht dann doch nicht so den Vorstellungen. Um hier wirklich sich noch abzuheben muss man große Anstregungen übernehmen, eine wichtige Grundlage bilden da schon erfolgreich abgeschlossene Studiengänge an sogenannten Elitehochschulen, die ihre Auswahl entsprechend nach strengen und anspruchsvollen Auswahlverfahren tätigen. Dieser Gruppe bleiben dann die besonders attraktiven Ebenen vorbehalten, wobei es auch immer mal Chancen gibt für Personen die nicht einen solchen Weg durchlaufen haben.

Die große Mehrheit der BWL Absolventen wird also ganz solide als Sachbaerbeiter eingesetzt, das entspricht oftmals nicht deren Vorstellungen aber es gibt noch ein Problem, wer wird normalerweiße sonst auf diesen Positionen eingesetzt ? Richtig, gelernte Kaufleute, die wiederum werden durch die Akademiker völlig verdrängt müssen mit denen in einen ungleichen Wettbewerb treten. Die studierten Betriebswirte werden auf diesen Positionen übrigens überwiegend auf dem Niveau der berufspraktischen Kaufleute vergütet.

Diese Bildungspolitik, die völlig falsche Ziele verfolgt führt nicht nur zu konstanten Entwertungen von formalen Abschlüssen, massiven Verzerrungen auf dem Arbeitnehmermarkt, nein sie hat auch das Verschieben und die Einordnung der Menschen bezüglich praktischer Berufsausbildungen stark negativ geprägt.

Die Berufsausbildung ist in der Wahrnehmung einer breiten Mehrheit nicht sonderlich gut gestellt. Und ich halte das für problematisch und auch nicht für gerechtfertigt. Man kann die Hochschulausbildung und die duale Berufsausbildung nicht systemisch und inhaltlich gleichsetzen, dass geht eifnach nicht. Aber die Berufsausbildung ist tatsächlich etwas sehr hochwertiges. Man muss die praktische duale Berufsausbildung unbedingt in der Wahrnehmung wieder aufwerten. Die Wirtschaft braucht diese berufspraktischen Fachkräfte, alleine auf die Akademiker sollte man und kann man nicht setzen. Die Wirtschaft bekundet selbst auch permanent wie wichtig die duale Ausbildung doch sei, aber sie selbst trägt nicht wirklich zu einer positiven Wahrnehmung dieser, in der Gesellschaft bei. Erfreulich sind hier die Trends, dass der Anteil an Meistern, Technikern und Fachwirten, die im Anschluss an ihre Ausbildung und ggf. eine Berufstätigkeit ein Studim anschließen konstant ansteigt. Das sind zukünftig nach meiner Einschätzung absolute High potentials, die auf dem Arbeitsmarkt Vorteile haben dürften. Ebenso werden immer mehr Duale Studiengänge geschaffen, auch das ist positiv zu sehen. Diese Absolventen dürften ebenfalls gefragt sein.

Nochmal zusammengefasst, jeder soll potenziell alle Bildungschancen haben, Grundlage sollte aber schon die Leistungsfähigkeit sein. Man sollte nicht die Ausbildungsformen so gegeneinander ausspielen aber man sollte vorallem politisch diverse Missstände und Verschiebungen korrigieren, denn diese haben das Potenzial das Wohlstandsniveau und die Produktivität der Wirtschaft zu schwächen. Generell einen Wettbewerb auf dem Arbeitsmarkt wird es immer geben und das ist auch ok.
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von rosebowl
#1419423
Chris_23 hat geschrieben:
rosebowl hat geschrieben:Jura ist halt so ein "fang mal an, da kannst du ja sooooooo viel draus machen"-Fach.
Sitze ich gerade auf dem Schlauch oder kann man dann danach nicht nur Anwalt oder Richter werden?
Allein Anwalt ist ja schon ein ewig weites Feld - allgemeines Zivilrecht, Strafrecht, Erbrecht, Familienrecht, Insolvenzrecht, Steuerrecht, Baurecht, Verwaltungsrecht........... Und dann kommt eben die Justiz-Schiene dazu, also Richter oder Staatsanwalt. Verwaltung geht auch, freie Wirtschaft, in der Politik sind sehr viele Juristen unterwegs etc... Es gibt da schon reichlich Möglichkeiten.
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von baumarktpflanze
#1419481
Boah, Bunga, ich glaube, mit Deinem Beitrag hast Du meinen Wall of Text Rekord aus den Quobas vergangenes Jahr gebrochen. :shock:

Ein paar Anmerkungen dazu:
BungaBunga hat geschrieben:Ich bin doch überrascht, dass hier sehr viele dann tatsächlich eine Ausbildung vorweisen können, insgesamt ist das hier bisher doch recht ausgewogen aber in der Tat entspricht das Bild hier derzeit nicht der vorherrschenden Situation, die tatsächlich von einer völlig verkehrten Akademisierung geprägt ist.
Die Studentenzahlen steigen, das ist schon richtig. Eine Akademisierung findet aber nur in dem Maße statt, wie auch die Zahl der Abiturienten steigt. Und ein Großteil der Akademisierung der letzten Jahre ist auf die Doppeljahrgänge durch die Einführung von g8 zurückzuführen
BungaBunga hat geschrieben:Die politisch gewollte Fehlentwicklung und Zuspitzung in der Bildung ist ein wirkliches Problem, da in der Konsequenz alles nur entwertet und inflationiert wird, daraus ergibt sich keinerlei Mehrwert für die Gesellschaft oder den Einzelnen.
Fehlentwicklung ist durchaus nicht falsch. Das Problem sind die vielen riesigen Lobbygruppen im Bildungsbereich und die Tatsache, dass die Politik mit der Bildung auf Länderebene im Grunde nur alles falsch machen kann.

Die Einführung von G8 ist ein Paradebeispiel: Da führt man ein neues System ein und verbindet damit gewisse Hoffnungen. Dann laufen die Eltern Sturm - jetzt wird G8 wieder teilweise abgeschafft oder den Schülern zur Wahl gestellt. Das ist ein Hickhack, bei dem keiner mehr wirklich durchblickt.

Auch wenn es sicher seinen Sinn hat, dass die Bildungspolitik auf Länderebene liegt, wäre es manchmal wünschenswert, dass der Bund mehr mitredet, damit in die - gefühlten - ständigen Änderungen am System einfach mal ein bisschen Ruhe einkehrt.
BungaBunga hat geschrieben:In dieser Region hier kannst du mittlerweile nur noch das Abitur machen, denn die anderen Schulformen wurden abgeschafft. Und in der Tat machen auch so ziemlich alle Abitur. Das Gymnasium erfüllt hier nicht mehr die Funktion eine Ausbildungsstätte für besonders leistungsfähige Schüler zu sein, sondern es ist einfach die allgemeine Regelschule.
Der Run aufs Abitur ist wirklich ein ziemliches Unding. Auf der einen Seite wird damit die Realschule zu einer Schule derjenigen, die es irgendwie nicht schaffen, was aber völliger Quatsch ist. Auf der anderen Seite wird damit ein Druck auf die Schüler erzeugt, der der Nachhilfeindustrie ein richtiges Konjunkturpaket gibt. Weil die Eltern glauben, dass aus den Kindern nur etwas wird, wenn es aufs Gymnasium kommt, müssen die Kinder eben abends noch in die Schülerhilfe.

Und ein bisschen nachvollziehen kann ich das durchaus: Viele Berufe, die früher klassische Ausbildungsberufe für Realschüler waren, sind heute Berufe für Abituriente. Der Eindruck, dass Realschüler weniger können, scheint sich so eingebrannt zu haben, dass man den eher praktischer orientieren Realschüler, den man in einer Ausbildung ja durchaus gebrauchen könnte, dem theoretischen Gymnasiasten vorzieht, der wiederum nie etwas von Praxis mitbekommen hat. Es sei denn, er war auf einem Wirtschaftsgymnasium.
BungaBunga hat geschrieben:Das Arbeitgeber bevorzugt Abiturienten einstellen ist in der Form eine nicht zutreffende Aussage. Es muss heißen Arbeitgeber wollen möglichst auf dem Arbeitnehmermarkt die Personen beschaffen, die das größte Potenzial versprechen. Da orientiert man sich dann natürlich zunächst formal mal an den Abschlüssen die besonders hoch angesiedelt sind, weil man sich da die besten Potenziale verspricht. Die Verfügbarkeit von Abiturienten ist auch entsprechend hoch, man hat doch die beste Auswahl.
Der Punkt ist neben diesem, dass es auch Schüler gibt, die das Abitur haben, aber dennoch nicht studieren wollen und sich dann auf Ausbildungsberufe bewerben.
BungaBunga hat geschrieben:Diese Bildungspolitik, die völlig falsche Ziele verfolgt führt nicht nur zu konstanten Entwertungen von formalen Abschlüssen, massiven Verzerrungen auf dem Arbeitnehmermarkt, nein sie hat auch das Verschieben und die Einordnung der Menschen bezüglich praktischer Berufsausbildungen stark negativ geprägt.
Im Grunde ist der Unterschied zwischen einer studentischen Ausbildung und einer praktischen Ausbildung auch ziemlich diskriminierend. In vielen Ausbildungsberufen kannst Du von dem monatlichen Salär, dass Du bekommst, nicht leben und bist auf Unterstützung angewiesen. Du bekommst eine viel weniger subventionierte Nahverkehrskarte, Du bekommst auch in der Kulturszene kaum Rabatte. Dagegen werden Studenten geradezu verwöhnt: Mit BaFöG, mit Bildungskrediten, mit dem Semesterticket, Studentenrabatten, mit einer ermäßigten Krankenkasse. Du wirst an allen Ecken gepampert.

Inzwischen sehe ich immer mehr, dass Ausbildungsbetriebe mit Sachwerten versuchen, Auszubildende zu werben: Es gibt jetzt eben ein Tablet dazu oder man verreist auf Kosten der Firma. Das ist ein nettes Gimmick, beseitigt aber weder diese himmelschreiende Ungerechtigkeit, noch hilft es einem Auszubildenden wirklich weiter.
von BungaBunga
#1419497
baumarktpflanze hat geschrieben: Die Studentenzahlen steigen, das ist schon richtig. Eine Akademisierung findet aber nur in dem Maße statt, wie auch die Zahl der Abiturienten steigt. Und ein Großteil der Akademisierung der letzten Jahre ist auf die Doppeljahrgänge durch die Einführung von g8 zurückzuführen
Nein, die Akademisierung setzt früher an und bezeichnet ja auch die politischen Bekundungen, dass man im Grunde studieren müsse um später etwas erreichen zu können, die Politik sowie die Gesellschaft hat seit vielen Jahren der dualen Berufsausbildung keine angemessene Wertschätzung entgegengebracht. Schau dir doch mal an, in unserem Land macht mittlerweile fast jeder Abitur. Dies ist eben unter anderem auf das Ansehen und die Wahrnehmung innerhalb der Gesellschaft zurückzuführen. Bei dieser Entwicklung wird aber die Realität missachtet, dass die Schüler insgesamt aber nicht intelligenter oder jetzt übermäßig leistungsfähiger geworden sind. Das heißt die schulische Differenzierung findet ja mittlerweile kaum noch statt. Dann hat man die Hochschulzugangsmöglichkeiten ausgeweitet, was aber aus meiner Sicht vollkommen richtig ist.
BungaBunga hat geschrieben: Fehlentwicklung ist durchaus nicht falsch. Das Problem sind die vielen riesigen Lobbygruppen im Bildungsbereich und die Tatsache, dass die Politik mit der Bildung auf Länderebene im Grunde nur alles falsch machen kann.
Darf ich fragen, welche Lobbygruppen im Bildungsbereich du hier meinst ? Ich glaube du verwechselst das mit gewissen Willensbekundungen der Wirtschaft. Denn innerhalb der Wissenschaft und der Bildung sieht man diese Entwicklungen schon seit vielen Jahren sehr kritisch. Es gibt hierzu sehr viele Interviews und Fachbeiträge, von Hochschulprofessoren, Bildungswissenschaftlern und Lehrern. Seit Jahren wird hier deutlich gemacht, dass diese Entwicklung nicht vorteilhaft ist und das aufgrund der Verschiebungen die Wertigkeit von Abschlüssen und das Niveau in Forschung und Bildung teilweise stark abgenommen hat. Die Forderungen kommen aus der Wirtschaft, der Gesellschaft und der Politik aber sie kamen definitiv nicht aus der Wissenschaft oder dem Bildungsbereich.
baumarktpflanze hat geschrieben: Die Einführung von G8 ist ein Paradebeispiel: Da führt man ein neues System ein und verbindet damit gewisse Hoffnungen. Dann laufen die Eltern Sturm - jetzt wird G8 wieder teilweise abgeschafft oder den Schülern zur Wahl gestellt. Das ist ein Hickhack, bei dem keiner mehr wirklich durchblickt.
Meine Haltung zu G8 unreflektionierter Aktionismus, nutzlos, erhöht den Druck auf die Schüler und ist eine Belastung für die Hochschulen.
baumarktpflanze hat geschrieben: Auch wenn es sicher seinen Sinn hat, dass die Bildungspolitik auf Länderebene liegt, wäre es manchmal wünschenswert, dass der Bund mehr mitredet, damit in die - gefühlten - ständigen Änderungen am System einfach mal ein bisschen Ruhe einkehrt.
Das ist kein zentraler Punkt, wenn man das erkennt und hier Verbesserungen erzielen möchte, dann ist das auch politisch innerhalb dieser föderalistischen Struktur möglich. Wie gesagt die grundlegenden Misstände im Bildungssystem liegen in anderen Umständen begründet.
baumarktpflanze hat geschrieben: Der Run aufs Abitur ist wirklich ein ziemliches Unding. Auf der einen Seite wird damit die Realschule zu einer Schule derjenigen, die es irgendwie nicht schaffen, was aber völliger Quatsch ist.
Nochmal eine Schulform ansich ist weder besonders toll noch mies, es kommt darauf an, wie sehr sie gegebene Realitäten berücksichtigt. Entscheidend ist wie eine Schulform und der dortige Unterricht gestaltet wird. Die Hauptschule war die Schule, die früher mal die weiterführende schulische Regelbildung für die breite Masse darstellte, dann in den vergangenen Jahrzehnten, war das die Schulform für die tendenziell eher leistungsschwachen Schülern, wo sich natürlich auch gewisse soziale Probleme dann bündeln können. Die Gesellschaft fällte daraufhin ein Urteil und erklärte die Hauptschule für unangemessen und inakzeptabel. Die Politik reagierte dann entsprechend. Die Hauptschule ist per Gesetz ja in den meisten Ländern noch spezifiziert findet sich aber zunehmend kaum noch. So was passiert jetzt mit den Schülern, die eigentlich diese Schulform besuchen müssten ? Weil die gibt es ja weiterhin sogar in gleicher Zahl, aber die sind und das mag jetzt sehr überraschend sein, auf Gymnasien und Realschulen zu finden. Was ist die Konsequenz dessen ? Bei den Schülern selbst kann es zu Überforderung und somit zu Resignation führen, was dann ein Scheitern zur Folge haben kann. Vielfach findet sich aber ein anderes Modell in der Praxis, denn die Lehrer unterliegen ebenso starkem Leistungsdruck politisch wie auch durch die Eltern generiert, dass heißt ein Scheitern ist nicht vorgesehen, alternativen gibt es nicht, daher muss man versuchen jeden durch dieses System zu drücken, das führt zu, genau einem Niveaueinbruch, der sich bei der Unterrichtsgestaltung, der Wissensvermittlung, der Gestaltung von Lehrmitteln und der Klausurkonzeption deutlich macht. Das Problem ist, dass hier die eigentlich Leistungsstarken die leidtragenden sind, die finden sich meist dann auf einer Stufe mit den eher schwächeren Schülern und erfahren selbst nicht mehr die Förderung und Konfrontation mit Ansprüchen, wie das erforderlich wäre.

Die Schwächen und Probleme werden einfach auf die anderen Schulformen übertragen bzw. verlagern sich dorthin, was dazu führt das wir dann in einigen Jahren vermutlich gesellschaftlich auch die Realschule für inakzeptabel erklären und zusätzlich zur Regelschule Gymnasium eine neue zusätzliche Schulform schaffen müssen, die sich dann vorrangig an die leistungsstarken Schüler wendet.

Es ist einfach alles irrsinnig und völlig ineffizient.
baumarktpflanze hat geschrieben: Und ein bisschen nachvollziehen kann ich das durchaus: Viele Berufe, die früher klassische Ausbildungsberufe für Realschüler waren, sind heute Berufe für Abituriente.
Berufsbilder sind eigentlich generell nicht auf bestimmte Absolventen festgelegt, sondern hier beinflusst die Marktsituation die Chancen der Absolventen, der unterschiedlichen Schulformen. Wenn ein so reichhaltiges Angebot an Abiturienten besteht, die man dann für seine Ausbildung auch gewinnen kann, dann wäre es komisch, wenn die Unternehmen sich da nicht entsprechend orientieren würden. Eine Bank, die ja auch schon früher immer Abiturienten angesprochen hat, wird hier erfolgreicher sein als bsp. ein Handwerksbetrieb.
Die Absolventen anderer Schulformen werden verdrängt, was sich aber derzeit dadurch ausgleicht das es nur wenige Absolventen dieser Schulformen gibt. Wenn diese Absolventen aber keinen Zugang finden, muss der Staat ihnen entsprechende Angebote machen, und hier muss man sogar auch mal positive Entwicklungen anmerken. Es gibt für Schüler die über keinen hohen oder gar keinen Schulabschluss verfügen heute wirklich zahlreiche qualitative Ausbildungsangebote.
baumarktpflanze hat geschrieben: Der Punkt ist neben diesem, dass es auch Schüler gibt, die das Abitur haben, aber dennoch nicht studieren wollen und sich dann auf Ausbildungsberufe bewerben.
Das es Studenten gibt, die sich für eine duale Berufsausbildung entscheiden finde ich völlig ok. In vielen Bereichen gab es schon immer eine sehr hohe Quote an Abiturienten bsp. Bankkaufmann, Immobilienkaufmann, Industriekaufmann, usw.
baumarktpflanze hat geschrieben: Inzwischen sehe ich immer mehr, dass Ausbildungsbetriebe mit Sachwerten versuchen, Auszubildende zu werben: Es gibt jetzt eben ein Tablet dazu oder man verreist auf Kosten der Firma. Das ist ein nettes Gimmick, beseitigt aber weder diese himmelschreiende Ungerechtigkeit, noch hilft es einem Auszubildenden wirklich weiter.
Hier kann man und das habe ich anderen Beiträgen zu diesem Themenbereich schon erwähnt, auch die Ausbildungsbetriebe nicht rausnehmen, die haben teilweise starke Versäumnisse zu verantworten und müssen sich auch bewegen und sich dafür engagieren, dass die Berufsausbildung wieder eine positivere Wahrnehmung erhält. Das fängt bei guten Rahmenbedingungen an, umfasst das Gehalt und eben auch innovative Ansätze.
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von baumarktpflanze
#1419527
BungaBunga hat geschrieben:Schau dir doch mal an, in unserem Land macht mittlerweile fast jeder Abitur. Dies ist eben unter anderem auf das Ansehen und die Wahrnehmung innerhalb der Gesellschaft zurückzuführen.
Dass fast jeder Abitur macht, hat aber nicht nur Gründe in der Bildungspolitik. Das ist auch gesellschaftlich vermittelt: In dem Augenblick, in dem die Hauptschule - freilich auch durch politische Rhetorik - zur Restschule wurde für Schüler, die es zu nichts bringen können im Leben - was nicht stimmt -, war auch die Realschule angezählt. Folglich blieb nur noch das Gymnasium.

Dazu kommt die Tatsache, dass Eltern heute in allen Bereichen ihr Kind vorbereiten wollen. Das Kind muss also aufs Gymnasium. Danach geht es zum Sport. Es hat auch noch Musikunterricht. Der Leistungsdruck, den - nicht alle! - Eltern auf ihre eigenen Kinder projizieren, ist erschreckend. Eltern, die mit ihrem Kind genau das nicht machen, weil das Kind sich selbst entfalten soll, eine Kindheit haben soll, stehen da in der Gesellschaft schön doof da, wenn die Nachbarseltern erzählen, was ihr Kleiner alles so macht.
BungaBunga hat geschrieben:Darf ich fragen, welche Lobbygruppen im Bildungsbereich du hier meinst ? I
Ich meine die Lobbygruppen aus Elternverbänden, Schülervertretungen, Lehrer, politischen Gruppen, aber auch der Wirtschaft. Gegen jede x-beliebige Entscheidung im Bildungssystem wird heute massiv Sturm gelaufen. Im Grunde kann ein Bildungspolitiker seine Sache nur falsch machen, weil entweder Eltern und Schüler protestieren, weil die Lehrer protestieren, weil die Wirtschaft protestiert. Und weil genau das ständig passiert und weil verärgerte Eltern gerne auch Wahlen entscheiden können, werden Entscheidungen im Bildungssystem ständig wieder verändert.
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von rosebowl
#1419528
baumarktpflanze hat geschrieben: Dazu kommt die Tatsache, dass Eltern heute in allen Bereichen ihr Kind vorbereiten wollen. Das Kind muss also aufs Gymnasium. Danach geht es zum Sport. Es hat auch noch Musikunterricht. Der Leistungsdruck, den - nicht alle! - Eltern auf ihre eigenen Kinder projizieren, ist erschreckend. Eltern, die mit ihrem Kind genau das nicht machen, weil das Kind sich selbst entfalten soll, eine Kindheit haben soll, stehen da in der Gesellschaft schön doof da, wenn die Nachbarseltern erzählen, was ihr Kleiner alles so macht.
Oh ja :roll:
Also wenn ich daran denke, was meine Tante und mein Onkel (wohlgemerkt beides Pädagogen :P ) mit ihren beiden Mädels angestellt haben: Gymnasium, Klavier, Turnen, Ballett, Leichtathletik,...... Nebenbei sollten die Mädels noch babysitten, weil sich zwei Lehrer ja kein vernünftiges Taschengeld leisten können :P Die hatten absolut keine Freizeit.
Die Ältere hat ihr Abi inzwischen - und studiert. Obwohl sie eigentlich immer gesagt hat, dass sie lieber eine Ausbildung machen will.

Manche Eltern lassen ihren Kindern wirklich keine eigenen Entwicklungsmöglichkeiten. Das finde ich ganz schlimm. Ich kann ja verstehen, dass man sich Gedanken macht, welche Chancen das Kind mal haben wird, und das beste für das Kind will. Aber man darf nicht aus den Augen verlieren, dass 1. ein Kind auch eine Kindheit haben sollte, und 2. ein Kind auch eine eigene Person ist und nicht nur dazu da, die Wünsche und Pläne der Eltern umzusetzen :?
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von RickyFitts
#1419535
rosebowl hat geschrieben:Ganz öde: Ja. Angefangen, in Regelzeit abgeschlossen, Ref drangehängt, zweites Examen gemacht, Job gesucht. Ich bin so langweilig :(

Naja, wirklich begeistert bin ich trotzdem nicht. Jura ist halt so ein "fang mal an, da kannst du ja sooooooo viel draus machen"-Fach.
Oh Gott ja, Jura habe ich auch mal aus diesem Vernunftstudium-Gedanken angefangen. Zum Glück nach zwei Semestern gemerkt, dass ich nicht mit dem Herzen dabei war und in Richtung deutsche und englische Literatur/Kultur/Filmwiss umgeschwenkt. Das war weniger langweilig, Regelstudienzeit weit überschritten, wesentlich mehr Kurse besucht als nötig gewesen wären und mit zwei Profs zusammengearbeitet (mich hat es halt wirklich interessiert), am Ende doch gegen weitere akademische Laufbahn entschieden und 1 Jahr in meine crazy überambitionierte Abschlussarbeit gesteckt. Für den Lebensstandard und den geregelten Alltag wäre der Jura-Abschluss sicher besser gewesen, aber irgendwie mag ich mein Spannungsfeld zwischen Kunst und Kommerz (ehemals Journalismus), Freelance-Arbeit und Hungertuch (neudeutsch: Volontariat).

Einige wesentlich jüngere Freunde verdienen zwar jetzt schon teils wesentlich mehr als ich, geben dafür aber auch so viele Freiheiten in ihren 60h "wer schaffts als erster zum Burnout?" Arbeitswochen auf. Außer dass ich mir wie fast jeder oft ein bisschen mehr Selbstdisziplin wünsche, bereue ich eigentlich nichts. Auf jeden Fall hat mein Studium MIR was gebracht. Das sollte man unter all der reinen "was bringt es meiner Karriere?" Denkweise nicht völlig vergessen.
von Ghost
#1419536
Ich bin kurz davor, endlich mein erstes Hochschulstudium abzuschließen, Bereich Geisteswissenschaften. Wie bei Kiddow bin ich der erste in der Familie, der Abi gemacht hat - zumindest in der engeren Familie. Mein Bachelor-Studium sollte anfangs erstmal Platzhalter sein, weil ich nach der Schule eigentlich ein Grafikdesignstudium beginnen wollte, mich aber noch nicht bereit gefühlt hatte und mich besser vorbereiten wollte. Aber wie das so ist: Dann war ich da so drin und räumte mir fast gar keine Zeit mehr für die "Kunst" ein. Der Zug ist jetzt auch abgefahren.
Das heißt aber nicht, dass ich das Studium nicht mochte. Ich fand's schon interessant, auch wenn es an meiner Motivation und an meinem Antrieb haperte, ich anfangs auch in ein tiefes Loch fiel. Allerdings weiß ich immer noch nicht, ob dies nun am Studium lag oder nicht vielmehr an anderen Faktoren. Tendiere aber zu zweiterem. Wobei mir auch angeraten wurde, dass ich es doch lieber im kreativen Bereich versuchen sollte, dass mich das vielleicht mehr erfüllen wurde. Da bekomme ich ein wenig Angst, Zeit zu verschwenden. Aber vielleicht gibt es ja auch Kombinations- oder Ausgleichmöglichkeiten.

Nach dem Bachelor-Studium wollte ich eigentlich praktische Erfahrungen machen und gar keinen Master machen oder jedenfalls erst nach einer "Orientierungspause". Mit praktischer Erfahrung im Bereich meiner Studien war nichts und aus finanziellen Gründen und aus Perspektivlosigkeit, aber auch an der Lust an einem neuen Studium (da wird alles besser, wahaha, oder so), habe ich mich nun doch für ein weiterführendes Master-Studium beworben, in einem interdisziplinären Studiengang. Ich muss mich in der kommenden Zeit vor allem darum bemühen, Praktika zu absolvieren und mich beruflich zu orientieren. Schreckt mich alles noch irgendwie ab und ich weiß nicht, wo ich "hingehöre", womit ich mich wohlfühlen würde, aber zumindest habe ich Ideen, was es werden könnte. Auch vom Studierendenleben würde ich diesmal gern mehr mitnehmen.
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von baumarktpflanze
#1419586
rosebowl hat geschrieben: Aber man darf nicht aus den Augen verlieren, dass 1. ein Kind auch eine Kindheit haben sollte, und 2. ein Kind auch eine eigene Person ist und nicht nur dazu da, die Wünsche und Pläne der Eltern umzusetzen :?
Guter Punkt! Loslassen können ist sehr sehr schwierig, aber auch sehr sehr nötig. Auch wenn man gerne die eigenen Lebensvorstellungen und auch eigenen Erfahrungen seine Kind mitgeben will und nicht zuletzt die eigenen Möglichkeiten voll für das Kind ausschöpfen möchte, muss man dem Kind auch die Freiheit lassen, sich selbst zu entwickeln. Wird auch in anderen Fragen gerne vergessen.
von Columbo
#1419591
Ist es eigentlich immer noch so, dass das Gymnasium bzw. Abi in einigen Ländern wesentlich leichter ist als in anderen bzw. generell das ganze Schulsystem höhere Anforderungen stellt? Man sagt ja immer, dass es in Bayern mit am schwersten ist, vielleicht kann ich daher auch nicht bestätigen, was hier so geschrieben wird. Das Gymnasium ist hier definitiv nicht die Regel, da gingen schon zu meiner Schulzeit wirklich nur die Besten hin und einige, die wirklich alles andere als dumm oder faul sind haben das Gymnasium auch einfach nicht geschafft und sind in hohen Bogen dort rausgeflogen. Es sind einfach viel mehr Leute auf die Realschule und wer auch das nicht schaffte wurde jetzt auch nicht so abwertend betrachtet wie vielleicht anderswo, wo Hauptschule ja fast schon "spätere gescheiterte Existenz" bedeutet.
Ich kann es jetzt nicht beurteilen, ich weiß nur, dass einer unserer Lehrer sich damals immer extrem darüber aufgeregt hat, dass es da solch große Unterschiede gibt, wobei er sich immer besonders über Berlin und Hamburg echauffiert hat.
Und ich fand die Realschule jetzt auch nicht so wahnsinnig leicht, ebenso die Berufsschule. Wobei ich die maßlos unterschätzt habe und nach einiger Zeit dann das böse Erwachen kam.

Edit sagt, dass ich mal bei Wikipedia nachgeschaut habe und dort steht dass der prozentuale Anteil der Abiturienten 2008 bundesweit bei 29,9% lag, in Berlin z. B. bei über 36% und in Bayern bei 22%, das ist damit auch der mit Abstand niedrigste Anteil aller Bundesländer. Scheint also was dran zu sein. Oder sind wir einfach dümmer? :lol:
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von rosebowl
#1419593
Columbo hat geschrieben: Oder sind wir einfach dümmer? :lol:
Ich beiß mir jetzt mal auf die virtuelle Zunge... :D

Also wir hatten einen Lehrer, der sich immer drüber lustig gemacht hat, dass man in Hessen Abi machen kann mit den LKs Kochen und Tanzen :P
Ich glaub, das Problem ist nicht so sehr, dass der Stoff so viel leichter oder schwerer ist, sondern dass man in einigen Bundesländern vieles nicht abwählen kann. Wir mussten in BaWü z.B. Mathe bis zum Abi machen, und es war auch zwingend als Prüfungsfach vorgeschrieben. Ich glaub das ist in einigen anderen Bundesländern anders.