- Do 22. Mai 2014, 15:55
#1363576
Als erstes möchte ich aber noch mal klarstellen, dass egal wie herablassend man irgendwo behandelt wird, niemand hat das Recht, dafür jemanden zu verkloppen. Dann soll man eine Beschwerde verfassen etc. Aber Gewalt ??? Nein !!!
Ich habe früher auch viele Vorgehensweisen der Arbeitsagentur hinterfragt, bis ich selber dort angefangen habe zu arbeiten. Seitdem verstehe ich die Abläufe, und warum etwas wie ablaufen MUSS. Leider ist dieser mächtige Verwaltungsapparat, der dahinter steckt, nicht für die Masse transparent zu machen. Dass Kolleginnen und Kollegen nach jahrelanger Arbeit abgestumpft sind bekomm ich mit. Intern noch mehr, als es nach außen dringt. Aber "nur" das nicht jeder mit roten Teppich empfangen wird, heißt das nicht, dass man anschließend ein Recht zur Gewalt hat. Das ist durch nichts zu rechtfertigen.
Die Entscheidungen, die getroffen werden sind vom Gesetz vorgegeben und geben einem persönlich kaum Handlungsspielraum. Da kann es auf den ein oder anderen auch mal wirken, dass man uneinsichtig und herablassend wäre, aber wenn mir jemand 20 mal das selbe Leid erzählt, wie schlecht es ihm geht (was man ja von duzend Leuten am Tag hört), man aber leider überhaupt nichts machen kann, was soll man da machen ? Ich gebe den Leuten immer Tipps mit an die Hand, wo man sich noch Unterstützung holen kann. Die einen nehmen das als dankbaren Tipp an, die anderen verstehen es so "der schiebt mich ja nur weg. Immer dieses Behördenrumreichen" ... Beim JobCenter ist es nochmal schlimmer als bei der Arbeitsagentur, weil es ja quasi die letzte Anlaufstelle ist.
Mal angenommen, der Herr aus meiner Geschichte hat eine Trainingsmaßnahme abgelehnt, die ihm helfen soll wieder in den Beruf zu finden, und dafür ist ihm das ALG II gekürzt worden ... was kann die Mitarbeiterin dafür. So ist das Gesetz. Und nur weil er sich persönlich zu unrecht behandelt fühlt, hat er noch lange kein Recht auf so etwas.
Da ich aber nicht weiß, was da vorgefallen ist, sind es nur Mutmaßungen.
Ich habe viele Kunden gehabt, die kamen schon mit 180 in mein Büro rein. Klar, dass ich da keine Besserung herbeiführen kann. Klar, dass er alles, was ich sage, ihn noch saurer macht. In der Allgemeinheit heißt es dann immer, dass die von der Behörde ja ach so unfreundlich seien ... Es ist kein Einfacher Job. Man hat tagtäglich mit Leuten zu tun, die meistens grade ihre Arbeit verloren haben oder schon lange keine mehr hatten. Ich für meinen Teil habe immer versucht ruhig mit den Leute zu sprechen und ihnen wie oben gesagt, Tipps zu geben. Aber ich (und auch die anderen Kollegen) sind keine Fußabstreifer. Wenn mich jemand permanent anschreit, dann Schrei ich zurück und werf ihn notfalls aus dem Büro raus. Ein gewisses Maß an anstand muss schon sein.
Und nochmal zu den Entscheidungen. Ich habe in meiner Zeit als Bearbeiter vom Arbeitslosengeld den Leuten, wenn ich denen ne Sperrzeit geben musste, direkt erklärt, dass ich diese Sperrzeit geben muss, da es so vorgesehen wird. Aber sie sollen direkt dagegen Widerspruch einlegen, dann könnte das ganze außerhalb des normalen Rahmens nochmal geprüft werden ... Das haben die meisten auch so verstanden. Das wird wohl nicht jeder seinen Kunden so sagen ... aber nochmal: NICHTS rechtfertigt eine solche Reaktion.
PS: Letzes Jahr wurde ja eine Kollegin mit einem Messer abgestochen und is gestorben. Hinterließ einen Mann und ein Kind. Ist das richtig, mit so einem Risiko in einem Bürojob zu leben ?