RickyFitts hat geschrieben:The Banner Saga
Das fühlt sich nach meinen bisherigen 6-7 Spielstunden dagegen schon nach einem Volltreffer an. In einem nordischen Fantasyreich, in dem Menschen und die riesenhaften Varl so semi-gut koexistieren fallen plötzlich aggressive Horden aus dem Norden ein. Kapitelweise wechselnd spielt man dann eine jeweils wachsende Gefolgschaft aus Menschen und Varl über ihre gefahrenreichse Reise. Dabei gibt es anspruchsvolle und klug balancierte Rundentaktik-Kämpfe mit bis zu sechs Helden zu bestreiten. Noch spannender finde ich aber die Spielphasen zwischen den Kämpfen. Denn da zieht einmal der gesammelte Clan durch wunderschön gezeichnete 2D Landschaften, was unbarmherzig an Proviant und Moral zehrt. Geht letztere in den Keller fallen wichtige Boni für die Kämpfe flach, geht der Proviant aus, verhungert der Clan schlicht langsam. Beides lässt sich aber auch steigern. Die Moral durch regelmäßige Rast (was natürlich die Reise verlängert und mehr Vorräte erfordert) oder durch Proviantkauf in den Städten. Das erfordert nur dummerweise eine Spielwährung, die man auch für die Stufenaufstiege der Helden benötigt. Auch die (leider unvertonten und spärlichst animierten) klasse geschrieben Dialoge stellen einen oft vor schwere Entscheidungen, deren Konsequenzen sich häufig nicht so einfach vorhersagen oder in gut/hartherzig/böse Raster einordnen lassen wie zB bei den Bioware Rollenspielen. Wer glaubt hier immer als guter Samariter und mit freundlichen Antworten ebenso sanft durchzukommen, wird schnell ein paar bittere Verluste erleben. Eins der wenigen multiple-choice-Dialog-Spiele, das mich inzwischen dazu bekommen hat mich mehr auf meine wirkliche Intuition zu verlassen als mögliche Ausgänge aus den Entwicklerhirnen zu antizipieren. Bin gespannt wie es weitergeht.
Tendenz: 9/10
Bin mittlerweile durch und die Tendenz hat sich bestätigt. Die Kämpfe werden zum Ende hin verflixt fordernd und es ist erstaunlich wie viel Stimmung die Entwickler aus den wunderschönen, aber eben karg animierten Standbildern der Figuren herausholen. Da wurde mir richtig flau im Magen, wenn meiner Karawane auf der Flucht immer dramatischer die Lebensmittel ausgehen, mir täglich Kämpfer und Clansmen verhungern, und ich dann noch vor bittere Entscheidungen gestellt werde, für die bloße Chance auf neue Vorräte viel Zeit zu verschleudern, in der die Verfolger aufholen, oder fremden, ebenfalls in Not befindlichen Menschen Leid zuzufügen oder eben einfach weiterzuziehen - wissend, dass morgen wieder ein paar Mitreisende auf der Strecke bleiben. So harte Entscheidungen hat mir bisher kaum ein Spiel je abverlangt. Schon gar nicht in so bitterer Konsequenz. Während das Resultat meiner Entscheidungen immer erzählerisch nachvollziehbar blieb, war es zuvor selten vorhersehbar. So etwas wie gute "blaue" oder hartherzige "rote" Antworten ala Mass Effect gab es hier nicht. Auch die Story entwickelt sich spannend und schließt zumindest dieses erste große Kapitel der Banner Sage gut ab, wobei natürlich eine Menge spannender Fragen für die geplanten weiteren zwei Teile offen bleiben.
9/10
Hearthstone
Zwischendurch habe ich auch mal das F2P Blizzard Trading Card Game ausprobiert, dass sich gerade in der offenen Beta befindet. Wie von Blizzard gewohnt fällt das sehr einsteigerfreundlich aus, hat ein gut funktionierendes Matchmaking-System und bereits jetzt eine ordentliche Balance. Das ganze Thema der hübschen Präsentation ist dabei Warcraft entliehen, ebenso die neun Klassen, die alle individuelle Spezialfähigkeiten und Spezialkarten für ihre Decks haben. Das macht für ein paar Dutzend Runden, die in der Regel so 5-15 Minuten dauern, auch Spaß, dann wurde es mir aber doch zu zufallsabhängig. Man kann sich zwar individuelle Decks mit je 30 Karten zusammenstellen und dabei bestimmte Taktiken durch schöne Synergieeffekte zwischen den Zaubern und Minionfähigkeiten überlegen und es macht riesig Freude, wenn die dann genau so aufgehen - ABER: es ist einfach viel zu glücksabhängig, die richtigen Karten in der richtigen Reihenfolge in die Hand zu kriegen. Hauptproblem: ab der Mitte einer Partie hat man allzu oft konstant nur noch drei oder weniger Karten auf der Hand und muss dann halt ausspielen, was man hat, um den Druck auf den Gegner aufrecht zu erhalten. Mit Strategie hat das dann aber leider gar nichts mehr zu tun. Da ist es total vom Zufall abhängig, ob man den Gegner mit einem glücklichen Händchen ohne Verlust von Lebenspunkten wegfegt oder in der nächsten Runde bei eigentlich gleichen Voraussetzungen völlig baden geht.
In Hearthstone steckt ein gutes Spiel, sogar eins mit gefährlich hohem Suchtpotential. Aktuell ist es aber noch keine Empfehlung:
6/10