#1337037
Die geringe und aktuell wieder stark abnehmende Aktivität und Schreibmotivation vieler Nutzer ist auch ein Faktor aber diese sei hier nur mal am Rande angemerkt.

Mal völlig unabhängig von den eigenen Präferenzen und Schwerpunkten, fällt mir seit langem auf, das sehr viele Nutzer, dieses Forum hier scheinbar nicht mehr als Diskussions oder Austauschplattform sehen, sondern eher als Mitteilungs und Kommentar Feature, so wie das bei den Sozialen Netzwerken der Fall ist.

Was ist damit gemeint ?

Naja es wird eigentlich in sehr vielen Fällen, kein Wert auf Austausch gelegt, sondern man möchte einfach nur seine Sicht mitteilen und fertig. Sehr viele machen das in Form von sogenannten, ein oder zwei Sätze Beiträgen.

Nutzer: A Heute habe ich Nudeln gekocht

Nutzer: B War heute einkaufen

Nutzer C: Das Wetter ist doof

Nutzer D: Lalalala

Es entsteht kein Austausch und auch kein inhaltlicher Bezug. Es werden einfach nur Aussagen aneinandergereiht, die in vielen Fällen auch keinen Inhalt haben. Meist wird ersichtlich, dass sich für Beiträge anderer nicht interessiert wird oder diese auch generell nicht gelesen werden.

Es gibt hier dann auch einige Threads, die eine solches Kommentierungsverhalten sehr stark fördern und die inhaltlich keinen Mehrwert bieten, wobei letzteres subjektiv ist.

Ich sehe die Diskussionskultur und die Austauschaktivität hier etwas bedroht.

Ich hoffe mal ich konnte vermitteln, was ich meine. Es geht um die Entwicklung als solche und nicht um einzelne Nutzer. Auch geht es nicht um eine Debatte, welches Thema nun werthaltig ist und welches nicht. Das lässt sich objektiv sowieso kaum ermitteln.

Nochmal zusammengefasst:

Viele schreiben gar nicht mehr (Viele sind in den vergangenen Wochen inaktiv geworden)
Sehr viele Kommentieren nur noch aber beteilligen sich nicht aktiv an einem Austausch
Viele lesen nicht mehr
Es ergibt sich oft kein inhaltlich thematischer Bezug mehr zwischen Beiträgen in Themen

Das Trolling, was hier von manchen betrieben wird, hingegen hat sich positiv entwickelt, denn diese Trollposts sind vielfach von qualitiativer Güte, tiefsinnig, Zynisch, unterhaltsam und in vielen Fällen und das ist entscheidend auch nicht beleidigend oder fies.
#1337363
Wenn man in einen Thread schaut, in dem die User schreiben, dass sie Nudeln gekocht haben oder das Wetter doof finden, ist man aber vermutlich auch schlicht am falschen Ort, um Diskussionskultur zu bewerten. Dafür sind die "Was nervt euch / esst ihr / trinkt ihr ..." Threads schlicht da und das waren sie auch schon fast immer. Ich erinnere mich zB an die Anfangsphase des Forums zurück - in einer Zeit, in der Facebook völlig unbekannt und der Trendbegriff Social Networking noch nicht geboren war - als hier nach einem nervösen Aufstand Kettenthreads verboten wurden. Man fürchtete den Verfall der Diskussionskultur, indem einige User ihre Postingzahlen durch sinnlose Ein-Wort-Postings ohne Mehrwert pushten. Ich hab damals auch dafür plädiert, die Dinger zu verbieten, heute finde ich das ein wenig albern.
Wenn es Themen gibt, über die man diskutieren kann, dann geschieht das auch hier im Forum. Die Frage, in welchem Umfang und dass die Aktivität früher höher wahr sehe ich dann schon vielmehr als den Leuten, die aktiv sind, mangelnde Diskussionskultur zu unterstellen.

Was du mit dem positiven Trolling meinst, verstehe ich nicht. Trolling ist imo per se eine bewusste Störung einer Diskussion und damit ein Angriff auf die Diskussionskultur. Die einzig positive Entwicklung, die so etwas nehmen kann, ist dass es weniger wird.
#1337808
Bunga Bunga hat recht !
Es ist schon recht verwunderlich, dass es weniger Diskussionen gibt. Ein gutes Forum zeichnet sich aber dadurch aus, dass lebendig und auch kontrovers diskutiert wird. Wären alle einer Meinung wäre das auch langweilig. Und Dinge zu schreiben: "Ich gehe jetzt einkaufen" interessiert doch niemand.
#1337949
AndiK. hat geschrieben:Ein gutes Forum zeichnet sich aber dadurch aus, dass lebendig und auch kontrovers diskutiert wird.
Lebendig und kontrovers kann es allerdings nur werden, wenn die Diskussionspartner auch die Argumentationspunkte des jeweils Anderen einsehen koennen und nicht sturstumm geradeaus diskutieren, ohne wirklich auf Argumente einzugehen. Hardcore-Christen und Creationists machen das ja sehr gerne.
#1337968
Ich finde ja, hier geht das noch - da gibt es weitaus schlimmere Foren, in welchen dann beinahe eine Art Meinungsfaschismus herrscht. Hier ist das zuweilen auch so, aber beileibe nicht so schlimm, als dass ich hier von einer eventuell kaputten Diskussionskultur sprechen würde.

In jedem vernünftigen Forum gibt es einen Off-Topic-Bereich und einen, sagen wir mal Laberbereich, und es gibt halt die ein oder anderen Leute, die eben auch mal online irgendwo einfach mal ihre Gedanken schweifen lassen wollen oder sich gerne auch mal etwas sinnlos mitteilen wollen. Das gehört einfach zum Leben, auch mal etwas Smalltalk zu betreiben - so ohne Stock im Arsch funktioniert das wunderbar. Das ist doch einfach nur Unterhaltung - da muss man doch nicht teilnehmen. Und wenn meine Frau wieder etwas geniales gezaubert hat und ich das so mächtig lecker fand, dann bin ich da stolz drauf, und das muss dann halt im "Was esst ihr gerade"-Thread rausposaunt werden. Und wenn der nächste dann mit Maggi-Tüten kommt, muss der halt mit "ih pfui bah, kreisch, Glutamate sind der Teufel!" von mir leben. Das ist halt die Brötchentheke des Forums, da labert man halt auch mal über Belangloses und vertieft sich nicht in inhaltsschwangere Diskussionen.

Hier, so bin ich der Meinung, sind die Leute durchaus fähig, normal zu diskutieren, ganz gleich, ob es um Musik, TV, Kino, Politik oder anderen Dingen geht - ich finde, es ist durchaus so, dass die Leute hier überwiegend einen mindestens brauchbaren Intellekt besitzen.

Und leider muss ich gleich auch Namen nennen, und ich bitte darum, diese auch stehen zu lassen, denn sollte der Beitrag zensiert werden, möchte ich, dass auch mein Account deaktiviert wird, bitte, danke. Es geht um die Nennung von Beispielen, denn die Probleme fußen nun mal im Verhalten Einzelner.

Denn das ist auch so eine Sache - man versucht dann wirklich auch mal Tacheles zu reden und muss eben auch mal das Kind beim Namen nennen, sonst weiß keiner, worum es geht - und diese Zensur und diese Löschungen sorgen letztendlich für mehr Ärger (weil sie für Verwirrung stiften: "Was hat er denn gesagt?" "Wo steht das?" -> Folge: Der Henner hat gesagt, dass der Karl gesagt hat, dass die Hedwig-Sieglinde geschrieben hat...) als das, was potenziell Ärger hätte verursachen können (aber eben nur vielleicht).

Abgesehen davon: Anstrengend wird es nur, wenn jemand dermaßen beharrlich seine Meinung vertritt und dann Romane schreibt, noch auf zig Quellen verweist, sodass man genau so gut offline gehen könnte und ein Buch lesen könnte (Drogenthread, RickyFitts' beinahe militante Verteidigung mit teilweise absurdesten Vergleichen). Anstrengend wird es auch, wenn man seine für 90% des Forums nachvollziehbar unmögliche Meinung vehement vertritt - und über das Vertreten seiner Meinung hinausgeht. Es ist ja legitim, kein Iota davon abzuweichen, aber es wird leider fragwürdig, wenn man seine Meinung als das Gesetz versteht und "den ganzen Rest" als dumm hinstellt und beleidigend wird - aber sich im selben Atemzug beschwert, wenn andere ihn beleidigen (zahlreiche ff36, und AndiK-Threads, leider.)

Anstrengend wird es ebenfalls, wenn der ein oder andere der Orthographie, der Interpunktion oder generell des zumindest sorgfältigen Schreibens nicht mächtig ist und selbst als weniger empfindlicher Zeitgenosse automatisch zum unfreiwilligen, haareraufenden Deutschlehrer wird, weil die Konzentration auf den Text dadurch gestört wird.

Schade ist auch, dass Ironie oftmals überhaupt nicht verstanden wird - wenn daraus dann oftmals eine Wall of Text entsteht, würde ich mir den Kopf manchmal gerne mit voller Wucht mehrmals auf den Tisch hauen, um den inneren Schmerz zu kompensieren. Aber da das bleibende Schäden hinterlassen könnte und ich mit eingedötschtem Kopf nicht mehr so unwiderstehlich aussähe, lasse ich das doch lieber.

Oftmals ist es zumindest bei mir auch so, dass ich inhaltlich mit einigen Leuten weitestgehend konform gehe, aber ich so meine Probleme mit der oftmals ellenlangen und beharrlichen Ausführung habe - so geht's mir beispielsweise bei Fohlen, der gute Ideen hat, seine Postings mit viel Inhalt und wenig bis keinem Ballast füllt, aber es insgesamt oftmals einfach zu viel des Guten ist - auch was das Herumreiten auf bestimmten Dingen ist, die er gerne ändern würde, für die er viel Einsatz zeigt, aber eigentlich keiner mehr so wirklich Bock auf tiefgreifende Veränderungen hat, weil's einfach zu viel ist (QuoBA, SSCs vor einigen Runden) - da denk ich mir oft: Boah, neee, schreib das doch wenigstens mal in zwei knackige Sätze als über die halbe Bildschirmfläche verteilt. Sorry. ;)

Da sind mir dann Leute wie Trötenflöter (der gerade in den Politikthemen zeigt, dass das, was er sagt, Hand und Fuß hat) zuweilen fast schon lieber, und auch mit Basils Art komme ich trotz einiger Entgleisungen fast schon problemlos zurecht, zumal auch er seine lichten Momente hat.

Und die Anmerkung von AndiK. ist zwar gut und richtig...
Tangaträger hat geschrieben:
AndiK. hat geschrieben:Ein gutes Forum zeichnet sich aber dadurch aus, dass lebendig und auch kontrovers diskutiert wird.
Lebendig und kontrovers kann es allerdings nur werden, wenn die Diskussionspartner auch die Argumentationspunkte des jeweils Anderen einsehen koennen und nicht sturstumm geradeaus diskutieren, ohne wirklich auf Argumente einzugehen. Hardcore-Christen und Creationists machen das ja sehr gerne.
... , doch Tanga trifft es danach auf den Punkt, wobei man den letzten Satz natürlich nun nicht auf Andi beziehen kann - den Rest habe ich ja oben schon angesprochen. Sorry, dass es dich noch mal trifft, Mister K.

Und ich denke, das sind alles Punkte, die den ein oder anderen, mich eingeschlossen, hier etwas diskussionsmüde hat werden lassen, gewahr dessen, was wieder kommen wird. Und bevor ich mir beim nächsten Gang an den Rechner, ein paar Stunden später, wieder zig Seiten mit Romanpostings durchlesen muss (sorry, meiner hier ist ausnahmsweise mal wieder ein solcher...), halte ich mittlerweile dann doch lieber die Finger still.

Dass der ein oder andere als ernsthafte Diskussion gedachte Thread irgendwann zerschossen wird, liegt leider oftmals auch an den negativen Erfahrungen, die einige User machen durften. Die einen versuchen's mit Argumenten (die dann ignoriert werden), die anderen werden in der Tat beleidigend (was dann zum Hauptthema des Threads wird), andere können dem Ganzen dann nur noch mit Sarkasmus und Ironie, zuweilen auch mit Zynismus begegnen. Was gingen mir bspw. die Zappelgrafiken am Anfang auf den Geist - mittlerweile sind sie wohl schlichtweg ein Zeichen der Resignation, und als die benutze ich sie mittlerweile eben auch gern. Oft einfach deswegen, weil einem die Worte fehlen oder weil sich eine Diskussion im Kreis dreht.

Und mal ehrlich gesagt: Ich diskutiere momentan eigentlich überwiegend deshalb kaum noch mit, weil permanent über die bedrohte Diskussionskultur, die pööösen Trolle und dergleichen gemeckert wird.

Den Umgang mit Friedensstörern finde ich hier auch nicht unbedingt geschickt. User löschen geht überhaupt nicht (weil durch das Verschwinden der Beiträge entscheidende Diskussionspunkte, die auch einen aufklärenden Charakter hatten, verschwinden und so vieles für den aktiven Rest sehr verzerrt rüberkommt) - Maßregeleien und Zensuren halte ich für genauso albern. Man kann User ein paar Tage, ein paar Wochen, Monate und auf Lebenszeit sperren - dafür sind diese Funktionen da. Das ist meiner Erfahrung nach effektiver und lehrreicher.

Tja, und was die Störenfriede betrifft, so besteht leider noch immer eine ziemlich unterschiedliche Auffassung davon, wer ab wann ein solcher ist. Ohne nun mit irgendwelchen Gruppierungsvorwürfen zu kommen - aber da habe ich oft noch immer das Gefühl, dass da kein wirklicher Konsens besteht bzw. erst gar nicht gesucht wird. Das Miteinander "da oben" scheint nicht zu funktionieren, und das merke ich als User durchaus. Und andere auch.
#1338022
Trolling ist ansich natürlich immer ein Problem, es ist hier im konkreten Fall aber so, dass einige aus dem Grüppchen der Trolle, ein sehr niveauvolles Trollen beherrschen, wo dann gewisse Grenzen nicht überschritten werden. Diese Trollposts sind dann manchmal tiefsinniger und qualitativer, als ansich reguläre Beiträge vieler anderer. Ansich ja etwas fragwürdig aber ich empfinde es so. Allerdings bleiben manche der Linie nicht treu und werden dann doch hin und wieder niveaulos und beleidigend.

Wenn natürlich Nutzer beleidigt werden, oder man ganz gezielt versucht Diskussionen zu stören, dann ist das wiederum völlig inakzeptabel. Von diesen Fällen sprach ich aber natürlich nicht.

Ja in der Tat, scheinen hier viele recht gebildete und vergleichsweiße intelligente Nutzer unterwegs zu sein, nur leider spiegelt sich diese potenzielle Intelligenz vielfach nicht in den Beiträgen wieder. Da besteht eine sehr große Diskrepanz, was ich eben nicht nachvollziehen kann. Das mit dem Sozialverhalten ist auch so ein Problem hier im Forum.
#1338029
Da sind mir dann Leute wie Trötenflöter (der gerade in den Politikthemen zeigt, dass das, was er sagt, Hand und Fuß hat) zuweilen fast schon lieber, und auch mit Basils Art komme ich trotz einiger Entgleisungen fast schon problemlos zurecht, zumal auch er seine lichten Momente hat.
Danke. Mir ist aufgefallen, dass du in letzter Zeit ausgeglichener schreibst als noch vor ein paar Wochen. Etwas muss sich geändert haben, wie auch immer, gut zu lesen :wink:

Ich beobachte den beschriebenen Zustand nicht nur in diesem Forum, sondern auch in sozialen Netzwerken, in öffentlichen Verkehrsmitteln, Institutionen etc. Vielleicht handelt es sich um einen gesellschaftlichen Prozess, Kommunikation muss heute effizient sein. Außerdem tragen Fernsehen und Internet und das allgemeine Tempo dieser Welt zu einer Verkürzung der Aufmerksamkeitsspanne bei, noch in einem viel stärkeren Ausmaß als es vor ein paar Jahren der Fall war, so mein Eindruck.

Natürlich kann man sagen, das hier sei ein Diskussionsforum und verdiene deshalb eine besondere Aufmerksamkeit außerhalb von Chat, Twitter, Facebook etc. Aber es ist mittlerweile überall. Dieses Tempo. Wenn man hier einen komplexeren Beitrag vorbereitet, darf man schon fast damit rechnen, dass dieser nicht die gewünschte Aufmerksamkeit bekommt und so oder so untergeht. Das Internet macht einfach so viel Spaß! Und jemand, der hier schreibt, konkurriert gleichzeitig mit der Aufmerksamkeit von Menschen, die auf Twitter, Youtube, FB unterwegs sind. Ich glaube, ein wirksames Gegengift für den allgemeinen Diskussionsverfall wäre Entschleunigung.

Holt alle eure Yoga-Matten raus!