- Di 6. Sep 2016, 23:26
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Rise of the Tomb Raider
Von der Spielmechanik her ein merklicher Fortschritt zum Vorgänger. Das fühlt sich alles runder und griffiger an, gibt mir besseres Feedback und auch die Balance zwischen Erkunden, Klettern und Ballern ist ausgewogener. Vor allem wird man dem Tomb im Titel wieder mehr gerecht. Und doch hat es mich nicht ganz so beeindruckt. Das letzte Tomb Raider hatte da doch irgendwie einen größeren WOW-Faktor für mich, die Insel hatte mehr mysteriöse Ausstrahlung und einzelne Landschaften waren beeindruckender. Das soll nicht heißen, dass RotTR sich optisch lumpen lassen würde. Ganz im Gegenteil. Technisch und handwerklich ist das einer der visuell imposantesten Titel, die es gerade für den PC gibt (auch wenn ich immer noch ein bisschen neidisch auf den PS4 Kracher Uncharted 4 schaue). Nur beim Weltdesign scheint es mir jetzt ein bisschen bodenständiger geworden zu sein. Die Story ist aber eher zweckmäßig als wirklich packend, die Schurken bleiben trotz einiger Mühe, ihnen Profil zu geben, sehr stereotyp.
8/10
Inside
Ich habe ja schon den schwarz-weiß Rätsel-Sidescroller Limbo innig für seine dichte Atmosphäre geliebt und sein Setting, das irgendwo in einem dunklen Traum voller akuter Gefahren und weniger greifbarer, gefühlter Bedrohlichkeit spielte. Inside ist der geistige Nachfolger vom gleichen Studio und dreht da nochmal kräftig auf. Spielerisch ruht es weiter auf Physikrätseln mit der Umgebung und ein paar clever eingewobenen zusätzlichen Elementen, die man hier gar nicht spoilern darf. Wieder ist der Protagonist ein Junge, der völlig stumm bleibt wie auch der ganze Rest der Spielwelt. Gute Soundeffekte gibt es, Musik nur sehr, sehr wenig, Sprache: nada. Braucht es auch nicht, denn die Welt erzählt ihre Geschichte in den Umgebungen, in den Reaktionen der anderen (naja vermutlich) Menschen. Falls das ganze wirklich auf unserer Erde spielt, ist auf jeden Fall etwas schlimmes passiert. Auf jeden Fall sind wir auf der Flucht - wie wahrscheinlich alle noch frei denkenden Menschen. Das lernt man schon durch einen der ersten vielen Tode, die man hier sterben wird. Kaum ins Taschenlampenlicht eines Erwachsenen geraten, rennt der uns nach, holt uns bald ein, packt uns, drückt mit den Händen Mund und Nase zu. Der Junge wird bewusstlos. Abblende. Ihh, irgendwie sehr viel fieser als in den meisten Spielen einfach erschossen zu werden. Selbst das, was ich anfangs für Selbstschussanlagen hielt, ist irgendwie gemeiner als der erwartete Kugelhagel. Ein Taser, aber gleich mit Kabel an den Haken, die mich wie einen betäubten Fisch ranziehen. Inside geht deutlich mehr in Richtung Horror als Limbo. Ich fand es jedenfalls wesentlich schauriger als die meisten Begegnungen mit irgendwelchen Monstern, die mir Games in den letzten Jahren um die Ohren geschleudert haben. Inside geht unter die Haut und wirkt verstörender, aber dadurch auch faszinierender. Die Welt hat in ihrer immer nur vage erzählten Bedrohlichkeit einen im doppelten Sinne unheimlichen Sog auf mich ausgeübt. Besonders lang ist es nicht. So rund 4-5 Stunden dürfte ich gebraucht haben. Aber Längen gab es nicht und an den Rätseln habe ich mich auch nie festgefressen, denn die waren immer logisch und brachten mich mit etwas Beobachtung der Umgebung schnell zum befriedigenden Aha-Erlebnis. Das letzte Kapitel aber ist schon sehr bizarr und der Schlusspunkt kommt abrupt, fordert zur Interpretation auf. Wenn das Spiel mal im nächsten Sale unter die 10 Euro Marke rutscht: unbedingte Empfehlung!
9,5/10
"And in that moment, I swear we were infinite."