Benutzeravatar
von rosebowl
#1466322
Extaler, möchtest du darüber referieren? :D
Nee, das ist schon eine sehr... interessante Ausstattung :P :D
Benutzeravatar
von Fabi
#1466325
Kiddow hat geschrieben:
baumarktpflanze hat geschrieben:Das Infobuch zu meinem Hotel in Bergen.
Infobuch hat geschrieben:We offer First Lady Rooms for our female guests, for a small additional fee. The rooms are equipped with various toiletries, bathrobe, womens magazine, iron and ironing board.
:mrgreen:
Ich finde es sexistisch, dass es in einem extra Ladies Room ein Bügeleisen gibt :evil:
Dir müsste das doch gefallen. Du gehst doch regelmäßig zum Hot Iron. :lol:
Benutzeravatar
von Kiddow
#1466327
Fabi hat geschrieben:
Kiddow hat geschrieben:
baumarktpflanze hat geschrieben:Das Infobuch zu meinem Hotel in Bergen.
Infobuch hat geschrieben:We offer First Lady Rooms for our female guests, for a small additional fee. The rooms are equipped with various toiletries, bathrobe, womens magazine, iron and ironing board.
:mrgreen:
Ich finde es sexistisch, dass es in einem extra Ladies Room ein Bügeleisen gibt :evil:
Dir müsste das doch gefallen. Du gehst doch regelmäßig zum Hot Iron. :lol:
Gnaaa! Seit letzter Woche nicht mehr. Ich habe Hot Iron total emanzipiert gegen Kampfsport getauscht :D
von Columbo
#1466939
Stephen King - Der Anschlag

Hat mir sehr gut gefallen, auch weil es wirklich rund war und auch das Ende zu gefallen weiß, King neigt ja dazu Enden öfter etwas zu versauen. Die Geschichte rund um das Kennedy-Attentat ist sehr spannend, sehr detailverliebt und enorm gut recherchiert. Dazu kreiert King sehr interessante, vielschichtige Figuren und vernknüpft sie geschickt mit historischen Figuren. Die Schilderung des Lebens von Lee Harvey Oswald fand ich da immer am interessantesten. Kann ich ingesamt nur empfehlen, wer auf derart epische Zeitreise-Stories steht macht hiermit nichts falsch. Und jeder, der mit King was anfangen kann eh nicht. Mal sehen, was die Serie draus macht.

9/10

Als nächstes gibt es E.L. Doctorow - "Der Marsch", ein Roman, der in der letzten Phase des amerikanischen Sezessionskrieges spielt.
Benutzeravatar
von Nerdus
#1467056
Das hab ich auch noch vor mir und bis jetzt nur gutes gehört.

Hab vor einer Weile mal wieder Misery gelesen und muss sagen, das gehört immer noch absolut zum Besten, was King je geschrieben hat. Großes Buchkino.
Benutzeravatar
von baumarktpflanze
#1467859
Hannah Arendt: We refugees (1943)
Hannah Arendt hat geschrieben:Wir haben unsere Heimat verloren und damit unser gewohntes alltägliches Leben. Wir haben unseren Beruf verloren und damit die Zuversicht, dass wir zu etwas nutze sind in dieser Welt. Wir haben unsere Sprache verloren und damit die Natürlichkeit unserer Reaktion, die Einfachheit der Gesten, den unaffektierten Ausdruck von Gefühlen. Wir haben unsere Verwandten in den polnischen Ghettos zurückgelassen und unsere besten Freunde wurden in Konzentrationslagern ermordet, und all das bedeutete einen Riss in unserem privaten Leben.
Benutzeravatar
von baumarktpflanze
#1468557
Im neuen SPIEGEL findet sich eine sehr erschütternde und bewegende Geschichte über überlebende Mütter, die sich zusammen mit ihren Kindern, teilweise nur ein paar Monate alt, für die Terrormiliz Boko Haram in die Luft sprengen sollten. Reporterin Nicola Abé portraitiert die jungen Frauen und erzählt ganz nebenbei, wie der Terror eine Gesellschaft zerstört.

Im letzten SPIEGEL gibt es ebenfalls eine wirklich bewegende Geschichte über einen Gefangenen in Guantanamo, der ohne Anklage, Verteidigung und rechtsstaatlichem Verfahren dort jahrelang gefoltert wurde. Und jetzt nach Hause könnte, aber das nicht will, weil er die Welt da draussen nicht mehr kennt.

Kann ich beide nur sehr empfehlen.


(Im neuen SPIEGEL, jedenfalls im NRW-Teil, wird eine ähnliche Geschichte aus einem deutschen Gefängnis erzählt: Ein Gefangener, der gehen könnte, aber nicht gehen will, weil er da draussen nichts mehr hat und er deswegen lieber in seiner Zelle bleibt. Der wurde freilich nicht gefoltert.)
Benutzeravatar
von baumarktpflanze
#1468788
Im Wirtschaftsblatt "Capital" gibt es eine schöne Geschichte über Pforzheim und der Frage, warum eigentlich die AfD hier in einem der beiden Wahlkreise einen so großen Erfolg bei den letzten Landtagswahlen hatte. Auf den 10 Seiten kommen Leute aus der Stadt zu Wort und wird der Strukturwandel beschrieben, den die Stadt gerade durchmacht und der noch bevorsteht. Das ist alles ein bisschen zu trostlos beschrieben, ist aber eine lesenswerte Beschäftigung mit der Thematik. :)
Benutzeravatar
von Nerdus
#1468800
Ich hab jetzt »Onkel Dagobert – Sein Leben, seine Milliarden« gelesen und muss sagen, ich bin schwer begeistert :D

Die Comics sind super, die Geschichten gehören sicherlich zum besten, was es aus Entenhausen so gibt und die Zusatzkapitel und Zwischeninformationen sind auch echt nett. Am meisten hat mich aber überrascht, an wie viele Figuren und sogar einzelne Panels ich mich noch genau erinnern konnte :mrgreen: Das muss ja schon fast zwanzig Jahre her sein, dass die Dinger in der Mickey Maus waren und seitdem hab ich sie nicht mehr zu Gesicht bekommen … und trotzdem hat sich das so eingeprägt :o
Benutzeravatar
von rosebowl
#1468801
Nachdem ich lang gar nicht mehr richtig zum lesen kam und mit Mühe und Not im Lauf von Monaten endlich mal "Zeugin der Toten" von Elisabeth Herrmann fertig gekriegt hab (was übrigens nicht am Buch lag, das ist toll), hab ich mir jetzt mal was kurzes vorgenommen:
"Als ich in meinem Alter war", eine Sammlung von Texten, mit denen der Vorleseonkel Torsten Sträter in letzter Zeit so unterwegs war... Ich mag den Sträter einfach, der hat so einen schön trockenen Humor :D Wenn er von einem Arztbesuch schreibt und dazu meint "Ich bin Angstpatient. Ich nehme 9 Kapseln Johanneskraut, bevor ich zur Fusspflege gehe", das hat was :D
Benutzeravatar
von baumarktpflanze
#1468802
rosebowl hat geschrieben:Ich mag den Sträter einfach, der hat so einen schön trockenen Humor :D Wenn er von einem Arztbesuch schreibt und dazu meint "Ich bin Angstpatient. Ich nehme 9 Kapseln Johanneskraut, bevor ich zur Fusspflege gehe", das hat was :D
Weil es gerade passt: Diesen Sonntag, 1. Mai, ist Sträter bei Zimmer frei im WDR.
Benutzeravatar
von baumarktpflanze
#1469557
Im neuen stern befinden sich gleich zwei hervorragende Foto- und Textstrecken, die es wert sind, mal durch das Magazin zu blättern.

In der einen Geschichte geht es um einen 288kg schweren Mann, dessen Leben fotografisch portraitiert wird auf 10 Seiten. Die schwarz-weißen Aufnahmen sind in ihrer Normalität, die sie abbilden und gleichzeitig eben nicht normal sind, geradezu schockierend und hängen mir immer noch im Kopf herum. In der Titelgeschichte wird auf 12 Seiten St. Pauli mit all seinen Sonnen- und Schattenseiten portraitiert. Das ist gut bebildert und vor allem locker leicht geschrieben mit einem sehr schönen Ton.

Kann ich beides nur empfehlen!
Benutzeravatar
von baumarktpflanze
#1472881
Lesetipps zum Sonntag
  • Die Titelgeschichte im neuen Spiegel ist eine wirklich gut geschriebene, fast schon literarische Hommage an Paris. Kurz vor der EM verspricht das Blatt eine Einschätzung nach den Terroranschlägen und erzählt von einer Stadt, die mit Platzknappheit, hohen Mieten und Ghettos in den Speckgürteln zu kämpfen hat, aber vor allem immer noch bewohnt wird von Menschen, die diese Stadt vergöttern. Reisetipps gibts gratis dazu.
  • Die Welt am Sonntag berichtet in ihrer heutigen Ausgabe über den Polizisten Daniel Nivel, der vor 18 Jahren von deutschen Hooligans bei der WM in Frankreich niedergeschlagen wurde. Der Autor besucht Täter, Opfer und deren Familien und erzählt, wie der Irrsinn auch 18 Jahre später noch das Leben prägt.
  • Sowohl der stern, als auch Der Spiegel und die Welt am Sonntag berichten großflächig über die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens, das ja auch hier im Forum schon mehrfach diskutiert wurde. Vor allem der Text aus dem letzten (!) Spiegel ist lesenswert, weil er argumentiert und nicht nur Protagonisten darstellt.
Benutzeravatar
von baumarktpflanze
#1473426
Noch einmal von mir ein paar Lesetipps zum Wochenende:
  • Im neuen stern finden sich gleich zwei bemerkenswerte Texte. In einem Interview mit dem berüchtigten Journalisten Arno Luik verteidigt die Mutter eines Kindes mit Down-Syndrom die Geburt ihres Kindes gegen die Möglichkeiten der Pränataldiagnostik und kritisiert die deutsche Behindertenpolitik sehr hart. Inklusion überdecke nur, dass die deutsche Gesellschaft Behinderte aus ihrem Sichtfeld schieben will. Nach diesem Interview musste ich das Heft erst einmal beiseite legen.
  • Ebenfalls im stern findet sich einer der bisher interessantesten Texte zur politischen Lage in Europa am Beispiel Frankreich. In einer Tour de France trinkt sich ein stern-Team quer durch französische Kneipen und lässt die Leute dort zu Wort kommen. Dazu: Gute Fotos und eine ungewöhnlich lange Textstrecke.
  • Das manager-magazin beschreibt in seiner aktuellen Ausgabe sehr schön, wie das deutsche Export-Wunder zu Ende geht, aber wir das bisher nicht wahrhaben wollen und stellt die Frage, was eigentlich danach kommt. Man kommt zu der Erkenntnis: Wir haben China durch unsere Exporte aufgebaut - nun erobert China die Welt und wir fallen zurück. Schön recherchiert, flüssig geschrieben und ohne den typisch langweiligen Wirtschaftsmagazinduktus
Benutzeravatar
von rosebowl
#1473427
Ich lese gerade "Ein Mann namens Ove". Es müssen aus Schweden ja nicht immer düstere Krimis sein :D
Es geht um einen älteren Herrn, der auf den ersten Blick der typische Blockwart-Besserwisser ist. Er kontrolliert im ganzen Viertel, ob sich auch jeder an die Regeln hält, fängt mit absolut jedem Diskussionen an, in denen es grundsätzlich ums Prinzip geht... Nach und nach erfährt man dann, wie ihn sein Leben zu dem gemacht hat, was er ist. Das Buch ist mit viel Humor geschrieben und macht Ove trotz seiner nervtötenden Eigenschaften irgendwie sympathisch. Macht Spaß :)
Benutzeravatar
von Kiddow
#1477060
Dave Eggers - The Circle

Vorhin beendet.

Es geht um ein Unternehmen, der Circle, welches alle Social Media Konten und überhaupt das gesamte Leben der Menschen in einem Account vereint und so immer mehr Macht erlangt.
Da ich weiß, dass zumindest Pflanze es noch lesen will, ein paar Gedanken dazu im Spoiler. Keine Handlungsspoiler, aber es könnte das Leseerlebnis beeinflussen.
versteckter Inhalt:
Die Hauptperson, Mae, bekommt einen Job beim Circle und man folgt ihr durch die ersten Wochen ihrer Arbeit. Zunächst hat sie zwei Bildschirme, einen für die Kundenanfragen, die sie bearbeiten soll und einen für einen Social Media Feed der Firma. Nach und nach werden es immer mehr Bildschirme. Externer Social Media Feed, Bewertungsseiten, Überwachsungskameras etc.
Außerdem wird Mae zu Beginn immer wieder darauf angesprochen, dass sie nicht genug partizipiert. Nicht an Events der Firma teilnimmt, Kajaken geht, aber darüber nichts in Social Media schreibt etc. Leute reagieren beleidigt, wenn nicht innerhalb von Minuten auf Nachrichten geantwortet wird.

Im Verlauf der Geschichte werden diese Szenen häufiger und immer extremer. Es wird uns gezeigt, was passieren kann, wenn wir uns einer (freiwilligen) Komplettüberwachung ergeben und welche Folgen es hat, wenn es eine Person mal nicht tun will.

Und das hat mich ziemlich beeindruckt, obwohl ich mich über 200 Seiten gequält habe und das Buch erst einmal nichtssagend fand.

Aber es hat mich zum Nachdenken gebracht. Ich habe meinen Facebookaccount, darüber nutze ich goodreads und spotify, instagram und pintrest. Ich bin damit bei einer Website angemeldet, die Diätwetten anbietet. Facebook ist quasi der Circle. Und was Facebook nicht abdeckt, übernimmt google. Mit meiner Mailadresse für Netflix und Amazon, für Paypal und den Playstore. Und all das gebe ich freiwillig her. Ich bin ein ziemlich transparenter Mensch und das hat mich nachdenklich gemacht.

Auch an der Arbeit sind einige Stellen des Buchs zutreffend. Da schicken Leute eine Mail und erwarten sofort eine Antwort. Antwortest du nicht, rufen sie an. Gehst du nicht ans Telefon, kommt eine Nachricht per Skype. Als ob man den ganzen Tag nichts anderes zu tun hat, als sofort auf eingehende Nachrichten zu antworten. Ich "erziehe" meine Kollegen mittlerweile durch bewusstes ignorieren und spätes antworten, auch wenn sie anhand meines Skype Status sehen, dass ich gerade am PC sitze und daran arbeite. Die Rebellion der fleißigen Ameise.
Benutzeravatar
von lostie
#1481534
"Harry Potter and the Cursed Child" - Gott, es ist so gut. Ich liebe es. Rowlings Schreibstil ist klar erkennbar, die Story wird weiterentwickelt und bietet viel Unvorhersehbares, aber alles im Stil der früheren Bücher. Trotz der Script-Form eine würdige Fortsetzung.
Benutzeravatar
von Neo
#1485347
baumarktpflanze hat geschrieben:...den SPIEGEL.

Darin gibt es einen schönen Text, der beschreibt, wie Jürgen Todenhöfer, der im vergangenen Jahr mit seinem Buch "Inside IS" durch die Talkshows getingelt ist und mit dem Interview eines Dschihadisten auf YouTube Furore gemacht hat, in genau jenem Buch und Video verklärt, was eigentlich tatsächlich passiert ist. Im Grunde schildert ein Mitreisender von Todenhöfer, dass seine Erkundungen mehr eine Kaffeefahrt durch den IS waren und der Dschihadist aus dem Video nur ein Begleiter. Der Anwalt von Todenhöfer arbeitet bereits fleissig.

Sehr netter Text :-)
Und sie haben gewonnen. Diverse Zeilen mussten getrichen werden und der Artikel wurde ganz von SPON genommen. So kann es eben auch laufen. Da muss man sich dann eben überlegen, ob man so geil auf eine Story ist, dass man sich als Journalist vergisst und es wohl auch nicht so gescheit zu formulieren weiß, dass man dafür nicht belangt werden kann.
Benutzeravatar
von Fernsehfohlen
#1489671
Tschick

Durch die Verfilmung ist dieser Jugendroman von Wolfgang Herrndorf derzeit wieder in aller Munde, erschienen wurde er aber schon 2010 und wurde der so weit ich weiß größte kommerzielle Erfolg des leider bereits vor drei Jahren verstorbenen Autors. Es geht um zwei Achtklässler, Maik Klingenberg und Andrej "Tschick" Tschichatschow, die in ihrer Klasse zu den Außenseitern gehören und sich in den Sommerferien dazu entschließen, mit einem geknackten Lada durch die Prärie Ostdeutschlands zu tingeln.

Der im Taschenbuch-Format gut 250 Seiten umfassende Roman ist vollständig aus Maiks Perspektive erzählt und bedient sich damit auch in Teilen eines Jugendslangs, den zumindest ich aber weder als aufdringlich noch als aufgesetzt empfand. Der Lesbarkeit des Buches kommt dieser einfache Sprachstil sehr zugute, sodass sich das Buch hervorragend runterlesen lässt und stets kurzweilig daherkommt. Gefallen hat mir vor allem die mal dezente, mal deutlicher zutage tretende Ironie, die sich über weite Teile erstreckt. Dürfte auch für Gelegenheitsleser also kein Problem darstellen, mit Freude und ohne Frust oder Langeweile der Geschichte zu folgen.

Für mein Empfinden ist das erste Drittel, in dem sich Tschick und Maik noch in Berlin aufhalten, beinahe noch gewitzter geraten als der anschließende Roadtrip: Vor allem die Unterrichtsepisoden mit den unterschiedlichen Lehrer- und Schüler-Stereotypen sind hier zwar nicht unbedingt innovativ, aber sehr komisch. Die anschließenden Geschehnisse auf der Fahrt empfand ich hingegen mitunter als ein wenig arg überzeichnet: Sie begegnen dort unter anderem um sich schießenden Kriegsveteranen, liefern sich Verfolgungsjagden mit der Polizei und sind vor allem zum Ende hin in etliche Unfälle verwickelt. Gelungen fand ich hier eher die kleineren Geschichten ohne den ganz großen Pomp: Die müffelnde Isa auf dem Müllberg beispielsweise oder die extrem bekloppt-sympathische Großfamilie um Friedemann, deren Kinder bei der Verteilung des Nachtischs erstmal ein kleines Quiz bestreiten müssen. Sollte ich jemals Kinder haben, werde ich das auch so halten. ;)

Als Pluspunkt in emotionaler Hinsicht würde ich noch die Tatsache benennen, dass ich die jugendlichen Gedanken und Gefühle Maiks in vielen Situationen so wunderbar nachempfinden konnte und mich einige Male auch in meine eigene Jugend zurückgebeamt fühlte. Und die Momente, in denen über die Vergänglichkeit und Bedeutungslosigkeit des Seins philosophiert wurde, haben mich sogar ziemlich ergriffen. So war es auch wieder einmal nicht das große Getöse, was mich hier am meisten gepackt hat, sondern die Schnitzerei auf einem Berg und die Gedanken an einen Menschen, der 1903 dort ebenfalls verweilte - und inzwischen längst verstorben und vergessen ist.

Alles in allem ein wirklich schönes, angenehm lesbares, amüsantes und doch ernsthaftes Buch, das derzeit vielleicht ein wenig überhypt wird und sicherlich nicht das Wunderwerk der deutschen Literaturgeschichte schlechthin ist, aber für kurze Zeit großen Spaß bereitet.

7,5/10


Fohlen
Benutzeravatar
von Fernsehfohlen
#1525539
Yeah, zweiter Jahrestag meines letzten Beitrags hier. Das muss doch gefeiert werden. :P

Timur Vermes - Die Hungrigen und die Satten
Scheint bei weitem nicht an den Erfolg von "Er ist wieder da" anknüpfen zu können, was ich bedauere. Denn dieses Buch ist meines Erachtens eine sehr treffende und hochaktuelle Tragikomödie über den Zynismus in der Fernsehwelt auf der einen und in der Migrationspolitik auf der anderen Seite und gewinnt vor allem in zwei Punkten gegenüber Vermes' Erstling:
a) Realismus: Vielleicht bin ich da schon selbst zu sehr Zyniker, aber große Teile der Story halte ich für theoretisch denkbar. Die Inszenierung des Flüchtlingselends in Afrika für die Quote, den Gedanken, in einer großen "Herde" nach Europa marschieren zu wollen, das unsolidarische Wegducken sämtlicher Länder, welche die Menschen nur passieren wollen, die Hysterie der deutschen Bevölkerung in Angesicht weiterer Hunderttausenden von Migranten und die Überlegung, diesmal ernst zu machen mit der Abschottung an der Grenze. Das kann ich mir alles leider sehr gut vorstellen.
b) Dramaturgie: Ich fand, "Er ist wieder da" hatte eine tolle Idee, die sich aber mit der Zeit ein wenig in episodenhaften humorigen Geschichten verloren hat und an Reiz verlor. Hier dagegen wartet man zunächst darauf, wie die egomanische deutsche Reality-Soap-Trulla in Afrika in diverse Fettnäpfchen tritt, dann ist man interessiert daran, wie der Flüchtlingszug organisiert wird, der Weg nach Deutschland mit den diverse Gefahren ist auch recht spannend und schließlich wartet man natürlich darauf, was an der deutschen Grenze passiert. Vermes hat hier einige recht charismatische und interessante Charaktere entwickelt, der Ton des Buches wird mit Fortschreiten der Handlung deutlich ernster und tragischer. In puncto Dramaturgie meines Erachtens also ein deutlich stimmigeres Werk.

Kritisieren lassen sich einige Längen insbesondere im Mittelteil und das große Finale, bei dem Vermes für meinen Geschmack deutlich über das Ziel hinaus schießt - allerdings erst auf den letzten ca. 20 von über 500 Seiten. Ansonsten ein Buch, das mir große Freude gemacht hat, sowohl in Sachen Humor als auch in den ernsteren Momenten aus der Seele sprach und auf drastische (hintenraus überzogene) Weise darstellt, was 2015 hätte passieren können, wenn sich Deutschland und einige wenige andere Länder nicht dazu bereiterklärt hätten, die Flüchtlinge aufzunehmen. Sehr gutes Buch mit kleineren Schönheitsfehlern.

8/10

----------------------------

Stefan Zweig - Schachnovelle
Um 1940 herum und oftmals als Schullektüre genutzte Novelle, in der ich die eigentlich bedeutsame Handlung ziemlich intelligent in den Rahmen des Schachspiels eingepflegt fand. Ansonsten gut erzählt, flüssig geschrieben und emotional durchaus bewegend. War für mich ein literarischer Quickie und lässt sich in der Tat auch ziemlich gut einfach so "runterlesen", wenn man das Werk nicht auf Einzelheiten sezieren will oder muss. Hübsch.

7/10

----------------------------

Heinrich Böll - Ansichten eines Clowns
Wir hatten damals in der Schule "Die verlorene Ehre der Katharina Blum" gelesen, was für mich eine der angenehmsten Schullektüren im Deutschunterricht war. Umso enttäuschter war ich, dass mir dieses Buch so überhaupt keine Freude machte und ziemlich zog. Habe es nach etwa 100 Seiten aufgegeben, weil es zwar gut geschrieben war und einen feinen Humor hatte, inhaltlich aber ziemlich auf der Stelle trat und mir die Hauptfigur auch ziemlich egal blieb.

Bis dahin für mich leider nur 5/10

----------------------------

Friedrich Dürrenmatt - Der Besuch der alten Dame
Noch so ein Name, der mir aus der Schulzeit positiv in Erinnerung blieb ("Die Physiker" hatten wir gelesen). Und in diesem Fall fühlte ich mich auch nach der Lekütre eines zweiten bekannten Werkes in meiner Einstellung bestätigt: Tolle Tragikomödie über die subtilen Mechanismen der Korruption und der Paranoia, die ich auch als weitaus zeitloser empfinde als das Böll-Werk. Sehr amüsant und grotesk, nicht ganz so kurzweilig wie "Die Physiker", dafür aber auch leichter zu folgen. In jeder Hinsicht überzeugend.

9/10

-----------------------------

Ferdinand von Schirach - Verbrechen
Schöne Sammlung von Kurzgeschichten, in denen verschiedene Kriminalfälle aus der Sicht des Strafverteidigers erzählt werden. Mir hat die trockene, sehr straighte Sprache des Autors gefallen, zumal sich die Geschichten damit sehr gut für zwischendurch eigneten. Allerdings kommt nicht jede Story gleich gut in Fahrt, manche verpuffen ein bisschen oder sind schnell ziemlich vorhersehbar. Dennoch gute Unterhaltung.

7/10


Fohlen
Benutzeravatar
von Neo
#1542780
Überlege gerade, ob ich die Autobiographie von Woody Allen lesen mag. Dabei bin ich jetzt auf die Amazon Bestseller-Liste gestoßen und das ist in Corona-Zeiten auch nicht uninteressant.
Sehr, sehr viele Kinderbücher und Rätselhefte, Bücher über die Börse/Aktien, Tschick und Besuch der alten Dame (beides Abi Stoff?), natürlich Harari, Gesetzbücher , hier und da ein Koch-/Ernährungsbuch (gefühlt müsste doch jetzt endlich jeder diesen Ernährungskompass zuhause rumliegen haben ':) ) und auf 75 eben die am Samstag erscheinende Allen Bio.

Jetzt weiß ich natürlich nicht, wie sich sonst die Liste gestaltet, aber auffällig ist schon, dass man kaum Romane findet. War doch auch letztens erst die Leipziger Buchmesse bzw. war sie ja dann doch nicht, aber eigentlich sind die Bücher von der Shortlist immer weiter oben. In den Top 100 nur das, das den Preis gewann.
Benutzeravatar
von Kiddow
#1542909
Ich habe vorgestern mein Bücherregal leer geräumt, um es sauber zu machen und bei der Gelegenheit auch ein paar alte Bücher aussortiert . Die hab ich gestern zu einem offenen Bücherschrank gebracht und mir dann von dort auch ein Buch mitgenommen. Und es ist (Trommelwirbel!) - Der Ernährungskompass :D
Benutzeravatar
von Neo
#1542964
Kiddow hat geschrieben: So 29. Mär 2020, 11:48 Ich habe vorgestern mein Bücherregal leer geräumt, um es sauber zu machen und bei der Gelegenheit auch ein paar alte Bücher aussortiert . Die hab ich gestern zu einem offenen Bücherschrank gebracht und mir dann von dort auch ein Buch mitgenommen. Und es ist (Trommelwirbel!) - Der Ernährungskompass :D
':)

Aber gute Idee. Ich könnte auch mal Bücher wegbringen und schauen, was ich aus dem Schrank so mitnehmen kann, anstatt gleich neue zu bestellen. ^^
Benutzeravatar
von Nerdus
#1542987
Ich mach um den Bücherschrank hier einen Bogen, so von wegen Pandemie und so ':) Auch wenn das Risiko wahrscheinlich vernachlässigbar ist, aber hm. So ganz wohl fühle Ich mich dabei trotzdem nicht.
  • 1
  • 76
  • 77
  • 78
  • 79
  • 80