- So 18. Aug 2013, 21:29
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Ein schöner Abschlusstag war das für die Weltmeisterschaften im Luschniki-Stadion.
Endlich hat Christina Obergföll ihre ersehnte Goldmedaille ergattert und ist Weltmeisterin. Ich hätte nicht gedacht, dass die 69,15 m, die ja schon eng am Rande des Korridors gemessen werden mussten, ausreichen würden. Da Maria Abakumowa heute mit "nur" 65,09 m einen gebrauchten Tag erwischte und auch die Neuseeländerin Mickle im sechsten Versuch nicht mehr weit genug kam, konnte sie dann doch den Titel feiern. War schon klasse, sie da voller Freude heulen zu sehen. Mal schauen, wie es für sie jetzt weitergehen wird. So ganz wollte sie sich darüber ja nicht äußern... Rio ist noch ein ganzes Stück weg, vielleicht macht sie es so wie Frau Issinbajewa?
Ganz stark präsentierte sich Homiyu Tesfaye in seinem 1500 m-Lauf. Im ersten WM-Finale der Karriere gleich auf Platz 5 zu landen und das in solch einem starken Feld ist schon ehrenwert und das hätte er sich selber wahrscheinlich auch nie zu träumen gewagt. Da hat er hoffentlich noch sehr viele gute Jahre vor sich, wenn er jetzt schon so gut drauf ist. Fetzt voll der Kerl!
Und dann die Höhepunkte: die Staffeln. Die Wechsel müssen unsere Damen noch ein wenig üben, ansonsten sah das richtig gut aus - besonders Verena Sailer am Ende hat sich super verkauft. Dass es am Ende nur zu Rang vier reichte (ja, Frankreich wurde disqualifiziert) ist geschenkt. Letztendlich fehlten 3 Hundertstel zu Bronze - bitter, aber nicht zu ändern. Die Staffel Jamaikas lief WM-Rekord, da wäre aber ein Duell zwischen Fraser-Pryce und Felix sehr interessant gewesen.
Bei den Herren dasselbe Spiel: Es war ein richtig starkes Rennen von unseren Jungs. Die Wechsel klappten hervorragend, da kann man gar nichts dagegen sagen. Sven Knipphals klagte über Wadenkrämpfe. Von der Zeit her lief man nur zwei Hundertstel über dem deutschen Rekord aus dem letzten Jahr und eine Saisonbestleistung. Jamaika stellte mit Usain Bolt eine neue Weltjahresbestleistung auf. Hintenraus hätte die Strecke vielleicht 10 m kürzer oder länger sein müssen, dann hätte Martin Keller den Kanadier noch gehabt. Aber sei es drum, es war ein richtig schönes Rennen und man sollte sich nur mal kurz darüber ärgern, dass es "nur" der vierte Platz geworden ist (GB wurde disqualifiziert).
Sieben Medaillen sprangen für den DLV heraus, eine goldene mehr als in Daegu. Das ist keine schlechte Bilanz, auf keinen Fall, aber ein Ansporn für Peking 2015! Na klar hätten es ein- oder zwei Medaillen mehr sein können, wenn man jetzt mal den Hammerwurf betrachtet oder den Speerwurf der Männer und auch den Weitsprung der Männer, wo es halt für Christian Reif nur diese verdammten 5 Zentimeter waren, oder auch den Diskuswurf der Damen sowie das Stabhochspringen. Vierte Plätze sind schön, aber eben aus Sicht der Sportler auch wieder nicht schön genug. Sorgenfalten muss der DLV nach diesen Weltmeisterschaften jedoch keine bekommen, dazu waren die gezeigten Leistungen zu gut. Es ist halt immer dieses letzte Quentchen, was mal kommt und mal nicht. So ist aber der professionelle Leistungssport.
Es war insgesamt eine schöne WM, wenn man alleine nur die sportlichen Leistungen betrachtet. Usain Bolt kam nicht auf seine Kosten, so wie er sich das gerne gewünscht hätte. Die Russen sind eben keine Nation, die sich von Leistungen ausländischer Sportler mitreißen lässt. Dass das Stadion am Abschlusswochenende ausverkauft sein sollte, war ebenso eine Lüge wie die vorher verbreiteten Zahlen, dass man 80 Prozent der Karten verkauft hätte.
Politisch muss sich in Russland noch vieles tun, um nicht wieder in Sowjet-Zeiten zu verfallen. Zwei russische Sportlerinnen demonstrierten auf dem Siegerpodest einen Schwesternkuss. Dieses Zeichen fand ich gut. Man darf nicht vergessen, dass Sportler keine Politiker sind, sondern einfach nur um Bestleistungen kämpfen. Wo das ist, kann eigentlich egal sein.
Eine Leichtathletik-Veranstaltung sollte aber so schnell nicht mehr nach Russland vergeben werden, wo immer noch viele Leute denken, es hätte "irgendwas mit Pferden" zu tun - dabei gab es in den letzten Jahren doch so viele Erfolge (teils durch Doping). Es gab/gibt Sergej Bubka, Jelena Issinbajewa, Alexander Menkow, Olga Kaniskina, aber die Russen kriegen es nicht auf die Reihe, da ein Stadion zu füllen. Sie lassen sich einfach zu sehr auf ihre starken Fußballer/ Schwimmer/ Turner oder eben Wintersportler ein. Daher bin ich auch nicht darüber besorgt, dass in Sotschi genauso wenig Betrieb herrschen wird, wie da im weiten Rund des Luschniki-Stadions. Nur beschämend war diese Zuschauer-Kulisse, das hatte was von stillem Protest in dem die Zuschauer erst gar nicht kamen, obwohl sie Karten hatten.
Das hatten die Athleten nicht verdient. Ansonsten waren das 8 schöne Tage und ich find's schade, dass die schon wieder rum sind.
Nun heißt es warten auf die EM in Zürich nächstes Jahr.
TomR.