#1471674
Mich würde mal interessieren, wie ihr zur Thematik Marketingclubs in den deutschen Profiligen steht und wie ihr diese Entwicklung bewertet.

Es gibt ja doch sehr viele Clubs in den deutschen Profiligen die im Grunde von Unternehmen kontrolliert, beherrscht oder gegründet wurden oder werden. Die Ausgliederung von Profiabteilungen aus den ursprünglichen Vereinen, ist hingegen auch schon lange ein Standard, für den es nachvollziehbare Gründe gibt.

Wird der Sport immer mehr zur Nebensache ? Nehmen wirtschaftliche Interessen überhand ?

In der ersten Bundesliga sind hier Beispiele

Bayer 04 Leverkusen
VfL Wolfsburg

sowie insbesondere 1899 Hoffenheim

Und ab der kommenden Saison tritt dann auch RB Leipzig an, bei dem die Meinung diesbezüglich besonders weit auseinandergeht und zu kontroversen Diskussionen führt.

Ich habe mich da mal eingelesen vor einiger Zeit. RB Leipzig ist schon ein besonderes Konstrukt, wenn ich das richtig verstanden habe hat man dort einen Verein übernommen, den es in der Region gab der aber mal einen ganz anderen Namen trug. Dann hat man den Verein umbenannt und umgebaut und eine Lizenz beantragt. Da die Regeln das vorschreiben gibt es als Teilhaber unter anderem auch einen Verein, der dann aber wiederum nur aus Mitarbeitern oder direkten Funktionären des Unternehmens besteht, dass diesen Verein faktisch besitzt. Der Verein hat sehr wenige Mitglieder und will scheinbar auch keine größere Mitgliederzahl erreichen.

Das geht nicht gegen Leipzig und auch nicht gegen die Anhänger dieses Vereins bzw. Clubs. Ich gönne denen einen erfolgreichen Club. Auch gegen das Unternehmen habe ich nichts. Aber irgendwie bekommt man schon den Eindruck, dass dort natürlich viel investiert wird in die Infrastruktur und man Spieler zusammenkauft, aber irgendwie ist das doch wirklich nur ein Marketinginstrument weder geht es primär um die Stadt, noch den Club und auch nicht um Fussball. Auch hat dieser Club keinen natürlichen Ursprung. Oder schätze ich das völlig falsch ein.

Wie schon in der Einleitung geschrieben, würde mich interessieren wie ihr zu dieser Thematik steht und wie ihr die Entwicklung einordnet.
#1471675
BungaBunga hat geschrieben: Wird der Sport immer mehr zur Nebensache ? Nehmen wirtschaftliche Interessen überhand ?
Das gesamte Konstrukt des Profisports besteht doch einzig aus dem Grund des wirtschaftlichen Interesses, der damit einher geht. Der Sport/Wettkampf ist nur Mittel zum Zweck - wenn damit niemand Geld verdienen könnte, würde es auch keinen Profisport in der Form geben. Von daher ist es immer wieder amüsant, wenn man einige Meinungen zu lesen bekommt, dass bestimmte Vereine nur Plastikteams seien und sich den Erfolg kaufen. Dabei passiert das hier höchstens auf einer höheren Stufe von dem, was jede Profi-Mannschaft ausübt - mit dem Unterschied, dass einige dies schon über Dekaden praktizieren und das dann im Volksmund mit "Tradition" einhergeht und damit wohl ok ist :D
#1471676
Das mit dem Profisport immer auch finanzielle Interessen verbunden sind, dass ist schon klar und auch überhaupt nicht verwerflich im Gegenteil, wie schon geschrieben wurde lässt sich der Sport professionell in vielen Bereichen nur durch Sponsoren und Investoren betreiben. Hinter den meisten Vereinen und Clubs stehen Mäzene, Förderer oder Unternehmen, dass ist auch völlig in Ordnung. Aber wenn im Grunde Unternehmen eigene Vereine gründen und als Unternehmensbestandteil betreiben, dann ist das schon eine andere Dimension und ein etwas speziellerer Sachverhalt.
#1471733
BungaBunga hat geschrieben:Aber wenn im Grunde Unternehmen eigene Vereine gründen und als Unternehmensbestandteil betreiben, dann ist das schon eine andere Dimension und ein etwas speziellerer Sachverhalt.
Warum? Grundsätzlich unterscheidet sich das Ganze doch nicht. Das Bestreben dahinter ist, wie auch bei allen anderen Profi-Vereinen, der wirtschaftliche Erfolg. Ob ein Großteil der Gelder nun über Sponsoren, "Privatpersonen" oder Anteilseigner reinkommt, oder ein Unternehmen selbst einen Verein übernimmt/gründet, ist doch Jacke wie Hose, wenn hinter dem Sport in erster Linie ein wirtschaftliches Interesse besteht - und das tut es ja nunmal im Profisport überall.

In dem Fall müsste man eher die DFL, UEFA, FIFA kritisieren, die durch ihre Regularien, dieses Vorgehen problemlos akzeptieren. Solch Sachen wie das Financial Fairplay, ist doch auch nur Augenwischerei. Im Prinzip müsste so etwas wie eine Budget-Deckelung her, die im Rahmen dessen liegt, was für die jeweiligen Vereine der Ligen tragbar ist, dann kann man Ansatzweise von gleichen Grundvoraussetzungen sprechen, was die sportlichen Grundlagen betrifft, aber das steht natürlich im Widerspruch zu dem, was man mit dem Profisport erreichen will. Und wenn das muss das ganz global passieren, da es nichts nutzt, wenn nur die nationale Ebene diesen Schritt geht und dann in internationalen Wettbewerben dadurch die Wettbewerbsfähigkeit zu leiden hat - und das wird so in der Form halt nie durchsetzbar sein.
#1471745
logan99 hat geschrieben: Warum? Grundsätzlich unterscheidet sich das Ganze doch nicht. Das Bestreben dahinter ist, wie auch bei allen anderen Profi-Vereinen, der wirtschaftliche Erfolg. Ob ein Großteil der Gelder nun über Sponsoren, "Privatpersonen" oder Anteilseigner reinkommt, oder ein Unternehmen selbst einen Verein übernimmt/gründet, ist doch Jacke wie Hose, wenn hinter dem Sport in erster Linie ein wirtschaftliches Interesse besteht - und das tut es ja nunmal im Profisport überall.
Da muss ich kurz einhaken. Ein wenig anders ist das schon, zumindest im Fall Red Bull. Klar, zieht sich ein Unternehmen wie Bayer aus dem Verein zurück, dann ist der KLub nicht tot, aber extrem benachteiligt, siehe Bayer bzw. dann KFC Uerdingen. Bei Red Bull ist es aber so, dass das eine reine Marketingnummer ist. Wenn Mateschitz das Interesse verliert, oder irgendwann den Löffel angibt und der Nachfolger ein anderes Modell wählt, dann ist der Verein wirklich tot. Red Bull hat ja als Unternehmen nicht einmal ein Produkt, welches man verkaufen will. Man lizenziert doch nur den Namen, damit ein anderer die Plörre verkaufen kann. Insofern ist RB ja tatsächlich gezwungen, die Marke durch Marketing bekannt zu machen. Das funktioniert aber nur, wenn der Erfolg da ist. Deshalb hat man doch in der Formel 1 sofort Krawall geschlagen als man nicht mehr Serienmeister war, sondern "nur" noch um die Plätze dahinter fuhr.

Man darf also gerade bei RB gespannt sein wie lange die in der Bundesliga spielen werden, bevor sie entweder aus Kostengründen die Reißleine ziehen, oder richtig Druck machen. RB hat IMHO einen Umsatz von 6 Mrd, da schlägt ein Projekt Bundesliga seeeehr teuer zu Buche. Da muss man schon mit 300 Millionen rechnen, um überhaupt mit dem BVB auf Augenhöhe sein zu können und im Gegensatz zum BVB wird Leipzig keine anderen Sponsoren generieren können. Dort geht es ja einzig um Red Bull. Bedenkt man, dass dort auch das Formel 1 Team bzw ja sogar 2 finanziert werden wollen und jede Menge anderer Events, dann darf man gespannt sein, wie viel Geld wirklich zur Verfügung steht, oder ob man nicht wie Hoffenheim im Mittelmaß landen wird.
#1471755
Inwiefern hakst du da jetzt ein? Dass RB einen anderen Ansatz verfolgt, habe ich doch gesagt, nur sehe ich darin nicht das große Problem, was andere scheinbar mit dem Verein bzw. dem Modell haben, da ich den gesamten Profisport als reines Instrument der Wirtschaft betrachte und ob da nun diejenigen zu verteufeln sind, die erst später oder "mächtiger" einsteigen als andere, ist doch absurd. Die meisten suchen sich doch irgendeinen Vorwand, weil halt ihr Verein dadurch irgendwie einen Nachteil und man als Fan weniger zu Jubeln haben könnte. Daran ist aber nicht ein Unternehmen wie Red Bull schuld, sondern eben das System an sich, dass wirtschaftliche Aspekte immer in den Vordergrund stellt und daher solche Modelle wie in Leipzig erst umsetzbar sind.

Ob Leipzig damit auch sportlichen Erfolg haben wird oder ob Diddi nicht irgendwann das Interesse verliert, wird die Zukunft zeigen, das ist aber jetzt ein anderes Thema.
#1471817
vicaddict hat geschrieben:
logan99 hat geschrieben: Warum? Grundsätzlich unterscheidet sich das Ganze doch nicht. Das Bestreben dahinter ist, wie auch bei allen anderen Profi-Vereinen, der wirtschaftliche Erfolg. Ob ein Großteil der Gelder nun über Sponsoren, "Privatpersonen" oder Anteilseigner reinkommt, oder ein Unternehmen selbst einen Verein übernimmt/gründet, ist doch Jacke wie Hose, wenn hinter dem Sport in erster Linie ein wirtschaftliches Interesse besteht - und das tut es ja nunmal im Profisport überall.
Da muss ich kurz einhaken. Ein wenig anders ist das schon, zumindest im Fall Red Bull. Klar, zieht sich ein Unternehmen wie Bayer aus dem Verein zurück, dann ist der KLub nicht tot, aber extrem benachteiligt, siehe Bayer bzw. dann KFC Uerdingen. Bei Red Bull ist es aber so, dass das eine reine Marketingnummer ist. Wenn Mateschitz das Interesse verliert, oder irgendwann den Löffel angibt und der Nachfolger ein anderes Modell wählt, dann ist der Verein wirklich tot. Red Bull hat ja als Unternehmen nicht einmal ein Produkt, welches man verkaufen will. Man lizenziert doch nur den Namen, damit ein anderer die Plörre verkaufen kann. Insofern ist RB ja tatsächlich gezwungen, die Marke durch Marketing bekannt zu machen. Das funktioniert aber nur, wenn der Erfolg da ist. Deshalb hat man doch in der Formel 1 sofort Krawall geschlagen als man nicht mehr Serienmeister war, sondern "nur" noch um die Plätze dahinter fuhr.

Man darf also gerade bei RB gespannt sein wie lange die in der Bundesliga spielen werden, bevor sie entweder aus Kostengründen die Reißleine ziehen, oder richtig Druck machen. RB hat IMHO einen Umsatz von 6 Mrd, da schlägt ein Projekt Bundesliga seeeehr teuer zu Buche. Da muss man schon mit 300 Millionen rechnen, um überhaupt mit dem BVB auf Augenhöhe sein zu können und im Gegensatz zum BVB wird Leipzig keine anderen Sponsoren generieren können. Dort geht es ja einzig um Red Bull. Bedenkt man, dass dort auch das Formel 1 Team bzw ja sogar 2 finanziert werden wollen und jede Menge anderer Events, dann darf man gespannt sein, wie viel Geld wirklich zur Verfügung steht, oder ob man nicht wie Hoffenheim im Mittelmaß landen wird.

Das alleine ist schon wieder augenwischerei, wen man bedenkt was RedBull alleine für die Auto´s in der Formel 1 jedes Jahr ausgibt, sind deine kalkulierten 300 Millionen doch Peanuts...
Bayern hat nen auflaufenden Etat von 125 millionen im Jahr, der BvB von 68 Millionen, warum sollte RB das 5 fache davon brauchen um auf augenhöhe zuspielen?
#1471895
BungaBunga hat geschrieben:Mich würde mal interessieren, wie ihr zur Thematik Marketingclubs in den deutschen Profiligen steht und wie ihr diese Entwicklung bewertet.

Es gibt ja doch sehr viele Clubs in den deutschen Profiligen die im Grunde von Unternehmen kontrolliert, beherrscht oder gegründet wurden oder werden. Die Ausgliederung von Profiabteilungen aus den ursprünglichen Vereinen, ist hingegen auch schon lange ein Standard, für den es nachvollziehbare Gründe gibt.

Wird der Sport immer mehr zur Nebensache ? Nehmen wirtschaftliche Interessen überhand ?

In der ersten Bundesliga sind hier Beispiele

Bayer 04 Leverkusen
VfL Wolfsburg

sowie insbesondere 1899 Hoffenheim

Und ab der kommenden Saison tritt dann auch RB Leipzig an, bei dem die Meinung diesbezüglich besonders weit auseinandergeht und zu kontroversen Diskussionen führt.

Ich habe mich da mal eingelesen vor einiger Zeit. RB Leipzig ist schon ein besonderes Konstrukt, wenn ich das richtig verstanden habe hat man dort einen Verein übernommen, den es in der Region gab der aber mal einen ganz anderen Namen trug. Dann hat man den Verein umbenannt und umgebaut und eine Lizenz beantragt. Da die Regeln das vorschreiben gibt es als Teilhaber unter anderem auch einen Verein, der dann aber wiederum nur aus Mitarbeitern oder direkten Funktionären des Unternehmens besteht, dass diesen Verein faktisch besitzt. Der Verein hat sehr wenige Mitglieder und will scheinbar auch keine größere Mitgliederzahl erreichen.

Das geht nicht gegen Leipzig und auch nicht gegen die Anhänger dieses Vereins bzw. Clubs. Ich gönne denen einen erfolgreichen Club. Auch gegen das Unternehmen habe ich nichts. Aber irgendwie bekommt man schon den Eindruck, dass dort natürlich viel investiert wird in die Infrastruktur und man Spieler zusammenkauft, aber irgendwie ist das doch wirklich nur ein Marketinginstrument weder geht es primär um die Stadt, noch den Club und auch nicht um Fussball. Auch hat dieser Club keinen natürlichen Ursprung. Oder schätze ich das völlig falsch ein.

Wie schon in der Einleitung geschrieben, würde mich interessieren wie ihr zu dieser Thematik steht und wie ihr die Entwicklung einordnet.
RB Leipzig hat doch fast nix mit Fußball zu tun....wie du schon selber schreibst, es ist eben nur ein Produkt!! :roll: :twisted: