DFB-Urteil gegen Weidenfeller
Verfasst: Fr 24. Aug 2007, 17:31
DFB sperrt WeidenfellerFür mich mal wieder ein Beweis dafür, dass das Rechtssystem im Fußball als solches eigentlich nicht bezeichnet werden dürfte.
Dortmunds Torhüter Roman Weidenfeller ist vom Sportgericht des DFB wegen "einer herabwürdigenden und verunglimpfenden Äußerung" gegen Nationalspieler Gerald Asamoah im Revierderby am vergangenen Samstag in Gelsenkirchen (1:4) zu einer Sperre von drei Meisterschaftsspielen und einer Geldstrafe in Höhe von 10.000 Euro verurteilt worden. [...]
Quelle: kicker
Rekapitulieren wir: Weidenfeller soll Asamoah als "schwarzes Schwein" beschimpft haben, das Strafmaß für rassistische Beleidigungen liegt bei 5 Spielen Sperre und 3 Punkten Abzug. Der entsprechende Paragraph wurde erst vor kurzem eingeführt, um Rassismus im Fußball entgegen zu wirken.
Weidenfeller bestreitet, das ganze geht vor's Sportgericht und plötzlich ist es nur noch halb so schlimm, die Sperre nur drei Spiele und der BVB darf seine gefährdeten drei Punkte (die sie sich erst noch erspielen müssten) behalten.
Dennoch bleiben es immerhin drei Spiele Sperre für den Stammkeeper, trotzdem sind alle Beteiligten glücklich und zufrieden mit dem Urteil. Und das, wo im Fußball doch gegen jede lapidare Sperre und Geldstrafe Einspruch eingelegt wird, viel zu oft sogar erfolgreich.
Nachvollziehbar ist das Urteil indes nicht. Vor allem, da niemand damit rausrückt, für was Weidenfeller denn nun eigentlich verurteilt wurde. Der BVB betont, der Vorwurf des Rassismus sei vom Tisch. Der DFB hat hat allerdings nach Paragraph 9 der eigenen Rechts-Verfahrensordnung geurteilt. Ich hab's nachgelesen, der Paragraph dreht sich ausschließlich um Rassismus und besonders menschenverachtende Aktionen. Zu guter letzt bleibt in der Presse auch die Frage danach, was Weidenfeller denn nun wirklich gesagt haben soll, nicht ganz unbeantwortet: "Schwabbelschwein" oder "schwules Schwein" wird dort gemutmaßt.
Bleiben drei Möglichkeiten:
1) Weidenfeller hat nichts getan
Okay, das können wir wohl ausschließen, zumal er selbst mittlerweile von unglücklichen Äußerungen spricht oder zumindest davon, dass er sich nach dem Spiel entschuldigt habe (und das wohl kaum für etwas, das es gar nicht gab). Schauen wir uns lieber die anderen Möglichkeiten an:
2) Weidenfeller hat Asamoh mit nicht rassistischen Äußerungen beleidigt
Es kommt natürlich darauf an, was das nun war. Wenn es statt "schwarzes Schwein" "schwules Schwein" war, dann weiß ich ehrlich nicht, was daran so viel besser sein soll (§9 umfasst allerdings explizit auch nur Äußerungen bzgl. "Rasse, Hautfarbe, Sprache, Religion oder Herkunft").
Und "Schwabbelschwein" ... also wirklich, ich weiß zwar nicht, wie die Borussen so drauf sind, aber wie jemandem im Affekt ein derart seltsames Wort herausrutschen soll, ist mir schleierhaft. Und wenn es sich darum oder um eine andere "gewöhnliche" Beleidigung gehandelt haben sollte, erscheint das Urteil genauso seltsam. Dann war Weidenfeller nicht der erste und nicht der letzte, lediglich der einzige, der dafür ne saftige Strafe aufgebrummt bekommen hat. Und offenbar keine Lust hat, sich dagegen zu wehren.
3) Weidenfeller hat Asamoah rassistisch beleidigt
Ganz ehrlich: der Eindruck drängt sich auf. Nicht weil ich's ihm zutraue oder weil ich meine, etwas zu wissen, was außer den beiden Hauptprotagonisten offenbar niemand weiß.
Aber wenn man sich die Fakten so ansieht, scheint es beinahe, als solle einfach mal wieder alles vertuscht werden. Das Urteil schwammig, der Grund für die Strafmilderung (sic!) deckt sich nicht wirklich mit dem, was in der Verfahrensordnung steht, der Verurteilte samt Verein ist glücklich und das, obwohl ja offenbar Aussage gegen Aussage stand. Normal ist sowas jedenfalls nicht.
Immerhin: der DFB steht als Richter da, der kein Vergehen ungesühnt lässt und die Borussia darf ihren Spieler mangels Urteilsbegründung selbst vom bösen Vorwurf freisprechen. Ein glückliches Ende für alle Beteiligten und das böse Rassismus-Gespenst zieht wieder zurück in den Osten.
Oder ins Ausland, denn da hat man das Urteil deutlicher aufgefasst wie beispielsweise hier oder hier oder ...
Jedenfalls ein tolles Bild, wie gut der DFB die jüngst ausgerufene Bekämpfung des Rassismus handhabt. Denn entweder wurde dieser nun einfach unter den Tisch gekehrt oder dort heraufbeschworen, wo eigentlich gar nichts war.