Bei Florence hatte ich zwar schon einkalkuliert, dass das Ergebnis darunter leiden würde, dass sie hier schon oft dabei war, aber derart heftig hatte ich dann doch nicht gedacht, weil der Song an sich unbekannt ist und nicht mal eine Single-Veröffentlichung hatte.
Ich habe jedenfalls absolut nichts dagegen, wenn hier verkannte Meisterwerke eingereicht werden, denn selbst von geschätzten Interpreten höre ich mir kaum ein Album von A-Z an, sondern höre meist nur quer und picke mir die Rosinen heraus. (btw. irreführendes Sprichwort, denn ich picke die Rosinen bei Studentenfutter nur zum Wegschmeissen heraus :lol: )
Die Songs, die mich dabei nicht direkt ansprechen, bekommen dann oft auch keine zweite Chance mehr und da kann es dann hier durchaus zu einer Liebe auf den zweiten Blick kommen, wenn ich mich wegen der Runde etwas ausführlicher damit auseinandersetzen muss.
Nachdem ich den Song schon so lange einreichen wollte und ihn erst in der letzten Minute wieder auf den letzten Drücker ausgetauscht habe (in der Unbekannte Songs-Runde wollte ich lieber mit einem unbekannten Interpreten an den Start), hätte ich ihn jetzt aber auch eingereicht, wenn ich das Ergebnis erwartet hätte. Und wie gesagt wäre die Alternative mit Delicate ja kein Stück besser abgelaufen.
Gedanken zu ein paar der Songs:
Jean Michel Jarre - Oxygène 7
Hätte ich gerne wenigstens mit einem Mutpunkt belohnt, denn musikalisch ist das sicherlich einer der besten und anspruchvollsten Songs der Runde, aber diese Art von Instrumentalmusik ist nur etwas für meinen Einschlaf- oder Beischlafmix. Was keinesfalls so negativ gemeint ist, wie es klingt, denn auch darauf würde ich keinen Mist bringen, aber bei der Bepunktung bevorzuge ich Songs mit Wiederhörfaktor.
Bon Jovi - Dry County
Der Song ist mir persönlich zu ausgedudelt und war für mich verglichen mit anderen Radio und Stadion-tauglichen Bon Jovi Evergreens wie Bed of Roses oder In These Arms immer nur zweite Wahl. Die Überlänge hat ihn dann ganz aus den Punkten gekickt.
Revolverheld - Darf ich bitten (Live)
Grundsätzlich kein großer Fan der Band, aber das war mir hier auch einfach zu künstlich durch Gelaber und Solos gestreckt. Das wäre eher etwas für eine Live-Runde gewesen.
Editors - Marching Orders
Guter Song, aber wie so oft, wäre weniger mehr gewesen. Zusätzlich erschwert wurde ihm das Leben, weil in dieser Runde ausnahmsweise mal nicht die üblichen harmlos seichten Popstücke von Sängerinnen dominierten, sondern (guter) radiotauglicher Rock mit 90-Jahre Vibe. Wäre in anderen Runden sicherlich positiver herausgestochen.
Nick Cave & The Bad Seeds - Jubilee Street
Cave schwankt bei mir oft zwischen einschläfernd (im klassisch negativen Sinne), Gänsehaut und ultracool. Dieser Beitrag war klar auf der coolen Seite. Vor allem dank des stetig an Fahrt aufnehmenden und langsam eskalierenden Scores und den eingängigen Riffs.
Gitte Hænning - Tanz der Welt
Äh jo... wer's denn mag. :mrgreen:
City of Prague Philharmonic Orchestra - The Fellowship
Hätte ich auch gerne belohnt. Howard Shore hat hier einen der besten Filmscores aller Zeiten geschaffen und auch Parts aus diesem Stück im speziellen tragen im Film zur einmaligen Atmosphäre bei, aber letztlich ist das kein Score, den ich außerhalb des Films hören muss.
The Rasmus - Not Like the Other Girls
Wie Editors etwas in der Masse an ähnlichen Songs untergegangen. Trotzdem gut.
Colour Haze - Rite
Das eingängige Gitarrenriff ist klar das Herzstück des Songs und trägt die 5 Minuten problemlos durch die langen gesangslosen Passagen. Schade, dass sich die Aufnahme so dumpf anhört.
Slothrust - Crockpot
Slayer hätte lieber "I'm gonna Leave you" 2xmal hintereinander kleben sollen. Auch Crockpot lässt sich gut weghören, aber ohne bleibenden Eindruck. Vor allem in einem Sud artverwandter Stücke.
Gary Clark Jr. - Bright Lights
Objektiv sicher kein schlechter Song und er kratzt zum Glück auch nur am Soul und bleibt im Rock verhaftet, so dass er noch in meine Wohlfühlzone fällt, aber z.B. verglichen mit einigen ähnlichen Jack Garratt Songs fand ich das stimmlich ziemlich dünn oder besser gesagt austauschbar.
Walk the Moon - Anna Sun
Jo, so ein klassischer und leicht kalkuliert wirkender Happy Pop, der in SSC-Runden traditionell zu den ersten Thronanwärtern zählt, dem man aber auch nicht böse sein kann, weil er wirklich nett anzuhören ist.
Gotthard - I Know, You Know
Hier interessiert mich ja jetzt vor allem, ob Rose finstere Hintergedanken bei der Einreichung hatte. :lol:
Alicia Keys - Like You'll Never See Me Again
Ist bei mir direkt hinter Gitte gepflogen.
Damien Rice - Delicate
Hier hatte ich den Einsatz in Lost nicht mal mehr im Hinterkopf. Für mich ein absoluter Gänsehautsong. Stimme, Text, Score. Die Steigerung von leiser Klage zu wütender Anklage und schließlich leiser Resignation. Ein treffender Breakup-Song ohne Schmalz. Da passt alles.
Jay Price - Infidels
Das war wieder so ein Song, der mit jedem Hören wächst. In einer weniger zeitraubenden Runde hätte er es noch weiter nach vorne schaffen können. Erinnert an die eingänglicheren Radiohead-Songs.
Green Day - 21st Century Breakdown
Das ist das Musterbeispiel für die in dieser Runde auffällig oft vertretenen Rocksongs mit 90-er Feeling und wie seine Vettern hätte er in klassischer bestückten SSCs bei mir einen willkommenen Kontrapunkt setzen können. Stattdessen ging er hier unverdientermaßen etwas unter.
Florence + the Machine - Seven Devils
Mein Lieblingssong von Florence. Das ich ihn im Game of Thrones Staffel 2 Trailer
https://www.youtube.com/watch?v=I93RFzrPQqw entdeckt habe und ihn damit unterbewusst verknüpfe, mag ein kleiner Vorteil sein, aber auch davon abgesehen, ist das für mich ein Song, der sich klar vom Pop-Einerlei abhebt und spätestens in den Choreinlagen auf eine ganz andere Weise als Delicate Gänsehautfeeling auslösen kann.
Kodaline - All I Want
Nicht der beste Song der Band, aber ein weiterer toller "Kodaline im Coldplay als Coldplay noch verlässlich gut war"-Modus. :mrgreen:
Die Ärzte - Tittenmaus
Hat ein gewisses Ohrwurmpotential, aber eher auf die unfreiwillig-nervige Weise.