Lleyton hat geschrieben:Ja, gestern das Staffelfinale... ganz nett, finde ich. Georges Verfall mit anzusehen war am Rührendsten. Als Autor hätte ich es bei Lisas Selbstmord belassen und die Geschichte nicht noch einmal ausgegraben. Ich find die 4. Staffel insgesamt doch recht gelungen.
Lisas Tod am Ende nochmal auszugraben ist sicher eine der streitbarsten Schreibentscheidungen der 4. Staffel. Mein Eindruck war: "gerade noch gelungen". Hätte bei einer so drastischen Wendung auch schnell ins soapige Abrutschen können, was so gar nicht zu SFU passt. Man hat gemerkt, dass in der Folge sehr viel Aufwand gesteckt hat, um die doch etwas mauen Handlungsbögen der Staffel noch zu einem bewegenden Ende zu bringen. Die Cinematographie war verglichen mit den vorigen Folgen ein gewaltiger Sprung nach vorne. Es wurde stark mit Bildkomposition und Beleuchtung gearbeit und das auf einem Qualitätslevel, der fürs Fernsehen wirklich außergewöhnlich war. Auch die subtile Musikuntermalung wurde endlich mal wieder wirkungsvoller eingesetzt. Die finale Episode war Produktionstechnisch ganz offensichtlich ein Kraftakt, um auch emotional mal wieder kraftvoller zu werden. Weitgehend gelungen.
Nachdem man George schon lange für ziemlich seltsam hielt, hat man hier endlich mal sein Innenleben gesehen. Und damit schrecklich Ängste, die man seiner sachlichen Sprache gar nicht anmerken würde. Ihn plötzlich ohne zu erwartende Zerbrechlichkeit, aber auch ohne trotzige Hysterie als einen scheinbar nüchternen Mann am Rande des Wahnsinns zu zeigen passte hervoragend. Arme Ruth.
Wie schon bei der Lesbengeschichte finde ich etwas schade, dass Claire schon wieder auf einen so offensichtlichen Handlungsfaden zusteuert: Drogenprobleme. Gut, dass schwingt schon seit Anfang der Serie mit, aber in letzter Zeit wird es etwas dick aufgetragen, wenn sie wirklich in jeder 2. Szene kifft, was schluckt oder schnieft.
Stark waren dabei die vielen kleinen Szenen auf der Ausstellung. Wie mühelos das eine ungeheuer große Zahl an Personenkonstellationen durchgezogen wurde, alle mit eigenen kleinen Konflikten beladen, war schon meisterhaft: Brenda und Ruth, Claire und Billy, Clair und Brenda, Brenda und ihre Mutter, Clair und Castro, Clair und ihr Freund, Clair und ihre Freundin, Clair und Russel plus Billy. Kaum eine Szene über 2 Minuten und doch alle stark. Beeindruckend.
Weniger stark war dafür das "unmoralische Angebot" an Keith. Zu vorhersehbar. Davids Konfrontation mit seinem Peiniger war dafür wieder gelungen. Ich hatte befürchtet, dass es krampfhaft "erhellend" sein würde. Aber nein, zum Glück geht er wenig beeindruckt von der Begegnung nach Hause. Das Gespräch mit Fisher senior war dafür umso besser. Für mich ganz klar das Highlight der Folge und ein toller Abschluss für die Serie. Weise und kein bisschen abgehoben:
"Klammer dich nicht an deinen Schmerz als sei er etwas besonderes. Das ist er nicht. Lass ihn einfach los."
"Was soll ich den tun?"
"Du bist am Leben. Du kannst alles tun. Das bisschen Schmerz zählt da doch nicht."
Großartig. Solche schlichten und doch geradezu erleuchtenden Momente sind für mich genau das aus, was SFU und auch schon American Beauty so unwiederstehlich genial gemacht haben.
Trotzdem war Staffel 4 die bislang schwächste. Der Humor ist deutlich abgeebt. Man hat sich sehr stark dem Drama zugewandt, ohne aber die passenden Stories dafür zu haben. Oft wurde hart an der Grenze zum Soapklischee gearbeitet (Stichwort Lesben) und vieles war zu schwer nachvollziehbar, um wirklich zu rühren (Ricos seltsame Samarita-Affäre). Zu selten gab es auch Bezüge zwischen den Todesfällen und dem emotionalen Leben der Fishers. Gerade solche Querverweise in einer Folge haben in den ersten zwei Staffeln besondern gut funktioniert. Bestes Beispiel war wohl die Art wie Ruth von der vereinsamten "unsichtbaren Frau" verunsichert und tief erschüttert war. In dieser Staffel hatten die Todesfälle fast nie einen richtigen thematischen Bezug zu den Fishers, wodurch Potential verschenkt wurde. Ich hoffe, dass Staffel 5 da wieder deutlich spritziger und anrührender wird.