- Fr 26. Feb 2016, 19:59
#1461691
Das ist ganz lustig: Würden Sie sich selber zuhören, so würden Sie wahrscheinlich recht schnell darauf kommen, dass Sie sich mit obiger Kritik ziemlich verfahren haben. Ich vermute sogar: gegen die Wand. Sie schreiben:
"Denn dieser Film will schließlich – das darf man ihm zumindest unterstellen – große Internetkonzerne wie Facebook und Google sowie ihre Betreiber kritisieren."
Etwas weiter sagen Sie dann:
"Das kann aber nicht funktionieren, wenn man eine Figur wie Michelle Spark, die diese Ideologie verkörpern soll, allerhand Dinge sagen lässt, die Sergey Brin oder Mark Zuckerberg im Leben nicht denken oder sagen würden."
Und jetzt überlegen Sie mal, warum das wohl nicht zusammen gehen könnte: Richtig, weil Ihre erste Unterstellung, ich wollte mit meinem Film - wie auch immer - amerikanische Internet-Konzerne kritisieren, vollkommen aus irgend einer, mir nicht zugänglichen Luft gegriffen ist. Sie fragen sich zwar, ob man diese Unterstellung machen “darf”, offenbar aber nicht, ob man sie machen sollte, oder ob der Film auch nur ein einziges Indiz für diese, Ihre Interpretation enthält.
Was Ihnen zu denken hätte geben können: Warum sollte ich große Internet-Konzerne, wenn ich diese denn kritisieren wollte, ausgerechnet von einer Startup-Gründerin und von einem Netzkünstler verkörpern lassen? Noch weiter weg wären wohl nur noch ein Straßenmusiker und eine Synchronschwimmerin gewesen.
Und natürlich reden die beiden nicht wie Page, Brin oder Zuckerberg. Sie reden auch nicht wie Lothar Matthäus, Willy Brand oder Madonna. Was will uns das wohl sagen? Vielleicht, dass der Autor mit diesen Figuren nicht Madonna, nicht Willy Brand, nicht Lothar Matthäus und eben auch nicht Larry Page Sergey Brin oder Mark Zuckerberg darstellen will? Hm?
Ich weiß, das wirft jetzt Ihr ganzes, mühsam zusammengeklebtes Konstrukt namens “Typischer Film für die deutsche Technologieskepsis” über den Haufen, aber nun, Ihre These war eben scheiße, wie wir Filmemacher sagen.
Hätten Sie hingegen im Netz die Post-Privacy-Debatte der letzten Jahre verfolgt, dann hätten Ihnen die einen oder die anderen Argumente der Figuren bekannt vorkommen können.
Ganz offensichtlich haben Sie Ihr Urteil allerdings gefällt, ohne sich etwas genauer mit dem Film und seiner Thematik zu beschäftigen. Und das - um Ihr Vokabular zu bemühen - nenne ich unredlich.
Mario Sixtus
Regisseur, Autor und Produzent von Operation Naked