von Nr27
#1490073
Ich befürchte ja, daß die Verkürzung auf "schuldig" oder "nicht schuldig" dem ganzen Projekt eher schadet - gut, dafür gibt es die anschließende Diskussionsrunde, aber trotzdem ist die Sache einfach zu komplex.

Da der Fall ja im Prinzip vergleichbar ist mit dem realen Prozeß im Gäfgen-Fall (als der Polizist, der dem Kindesentführer - erfolgreich - Folter angedroht hatte, dafür verurteilt wurde), bin ich mir ziemlich sicher, daß ich "schuldig" stimmen werde. Damit meine ich aber nicht, daß der Angeklagte falsch gehandelt hat, entscheidend ist in meinen Augen vielmehr, daß die prinzipielle Strafbarkeit einer solchen Handlung unbedingt bestehen bleiben muß. Die Gefahr oder sogar Sicherheit persönlicher Konsequenzen stellt nämlich eine unabdingbare Hemmschwelle dar, die sicherstellt, daß der Handelnde in einer solchen Situation nicht vorschnell viele Menschen zum Tode verurteilt (bzw. im Gäfgen-Fall: daß Folter nicht quasi durch die Hintertür legitimiert wird). Da Recht und Gerechtigkeit zwei verschiedene Dinge sind, läuft es letztlich darauf hinaus: Der Mann hat richtig gehandelt, aber nicht gesetzesgemäß - und deshalb muß er (milde, eher symbolisch) bestraft werden ... Mit "schuldig" oder "nicht schuldig" wird man dem einfach nicht gerecht. Aber als Diskussionsgrundlage ist es sicher nicht schlecht.
von Frederic
#1490085
Und genau das ist doch die Frage: Reicht es zu sagen richtig aber nicht gerecht oder sollte das Recht so undogmatisch sein, dass das Richtige auch das Rechte ist (zumindest in einem solchen Fall). Um aber nicht zu tendenziös zu sein, habe ich das so in der Kritik nicht geschrieben. Tatsächlich bietet der Film aber viele Dimensionen und ist meiner Meinung nach nicht direkt vergleichbar mit Gäffgen.
von Nr27
#1490168
Ich werde ihn mir auf jeden Fall ansehen, vielleicht läuft es ja tatsächlich anders, als ich mir das vorstelle. :)