#1524785
'Homosexualität ist in der Schauspielbranche offensichtlich noch immer ein großes Stigma'

Die funk-Webserie «Straight Family» erzählt von offener und latenter Homophobie in der heutigen Gesellschaft – und stammt weitestgehend aus queerer Hand. Weshalb es beim 'weitestgehend' geblieben ist, erklären Lucas Thiem von der DFFB und Thilo Kasper von funk.

» http://qmde.de/103696
von Quotermain
#1524786
Wer die Allgemeinheit als latent homophob bezeichnet ist heterophob.
von Princeps
#1524787
1. Genau so, wie es keinen Rassismus gegen Weiße und keinen Sexismus gegen Männer gibt, gibt es keine Phobie gegen Heterosexuelle. Diese Dinge beschreiben gesellschaftliche Diskrimierungsprozesse, die diese Gruppen gar nicht erfahren können, da sie in der Machtposition sind.
2. Bevor sich jemand aufregt: das schließt das natürlich nicht aus, dass einzelne Personen dieser Gruppen individuelle Diskrimierungserfahren machen. Nur handelt es sich dabei eben nicht um die vorgenannten Dinge, da sie, wie gesagt, individuell sind und nicht strukturell.
3. Wer behauptet, die Allgemeinheit wäre oder handelt (auch das ist ein Unterschied, den ich jetzt aber nicht vertiefe) nicht zum großen Teil rassistisch, sexistisch und eben homophob, der sitzt nur gemütlich auf seinen Priviliegien, dem mangelt es an Empathie, der ist Teil des Problems.
Zuletzt geändert von Princeps am Mi 12. Sep 2018, 09:55, insgesamt 1-mal geändert.
von STAC
#1524788
Princeps hat geschrieben:1. Genau so, wie es keinen Rassismus gegen Weiße und keinen Sexismus gegen Männer gibt, gibt es keine Phobie gegen Heterosexuelle. Diese Dinge beschreiben gesellschaftliche Diskrimierungsprozesse, die diese Gruppen gar nicht erfahren können, da sie in der Machtposition sind.
2. Bevor sich jemand aufregt: das schließt das natürlich nicht aus, dass einzelne Personen dieser Gruppen individuelle Diskrimierungserfahren machen. Nur handelt es sich dabei eben nicht um die vorgenannten Dinge, da sie, wie gesagt, individuell sind und nicht strukturell.
3. Wer behauptet, die Allgemeinheit wäre oder handelt (auch das ist ein Unterschied, den ich jetzt aber nicht vertiefe) nicht zum großen Teil rassistisch, sexistisch und eben homophob ist, der sitzt nur gemütlich auf seinen Priviliegien, dem mangelt es an Empathie, der ist Teil des Problems.
Danke sehr! :!:
von kauai
#1524790
Quotermain hat geschrieben:Wer die Allgemeinheit als latent homophob bezeichnet ist heterophob.
So sehe ich das auch! Es wird niemand abstreiten, daß es immer noch homophobe Leute gibt, aber das auf die Allgemeinheit zu projezieren ist genau so abwegig wie die Behauptung, dass es keinen Sexismus oder sexuelle Belästigung gegen Männer oder Rassismus gegen Weiße gibt.

Aber gut. Was will man von einer Gesellschaft erwarten, die vor political correctness nur so strotzt und in der man nicht Mal die bekannteste dunkelhäutige Tennisspielerin karikieren darf ohne selbsternannte Sittenwächter auf den Plan zu rufen, die die Rassismus- und Sexismus-Keule schwingen :roll:
von P-Joker
#1524793
Princeps hat geschrieben:1. Genau so, wie es keinen Rassismus gegen Weiße und keinen Sexismus gegen Männer gibt, gibt es keine Phobie gegen Heterosexuelle.
1 a: Es gibt sehr wohl Rassismus gegen Weiße! Allerdings eher in afrikanischen Staaten, wo Weiße in der Minderheit sind.

2 b: Das es sehr wohl Sexismus gegen Männer gibt sieht man momentan ja an einem prominenten Beispiel in den USA!
Außerdem ist das so ein typisches Tabu-Thema, da es ja die wenigsten "zugeben können" dass sie betroffen sind.

3 b: Von Phobie gegen Heterosexuelle habe ich auch noch nie gehört.
#1524794
Ich kann es gerne nochmal erklären - und ich muss mir keine Unwissenheit oder Abwegigkeit vorwerfen lassen, da ich diese Dinge studiert habe.

Rassismus, Sexismus, Homophobie. Diese Dinge sind strukturell. Das bedeutet, dass sie so oft vorkommen, dass die als Teil der Gesellschaft verstanden werden müssen. Diese Gesellschaft wird durch die Menschen geprägt, die in den Machtpositionen sind: vorwiegend weiße, heterosexuelle Männer. Diese Struktur kann sich nicht selbst diskriminieren, weshalb es keinen Rassismus gegen Weiße und keinen Sexismus gegen Männer gibt. Diese Strukturalität bedeutet aber nicht, dass jeder weiße, heterosexuelle Mann Sexist oder Rassist oder homophob ist - diese Deutung, die auch ihr hier vornehmt, ist stets nur ein Vorwurf aufgrund fehlender eigener Argumente.

Was es gibt, und das spreche ich niemandem ab, sind individuelle Diskriminierungserfahrungen. Natürlich kann ein Mann durch eine Frau, ein Weißer und eine PoC, ein Hetero durch einen Homo diskriminiert werden. Aber das sind IMMER individuelle Einzelfälle und kein Ausdruck struktureller, gesellschaftlicher Ungleichheiten.

Wer diese Dinge nicht verstehen will, der will es nicht oder der kann es nicht.

Edit: wir sprechen von Deutschland, nicht von Südafrika - und niemand von uns hat hier genug Ahnung, um sich erlauben zu können, zu den dortigen Zuständen eine Rassismusdefiniton zu formulieren. Nein, das in den USA ist kein Sexismus, sondern eine notwendige Säuberung der sexistischen, männlichen Struktur. Eine Säuberung, die diese Männer hätten vermeiden können, wenn sie sich an Recht und Gesetz und Anstand gehalten hätten.
#1524795
1. In Deinem ersten post stand nirgends etwas, dass es dir ausschließlich um Deutschland geht!

2. Niemand schrieb, dass er dein Statement so aufgefasst hat, dass jeder Weiße ein Sexist, Rassist und homophob ist.

3. Ich zweifle die These an, dass ein weißer Hetero einen anderen weißen Hetero nicht diskriminieren kann! Es gibt weit mehr Gründe als Rasse oder sexuelle Orientierung aufgrund derer man diskriminiert werden kann.

4. Anderen Fehldeutungen aufgrund fehlender Argumente vorzuwerfen während man die eigenen Thesen auch nicht wirklich mit stichhaltigen Fakten oder Zahlen belegt ist letztlich auch nicht wirklich hilfreich.
#1524796
Ich habe einen deutschen Artikel über eine deutsche Serie auf einer deutschen Seite kommentiert.

Man muss Dinge nicht explizit schreiben, um sie kommunizieren. Genau das ist auch die Logik dahinter, dass man rassistisch handeln kann, ohne ein Rassist zu sein. Von "Sittenwächtern" und "political correctness" schwadronieren, beinhaltet nun, seinem Gegenüber eine Allgemeingültigkeit vorzuwerfen, die so nicht formuliert wurde.

Natürlich gibt es noch andere Dinge. Klassismus oder Ableismus zum Beispiel. Hier wird dann aber nicht wegen Hautfarbe - im übrigen spricht man im Deutschen nicht von Rasse - oder Gender oder Sexualität diskriminiert. Fakt ist: Ein Hetero kann einen Hetero nicht auf der Grundlage diskriminieren, dass er ein Hetero ist - sondern aufgrund eines anderen Merkmales. Spielt dieses Merkmal eine Rolle und ist die Diskriminierung strukturell, dann spricht man von den Begriffen, die wir hier diskutieren. Wenn nicht, dann nicht.

Manche Dinge kann man nicht mit Zahlen belegen, weil man sie nicht über Zahlen erfassen kann. Ich habe dort oben argumentativ erklärt, was der tatsächliche Forschungsstand zu diesem Thema ist - das nennt man in der Wissenschaft dann qualitativ statt quantitativ. Das sind die Fakten. Wer diese Fakten nicht akzeptiert, hat ein Problem. (Fakten nicht akzeptieren ist überhaupt das Problem der modernen Gesellschaft.)