#1528774
Die spannendste Frage ist IMHO, ob die auffällige Neigung zu Mainstream-Filmen zu Lasten der Indies in diesem Jahr einfach nur Zufall ist oder vielleicht doch die Folge der Umstrukturierungen der Academy in den letzten Jahren (mehr jüngere Mitglieder, mehr weibliche Mitglieder, größere kulturelle Diversifikation). Ich hoffe auf Ersteres, denn auch wenn den übertragenden TV-Sendern möglichst viele Blockbuster im Rennen natürlich lieber sind, würde ich einen Schwerpunkt auf inhaltlich anspruchsvollere Filme begrüßen - immerhin ist es für die die beste PR-Möglichkeit überhaupt, während die Blockbuster die zusätzliche Werbung meist gar nicht nötig haben.

Wenn man bedenkt, wie viele bemerkenswerte "kleine Filme" dieses Jahr fast ("Beale Street", "First Reformed") oder ganz ("A Beautiful Day", "Eighth Grade", "Leave No Trace", "Colette", "The Hate U Give") leer ausgingen, finde ich das jedenfalls sehr bedauerlich ...
#1528778
Da dürfte mehrere Gründe zusammenspielen. Wenn die Nominierungskriterien nicht geändert wurden, so müssen die Studios bzw. Produktionsfirmen ihre Filme bei der Akademie als Vorschlag einreichen. Da muss dann auch bei den Mitgliedern Promotionsarbeit geleistet werden, was wiederum Kosten verursacht. Da dürfte dann für viele Produzenten die Frage sein, ob sich dieser zusätzliche Aufwand lohnt, um dann diese Kosten in der nachgelagerten Verwertung wieder rein zu holen. Bei den kurzen Auswertungsfenstern heute zwischen Kinostart und Verfügbarkeit als Blu-Ray / DVD und Stream, müsste man verdammt nah an den Meldeschluss mit dem Kinostart.

Und ein Kinostart im späten Herbst bzw. Jahresende garantiert mittlerweile für Ensemble- oder Autorenfilme auch keine große Aufmerksamkeit mehr. Die "klassische" Aufteilung im Sommer Blockbuster fürs Konto und im Herbst / Winter die Kunst wurde doch in den letzten Jahren immer mehr aufgeweicht. Mittlerweile Fluten die Studios doch fast das ganze Jahr die Kinos mit einem 200 Mio. Werk nach dem anderen.