Diskussionen, Lob, Kritik und Verbesserungsvorschläge betreffs der Quotenmeter-Hauptseite und des Forums.
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von Twipsy
#665781
Respekt, das ist eine gute Analyse, was momentan so vorgeht! Man könnte noch Sat.1 als Teil von Pro7Sat.1 anführen, nämlich dass es zu dessen Ramschbude verkommen ist. Doch auch beim vermeintlichen Qualitätssender Pro7 merkt man schon die Geldknappheit des Konzerns.
versteckter Inhalt:
Wo war denn die Erwähnung von AUDL? :lol:
von scoob
#665825
Sorry, Alex, aber ich finde den Bericht sehr einseitig. Wenn in der Überschrift steht "Zur Lage der deutschen Fernseh-Nation" hätte man eigentlich erwarten können, dass auf jeden Sender eingegangen wird und nicht nur auf Sat.1. Auch euer Bild mit den Logos von ARD, ZDF, RTL, Sat.1 und ProSieben impliziert das. Nach Lesen des Berichtes könnte man denken, dass nur bei Sat.1 alles schlecht ist und die anderen Sender alles richtig machen. Das kann aber doch nicht deine beziehungsweise eure Intention gewesen sein?!

Interessant fände ich ja, wenn man daraus eine Art Reihe macht und die Lage jedes einzelnen Fernsehsenders genau analysiert. Dann hätte dieser Bericht absolut seine Darseinsberechtigung und wäre nicht einer von vielen "Wir hauen auf Sat.1 ein, weil das ohnehin alle tun"-Meldung. Schade eigentlich, denn das Thema gibt viel mehr her.

Ich hoffe, Alex, du versteht mich nicht falsch, aber im Gegensatz zu "Twipsy" muss ich das anprangern.
#665847
scoob hat geschrieben:Sorry, Alex, aber ich finde den Bericht sehr einseitig.
Das ist gewollt. ;)
Interessant fände ich ja, wenn man daraus eine Art Reihe macht und die Lage jedes einzelnen Fernsehsenders genau analysiert. Dann hätte dieser Bericht absolut seine Darseinsberechtigung und wäre nicht einer von vielen "Wir hauen auf Sat.1 ein, weil das ohnehin alle tun"-Meldung. Schade eigentlich, denn das Thema gibt viel mehr her.
Ob du es glaubst oder nicht: Bei Erfolg hatte ich eine Fortsetzung gedacht - und da der Artikel wirklich richtig gut einschlägt, steht dem nichts im Wege. Es gibt ja noch viele Themen, bei denen man den Finger in die Wunde halten kann.
Ich hoffe, Alex, du versteht mich nicht falsch, aber im Gegensatz zu "Twipsy" muss ich das anprangern.
Ich hatte mit einer solchen Rückmeldung gerechnet, daher ist das völlig ok.
Nach Lesen des Berichtes könnte man denken, dass nur bei Sat.1 alles schlecht ist und die anderen Sender alles richtig machen.
Dem ist sicher nicht so. Aber nicht umsonst steht schon im Vorspann "... über die Misere, die Sat.1 derzeit wahrscheinlich am stärksten zu spüren bekommt." Deshalb habe ich heute Sat.1 in den Mittelpunkt gestellt, weil dort sehr vieles zutrifft, was mir derzeit am Fernsehen missfällt. Und die vielen Reaktionen, die heute per Mail eingingen, zeigen mir: Ganz falsch kann ich damit nicht liegen.

Aber wie gesagt: Es gibt viele andere Punkte, die klar angesprochen werden können und sollten. Da werden also sicherlich noch viele ihr Fett weg bekommen. :)
von scoob
#665852
Wenn das natürlich alles gewollt war und eine Fortsetzung der Reihe sogar in Planung ist, nehme ich meine Kritik zumindest halbwegs zurück.
Aber nicht umsonst steht schon im Vorspann "... über die Misere, die Sat.1 derzeit wahrscheinlich am stärksten zu spüren bekommt."
Dennoch musst du zugeben, dass man nicht gleich damit rechnet - nur weil im Vorspann ein Sender erwähnt wurde -, dass sich der ganze Artikel nur um Sat.1 dreht. Hättet ihr nur das Sat.1-Logo als Bild genommen, dann wüsste der geneigte Leser sofort, dass es nur um Sat.1 geht. Vielleicht sehe ich das aber auch zu eng und bin der einzige, der eine andere Meldung erwartet hat.

Das wäre eigentlich mein einziger Kritikpunkt, den man beim nächsten Mal vielleicht beachten könnte. Ist aber nur ein Vorschlag. :)
#665855
Das ist sicherlich richtig, aber wie gesagt: Auch andere Themen werden im Rahmen der Reihe besprochen. Es sind jetzt zwar keine regelmäßigen Ausgaben geplant, aber immer mal wieder wird es einen solchen Zwischenruf geben.

Und mal unter uns: Der Artikel dreht sich zwar um Sat.1, kann aber in Teilen auch auf andere Sender umgemünzt werden - gerade was die Rotation der Magazin-Berichte angeht, wo ProSiebenSat.1 generell eine zweifelhafte Vorrangstellung einnimmt.
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von Glenn
#665859
Mir hat der Artikel auch gut gefallen, und das soll keine Schleimerei sein. Ich fand, dass man gemerkt hat, wie du dir deinen Unmut über das aktuelle Fernsehen von der Seele geschrieben hast, und damit sprichst du sicherlich für viele, die das genauso empfinden. :)
#665874
Mir hat's auch richtig gut gefallen - den Nagel auf den Kopf getroffen. Endlich sagt mal einer in 'nem ganzen Text etwas, wofür dieses Nachmittagsprogramm gut ist - nämlich für gar nichts!

Mir haben am Ende nur noch ein paar Verbesserungsvorschläge gefehlt. Du hast ja selber gesagt, dass es schwer ist, die Leute zurück zu holen. Genau aus dem Grund würde mir auch nichts einfallen, wie man die Leute zurückholen könnte. Da hätte mich deine Meinung noch ein wenig interessiert!
Aber ich glaube übrigens, dass man mit Bolten auf einem recht ordentlichen Weg ist (zumindest das was er zuletzt gesagt hat, hatte Hand und Fuß).
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von Twipsy
#665891
Auf so kleinem Raum ist die Fokussierung auf einen Sender erstmal ok, es soll ja nicht zu oberflächlich werden.
Wäre gut, wenn das Ganze auf sämtliche Sender ausgeweitet würde, dafür könnte man einmal pro Woche auf eine Soap-Wasserstandsmeldung verzichten.
Edit: Da ist sie schon :lol:
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Pass nur auf, dass Du nicht zum Fernsehkritiker mutierst :mrgreen:
#665952
Also ich weiß nicht ... die Idee über das Thema zu schreiben ist gut, drängt sich momentan ja fast schon auf, und der Text sagt auch viel Wahres. Aber:
Bei den Zuschauern wird mir zu wenig differenziert. Es mag ja Personen geben, wie beschrieben, aber ich würde mich nicht dazu zählen. Klar, wenn die Magazine und Serien am Nachmittag mies sind erwarte ich auch, dass eine neue Serie mit einem Titel wie "Verliebt in Alex, den tollen (Kinder-)Arzt einer tollen Klinik im stylischen Berlin" mies ist. Sowas "probiere" ich auch gar nicht mehr, das ist schon richtig.
Aber das heißt für mich nicht, dass der Sender immer schlecht ist, nur wenn es nachmittags der Fall ist. Hellas Geburtstagsshow habe ich nicht geguckt, weil es so Geburtstagsshows schon gegeben hat (RTL) und die einfach so schlecht waren, dass ich mir so etwas nicht nochmal angucken werde. Das hat nichts damit zu tun, was das das Sat-1-Magazin keine Nachrichten zeigt.
(Ansonsten dürfte wohl auch niemand mehr RTL gucken - und Pro7 schon gar nicht.)

Der Großteil der Quoten dürfte ja auch von einem Bevölkerungsteil kommen, der beruflich (und privat) so eingebunden ist, dass er erst Abends Zeit hat, den TV anzumachen. Dazu haben die meisten Leute wohl auch kein Interesse sich weitgehend mit dem Fernsehen auseinander zu setzen (wie auf dieser Seite). Diese Leute wissen ja gar nicht genau (aus eigener Erfahrung), was Sat.1 (nach-)mittags sendet. Da macht man es sich - finde ich - dann zu einfach mit, zwischen Tageszeiten nicht zu differenzieren.
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von Twipsy
#679088
Sehr gelungener Artikel, heute zum Thema ÖR-Rundfunk. Was man da so wegsendet, hat eher den Begriff Sterbebegleitung verdient. Solange aber die Politiker eine schöne Plattform zur Selbstverwirklichung bekommen, wird es so weiterlaufen. Man sollte ihnen mal klarmachen, dass sie so die junge Generation verlieren. Die wandert eh nicht zu den Privaten, sondern langfristig ins Internet ab.
#679117
Gut, dass das aktuelle Thema mal angesprochen wurde, aber es fehlt an konkreten Vorschlägen zur Verbesserung.

Es ist kein Geheimnis, dass junge Zuschauer fast nur mit Hollywoodkrachern und populärem Sport zu gewinnen sind. Erwarten wir das von den ÖR? Dass sie die Privaten überbieten und noch mehr für Fußball ausgeben? Soll Der große Finanzcheck im Ersten laufen und damit Beispiel für die Annäherung an Raus aus den Schulden (auch wenn RTL hier nur Me-to war)?

Man kann zurecht kritisieren, dass z.B. Krieg der Welten nächste Woche deutlich nach 23 Uhr laufen wird, während Pilawa wieder den Vorrang bekommt. Aber würde der eine Abend wirklich einen signifikanten Unterschied machen?


Man kann am Kommentar an sich noch kritisieren, dass ARD und ZDF grundsätzlich in einem Atemzug genannt werden, obwohl es Konkurrenten sind, die nichts miteinander zu tun haben und nicht kooperieren müssen. Da könnte man auch RTL und ProSieben addieren, um etwas zu beweisen.
Der Vergleich mit den 12 Prozent von ProSieben ist auch nicht ganz rein. ProSieben ist ein hochspezialisierter Sender, der sich nicht mit zielgruppenfernen Formaten, Nachrichten, Dokus oder Politik abmüht. Und dieses Präzisionswerkzeug kommt nur auf 12 Prozent? ;) Damit ist ProSieben nur unwesentlich effektiver, als 'ne Glühbirne.

Ich will damit aber nicht die eher durchwachsenen Ergebnisse des Ersten und des Zweitern beschönigen. Aber es sollte langsam deutlich sein, dass man mit zwei konkurrierenden Systemen, die ihrerseits keine Spezialisierung haben dürfen, heute nichts mehr reißen kann. Ich würde das Ergebnis daher eher den Systemzwängen zuordnen.
Worin besteht eigentlich das Problem? Nachrichten? Nein. Dokus? Auch nicht. Information allgemein? Nein.
Es besteht in massenkompatibler Unterhaltung. Wie sollte die nun aussehen, damit man die Sender nicht kritisiert und private Annäherung vorwirft?
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von Fabian
#679123
Ein Großteil der jungen Menschen ist nicht dumm. Diese Leute wollen - genauso wie ich - kein Vorleser einer Meldung in einem tristen Studio. Diese potenziellen Zuschauer wollen vernünftig - mit Hintergründen und Meinungen informiert werden. Wenn die jungen Menschen dermaßen gelangweilt von Nachrichten sind, wieso flutscht dann Tagesschau.de und Spiegel Online so gut? SPON hat einen sehr professionellen und seriösen Anspruch, was die Leser tagtäglich an den Meldungen auf der Hauptseite sehen können.
#679124
Fabian hat geschrieben:Ein Großteil der jungen Menschen ist nicht dumm. Diese Leute wollen - genauso wie ich - kein Vorleser einer Meldung in einem tristen Studio. Diese potenziellen Zuschauer wollen vernünftig - mit Hintergründen und Meinungen informiert werden. ... SPON hat einen sehr professionellen und seriösen Anspruch, was die Leser tagtäglich an den Meldungen auf der Hauptseite sehen können.
Naja.. Spiegel Online wird aber auch langsam zur Boulevard-Müllkippe.
Und wem die Tagesschau nicht passt, der schaut sich heute an. Aber gerade heute ist noch deutlich unbeliebter. Willst du wirklich, dass man sich wie bei RTL um Bohlen und Formel 1 kümmert?
Ich behaupte mal, der NAchrichtenkonsum hängt am Unterhaltungskonsum. Wenn sich Zuschauer aufgrund von Unterhaltungsformaten beim Sender rumdrücken, dann schauen die auch dessen NAchrichten. Da haben die ÖR ein deutliches Defizit. Aber an den Nachrichten würde ich nun gerade nicht rummäkeln. Die sind wirklich gut (jedenfalls besser, als alles was die Privaten in diesem Bereich zusammen machen)
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von Fabian
#679126
Kellerkind hat geschrieben:
Fabian hat geschrieben:Ein Großteil der jungen Menschen ist nicht dumm. Diese Leute wollen - genauso wie ich - kein Vorleser einer Meldung in einem tristen Studio. Diese potenziellen Zuschauer wollen vernünftig - mit Hintergründen und Meinungen informiert werden. ... SPON hat einen sehr professionellen und seriösen Anspruch, was die Leser tagtäglich an den Meldungen auf der Hauptseite sehen können.
Naja.. Spiegel Online wird aber auch langsam zur Boulevard-Müllkippe.
Und wem die Tagesschau nicht passt, der schaut sich heute an. Aber gerade heute ist noch deutlich unbeliebter. Willst du wirklich, dass man sich wie bei RTL um Bohlen und Formel 1 kümmert?
Nö, genau das meine ich nicht.
Wenn ich Nachrichten ansehe, bekomme ich bei der ARD zunächst den Sachverhalt von der Sprecherin vermittelt, dann kommt ein Beitrag darüber (wo nicht viel mehr Infos drinstecken), ehe danach noch ein politisches Zitat mit dem selben Inhalt kommt.

Der Gegensatz hierzu sind die Politmagazine, die ein Thema auseinander nehmen und die Sachverhalte überprüfen. Gutes Beispiel ist auch "Toll" bei Frontal 21 oder der politische Humor. "Tagesschau" und "heute" sollen keine Comedyshows werden, nur brauche ich keine Nachrichten anschauen, um reine Informationen zu bekommen. Dafür reicht mir auch der DPA-Newsticker.

Hier mal die Themen von SPON auf der Hauptseite:
- Magna vor Abbruch der Opel-Verhandlungen
- GM-Insolvenzplan verärgert Gewerkschafter
- Staatsschutz war Kurras 1965 dicht auf den Fersen
- Deutschland muss in der zweiten Hälfte gegen China zulegen
- Länder verzögern Anti-Terror-Ausrüstung von Kernkraftwerken
- Schweinegrippe auf Luxusliner
- "Wir Schweizer sind nicht so anfällig für Moden"
also für mich sehr seriös.
#679127
Fabian hat geschrieben:Wenn ich Nachrichten ansehe, bekomme ich bei der ARD zunächst den Sachverhalt von der Sprecherin vermittelt, dann kommt ein Beitrag darüber (wo nicht viel mehr Infos drinstecken), ehe danach noch ein politisches Zitat mit dem selben Inhalt kommt.
Gut. Die Präsentation könnte verbessert werden. Ich finde auch, dass die zu sehr rasen. Etwas mehr Ruhe und evtl längere Beiträge wären nicht schlecht. Aber das sind doch eher Kleinigkeiten, wenn man sich andere Fernsehnachrichten so anschaut.

Schau dir als Experiment mal die deutschen Nachrichten der Deutschen Welle an. Die laufen zu den ungeraden Stunden, z.B. 19 Uhr, parallel zu heute. Da kann man gut hin und her zappen. Ich finde die fast noch am besten. Das Studio wirkt gut und es werden nicht unendlich viele Beiträge in Höchstgeschwindigkeit runtergerissen. Es wirkt insgesamt ruhiger.


Über Internet-Nachrichten denke ich im Ergebnis nicht so positiv. Denn auch wenn es dort hochwertige Inhalte gibt, selektiert man doch. Bei Fernsehnachrichten bekomme ich alles zu Gesicht. Gutes wie Schlechtes. Im Internet konsumiert man nur bestimmte Themen, ggf. aus einer bestimmten Perspektive. Die Auswahl ist dort einseitiger. So wie deine SPON-Liste. Das sind die Top-Themen und sicher auch seriös. Aber liest man das alles? Nein. Man liest Überschriften und scrollt. "Panorama" ist das erste Ressort, welches weiter unten folgt.
Die Tagesschau hat die gleichen Themen, aber wer die Tagesschau schaut, schaut diese Themen mit Sicherheit.
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von Fabian
#679129
Du hast gute Ansätze, aber wir reden aneinander vorbei. Ich empfange beispielsweise keine Deutsche Welle, deshalb ist ein Zappen nicht möglich. Ich brauch auch kein anderes Studio der ARD/ZDF-Nachrichten, ich bin damit völlig zufrieden. Ich denke einfach, dass die heutigen Nachrichten einen Mehrwert bieten müssen, um den Internet paroli bieten zu können. Das heißt: Sich richtig mit den Themen auseinanderzusetzen, wie es schon die Politmagazine tun.

Von mir aus soll die ARD den ganzen Schachsinn ab 19.45 Uhr aus dem Programm nehmen und eine halbstündige Nachrichtensendung produzieren. Ausführlich, ruhig und kritisch. Eben Öffentlich-Rechtlich im 21. Jahrhundert.
#679132
Fabian hat geschrieben:Ich denke einfach, dass die heutigen Nachrichten einen Mehrwert bieten müssen, um den Internet paroli bieten zu können. Das heißt: Sich richtig mit den Themen auseinanderzusetzen, wie es schon die Politmagazine tun.
Heute-Journal? Tagesthemen?
Das sind keine Renner. Auch die Politmagazine locken keinen hinterm Ofen hervor. Daher ist unsere Diskussion hier vermutlich kein Beitrag zum Thema "miese Quoten." ;)
Ein Beitrag wäre hingegen, warum das so ist. Und da schiebe ich alle Verantwortung auf die Unterhaltung. Wenn die brummt, dann brummt auch die Information. MAn darf auch nicht vergessen, dass wir heute allesamt extrem misstrauisch geworden sind. Würden wir ernsthafte NAchtichten überhaupt als glaubwürdig ansehen?
#679199
Die Frage ist doch, warum es ARD und ZDF nicht gelingt, neben all den wirklich gut gemachten Informationssendungen auch Formate zu produzieren, die junges Publikum ansprechen. Und damit meine ich nun nicht jene Formate, die auf extrem jung getrimmt sind - wie etwa irgendwelche Internet-Talks mit Markus Kavka oder dergleichen.

Mir fehlt es da an Gespür für Trend - ein Format wie "Let's Dance" ist für mich eigentlich klassisch öffentlich-rechtlichte Unterhaltung. Nur fehlt es den Machern an Mut, solche Sachen anzupacken und umzusetzen. Da lobe ich mir doch die britische BBC.
#679209
Alexander hat geschrieben:Mir fehlt es da an Gespür für Trend - ein Format wie "Let's Dance" ist für mich eigentlich klassisch öffentlich-rechtlichte Unterhaltung. Nur fehlt es den Machern an Mut, solche Sachen anzupacken und umzusetzen. Da lobe ich mir doch die britische BBC.
Der Hauptgrund liegt für mich darin, dass wir zwar zwei Programme in der ersten Reihe haben, die aber nicht mit- sondern gegeneinander arbeiten sollen. Damit fehlt die Möglichkeit, das zu tun, wovon die Privaten seit 15 Jahren profitieren und was im Ausland normal ist: Zielgruppenfernsehen. Dabei muss die Zielgruppe nicht 14-49 heißen und das Ziel muss nicht quotengetrieben sein, aber man kann sich zielgerichtet an bestimmte Gruppen richten. Derzeit darf man dies offiziell nicht, aber macht dies recht erfolgreich mit den Älteren, die allein schon quantitativ alle anderen in den Schatten stellen. Und weil dies schon einige Zeit so geht, kann man das auch nicht von heute auf morgen ändern.

Das Erste arbeitet gegen das Zweite. EinsFestival arbeitet gegen den neuen Familienkanal. EinsExtra arbeitet gegen ZDFinfo. arte gegen 3sat.
Unsere Sender sind Weltmeister darin, sich gegenseitig Konkurrenz zu machen und gleichzeitig andere auszuschließen. Als ob es der Einzelne (besonders bei den "Kleinen") nicht schon schwer genug hätte.

Was insgesamt fehlt, ist die "Gotteshand", die von oben herab Aufgaben ganz klar verteilt, mit einem Gespühr für Realismus. Diese Hand könnte (z.B.!) dem Zweiten die spezielle Aufgabe geben, ein junges, innovatives Fernsehen zu werden. Daraus würde sich automatisch der Zwang ergeben, Neues zu erschaffen. Und irgendwann kämen dann sicher auch Erfolge. Aber diese müssen eben eingefordert werden. Heute kann ich das nicht erkennen. Da bemüht sich einer um Raab, andere prügeln diesen Versuch nieder und keiner kann zur Rechenschaft gezogen werden, wenn der ESC keine künsterlische Unterhaltungsrelevanz mehr darstellt.
Es sollte Chancen geben, die aber Konsequenzen haben müssen. Entweder im Programm, oder in der Chefetage.


Bei der BBC bin ich mir nicht ganz sicher. Richtig ist, dass die sehr innovativ sind. Und jedes ihrer Programme richtet sich an eine andere Zuschauerschaft. Aber das führt unterm Strich dazu, dass das erste Programm mittlerweile näher an RTL als an den ÖR ist. Kann die Masse das wollen? Ich erinnere nur an das Musical-Casting im ZDF. Das wurde zerrissen noch bevor es einen Sendetermin gab. Das Ding hätte eine Offenbarung sein können, aber die öffentliche MEinung hätte sich nicht geändert.
Ich würde mal sagen, dass sich nicht nur die Sender ändern müssen, sondern auch die Einstellung des Zuschauers.

Und noch kurz zu den Trends: Hat den RTL ein Gespür für tRends, wenn man doch alles nur aus dem Ausland (speziell UK) holt und damit nichts selbst entwickelt, sondern nur auf Welttrends setzt? Da ist wohl insgesamt der Wurm drin ;)
#679229
Ich gebe dir in deinen Punkten durchaus Recht - gerade die Konkurrenz-Situationen sind bisweilen unerträglich.

Andererseits frage ich mich: Was wäre so schlimm daran, wenn es einen öffentlich-rechtlichen Sender gäbe, der sich im Unterhaltungsbereich RTL annähert - ist jetzt "Willkommen bei Carmen Nebel" tatsächlich anspruchsvollere Unterhaltung als das oben erwähnte "Let's Dance"? Ich denke nicht. Gut gemachte Unterhaltung bleibt gut gemachte Unterhaltung, egal auf welchem Sender. Das muss jetzt sicherlich nicht ständige Anruf-Aufforderungen ausarten wie bei "DSDS", aber in gewissen Dingen können sich ARD und ZDF da durchaus ein Beispiel nehmen, finde ich.

Es soll sich ja auch ganz gewiss nicht alles ändern. Wir brauchen gut gemachte Nachrichten und anspruchsvolle Polit- und Kulturmagazine. Aber wir brauchen auch öffentlich-rechtliche Sender, die mutig sind und ein Gespür haben für das Lebensgefühl der Jugend.
#679250
Alexander hat geschrieben:Andererseits frage ich mich: Was wäre so schlimm daran, wenn es einen öffentlich-rechtlichen Sender gäbe, der sich im Unterhaltungsbereich RTL annähert ...
Ich fände das nicht schlecht, mit einer Einschränkung: Es muss ein wirklich eigenes Format sein. Wenn das dann noch Erfolg hat, ist man jeder Kritik überhaben. Man hätte den Privaten nichts weggeschnappt, nicht kopiert und wäre sogar weiter als RTL, die immer nur einkaufen.
Aber das halte ich derzeit für völlig unmöglich. Die stellen sich lieber gegenseitig Beine.

"Lets Dance" ist zu keinen Zeitpunkt anspruchsloser als Silbereisen und Nebel, weil es dabei um Leistung und nicht um Missleistung geht. Es sind reine Unterhaltungsformate und damit erwünscht. Aber Silbereisen könnte man noch nachsagen, dass er nicht eingekauft ist, nicht kopiert ist und eine Gruppe anspricht, die von den Privaten vernachlässigt wird. Ein Tanzwettbewerb würde, genau wie ein Musicalcasting, durch einen öffentlichen Aufschrei unmöglich gemacht werden. Deswegen wäre eine eigene Erfindung so wichtig.

Das Anrufen, welches keiner bei den ÖR sehen wöllte, ist aber vermutlich mehr als nur Abzocke. Denn es zwingt den Zuschauer, eine ganz aktive Rolle einzunehmen und sich auf eine Seite zu stellen. Das emotionalisiert und sorgt für Bindung. Und genau diese Bindung wäre wichtig. Keine Anrufe erschaffen einen passiven Zuschauer, dem das egal ist.


Wenn einer zu gut von der BBC denkt, dann empfehle ich das digitalspy-Forum. Dort kann er - nur viel schärfer - die gleichen Argumente gegen die BBC lesen, wie er hier in Deutschland über die ÖR lesen kann. Nur fällt es uns außenstehenden leichter, Vergleiche zu ziehen, weil wir Vergleichsmöglichkeiten haben. Und das relativiert mein Bild über unsere ÖR doch stark. So schlecht sind die eigentlich nichit. (Aber auch nicht gut.)
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von Twipsy
#728035
Und wieder ein gelungener Artikel mit vielen Infos, der z.B. aufzeigt, wie Pro7Sat.1 zu ihrem einigermaßen ausgeglichenen Quartalsbericht gekommen ist: Sparen, sparen, sparen! Und auch an den Kunden (Werbetreibenden) denken, mit Product placement überall.
Man könnte als Paradebeispiel, wie ein Format an die Wand gefahren wird, Galileo anführen. Ständig dieselben öden Berichte über Freizeitparks und Riesenrutschen.
Wie soll denn die Branche wieder aus der Krise herauskommen, wenn alle Sender den Schwanz einziehen und hoffen, dass die Bedrohung schon von allein vorbeiziehen wird?
Gar nicht! Stattdessen muss wieder Schwanzvergleich her! Wer hat die besten Ideen? Dann kann man sich auch wieder Fernsehpreise zuschustern, ohne dass der Konsument ins Fremdschämen verfällt.
http://www.spiegel.de/kultur/tv/0,1518,653807,00.html
Zuletzt geändert von Twipsy am Mi 14. Okt 2009, 11:35, insgesamt 2-mal geändert.
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von Twipsy
#730976
http://www.quotenmeter.de/cms/?p1=n&p2=37792&p3=
Allzu prominent ist der Sendeplatz allerdings erwartungsgemäß nicht ausgefallen. [RTL wird den] Film «Reinhard Mohn - Es müssen mehr Köpfe ans Denken kommen» am kommenden Sonntag um 23:00 Uhr ausstrahlen.
Ist ja auch klar, wieso: Der Titel des Films ist ja auch komplett gegensätzlich zur Unternehmensphilosophie, die da heißen könnte "RTL - Denken kostet" oder "RTL - kuck disch mal an alda". Muss man nur mal euren Hintergrundbericht zu Britt lesen. Schön die Intelegentz-lücke füllen damit und hoffen, dass es keiner merkt.