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Deutsche Fiction in der Krise
Verfasst: Mi 15. Mär 2006, 21:26
von Familie Tschiep
Man sollte sich vorher informieren, wenn man solch einen Artikel schreibt. Deutsche Krimserien funktionieren im Allgemeinen sehr gut. Natürlich verlieren manche Zuschauer bei der X. Folge die Lust an einem Format, aber das ist auch bei Us-Serien so. Was meistens nicht so gut funktioniert, sind artifizielle Beziehungsdramen, egal woher sie kommen. Six feet under, Die Sopranos laufen ebenfalls nicht berauschend.
Wenn man sich das aktuelle Kinoprogramm anschaut, dann wird niemand auf die Idee kommen, dass deutsche Fiction in der Krise ist.
Verfasst: Mi 15. Mär 2006, 22:31
von Manuel Weis
Man sollte sich vielleicht vorher informieren, bevor man Unsinn ins Forum postet. Die Annahme "Deutsche Fiktion in der Krise" wurde nicht von Quotenmeter.de in den Raum gestellt, sondern im ursprünglichen Sinne von Sat.1 - und zwar vor "Bis in die Spitzen". Diese Serie sollte, so der Sender, die deutsche Fiktion nämlich aus der Krise führen...
Verfasst: Do 16. Mär 2006, 12:00
von Familie Tschiep
Was meint aus der Krise? Qualitativ oder Quotentechnisch. Qualitativ sollen sie es geschafft haben, quotentechnisch nicht. Aber es gab auch früher genügend qualitative Programme wie "Mein Leben und Ich", Nikola" und "Berlin, Berlin!". Vergessen wir den Tatort nicht. Das Kanzleramt war ebenfalls nicht schlecht.
Man soll nicht alles glauben, was die PR von sat 1 so erzählt

Verfasst: Do 16. Mär 2006, 15:01
von Manuel Weis
Was Qualitativ in unserem Artikel dedeutet, sollte eigentlich klar werden, wenn man den Text gelesen hat.
Verfasst: Do 16. Mär 2006, 16:09
von Berlin - Abschnitt 40
Mit einigen Sachen stimme ich überein.
Aber das "Teamworx" die einzige deutsche Produktionsfirma sein soll, die einen ansprechenden Fernsehfilm oder eine Serie hinkriegt sehe ich absolut nicht so. Für € 8-10 Millionen liefern sicher auch einige andere Produzenten ein ansehnliches Werk ab. Auch die öffentlich-rechtlichen Sender produzieren seit Jahren in In- und Ausland preisgekrönte Filme und Serien ab.
Verfasst: Do 16. Mär 2006, 16:31
von AlphaOrange
Ich finde den Artikel auch nicht gerade berauschend.
Man sollte sich vielleicht vorher informieren, bevor man Unsinn ins Forum postet. Die Annahme "Deutsche Fiktion in der Krise" wurde nicht von Quotenmeter.de in den Raum gestellt, sondern im ursprünglichen Sinne von Sat.1 - und zwar vor "Bis in die Spitzen".
Dann wäre es nicht schlecht gewesen, diese These in dem betreffenden Artikel auch mal zu zitieren.
Aber das ist nicht das Hauptproblem.
Denn ich stimme eher mit FamilieTschiep überein. Deutschland produziert nach wie vor vor allem im Krimibereich auf hohem Niveau und mit guten Quoten.
Und auch sonst liefern die Öffis ordentliche Produktionen ab.
Seichtere Stoffe und Komödien (und zwar auch auf gutem Niveau) gibt es zum Beispiel auch bei Sat.1 zu sehen.
Davon abgesehen scheitern tatsächlich viele Formate hoher Qualität im TV. Das ergeht US-Produktionen nicht anders, in dieser Sicht könnte man höchstens die These "Fiction in der Krise?" verfolgen (die ebenso fragwürdig ist), aber der Artikel beschränkt sich leider lieber darauf, nochmal auf Nachmittagstrash und den allseits unbeliebten Telenovelas herumzuhacken, statt sich selbst mal ein bisschen zu hinterfragen.
Verfasst: Do 16. Mär 2006, 16:44
von Manuel Weis
Jaja, die Krimiserien. Bloß wie stehen die denn in der Zielgruppe da? Wolffs Revier läuft als, weils in der Zuelgruppe nicht mehr läuft.. Dasselbe bei Balko, Die Wache, SK Kölsch. Und wie die Quoten der ZDF Freitagskrimis sind sehe ich jeden Samstag, wenn ich die Quotenlisten erstelle.
Und wie gesagt und auch im Artikel erwähnt: Ausnahmen bestätigen die Regel.
Verfasst: Do 16. Mär 2006, 16:56
von Alexander
Wobei die ZDF-Freitagskrimis auch bei den Jüngeren recht ordentlich laufen.
Verfasst: Do 16. Mär 2006, 17:07
von AlphaOrange
Aber warum wird das denn dann auf eine Krise der deutschen Fiction reduziert, wenn nebenan bei ProSieben gerade die Premium-Produktionen der gesamten US-Saison den Bach runtergehen?
Es scheint ja eher so, dass die Deutschen ein Problem mit gehobenem Niveau haben und nicht unbedingt damit, dass dieses aus deutschen Landen kommt.
Verfasst: Do 16. Mär 2006, 17:24
von Manuel Weis
Alexander hat geschrieben:Wobei die ZDF-Freitagskrimis auch bei den Jüngeren recht ordentlich laufen.
Nein, tun sie nicht. Vergleiche z.B. Siska am vergangenen Freitag: 0,98 Millionen i.d. Zielgruppe (8,1

.
Siska am 3.3.: 1,05 Mio. Zuschauer (8,4%). Nur um zwei Beispiele zu nennen. Auch wer "Der letzte Zeuge" als Beispiel nimmt: z.b. 17,02: 9,8 %, vergangenen Freitag 10,1 Prozent. Das wäre für die großen deutschen Privatsender zu wenig, weil unter dem Schnitt.
Einzig und allein der Tatort bietet dort eine Ausnahme, im Privat-TV "Der Bulle von Tölz". Sonst haben alle deutschen Krimiformate (Action ausgenommen) in der Primetime schlechte Werte.
Soviel mal zum informieren, bevor man schreibt, ihr lieben

Verfasst: Do 16. Mär 2006, 19:07
von thomasl
"In aller Freundschaft", "Um Himmels Willen", "Tatort", "Polizeiruf", "Die Rosenheim-Cops", "Im Namen des Gesetzes", "Der letzte Zeuge", "Siska", "Die Familienanwältin", "Der Bulle von Tölz", "Mit Herz und Handschellen" oder "Unser Charly" holen ein großes Publikum vor den Bildschirm. Mal in der einen, mal in der anderen Zielgruppe.
Selbst "Balko", "Die Wache" und auch "Hinter Gittern" wären bei jedem Sendern außer RTL noch sehr zufriedenstellend. Da kann man auch keine Krise herleiten.
Überhaupt TV-Mehrteiler wie "Dresden", "Sturmflut", "Luftbrücke" und unzählige weitere erreichen über sechs, in manchen Fällen über 10 Millionen Zuschauer. Generell der deutsche Fernsehfilm ist das stärkste Programmsegment und in Deutschland das, was für andere Länder der heimische Kinomarkt ist. TV-Filme sind im internationalen Markt das Markenzeichen des deutschen Fernsehens. Da gibts ja noch genügend Fernsehfilme, die man nennen kann.
Also die deutsche Fiction steckt in keiner Krise. Wenn dann stecken Privatsender in einer Serienkrise, das mag sein. Aber dann sollte man es nicht überdramatisieren.
Verfasst: Do 16. Mär 2006, 19:33
von HenrikW
thomasl hat geschrieben: Also die deutsche Fiction steckt in keiner Krise. Wenn dann stecken Privatsender in einer Serienkrise, das mag sein.
Und zumindest bei RTL ändert sich das gerade. Anke Schäferkordt hat ja angekündigt, dass sie vor allem den Bereich eigenproduzierte Fiction bei RTL stärken will. Deswegen sind momentan diverse neue Serien in der Mache.
Verfasst: Do 16. Mär 2006, 19:37
von Bug
Man muss sich ja nur mal den aktuellen Grimme-Preis angucken.
Wann gabs schon mal vorher gleich drei Preise in Gold...?
Verfasst: Do 16. Mär 2006, 21:02
von Berlin - Abschnitt 40
thomasl hat geschrieben:Also die deutsche Fiction steckt in keiner Krise. Wenn dann stecken Privatsender in einer Serienkrise, das mag sein. Aber dann sollte man es nicht überdramatisieren.
Serienkrise ja, nur Private, nein.
Bei ARD und ZDF gibt es auch keine wirklich neuen Konzepte, besonders das ZDF gibt sich einer regelrechten Krimiorgie hin, die mit öffentlich-rechtlicher Grundversorgung nichts mehr zu tun hat.
Trotz unbestreitbar guter Quoten produziert der fast 80-jährige Herbert Reinecker seit nunmehr über 30 Jahren dieselben Stories mit denselben Darstellerin in denselben Münchner Vorstadtvillen. Zwar gehören oder gehörten "Derrick", "Der Alte" oder "Siska" nach wie vor zu Quotenrennern und sind die Exportschlager, aber qualitativ ist es eindimensional und schablonenhaft. Einmal im tristen Vorstadtwohnblock zu ermitteln fällt denen nicht mal im Traum ein. Das war in "Der Kommissar" und in der Frühzeit von "Der Alte" noch ganz anders.
Auch "Die Rosenheim-Cops", welche unbestreitbar gewisse Paralellen zum Bullen von Tölz aufweisen waren ja mal ganz nett, mittlerweile ist aber auch dort der Mief eingekehrt, in der Provinz wird wie wild gemordet. Allgemein gibt es wenige Krimi- oder auch andere Formate die der Wirklichkeit nahekommen. Lieber Telenovela und "Lindenstraße".
HenrikW hat geschrieben:Und zumindest bei RTL ändert sich das gerade. Anke Schäferkordt hat ja angekündigt, dass sie vor allem den Bereich eigenproduzierte Fiction bei RTL stärken will. Deswegen sind momentan diverse neue Serien in der Mache.
Naja, das Interview im "Spiegel" vor einiger Zeit hatte auch Licht und Schatten, Schäferkordt trat mit breiter Brust oder der Arroganz des Marktführers auf. Sie kündigte zwar an auch in Zukunft viel Geld ins Programm zu investieren, erwähnte allerdings im selben Atemzug, man könne auch mit billigen Sachen wie Wittler & Co. 25% MA bei den Werberelevanten holen. Das klang wie eine Drohung. Fünfmal die Woche Wittler & Kook, dann schalt ich aus. Das jetzt ein paar neue Formate (auch alles Krimis) entwickelt werden ist ja auch bitter nötig, fast vier Jahre hat man keine einzige neue Serie etabliert, einige Serien wurden wegen Zuschauermangels eingestellt oder im Archiv geparkt. Und das obwohl der bereich deutsche Fiktion erheblich reduziert wurde, Fernsehfilme macht RTL ja fast gar keine mehr. Das der Marktführer letztes Mal nur dreimal den Deutschen Fernsehpreis, davon noch einen Förderpreis, interessiert die Chefin auch nicht, weil nur der Marktanteil interessant sei. Und obwohl die angestrebten 17% MA bei den Werberelevanten noch in weiter Ferne sind gibt man sich weiterhin arrogant in Köln, wir haben ja den Jauch, CSI: Miami und der Rest interessiert uns nicht.
Verfasst: Do 16. Mär 2006, 21:05
von revo
Also dass das deutsche Fernsehprogramm extrem reudig ist, ist doch nicht neu. Wo man hinschaut, nachmittags läuft auf nahezu jedem Sender Mistprogramm, und abends gibt es nicht wirklich was Neues. Deutsches Qualitätsprogramm, was ohnehin selten ist, floppt in hohem Maße. Bestes Beispiel hierzu ist "Stromberg". Was Thomas genannt hat, sind wenige Ausnahmen, und selbst da frage ich mich, ob Serien wie "Hinter Gittern" oder "Unser Charly" tatsächlich qualitativ hochwertig sind. Eher nicht. Weiterhin sind die Marktanteile bei den 14- bis 49-Jährigen bei ARD und ZDF nicht unbedingt hoch, auch nicht, bei eigenproduzierten Serien.
Qualitativ und erfolgsmäßig steckt die Fiction tatsächlich in einer Krise, das liegt jedoch größtenteils an den Zuschauern, die sich lieber irgendeinen billigen, niveaulosen Schund anschauen als qualitativ hochwertige Formate.
Verfasst: Do 16. Mär 2006, 22:22
von Familie Tschiep
Gute Programme sind immer die Ausnahme und darüber soll man sich freuen.
Der Vater meiner Schwester, den ich neulich gesehen habe, war ein herausragender Film.