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Qualität der "Quotenmeter"-Kritiken

Verfasst: So 6. Jan 2008, 18:36
von Familie Tschiep
Schon häufiger war das Thema in diesem Forum, wie gut ist die Qualität der Quotenmeter-Kritiker. Meistens beschränkt es sich auf eine Auseinandersetzung mit der Geschichte, dieses meistens auch sehr oberflächlich. Über das Wie (Schnitt, Rhythmusgefühl, Musik, Licht, Bildsprache) wird wenig geschrieben, dabei ist das auch wichtig. Manchmal habe ich das Gefühl, dass die Schreiberlinge nichts über die Wie wissen. Wie verändert sich ein Film, wenn ich beispielsweise nur mittels Handkameras filme? WelcheKonsequenzen hat es? Passt es zum Thema.

Was sagt ihr zu den Kritiken? Zeugen Sie wirklich von Sachverstand?

Verfasst: So 6. Jan 2008, 18:57
von Poffel
die wenigsten mitarbeiter sind halt ausgebildet darin, sie versuchen halt ihr bestes und verbessern sich peu a peu.
was erwartest du von einem so kleinen projekt, hinter dem kein sponsor oder so steht - FAZ?

Verfasst: So 6. Jan 2008, 19:32
von Kuscheltiger
Poffel hat geschrieben:die wenigsten mitarbeiter sind halt ausgebildet darin, sie versuchen halt ihr bestes und verbessern sich peu a peu.
ich denke nicht, dass es daran liegt. Die von "Familie Tschiep" aufgeführten Kategorien mit einzubeziehen ist eigentlich kein sehr großes Problem. Jede/r dritte (Mit-)Schüler/in den/die ich kenne wäre dazu in der Lage, es auch mit halbwegs guter Qualität einzubeziehen.

Ich denke, dass das Problem eher in der Zeit liegt. Für eine sehr gute Kritik sollte man sich den Film/die Episode einer Serie mehrmals ansehen. Dazu dann noch das schreiben und die anderen Aufgaben ... (die Kritiker werden doch noch mehr zu tun haben - oder sind sie ausschließlich dafür zuständig? Dann müsste ich zugeben, dass es etwas enttäuschend ist.)

Vielleicht steckt auch der Gedanke dahinter, dass es für den Durchschnitts-TV-Konsumenten (und auch hier Leser) relativ egal ist, wie Schnitte, Beleuchtung, usw. sind und auch deswegen kaum darauf eingegangen wird.

Verfasst: So 6. Jan 2008, 19:39
von AlphaOrange
Poffel hat geschrieben:was erwartest du von einem so kleinen projekt, hinter dem kein sponsor oder so steht - FAZ?
"kleines Projekt" könnte mittlerweile der ein oder andere Verantwortliche als leichte Beleidigung auffassen ;)

Die Kritiker geben schon Acht auf das "Wie". Dass das in einer Kritik des üblichen Umfangs keine tragende Rolle einnimmt sollte klar sein. QM ist - so muss ich das mal sagen - nicht umbedingt das TV-Magazin, das besonders in die Tiefe geht. Das trifft auch auf die Kritiken zu.
TV-Kritiken sind aber auch immer schwierig, wenn es sich nicht gerade um totalen Murks handelt oder um ein einzigartiges Meisterwerk, dann gibt es eigentlich immer jemanden, der nicht übereinstimmt.

Verfasst: So 6. Jan 2008, 19:42
von Tobias Heindl
Hallo,
Die Kritiker (u.a. Julian Miller) machen gerade Abi, weshalb Manuel, Fabian und die restlichen Redakteure einspringen müssen. Nebenbei müssen wir noch bei Sendern nachfragen, Berichte schreiben, uns um das Forum kümmern und und und....

Wir versuchen sicherlich die Filme bestmöglich zu kritisieren. Aber einen Film (angenommen 1,5 Stunden ) mehrmals anzusehen ist kaum möglich, bei der Menge Vorabmaterial, das täglich kommt.

Und ich muss dir ehrlich sagen bisher habe ich noch nicht auf Schnitt Musik etc. geachtet - für mich ist der Inhalt am wichtigsten.

Verfasst: So 6. Jan 2008, 20:29
von Alexander
Was sagt ihr zu den Kritiken? Zeugen Sie wirklich von Sachverstand?
Ich muss zugeben, dass ich die Fragen schon ziemlich anmaßend finde. Ganz bestimmt sind unsere Kritiken nicht perfekt oder auf dem Niveau großer Filmfachzeitschriften. Das ist - bei aller Liebe - aber auch kaum zu erwarten, denn einerseits ist Quotenmeter noch immer kein Internetportal, von dem wir leben können.

Andererseits ist das Team noch sehr jung, verfügt also längst nicht über die vielleicht an mancher Stelle wichtige jahrelange Erfahrung. Ich bin der Meinung, dass wir uns in den vergangenen Monaten Schritt für Schritt verbessert haben - aber das nur so nebenbei.

Ich sehe die "Kritiker" als kleinen Wegführer durch den TV-Dschungel. Dass wir nicht auf alles eingehen können, versteht sich eigentlich von selbst. Kritik ist ok, aber mich hier wie in der Schule bewerten zu lassen, finde ich ein wenig dreist.

Re: Qualität der "Quotenmeter"-Kritiken

Verfasst: So 6. Jan 2008, 21:26
von Fabian
Familie Tschiep hat geschrieben:Schon häufiger war das Thema in diesem Forum, wie gut ist die Qualität der Quotenmeter-Kritiker. Meistens beschränkt es sich auf eine Auseinandersetzung mit der Geschichte, dieses meistens auch sehr oberflächlich. Über das Wie (Schnitt, Rhythmusgefühl, Musik, Licht, Bildsprache) wird wenig geschrieben, dabei ist das auch wichtig. Manchmal habe ich das Gefühl, dass die Schreiberlinge nichts über die Wie wissen. Wie verändert sich ein Film, wenn ich beispielsweise nur mittels Handkameras filme? WelcheKonsequenzen hat es? Passt es zum Thema.

Was sagt ihr zu den Kritiken? Zeugen Sie wirklich von Sachverstand?
Hallo,

das Online-Fernsehmagazin Quotenmeter.de hat seit fast drei Jahren Rezensionen zu neuen Serien und Filmen. Wir versuchen uns stets zu verbessern und sind deshalb über negative, wie auch positive Kritik sehr offen.

In der Tat handeln die Kritiken kaum von der Schnitttechnik, Beleuchtung und Kameraführung, weil man diese Dinge eben als gegeben voraussetzt. Allerdings werden in extremen Beispielen (z. B. "Post Mortem") diese Themen konkretisiert. Allerdings ist das Hauptaugenmerk nun mal die Drehbücher und die Schauspieler. Sollten diese zwei Parameter schlechte Arbeit leisten, kann man die ganze Produktion in die Tonne werfen.

In gewisser Weise suchen wir immer den künstlerischen Aspekt in Filmen, aber wir haben auch intern die Philosophie: Nur weil es einen künstlerischen Wert hat, muss es nicht gut sein. Fernsehen soll den Zuschauer eben unterhalten und wenn nun ein zweistündiger Film gedreht wurde, der ein gesellschaftliches oder poltisches Thema mit einer tollen Schnitttechnik thematisiert, aber unspannend und vorhersehbar ist, dann bekommt das Werk keine gute Bewertung.

Ich habe in den vergangenen Wochen wieder vermehr deutsche Produktionen gesehen und es ist häufig alles auf einem sehr technisch hohen und gutem Niveau. Das will doch keiner wissen. Stattdessen haben wir die nagtive Ausstattung in "Das iTeam" besprochen. Ich wundere mich oft genug, dass andere Zeitungen und Zeitschriften Filme in den Himmel loben, die für mich zum größten Teil vorhersehbar sind.

Vielmehr finde ich es erstaunlich, dass man den großen Verlagen mehr vertraut. Vor einiger Zeit, als der Film "Das Inferno - Flammen über Berlin" ausgestrahlt wurde, bekam Quotenmeter.de die DVD vorab. Auch die großen TV-Zeitschriften kamen die gleiche DVD und schrieben über die tollen Spezialeffekte. Das Seltsame an der Sache: Im ganzen Film waren keine Spezialeffekte vorhanden, weil sie zum damaligen Zeitpunkt als die DVD verschickt wurde, noch gar nicht fertiggestellt waren.

Als Chef bin ich mit der Arbeit sehr zufrieden, denn letztendlich sagen wir den Lesern, ob die Produktions sehenswert ist. Und ja, über Geschmack lässt sich immer streiten.

Verfasst: So 6. Jan 2008, 22:24
von Familie Tschiep
Tobias Heindl hat geschrieben:Hallo,
Die Kritiker (u.a. Julian Miller) machen gerade Abi, weshalb Manuel, Fabian und die restlichen Redakteure einspringen müssen. Nebenbei müssen wir noch bei Sendern nachfragen, Berichte schreiben, uns um das Forum kümmern und und und....

Wir versuchen sicherlich die Filme bestmöglich zu kritisieren. Aber einen Film (angenommen 1,5 Stunden ) mehrmals anzusehen ist kaum möglich, bei der Menge Vorabmaterial, das täglich kommt.

Und ich muss dir ehrlich sagen bisher habe ich noch nicht auf Schnitt Musik etc. geachtet - für mich ist der Inhalt am wichtigsten.
In der Regel ordnen sich Schnitt, Musik und so weiter der Geschichte unter, aber dennoch sollte man wissen, wie das funktioniert, welche Wirkung das hat. So wie man auch vergleichen können sollte zu älteren Klassikern.

Manchmal ist es besser, sich über einen Film Gedanken zu machen, ihn wirklich mehrmals anzuschauen. Eine gute Kritik ist besser als viele dahin geschluderte.

Verfasst: So 6. Jan 2008, 22:34
von scoob
Familie Tschiep hat geschrieben:Manchmal ist es besser, sich über einen Film Gedanken zu machen, ihn wirklich mehrmals anzuschauen. Eine gute Kritik ist besser als viele dahin geschluderte.
Also hier muss ich einmal eingreifen: "Hingeschludert" wird bei uns keine Kritik! Und wie schon mehrmals gesagt: Der Zeitaufwand lässt es einfach nicht zu, dass man einen Film mehrmals schaut. Denkst du, dass sich andere Redaktionen, die Filmkritiken schreiben, die Zeit nehmen? Sicherlich nicht. Wenn wir Kinofilme vorab bewerten, dann können wir diese sowieso nur einmal sehen - und die sind meistens noch umfangreicher als Fernsehfilme.

Bevor man daher solche - meiner Meinung nach - haltlose Kritik äußert, sollte man einmal selbst eine Kritik geschrieben haben. Ich weiß, was dies für ein Aufwand ist und daher mache ich es schon gar nicht mehr - höchstens noch in Ausnahmefällen. Ich zolle daher jedem Kollegen meinem Respekt, der sich dafür jede Woche die Zeit nimmt und sein bestmöglichstes gibt.

Verfasst: So 6. Jan 2008, 22:40
von Fabian
Markus hat geschrieben:Wenn wir Kinofilme vorab bewerten, dann können wir diese sowieso nur einmal sehen - und die sind meistens noch umfangreicher als Fernsehfilme.
Oftmals kommen die Kritiker von anderen Firmen auch noch zu spät zur Pressepreview ;-)

Verfasst: So 6. Jan 2008, 22:43
von Poffel
Fabian hat geschrieben:
Markus hat geschrieben:Wenn wir Kinofilme vorab bewerten, dann können wir diese sowieso nur einmal sehen - und die sind meistens noch umfangreicher als Fernsehfilme.
Oftmals kommen die Kritiker von anderen Firmen auch noch zu spät zur Pressepreview ;-)
schauen die euch da eigentlich seltsam an, weil irh noch so jung seid? oder schicken andere Firmen da auch jüngere, kA Praktikanten oder so? nen journalist stell ich mir halt viel äter vor ^^

Verfasst: So 6. Jan 2008, 22:47
von scoob
Poffel hat geschrieben:
Fabian hat geschrieben:
Markus hat geschrieben:Wenn wir Kinofilme vorab bewerten, dann können wir diese sowieso nur einmal sehen - und die sind meistens noch umfangreicher als Fernsehfilme.
Oftmals kommen die Kritiker von anderen Firmen auch noch zu spät zur Pressepreview ;-)
schauen die euch da eigentlich seltsam an, weil irh noch so jung seid? oder schicken andere Firmen da auch jüngere, kA Praktikanten oder so? nen journalist stell ich mir halt viel äter vor ^^
Nö. So jung sind wir ja nun auch nicht. :wink: Als ich bei einer Pressevorführung war, waren auch ein paar Kollegen da, die Mitte bis Ende 20 sind.

Verfasst: So 6. Jan 2008, 22:59
von Poffel
Oki es klang nur so bei den worten abi-machen ^^

Verfasst: So 6. Jan 2008, 23:01
von scoob
Poffel hat geschrieben:Oki es klang nur so bei den worten abi-machen ^^
Einige haben ihr Abitur schon hinter sich. :wink:

Verfasst: So 6. Jan 2008, 23:12
von Mr.VOX
Wenn man etwas zum diskutieren sucht, dann findet man es auch. Eine Kritik zu einem Film ist doch immer subjektiv, es wird immer jemanden geben der eine andere Meinung hat. Um es kurz zu machen, die TV Spielfilm Redakteure werden sich sicherlich einen Film wie zum Beispiel "African Race", der auch eine Kritik von Quotenmeter.de erhalten hat, nicht 3 mal oder 2 mal anschauen, das ist vielleicht für einen Kinokritiker möglich. Der alleine 3 Filme pro Woche zu bewerten hat, und dann einen Auftritt im Frühstücksfernsehen hat.

Ein Blick in die Fernsehzeitungen genügt doch, es ist ein Extrem-Beispiel aber was bei Zeitung A mal der "Tagestipp" war, war bei Zeitung B auch schon einmal "Der Flop des Tages". Gerade Filme werden doch sehr oft Unterschiedlich bewertet, da spielt halt auch die eigene Meinung eine Rolle. Es ist ja eine Kritik, diese Kritik wird ja nicht alleine an Merkmalen fest gemacht, wie etwa ob Schauspieler "Jane Doe" 5 mal gelächelt hat, oder nicht. Zudem sollte man bedenken, das Quotenmeter.de keine Fernsehzeitung ist, "Die Kritiker" ist eine Rubrik, das man über eine Serie mal eine andere Meinung hat ist doch Verständlich. Und nicht jeder Kritiker geht nach den gleichen Merkmalen, was aber auch logisch ist.
Ich für meinen Teil bin mit den Quotenmeter.de Kritiken immer sehr zufrieden, sie sind ausführlich. Und das gute ist, man kann sich doch immer selbst ein Bild machen, man muss ja nicht alles immer zu 100 % teilen.

Verfasst: So 6. Jan 2008, 23:32
von Stefan
Mr.VOX hat geschrieben:. Eine Kritik zu einem Film ist doch immer objektiv, es wird immer jemanden geben der eine andere Meinung hat.
meinst du hier nicht subjektiv? :roll: :lol:

cu
Stefan

Verfasst: So 6. Jan 2008, 23:41
von Mr.VOX
Stefan hat geschrieben:
Mr.VOX hat geschrieben:. Eine Kritik zu einem Film ist doch immer objektiv, es wird immer jemanden geben der eine andere Meinung hat.
meinst du hier nicht subjektiv? :roll: :lol:

cu
Stefan
Danke, war ein langer Tag für mich, wohl zu lange, Und ich weiß heute einmal mehr wie schrecklich ist zu warten, das ein Telefon klingelt. :wink:

Verfasst: Mo 7. Jan 2008, 13:56
von Fabian
Von Julian Miller
Nachdem ich nun schon mehrmals im Forum auf Kritik gegen die Quotenmeter-Kritiken stieß, finde ich, dass die Zeit gekommen ist, um mich dazu zu äußern. In den letzten drei Jahren habe ich für Quotenmeter von allem Mitarbeitern die meisten Kritiken verfasst und sehe es somit als meine Pflicht an, meine Vorgehensweise zu erläutern.
Eine Kritik kann grundsätzlich nie objektiv sein, wie es so manche Laien des Fachs immer wieder fordern. Über jede Kritik und somit über jeden Film, jede Serienepisode und jeden Werbespot lässt sich streiten. Es geht beim Verfassen einer Rezension also nicht um das persönliche Wohlgefallen, was, ganz offen gesagt, unterbewusst sowieso meist miteinfließt, sondern primär um die „handwerkliche“ Qualität und den künstlerischen Wert dessen, worüber man seine Kritik schreibt.
Die wichtigsten Beteiligten an einem Filmprojekt sind der Regisseur, die Schauspieler, Autoren, Produzenten und Filmmusiker. Wenn einer von ihnen Fehler macht, kann man das ganze Projekt vergessen.
Der Forum-User „Familie Tschiep“ beanstandete, dass über Schnitt, Rhythmusgefühl, Musik, Licht und Bildsprache in den Kritiken zu wenig gesprochen würde. Dazu ist zu sagen, dass der Schnitt von uns meist nicht bewertet werden kann, weil wir von den Sendern häufig nur eine „Rohfassung“ erhalten. Das heißt, dass der endgültige Cut noch nicht feststeht und man ihn daher nicht bewerten kann. Wie soll man auch, wenn er noch nicht fertig ist? Interessant ist natürlich, dass das Fehlen einer Darstellung der Filmmusik angeprangert wird, wobei ich sie doch, wenn sie besonders heraussticht, immer erwähnt habe (zum Beispiel in meiner Kritik zu „Das Wunder der Liebe“). Für das Rhythmusgefühl und die Bildsprache sind vor allem Regisseur, Autor und Kameramann verantwortlich, was also in die Kategorie „Story und ihre Umsetzung“ fällt, die meist am ausführlichsten bewertet wird.
Wenn schon im Drehbuch massive Fehler auftauchen und die Figuren dramaturgisch gesehen vollkommen fehlkonstruiert wurden, reist das auch eine gute Lichtsetzung nicht mehr raus, weswegen ich es mir und meinen Lesern dann erspare, darauf einzugehen. Hat man denn schon jemanden sagen hören „Ja gut, die Story war kompletter Schwachsinn, die Dialoge waren mies geschrieben, die Schauspieler untalentiert und die filmische Umsetzung zum Davonlaufen, aber hast du die geniale Lichtsetzung am Ende des ersten Akts gesehen?“ - Na, bitte!
Ich schreibe das hier nicht nur, weil ich selbst ausgebildeter Drehbuchautor bin und mich deshalb in der Dramaturgie, sowie der Figurenkonzeption und dem „mettre en scène“ am besten auskenne, sondern weil das Drehbuch der Grundstein für einen guten Film ist. Der Regisseur hat dann die Aufgabe, aus diesem guten Drehbuch – zusammen mit Cast und Crew – einen guten Film zu machen, wofür ihm die Produzenten einen Batzen Geld geben.
Wenn sich der Zuschauer nicht auf den Inhalt einlassen kann, weil er nicht funktioniert, hat der ganze Film verloren, während man ein leichtes over-lighting in ein oder zwei Szenen noch verzeihen kann. Und sind wir doch ehrlich: Wer schaut „Lost“ wegen der Lichtsetzung, wer „Deadwood“ wegen des Schnitts und wer „Die Sopranos“ wegen des „Rhythmusgefühls“ (was auch immer man sich darunter vorstellen soll)? Wir sind süchtig nach diesen Sendungen, weil sie mit komplexen Plots, vielschichtigen Charakteren und hervorragenden Schauspielern überzeugen. Und wer ist dafür hauptsächlich verantwortlich? Der Cutter? Oder der Tonmann? Oder der Grip, der die Dolly schiebt?
Der Zeitaufwand hinter einer Kritik, lässt es leider nicht zu, den Film mehr als einmal in ganzer Länge anzusehen. Ich sehe mir einen Film immer zuerst in ganzer Länge an, mache ein paar Notizen und lasse das Werk auf mich wirken. Danach sehe ich mir noch einige markante Stellen an und analysiere, wo der Film funktioniert und wo nicht, bzw. warum nicht. Manchmal schreibe ich acht oder neun Kritiken pro Woche und in nächster Zeit werde ich noch die Drehbücher des Quotenmeter-Drehbuch-Wettbewerbs durchlesen. Dazu kommt noch meine Hauptaufgabe als Drehbuchautor außerhalb von Quotenmeter. Da bleibt also nicht viel Zeit, um eine mehrseitige Analyse eines ARD-Mittwochsfilms zu schreiben, sonder man muss sich, auch aus Rücksicht auf die Leser, auf das Wesentliche beschränken.
Für Kritik bin ich grundsätzlich immer offen. Schließlich basiert jeglicher kreativer Prozess aus Kritik und dem Umgang damit. Sie soll aber bitte konstruktiv sein und sich eines einigermaßen höflichen Vokabulars bedienen (Gegenbeispiel: „dahin geschludert“ - „Familie Tschiep“). Eine Filmkritik ist nie objektiv, was man beim Lesen immer im Hinterkopf behalten sollte.

Verfasst: Mo 7. Jan 2008, 14:58
von Familie Tschiep
So direkt habe ich nicht geschrieben, dass geschludert wurde, sondern dass mir wenige gute lieber sind.

Nun, als ausgebildete Drehbuchautor sollte man einen Text auch spannend und pointiert schreiben können. Ich habe kein Problem, dass die Kritiken subjektiv sind, sondern das sie fad, überraschungslos sind, dass der Autor sie nicht einordnen kann. Schade, dass man die Filme nicht so sehen kann, wie sie schlußendlich über den Sender laufen, denn ein gutes Drehbuch ist wichtig, aber nicht alles.
Was sind komplexe Figuren? Wie erkennst du komplexe Figuren? Was ist ein komplexer Handlungsverlauf? Wann hältst du eine Figur für glaubwürdigß So etwas kann man den Lesern auch erklären?

Tipp: Ich statt Man benutzen. Wie andere eine Serie betrachten, kannst du nicht ahnen, nur wie du ihn betrachtest, kannst du wissen.

Re: Qualität der "Quotenmeter"-Kritiken

Verfasst: Mo 7. Jan 2008, 15:58
von sibu
Fabian hat geschrieben: Hat man denn schon jemanden sagen hören „Ja gut, die Story war kompletter Schwachsinn, die Dialoge waren mies geschrieben, die Schauspieler untalentiert und die filmische Umsetzung zum Davonlaufen, aber hast du die geniale Lichtsetzung am Ende des ersten Akts gesehen?“ - Na, bitte!
:lol: Der war gut

Schnitt, Rhythmusgefühl, Musik, Licht, Bildsprache
sind für mich nur Nebensächlichkeiten, die einen Film noch zusätzlich veredeln können aber die Handlung und die Schauspieler machen doch einen guten Film aus.

Verfasst: Mo 7. Jan 2008, 17:35
von Alexander
Familie Tschiep hat geschrieben: Tipp: Ich statt Man benutzen. Wie andere eine Serie betrachten, kannst du nicht ahnen, nur wie du ihn betrachtest, kannst du wissen.
Von mir wirst du jedenfalls keine Kritik in der Ich-Form lesen. Tut mir leid, dich jetzt enttäuschen zu müssen.

Re: Qualität der "Quotenmeter"-Kritiken

Verfasst: Mo 7. Jan 2008, 17:58
von Familie Tschiep
sibu hat geschrieben:
Fabian hat geschrieben: Hat man denn schon jemanden sagen hören „Ja gut, die Story war kompletter Schwachsinn, die Dialoge waren mies geschrieben, die Schauspieler untalentiert und die filmische Umsetzung zum Davonlaufen, aber hast du die geniale Lichtsetzung am Ende des ersten Akts gesehen?“ - Na, bitte!
:lol: Der war gut

Schnitt, Rhythmusgefühl, Musik, Licht, Bildsprache
sind für mich nur Nebensächlichkeiten, die einen Film noch zusätzlich veredeln können aber die Handlung und die Schauspieler machen doch einen guten Film aus.
Wirklich? Das merken wir zar nicht, wie uns das Licht, der Schnitt und so weiter beeinflussen, aber es tut es. Das gleiche Drehbuch mit den gleichen Schauspielern hat eine andere Wirkung auf uns, wenn der Schnitt, Musik und Bildsprache anders ist. Tolle Bilder verzeihen wir doch auch mal eine nicht so komplexe Figur und einige Logiklöcher.


Zu Man und Ich: Wenn jemand Ich meint, sollte der auch Ich schreiben. Bei einer Kritik kommt es auch auf die Subjektivität auf, da ist das Wort "Ich" viel angebrachter, genauer und nicht so Wischiwaschi.

Verfasst: Mo 7. Jan 2008, 18:53
von SonicTV
Man muss bedenken, dass bei QM und anderen Medienmagazinen nur Laien arbeiten, die den Beruf des Journalisten nicht professionell gelernt haben oder darin ausgebildet sind (zb mit einem Studium). Das gilt natürlich auch für die Leute, die Kritiken schreiben, was ja vom Aufbau und Sendungswert her sehr ähnlich mit vielen anderen journalistischen Artikeln, wie zb Berichten oder Reportagen ist.
An irgendeinem Punkt ist der Laie dann mal angelangt, an dem er sich nicht mehr weiterentwickeln kann, ohne professionell diesen Beruf zu lernen.
WElche Redakteure innerhalb dieser Massengruppe von Laien (und das ist die größte Zahl von Online-Redakteuren oder Kritikern) besser oder schlechter sind, entscheidet meist die eigene Subjektivität. Es gibt da natürlich auch objektive Gesichtspunkte, die eine gute von einer schlechten Kritik unterscheidbar machen, aber grundsätzlich sollte immer beachtet werden, dass diese Internetseiten und ihre Redakteure einfach keinen professionellen Journalismus bieten können (damit meine ich mich natürlich auch eingeschlossen). Sicherlich kann man sagen, dass viele Journalisten auch bei Zeitungen nie eine Ausbildung in diesem Bereich hatten, aber auch das bezeichne ich dann nicht als professionellen Journalismus, und wer etwas Sachverstand hat, wird den Qualitätsunterschied aber auch bemerken.

Re: Qualität der "Quotenmeter"-Kritiken

Verfasst: Mo 7. Jan 2008, 19:26
von sibu
Familie Tschiep hat geschrieben:
Wirklich? Das merken wir zar nicht, wie uns das Licht, der Schnitt und so weiter beeinflussen, aber es tut es. Das gleiche Drehbuch mit den gleichen Schauspielern hat eine andere Wirkung auf uns, wenn der Schnitt, Musik und Bildsprache anders ist. Tolle Bilder verzeihen wir doch auch mal eine nicht so komplexe Figur und einige Logiklöcher.
Das mag schon stimmen, dennoch kann man (sorry :wink: ) sowas in einer Kritik doch schlecht beschreiben bzw. ist es für sich allein genommen nicht sonderlich interessant.

Verfasst: Mo 7. Jan 2008, 21:33
von Familie Tschiep
SonicTV hat geschrieben:Man muss bedenken, dass bei QM und anderen Medienmagazinen nur Laien arbeiten, die den Beruf des Journalisten nicht professionell gelernt haben oder darin ausgebildet sind (zb mit einem Studium). Das gilt natürlich auch für die Leute, die Kritiken schreiben, was ja vom Aufbau und Sendungswert her sehr ähnlich mit vielen anderen journalistischen Artikeln, wie zb Berichten oder Reportagen ist.
An irgendeinem Punkt ist der Laie dann mal angelangt, an dem er sich nicht mehr weiterentwickeln kann, ohne professionell diesen Beruf zu lernen.
WElche Redakteure innerhalb dieser Massengruppe von Laien (und das ist die größte Zahl von Online-Redakteuren oder Kritikern) besser oder schlechter sind, entscheidet meist die eigene Subjektivität. Es gibt da natürlich auch objektive Gesichtspunkte, die eine gute von einer schlechten Kritik unterscheidbar machen, aber grundsätzlich sollte immer beachtet werden, dass diese Internetseiten und ihre Redakteure einfach keinen professionellen Journalismus bieten können (damit meine ich mich natürlich auch eingeschlossen). Sicherlich kann man sagen, dass viele Journalisten auch bei Zeitungen nie eine Ausbildung in diesem Bereich hatten, aber auch das bezeichne ich dann nicht als professionellen Journalismus, und wer etwas Sachverstand hat, wird den Qualitätsunterschied aber auch bemerken.
Bei der Ausbildung auf Journalistenschulen geht es meines Wissens auch um eine Vermittlung eines sehr breiten Allgemeinwissens und auch um das gute Schreiben. Aber gutes Schreiben ist eine Frage der Übung und des Lesens, aber auch eine Frage des genauen Hinsehens. Das genaue Hinsehen wird erleichtert, wenn man weiß, warum, wieso, weshalb etwas wirkt und etwas nicht wirkt. Und manchmal wirkt eben das Licht und der Schnitt. So hat das neue Video von Jimi Blue Ochsenknecht sehr schöne Bilder und sehr schönes Licht, leider beschränkt es sich darauf.

Nebenbei basiert "Wickie" auf einer Buchreihe von Runer Jonsson. Auch wenn wir alle eher die Tv-Serie kennen, war das Buch eher da und deshalb verfilmt Bully keine Zeichentrickserie, sondern ein Buch von Runer Jonsson. Vielleicht könnte man das ändern. Die Bücher habe ich übrigens in letzter Zeit in der Kinderbuchabteilung eines Buchladens gesehen.