Dass der Theaterkanal nur Theater zeige, zeugt ebenfalls von Unwissen.
Wo hab ich das behauptet?
Im Bereich der Politshows, Talkshows, Nachrichten, Dokus, etc finde ich bei den Privaten nichts. Allein dafür brauche ich die ÖR und könnte ohne sie den Fernseher gleich abschaffen.
Nano ist gegen Galileo eine Offenbarung. 37° immer wieder gut. Neues aus der Anstalt wahrhaft anti-privat. Die Liste ist endlos und kommt ganz ohne Alte-Leute-Sendungen und Volksmusik aus.
Interessant, dass ihr bei der Qualitätsdiskussion doch immer wieder auf die Informationssendungen zurückkommt, die ich weiter oben bereits klar dem ÖR Bereich zugesprochen habe. Denn da gibt bei den Privaten in der Tat wenig, was taugt. Und darüber dass Galileo der letzte Schwachsinn ist, der sich nur durch seinen Mystery-Ableger nochmal selbst unterboten hat, brauchen wir auch gar nicht streiten. Für mich überraschend ist es derzeit nur immer mal wieder Welt der Wunder bei RTLII - ausgerechnet RTLII ! - die da qualitativ herausragen. Wo sich zB selbst Formate wie Frontal und Panorama auf schmierigstem BILD-Niveau auf das Killerspiele Thema gestürzt haben, war es dort einer der ganz wenigen, längeren Berichte, der ausgewogen, differenziert, wissenschaftlich belegt und nachvollziehbar argumentiert und reflektiert war. Aber ja, sowas ist seltene Ausnahme. Daher werde ich auch nie bestreiten, dass die ÖR im Informationsbereich nach wie vor die wichtigste Kompetenzinstanz darstellen.
Reflektiere mal deinen Bedarf. Findest sich da was anderes außer US-Ware, DMAX-Brülldokus oder leichter Unterhaltung wie Bohlen?
Schlechte Rhetorik, von den Sachpunkten abzulenken, indem man die Intelligenz seines Diskussions-Gegenübers gestützt auf wage Vermutungen diffamiert. Deine Charakterisierung meines Geschmacks liegt deutlich daneben.
"DMAX-Brülldokus" schau ich mir jedenfalls ebenso wenig an wie Bohlen. Und du willst mir doch hoffentlich nicht ernsthaft unterstellen, dass ich den ganzen Castingquatsch als die qualitativen Aushängeschilder der Privaten hochhalten würde?
Und hier widerspreche ich energisch. Ich bin jung, halbwegs intelligent und studiere und finde bei den Privaten nichts. Die Privaten existieren für mich nur deshalb, weil sie die eine oder andere eingekaufte US Ware bieten.
...
Der Rest besteht doch nur aus eingekaufter Ware. Eigenproduktionen sind für mich ein Bestandteil eines Senders und da bieten die Privaten wirklich nichts. Und wenn was geboten wird, dann sind es DokuSoaps oder kopierte US Serien...
Da widerspreche ich. Was spricht gegen eingekaufte Serien und Filme? Solange in Deutschland nichts qualitativ vergleichbares produziert wird, ist das immer die bessere Alternative. Und wenn wir jetzt wirklich mal bei fiktionaler, dramaturgischer Unterhaltung bleiben statt immer wieder auf Information oder Dokusoap abzulenken, dann stehen beide Seiten, ÖR und Private gleich schlecht da. Ich beschäftige mich jetzt seit knapp einem Jahrzehnt über Studium, Privatinteresse und Karriereambitionen ausführlich mit dem Bereich Drehbuch und Dramaturgie. Und auf meinem Wissensstand dabei kann ich mit voller Überzeugung sagen, dass es abgesehen von minimalen Ausnahmen, die es auf beiden Seiten gibt (von mir aus bei den ÖR Die Anstalt, bei den Privaten dann Dr. Psycho oder Stromberg), überwiegend Produktionen gibt, bei denen schon die Drehbücher qualitativ zum Himmel stinken. Egal ob Marienhof, Verbotene Liebe, Unter Uns oder GZSZ: allein die Dialoge sind eine Katastrophe.
Aber das trifft nicht nur die Daily-Soaps und Telenovelas. Auch zwischen In aller Freundschaft und Hallo Onkel Doc oder Schwester Steffanie (ich weiß, dass letztere beiden alte Beispiele sind, aber die liegen vom Setting und der Thematik als nächste Vergleichspunkte dran) ist qualitativ kein Unterschied festzustellen. Es bereitet mir fast physische Schmerzen etwas dermaßen dämliches ansehen zu müssen. Von reißerischem Action-Käse wie Cobra 11 müssen wir da ebenfalls nicht reden. Auch im Bereich der TV Filme ist der Abstand weniger groß als es scheint. Blödsinn wie der Mallorca Hai oder Todestornados gibt es nur bei den Privaten. Ein Feld für das die ÖR zum Glück mal kein Geld verpulvern. Intelligenter ist eine Klinik unter Palmen aber auch nicht. Erneut haben beide Seiten auch da viel Schund abzuliefern. Nur dass sie unterschiedliche Genres bedienen. Etwas weniger selten als bei den Privaten gibt es auch mal eine kleine Perle dazwischen, die dann auch viel Kritikerlob erhält wie Contergan. Sowas kann bei den ÖR auch immer wieder als Prestigeprojekt produziert werden. Wenn ein Sat1 aber mit dem überschwenglich gefeierten Blackout in den Quoten völlig baden geht, dann müssen die halt abwägen, ob sie sowas nochmal produzieren. Schade. Das ist so eine Ausnahme wo sich die Freiheit zur unwirtschaftlichen Arbeitsweise der ÖR alle paar Monate mal wieder auszahlen kann. Leider viel zu selten.
Eigenproduzierte Krimis bieten beide Seiten; bei den ÖR nur konstanter, weil es eben die alteingesessenen Reihen wie die SOKOS und Notrufe etc gibt, über denen immer der große Tatort schwebt, der deutlich ein positives Beispiel ist. Bei den Privaten wird im selben Feld viel an Formaten probiert, das meiste bekommt allerdings nicht genug Zeit sich zu etablieren und verschwindet zu schnell wieder als dass es ein eigenes Profil finden könnte, das sich von der oft anfänglichen Anlehnung an US Erfolgsformate abhebt. Das ist ein ganz eigenes Problem der Privaten: der Wille ist da, nur ist der Bereich des eher bieder traditionellen Krimibereichs von den ÖR bereits völlig gesättigt. Allein im Vorabend- und Hauptprogramm der ÖR Sender laufen pro Woche über 20 Stunden Krimi (habs vor ner Weile mal nachgezählt). Ganz neue Ansätze sind in dem Genre schwer zu finden und noch dazu stehen neue Eigenformate unter extremen Druck, weil sie in direkter Nachbarschaft oder gar Konkurrenz zu den US-Hits laufen.
Im Comedy und Sitcom Bereich (ich spreche wohlgemerkt immer noch über fiktionale Serien!) mühen sich die Privaten mal halbherzig, mal annehmbar und selten gut (Pastewka als recht gelunges Beispiel). Bei den ÖR ist mir in diesem Genre KEINE aktuelle Produktion bekannt. Eine weiter große Lücke in der "Grundversorgung".
Fazit aus dieser Betrachtung:
Die öffentlich rechtlichen sollen im fiktionalen Unterhaltungsbereich eine Grundversorgung bereitstellen, die den Vorteil hat, dass sie sich in ihrer Gestaltung nicht sklavisch dem Quotendruck unterwerfen muss. Aus dieser an sich wünschenswerten Ausgangslage wird aber nichts gemacht. Stattdessen bedienen sie überwiegend die gleichen Genres und Formate wie die Privaten - in aller Regel auf dem gleichen bedauernswert niedrigem Qualitätslevel. Positive Ausreißer gibt es auf beiden Seiten. Der große Unterschied: bei den Öffentlich Rechtlichen soll ich den Murks auch noch bezahlen, den ich nicht sehen will.
Angesichts dieser durchgehend traurigen Bilanz im Sektor eigenproduzierte fiktionale Unterhaltung finde ich es absolut legitim und richtig zu sagen: besser gut eingekauft als schlecht selbst gemacht.
Und für die oft desaströse Qualität deutscher Produktionen lasse ich nicht allein das geringere Produktionsbudget als Ausrede gelten. In aller Regel scheitert es schon am Drehbuch. Und das ist ein geringer Kostenpunkt. Will man anspruchsvolle, hochwertige Formate für wenig Geld machen lohnt erneut ein Blick in die USA. Von Kritikern hoch gelobte und über viele Staffeln laufende Formate wie Die Sopranos, Six Feet Under, In Treatment, Weeds und ähnliche leben fast ausschließlich von ihren Drehbüchern und guten Schauspielern (davon finden sich an Deutschlands Schauspielschulen und Theatern reichlich - findet man nur nie, wenn man immer nur Darsteller aus GZSZ und co. castet). Große, teure Effekte sind da gar nicht nötig. Das kostet einen Bruchteil von den gewaltigen Kosten eines Lost, Heroes oder Terminator. Das kostet sogar nur einen Bruchteil von einer Folge Cobra 11.
Wo liegt im Unterhaltungsbereich also der Mehrwert der ÖR, wenn die ohne annährend so starkes Quotendiktat genau den selben Quatsch wie die Privaten machen, dabei ein großes Genre völlig auslassen (Sitcom/Comedy) und dafür den Krimimarkt mit formelhafter, meist biederer Massenware übersättigen? Da reicht es mir nicht, wenn die sich hinter dem Lob auf ihre wenigen hochwertigen TV Filmen verstecken. Der Mehrwert wäre lediglich mit dem Begriff größere Vielfalt zu beantworten. Innerhalb eines Genres kann man auf etwa selber Qualitätsstufe zwischen noch mehr konkurrierenden Formaten wählen. Das ist mir zu wenig.
Und damit komme ich ganz zum Schluss wieder auf meine hier bisher weitgehend unbeachtet gebliebene Forderung zurück (und hoffe dass auch mal darauf eingegangen wird, statt mich mit plumper Mutmaßung in die Bohlen-Ecke stellen zu wollen):
Mehr Vielfalt vom Selben im Unterhaltungsbereich kann man gerne aufrecht erhalten. Aber das ist optional und kein dringender, weil sonst nicht bedienter Bedarf. Deshalb:
Verschlüsselt den gesamten Unterhaltungsbereich und macht ihn per GEZ zu einem Pay-TV Angebot! Lasst den Leuten die Wahl ob sie dafür bezahlen wollen oder nicht.