Stimme absolut zu. Ich bin einer von den paar Menschen, die bisher alle Folgen gesehen haben, obwohl ich fast nie "WD?" geschaut hab und normalerweise auch nur Filme gucke, die ich mit dem HDD-Rekorder aufzeichne ..... und die beiden Folgen, wo Gottschalk nur einen Gast hatte, waren eindeutig die besten, obwohl er da mit Lagerfeld und Hagen zwei relativ verrückte Gäste hatte.
Die ansonsten beste Folge war die mit Harald Krassnitzer und Adele Neuhauser, die da ja als Duo quasi auch die einzigen Gäste waren, nicht zuletzt weil die relativ agil gewesen sind und den Thomas etwas entlasteten, wohingegen die Sendung mit den "fünf Freunden" und dann noch zwei Opernsängern z.B. ganz schlimm war.
Den "Hass" erkläre ich mir so, dass die Leute einfach böse auf den Thommy sind, weil er für dieses relativ erfolglose Format ihr geliebtes "Wetten, dass...?" aufgegeben hat, was mir persönlich aber Wurscht ist, da diese kreuzkonservative Samstagabendshow im Grunde muffiger ist als der "Musikantenstadtl" seit Andy Borg ihn übernommen hat....
Gottschalk hat auf jeden Fall nennenswerte Probleme, wenn die Gesprächsführung komplett an ihm hängen bleibt. Bei Katherine Heigl hattest du fast das Gefühl, er redet hilflos auf eine Gummipuppe ein. Da fallen teilweise auch wirklich Defizite auf, die bei "WD" nicht wirklich zur Geltung kamen.
Ich mag die Show aber trotzdem, weil sie immer noch besser als 90% des sonstigen Mülls ist, der in Deutschland zwischen 5 und 20 Uhr ausgestrahlt wird und die Idee an sich, eine Synthese aus Frühstücksfernsehen und Late Night zu schaffen, kann so blöd nicht sein.
Leider erinnert mich der Werdegang aber etwas an das Schicksal von "Law & Order: Los Angeles" in den USA. Die Serie wurde auch erstmal auf Sendung geschickt und dann angefangen, an den Defiziten rumzudoktern, was zur Folge hatte, dass sie in dem Moment, wo sie dann wirklich am besten war, die wenigsten Zuschauer hatte, weil die eine Hälfte von der bisherigen Qualität vergrault wurde und die andere davon, dass man irgendwann den niedlichen Hauptdarsteller rausschrieb, den aber niemand vermisst hätte, wäre der Fokus nie auf dieses Gepose gerückt worden.
Hätte man das Format von Anfang an so laufen lassen, wie es ab Folge 14 lief, wäre die Serie wahrscheinlich voll eingeschlagen, aber so kaufte das niemand mehr.
Und ähnliches droht auch dem Thommy, wenn die jetzt mitten im Tagesgeschäft jeden Tag was Neues probieren.
"Gottschalk Live" hat da zwar etwas bessere Karten, allerdings sollten die wirklich mal ein klares Konzept entwickeln und Gottschalks Moderationsdefizite beim Gespräch mit zugeknöpften Leuten nicht mit einer Vielzahl an Gästen zu ersticken versuchen, denn das ist grade kontraproduktiv. Gottschalk ist am besten, wenn er ins Plauschen kommt und das kann mit zwei Gäste-Blöcken à 7 Minuten (oder so) nicht funktionieren.
Auch am Anfang muss mal klar werden, was Gottschalk da eigentlich will. Der Clip mit Adorf & Wulff war z.B. ein geiler Ansatz und jemadnen wie Kalkofe für eine eigene Rubrik ins Boot zu holen, ist ebenfalls Güteklasse A.
Die Show braucht mehr tagesgebundene Specials, wie eben das Kino-Thema am Donnerstag, weniger Gäste und Gottschalk etwas mehr Linie (auch in den Interviews) - dann läuft das.
Das Einbinden von Social Media wird hier relativ gut gemacht, die Idee Frühstück mit Late Night zu verbinden ist ebenfalls sehr gut, das Studio ist schick, die lockere Gangart sympathisch und die Gästeliste ist besser als sie bei jedem anderen Moderator wäre. Hier geht noch was!
Ich glaube allerdings, dass man sich irgendein Event einfallen lassen muss, um noch eine zweite Chance zu bekommen.
Das Problem an "Gottschalk Live" ist nicht das Konzept, sondern die Tatsache, dass "Gottschalk Live" kein Konzept hat. Außer zwei Gäste zu holen und den Thommy ringsrum irgendwas daherlabern zu lassen.
Die Unentschlossenheit zeigt sich vor allem an dem Gezetere mit dem Eisbär-Baby exemplarisch. Ist aber auch daran erkennbar, dass eigentlich immer völlig unklar bleibt, wie Gottschalk zu seinen "Headlines" kommt, die er am Anfang alleine anspricht und daran, dass man davon eigentlich auch nichts im Gedächtnis behält.
Eine tägliche Show braucht Anker-Punkte, die man wiedererkennt und auf die man sich freuen kann. Kategorien oder ähnliches. Auch muss nachvollziehbar sein, warum Gottschalk beispielsweise plötzlich einen Bratwurstverkäufer interviewt. Wo kommt der auf einmal? Warum steht der da plötzlich? Da gehört zumindest eine NIF dazu, wo man den Typen mal bei der Arbeit sieht!
Das hat "Gottschalk Live" aber bisher alles nicht geliefert. Die Sendung ist konfus und die Themen wirken aus der Luft gegriffen und schlecht vorbereitet. Man hat das Gefühl, dass die Gäste es dann immer richten sollen und das nervt.
Unterhaltsam finde ich sie nur, weil ich die Mischung aus unfreiwilliger Komik und absichtlicher Komik bei Gottschalk einmalig finde und die Gäste teilweise spannend sind, weil die Ansätze teilweise genial, wenn auch völlig unausgereift sind und das Studio sehr angenehmn ist.
Ansonsten schließe ich mich der Rezension vom "Spiegel" an, die den Nagel auf den Kopf trifft:
http://www.spiegel.de/kultur/tv/0,1518,813660,00.html