Hi Wigbold,
sehr interessante diskussion. Zunächst muss ich zugeben, dass ich den Begriff "unfair" tatsächlich unglücklich gewählt habe. Denn Fairness bezieht sich ja eher auf die Einhaltung von Regeln. Insofern stimme ich Dir da zu, dass es nicht um Fairness geht, sondern um die Gestaltung der Spielregeln und damit um die Schaffung von Vor- und Nachteilen für Kandidaten und Jäger.
Ich habe es noch mal versucht, durchzudenken:
Es ist also ein Spiel oder Wettkampf, den zu gewinnen es eine große Herausforderung ist. Sie liegt darin, dass auf Seiten des Ausrichters ein sehr mächtiger Gegner zu besiegen ist. Die Wahrscheinlichkeit ihn zu besiegen ist so gering, dass im Regelwerk die Chancen der Kandidaten ehröht werden. Somit wird ihre Gewinwahrscheinlichkeit erhöht; und zwar auf das Maß, das Veranstalter wünscht.
Natürlich ist das kein Glückspielautomat oder ein Lottospiel mit mathematisch exakt bestimmbarer Gewinnwahrscheinlichkeit, sondern es gibt einen menschlichen Faktor, der eine Unschärfe in der Kalkulation verursacht.
Welche dieser Vor- und Nachteile gilt es also in der Kalkulation zu beachten?
Der Jäger ist ein Teilnehmer mit einem Maß an Wissen, daß es ihm ermöglicht, mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit eine Anzahl von Fragen richtig zu beantworten. Dabei ist sein Wissen in den Kategorien ungleich verteilt.
Der Kandidat ist ein Teilnehmer der mit großer Wahrscheinlichkeit über weniger quizzrelevantes Wissen verfügt als der Jäger und wahrscheinlich auch eine ungleichere Verteilung des Wissens in den Kategorien hat.
Um die Chancen des Kandidaten zu erhöhen, werden vier davon zusammengestellt; und das auch nicht zufällig, sondern unter Beachtung ihrer Fähigkeiten. Das erklärt sich durch den Casting-Bogen, der intensiv die Wissensgebiete abfragt.
Da ich es nicht weiß, nehme ich der Einfachheit halber an, daß die Kandidaten so zusammengestellt werden, dass sie sich möglichst ergänzen.
Die Schnellraterunde hat bzgl. der Chancengleichheit keine Vor- oder Nachteile für die Kandidaten. Hier wird lediglich Geld für den Pot erspielt. Ganz anders für den Jäger. Er bekommt hier seinen Duellgegner in einer Stresssituaion zur Beurteilung präsentiert. Hier hat er Gelegenheit sein Taktik fürs Duell festzulegen. Dabei wird es erste Priorität sein, den Kandidaten loszuwerden, da prinzipiell mehr Kandidaten im Finale für ihn nachteilig sind. Da höchstwahrscheinlich auch finanzielle Aspekte mitzuberücksichtigen sind, muß er mit nun entscheiden, mit welchen Summen er:
1. gefährliche Kandidaten zum Zocken bringt, um sie kaltzustellen
2. die Endgewinnsumme kleinhält
3. absichtlich Kandidaten eins runtergehen lässt um Geld zu sparen, weil er sie wahrscheinlich einholen wird.
Bis jetzt also Vorteil für den Jäger, weil er ins Spiel eingreifen kann.
Im Duell steht der Kandidat mit seinem Wissen dem Jäger gegenüber; ein Nachteil, der durch seinen Vorsprung gemildert wird. Durch eigene Entscheidung (ggf. etwas manipuliert durch d. Jäger) zum Zocken kann der Vorsprung auch geschmälert sein.
Interessanterweise schaffen es ca. 60 % der Kandidaten ins Finale, das heißt die Situation aus
* vorheriger Jägermanipulation
* unterlegenem Wissen des Kandidaten
* Vorsprung des Kandidaten
liegt hier leicht zu Gunsten der Kandidaten.
Die 60% ergeben also durchschnittlich 2,4 Kandidaten, die ins Finale kommen.
Wie steht es jetzt mit den Vor- und Nachteilen?
Viele Kandidaten bedeuten viel Wissen, aber auch Zeitverlust durch Buzzern und Gruppenentscheidungen. Das wird mit den extrapunkten und den Rücksetzern zu Gunsten der Kandidaten verbessert.
Bei sinkender Kandidatenzahl sinkt das Wissen, sinkt der Buzzer- und Gruppenaspekt, sinken die Extrapunkte, sinken die Rücksetzer. Was diese Tendzen bedeuten, zeigt sich, wenn nur noch ein Kandidat vorhanden ist: Das mangelnde Wissen wirkt sich am meisten aus, so dass es äußerst unwahrscheinlich ist, dass er gewinnt.
Letztendlich liegt die Statistik der Jäger bei 70% gewonnen Spielen. Die Steuerungsmechanismen des Veranstalters sind hierbei die Schwierigkeit der Fragen, der finanzielle Rahmen der Jäger und die Zusammenstellung der Fragen, da die Wissensgebiete der Kandidaten bekannt sind.
MEIN FAZIT:
Das Regelwerk ist so designed, dass eh schon verdammt schwer ist zu gewinnen und das soll auch so sein.
Wenn jetzt noch die Jäger am Ende die Fragen mithören dürfen, ist das ein weiterer Vorteil, der
1. nicht nötig ist, denn es gibt genug Möglichkeiten für den Veranstalter zu steuern
2. Ziemlich plump ist. Meiner Ansicht nach sind die Jäger die eigentlichen Stars der Show. Sie glänzen durch Wissen, konzentration und Menschenkenntniss. Es ist ein Vorteil, der ihrer einfach nicht würdig ist.
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