Drehbücher
Verfasst: Do 12. Jan 2017, 19:47
Vielleicht interessiert sich der eine oder andere für die Problematik „Drehbuch“ oder würde gerne mal ein solches für eine Fernsehserie schreiben. Hier meine persönlichen Erfahrungen. Ich habe zwei Romane veröffentlicht und ein Hörspiel geschrieben, das sehr erfolgreich war. Lief unter anderem auch im Deutschlandfunk. Und da ich Filmfreak bin, lag es auf der Hand ...
Um es gleich zu vorweg zu nehmen: Es ist mir nicht gelungen. Aber die Gründe dieses Scheiterns sind – euphemistisch formuliert – erzählenswert.
Es gibt, die Thematik Drehbuch betreffend, jede Menge Lehrgänge, Wochenendseminare usw. Spart euer Geld! Es gibt exzellente Literatur, völlig ausreichend, um sich das nötige theoretische Rüstzeug zu verschaffen. Mittlerweile ist es auch Studienfach. Frage mich, was die Leute dort jahrelang machen. Es gilt, was Nietzsche über die Qualitäten guten Stils sagte „… dass man etwas zu erzählen habe. O – das ist schon viel!“
Hat man als Autodidakt und Quereinsteiger überhaupt eine Chance? Ich fragte bei den Produktionsfirmen einiger Serien an. Nein, erklärte man mir, man sei „voll“ und nehme überhaupt nur Autoren, die bereits verfilmte Drehbücher vorzuweisen hätten. Wie bitte? Wie sollen sich dann neue Talente etablieren, jeder müsse ja mal anfangen. Ja, erklärten sie, das stimme schon, aber so sei das nun mal. – Und dies bei Vorabendserien des gebührenfinanzierten ZDF – ein Skandal! Nur bei den Privaten, die knallhart kalkulieren müssen, wäre ein solches Gebaren nachvollziehbar. Und so kommt es eben, dass bei den Vorabendserien immer dieselben Leute dieselben grottigen, öden Drehbücher wie am Fließband schreiben. Beziehungen sind alles, vermutlich mehr als in irgendeiner anderen Branche.
Schließlich stieß ich auf eine Serie, die dringend Autoren benötigte („das können nur wenige“). Eine Ensembleserie, für die man auch – sagen wir mal im weitesten Sinne – naturwissenschaftliche Spezialkenntnisse benötigte. Ich rief dort an, wurde eingeladen, schickte dann mehrere Exposés ein, gleich das erste wurde angenommen. Der Dramaturg stimmte begeistert zu. Ich arbeitete ein Treatment aus – die Sache war so gut wie entschieden. Ich war drin! Sagenhaft! Man kriegt für eine 45-Minutenserie 12000 Euro und bei Wiederholungen noch einmal das gleiche Honorar! (bei den Privaten läuft‘s etwas anders, da gibt’s nur ein einmaliges, aber wesentlich höheres Honorar) Dann kommen noch die Tantiemen der VG Wort hinzu. Wer da im Geschäft ist und im Jahr mehrere Drehbücher schreibt, verdient nicht schlecht …
Ich war im siebenten Himmel! Dieses Drehbuch war die Eintrittskarte, eine Meisterprüfung sozusagen. Nur eine kleine Hürde gab es noch zu bewältigen: eine Endabstimmung in der Produktionsfirma, in der sämtliche Stoffe vorgestellt wurden und über die dann von den Mitgliedern der Produktionsfirma per Handzeichen abgestimmt wurde, wobei sich auch der Produzent selbst nur eine Stimme gab – sehr demokratisch!
Reine Formsache. O-Ton Produzent „Lange nicht mehr ein so originelles Drehbuch gehabt.“
Am Tag nach der Abstimmung rief mich der Dramaturg an und war sichtlich geknickt: Der Stoff war abgelehnt worden. Er konnte es selbst nicht fassen.
Was war passiert? Ein Jahr später bekam ich es durch einen Zufall raus: Ich wohnte in einem extrem hellhörigen Haus. Irgendwann erzählte ich einem Kumpel am Telefon von meinem Projekt. Über mir wohnte ein grenzdebiler, perniziöser Vollpfosten, der Tag und Nacht mit den Lauschern am Boden hing. Dieser Mensch wollte mir eins auswischen, rief einfach bei der Firma an, bekam auch gleich die Executive Producerin (zwei Studienabschlüsse, aber dumm wie ein Sack Badewannenstöpsel) an die Strippe – und vertickte ihr einfach, ich hätte die Serie schlecht gemacht. Erstunken und erlogen! Und ohne mir überhaupt Gelegenheit zu geben, mich zu rechtfertigen und ohne es dem Produzenten und dem Dramaturgen zu sagen, instruierte sie ihre Leute, bei der Abstimmung gegen mich zu stimmen. Und so geschah es.
Die Story geht noch weiter, aber es reicht erstmal …
Um es gleich zu vorweg zu nehmen: Es ist mir nicht gelungen. Aber die Gründe dieses Scheiterns sind – euphemistisch formuliert – erzählenswert.
Es gibt, die Thematik Drehbuch betreffend, jede Menge Lehrgänge, Wochenendseminare usw. Spart euer Geld! Es gibt exzellente Literatur, völlig ausreichend, um sich das nötige theoretische Rüstzeug zu verschaffen. Mittlerweile ist es auch Studienfach. Frage mich, was die Leute dort jahrelang machen. Es gilt, was Nietzsche über die Qualitäten guten Stils sagte „… dass man etwas zu erzählen habe. O – das ist schon viel!“
Hat man als Autodidakt und Quereinsteiger überhaupt eine Chance? Ich fragte bei den Produktionsfirmen einiger Serien an. Nein, erklärte man mir, man sei „voll“ und nehme überhaupt nur Autoren, die bereits verfilmte Drehbücher vorzuweisen hätten. Wie bitte? Wie sollen sich dann neue Talente etablieren, jeder müsse ja mal anfangen. Ja, erklärten sie, das stimme schon, aber so sei das nun mal. – Und dies bei Vorabendserien des gebührenfinanzierten ZDF – ein Skandal! Nur bei den Privaten, die knallhart kalkulieren müssen, wäre ein solches Gebaren nachvollziehbar. Und so kommt es eben, dass bei den Vorabendserien immer dieselben Leute dieselben grottigen, öden Drehbücher wie am Fließband schreiben. Beziehungen sind alles, vermutlich mehr als in irgendeiner anderen Branche.
Schließlich stieß ich auf eine Serie, die dringend Autoren benötigte („das können nur wenige“). Eine Ensembleserie, für die man auch – sagen wir mal im weitesten Sinne – naturwissenschaftliche Spezialkenntnisse benötigte. Ich rief dort an, wurde eingeladen, schickte dann mehrere Exposés ein, gleich das erste wurde angenommen. Der Dramaturg stimmte begeistert zu. Ich arbeitete ein Treatment aus – die Sache war so gut wie entschieden. Ich war drin! Sagenhaft! Man kriegt für eine 45-Minutenserie 12000 Euro und bei Wiederholungen noch einmal das gleiche Honorar! (bei den Privaten läuft‘s etwas anders, da gibt’s nur ein einmaliges, aber wesentlich höheres Honorar) Dann kommen noch die Tantiemen der VG Wort hinzu. Wer da im Geschäft ist und im Jahr mehrere Drehbücher schreibt, verdient nicht schlecht …
Ich war im siebenten Himmel! Dieses Drehbuch war die Eintrittskarte, eine Meisterprüfung sozusagen. Nur eine kleine Hürde gab es noch zu bewältigen: eine Endabstimmung in der Produktionsfirma, in der sämtliche Stoffe vorgestellt wurden und über die dann von den Mitgliedern der Produktionsfirma per Handzeichen abgestimmt wurde, wobei sich auch der Produzent selbst nur eine Stimme gab – sehr demokratisch!
Reine Formsache. O-Ton Produzent „Lange nicht mehr ein so originelles Drehbuch gehabt.“
Am Tag nach der Abstimmung rief mich der Dramaturg an und war sichtlich geknickt: Der Stoff war abgelehnt worden. Er konnte es selbst nicht fassen.
Was war passiert? Ein Jahr später bekam ich es durch einen Zufall raus: Ich wohnte in einem extrem hellhörigen Haus. Irgendwann erzählte ich einem Kumpel am Telefon von meinem Projekt. Über mir wohnte ein grenzdebiler, perniziöser Vollpfosten, der Tag und Nacht mit den Lauschern am Boden hing. Dieser Mensch wollte mir eins auswischen, rief einfach bei der Firma an, bekam auch gleich die Executive Producerin (zwei Studienabschlüsse, aber dumm wie ein Sack Badewannenstöpsel) an die Strippe – und vertickte ihr einfach, ich hätte die Serie schlecht gemacht. Erstunken und erlogen! Und ohne mir überhaupt Gelegenheit zu geben, mich zu rechtfertigen und ohne es dem Produzenten und dem Dramaturgen zu sagen, instruierte sie ihre Leute, bei der Abstimmung gegen mich zu stimmen. Und so geschah es.
Die Story geht noch weiter, aber es reicht erstmal …