Das Erste, ZDF, Dritte (WDR, NDR etc.), Spartensender von ARD & ZDF (One, ZDFneo, ZDFinfo etc.)
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von LittleQ
#1529383
Sehe mir gerade einen Vortrag von Norbert Bolz an. Der behauptet, dass es bei den großen Talkshows ein Casting gäbe, im Sinne davon, dass man vorher nahegelegt bekommt, in welche Richtung man argumentieren sollte, um in eine Runde zu passen

Zu sehen bei 8:30
https://www.youtube.com/watch?v=W2WkPolNDtI


Weiß da jemand mehr? Vielleicht bin ich da ein bisschen naiv, aber ich hätte nicht gedacht, dass man da so arbeitet?!
#1529385
Diese Vorwürfe und Unterstellungen gibt es immer wieder mal, dass man Personen dazu bewegt gewisse Positionen einzunehmen macht wenig Sinn, davon abgesehen ist es gar nicht erforderlich, weil man die Gäste schon teilweise zielgerichtet auswählt, und zwar wenn bei gewissen Personen bekannt ist, dass sie entweder konträre oder polarisierende Haltungen vertreten, dann werden diese gerne eingeladen. Oder allgemeiner formuliert, die Gäste bekommen nicht eine Position aufgezwängt sondern Sie werden nach ihrer Haltung, selten aufgrund ihrer Funktion oder eines fachlichen Hintergrundes, zielgerichtet ausgewählt.

Derzeit habe ich mit den Polittalks eher wieder mal ein anderes Problem, die fehlende Themenvielfalt, zuletzt hatten wochenweiße alle Polittalks wieder alle das gleiche Thema.

Weiterhin könnte man auch den Gästepool mal wieder etwas vergrößern, auch dort wäre etwas mehr Abwechslung sicherlich von Vorteil.
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von Neo
#1529386
Grrr, Bolz sagt das immer so salopp, aber man muss das schon ein bisschen auseinanderdividieren.

Anstatt Casting hätte er den netteren und zutreffenderen Begriff Vorgespräch nehmen können. In der Regel lädt man Journalisten oder Wissenschaftler zwar nach Profil ein, aber das haben die sich schon selbst gegeben. Die haben darüber nämlich zunächst mal geforscht, Studienanalysiert, mit Menschen gesprochen oder sind einfach nur meinungsstark. In diesem "Casting"/Vorgespräch wird also abgesprochen in welchem Rahmen diese Diskussionsrunde abläuft, also wie sie gelabelt ist. Gleiches ist aber auch bei Politikern der Fall, sonst könnte man sich auf die Diskussion schlicht nicht vorbereiten.

Casting also im Sinne von:
Sie haben darüber geschrieben, wir wollen diesen und jenen Punkt beleuchten.
und nicht etwa:
Wir möchten, dass sie diesen und jenen Punkt vertreten und besonders gegen diese und jene Person wettern.

Man hat eine präferierte Gästeliste. Meinetwegen 6 Leute. 4 davon Politiker (Grün :arrow: SPD :arrow: CDU :arrow: FPD), also 2links/2lib.-konservativ. 1 Wissenschaftler, der in eine dieser Richtungen forschte bzw. zu einem Erbenis kam, das welche These auch immer stützt und ein Journalist, der darüber schon schrieb und diverse Parameter beleuchtet (mehrere Studien mit Stimmen aus der Bevölkerung abgleicht usw). Im besten Fall hat man dann ein gutes Meinungsspektrum und kann eine breite Diskussion führen.

Man ruft da also nicht x-beliebige Menschen an, sondern weiß, was man bekommt, auch an Journalisten. Dass die meisten eben eher links-liberal zu verorten sind, ist ein Fakt. Ebenso, dass die meisten Zeitungen/Magazine in diese Richtung schlagen.

Bolz selbst gehört übrigens dem liberal-konservativen Lager an, deshalb schmeckt es ihm auch nicht, dass die Medien teilweise so stark in jene Richtung schlagen und deshalb findet er auch teils so drastische Worte.

Funfact am Rande: Statistisch gesehen hält sich (bei Polittalks) bei den eingeladenen Journalisten die Waage. (Jetzt nur mal die Top5)
versteckter Inhalt:
liberal-konservativ
alle anderern eher links/sozial-liberal[/size]
Bild
von Apollo
#1529389
muss es nicht geben.
aber wenn sie über's Tempolimit diskutieren und alle sind - was rational wäre - dagegen, dann bräuchten sie auch keine Diskussionsrunde. Also müssen sich zwei opfern.


aber bei Maggus Lanz treten in der Regel nur Leute auf, die gerade ein Buch präsentieren wollen und dabei praktisch den Inhalt ihres Buches zum Besten geben.
Lanz fragt dann so, als hätte man ihn nicht vorher gebrieft, um den Leuten die Gelegenheit zu geben, etwas Buchinhalt widerzugeben und darauf hinzuweisen, dass es im Buch dann noch mal genauer steht.
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von Neo
#1529392
Naja, der Markus Lanz Absatz ist aber bei dir schon stark verdichtet. Nicht uninteressant, wie das rüberkommt. :?
Apollo hat geschrieben:muss es nicht geben.
aber wenn sie über's Tempolimit diskutieren und alle sind - was rational wäre - dagegen, dann bräuchten sie auch keine Diskussionsrunde. Also müssen sich zwei opfern.
Super Beispiel. Denn an diesem merkt man doch gerade, dass sich niemand "opfern" musste. Das hatte man ja bei Maischberger vom 13.02.: Glaubenskrieg ums Auto: Geht der Umweltschutz zu weit?

Auf der einen Seite pro Limit Franz Alt (Buchautor und Journalist) und der anderen contra Limit Ulf Poschardt ("Welt"-Chefredakteur). Wenn sich einer nicht opfern lassen oder da zuvor noch ein zusätzliches Briefing angesetzt werden muss, dann ist das bei Poschardt. Der spricht sich seit jeher gegen ein Tempolimit aus. So eine Art von Journalist müsste Bolz übrigens entgegenkommen.

P.s.: Und die Ratio würde ich so auch erstmal anzweifeln.