'Unterschichtenfernsehen'
Top-Verdiener und Privat-TV
"Die Zeit"-Redakteur Christoph Amend fand heraus: Die Titanic gilt als Schöpfer des Wortes. Schon 1996 hatte die Satirezeitschrift den Sender Sat.1 als "Unterschichtenfernsehen" bezeichnet. 2001 bedachte Jochen Hörisch von der Uni Mannheim Sat.1 und RTL mit dem bösen Wort. Kaum Reaktionen! Erst durch Harald Schmidt, der in seiner Show den Begriff als Dauergag einsetzt, wurde der Terminus Teil der öffentlichen Diskussion. Die kommerziellen Sender, also "die Privaten" scheinen den Stempel, der ihnen aufgedrückt wurde, mit wenig Humor zu nehmen: Man liefert "Gegenbeweise".
Die ProSiebenSat.1-Vermarktungsfirma SevenOneMedia gab eine (private) Studie in Auftrag, die das Schlagwort "Unterschichtenfernsehen" für das Privat-TV widerlegt. Das Ergebnis der Studie: Das deutsche Privatfernsehen werde von der Bevölkerung geschätzt, Top-Verdiener und Bessergebildete hielten es oft für besser als die programmlichen Leistungen von ARD und ZDF. Untersucht wurde ausschließlich die für die Werbewirtschaft wichtige Altersgruppe von 14 bis 49 Jahren. Die Daten kamen von der GfK-Fernsehforschung in Nürnberg.
Auch Vergleiche bei einzelnen Programmen im Privat-TV mit zeitlich konkurrierenden Programmen von ARD und ZDF lieferten für SevenOneMedia positive Ergebnisse. Hier schlägt zB die Ärzte-Serie "Broti & Pacek" (Sat.1) mit 26,7 Prozent Top-Verdienern das ARD-Magazin "Monitor", das 26,5 Prozent dieser Zielgruppe erreicht. "Emergency Room" (ProSieben) gewann in dieser Zuschauergruppe gegen "W wie Wissen" (ARD). Selbst "Die Burg" (ProSieben) hatte einen höheren Anteil bei Top-Verdienern als "Panorama" (ARD).
Nicht veröffentlicht allerdings sind in der privaten Studie Beispiele für Sendungen, mit denen die Öffentlich-Rechtlichen vor den Privaten liegen. Nicht berücksichtigt ist auch, dass Harald Schmidt gerne betont, dass er mit Unterschichtenfernsehen auch geistige Armut beschreibe.