-  So 30. Nov 2008, 14:42
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					haha, das ist genau diese Art von Heulsusigkeit, wegen der ich inzwischen 90% aller Castingshows meide. Mit Talent hat das fast nichts mehr zu tun. Das ist nur noch Vermarktung von Mitleid. Bei Mark Medlock war es doch genau das gleiche. Aber es scheint ja leider zu funktionieren. Die Deutschen wollen offenbar keinen professionellen hochtalentierten Überflieger als Star sehen. Das erzeugt ja nur Neid, weil es für so jemanden einfach zu sein scheint. Nein, sie wollen das arme Würstchen sehen, das hässliche Entchen, das mit Rückschlägen tränenrürigem Schicksalgehader zum Schwan wird. Ist wohl für die meisten ne schöne Botschaft, wenn jemand der noch viel weiter unten stand als man selbst es bis ganz nach oben schafft. Sowas gibt dann wohl Hoffnung für die visionslosen. Ich find es einfach nur zum kotzen.
Warum darf niemand mehr ein Star werden ohne sein Innerstes nach außen kehren zu müssen? Warum dürfen es nur noch die geschundenen armen Würstchen sein?
In solchen Momenten stinkt Fernsehen einfach nur noch. Das wird langsam zu einer echten Epedemie. Schon die rührigen "Krüppel des Tages" Mitleidsbeiträge in den vielen Boulevardmagazinen fand ich regelmäßig widerlich, weil da harte Schicksale für Gafferei und Quoten ausgeschlachtet werden. Bei den Castingshows erreicht das aber langsam eine ganz neue Dimension. Da wird das mittlerweile oft in beidseitigem Einverständnis zwischen Kandidat und Sender inszeniert. Und letzlich schadet das nur noch mehr der Qualität der gebotenen Darbietungen.
Eine gute Freundin von mir ist Musical-Darstellerin und ich war vor einer Weile mal mit einigen ihrer Kollegen in einer Karaoke Bar. Was zwei von denen da aus dem Stand und mit schlechter Soundanlage hingelegt haben, hätte locker für die DSDS Top 20 gereicht wenn ich das mit den letzten Staffeln vergleiche. Als sie dann etwas über die schwierige Arbeitslage in der Musicalbranche gejammert haben, hab ich einfach mal gefragt, warum sie es nicht bei solchen Castings versuchen. Und da kam genau das als Erwiderung: "Ich will Sänger sein und nicht gezwungen werden vor der Kamera einen Seelenstriptease zu machen." Außerdem lassen sich die meisten wirklich guten Sänger wohl von den kranken Knebelverträgen abschrecken, mit denen man sich über Jahre an die bindet. Selbst Leuten, die vor den Top 20 ausscheiden, hängt der Vertrag noch bis zu 5 Jahre hinterher. Die müssen dann bei jedem Engagement im Musikbereich während dieser Zeit die Zustimmung der Casting-Produktionsfirma einholen und ggf. noch kräftig an die Abdrücken. Für singende Laien ist sowas egal. Da ist DSDS oder das Supertalent ein einmaliger Versuch. Wer aber schon mit Musik sein Geld verdient und das professionell und beruflich betreibt wird es sich sehr gut überlegen, bevor er so einen Vertrag unterzeichnet.
Wenn es wirklich nur um das Talent ginge, die Verträge fair wären und das ganze Inszenierung der Person auf erträgliche Maße heruntergefahren würde, könnten wir in solchen Shows ein ganz anderes Level von musikalischem Talent erleben, das alle bisherigen Kandidaten blass aussehen ließe.
					
										
					  															  										 
					 
					 "And in that moment, I swear we were infinite."