- Fr 10. Okt 2014, 09:52
#1391206
Ich bin zum Pilotfilm der Staffel etwas zwiegespalten. Seit einigen Staffeln versucht sich Cobra 11 stets neu zu erfinden und immer einen Schritt weiter zu gehen. Eigentlich etwas Lobenswertes, so hat man in den 90-Minütern die Zeit dazu, das voll auszureizen. Aber hier hatte ich das Gefühl, dass es zu viel des Guten ist.
Die Rahmenhandlung über die selbsternannten Richter über Leben und Tod ist an sich interessant, wirkt aber in Kombination mit Alex Vergangenheit irgendwie erzwungen und zum Teil nicht ganz logisch- der Verweis auf die Benutzung der Drogengelder, um diese Organisation aufrecht zu erhalten, der reicht mir nicht. Hatte man die Geschichte erst im Nachhinein nach dem Ende der letzten Staffel konstruiert? So kommt mir das vor. Die Geschichte an sich ist mir aber schon längst bekannt gewesen- allerdings im Rahmen einer anderen sehr bekannten deutschen Serie, der „SOKO 5113“ (ZDF), die im Jahr 2008 ihren damaligen Hauptdarsteller Wilfried Klaus als Hauptkommissar Schickl in eine ebenso zwielichtige Organisation durch Unglück brachte. Dieser Film ist mir bis heute sehr gut in Erinnerung geblieben, da es auch zur Serie passte. Dieses Thema über Recht und Gerechtigkeit ist für Cobra 11 keine passendes Thema- das soll jetzt keine Beleidigung sein. Wir haben es in einer Art und Weise mit moralischen Fragen über Recht und Gerechtigkeit zu tun, die hier gestellt werden, was so noch
nicht passiert ist in der Seriengeschichte.
Weitere Logikfragen: Ist das so einfach, dass Alexs Mutter jetzt das Sorgerecht für Felix hat? Wie haben es Semir und Alex geschafft, einfach so mal das Video einspielen zu lassen? Wie leichtfertig war es vom Chef der Truppe (Paul Frielinghaus), in dieser Runde seine ehrliche Meinung zu dem Thema abzugeben, vor allem in seiner Stellung im Bundesinnenminsterium? Wollte er was bewegen? Muss der Tod von Landgrebes Rolle wirklich sein- er war ja irgendwie hervorzusehen. Was soll der Verweis auf die Zeilen der abgebildeten Zeitung? Ein Subtext?
Die Inszenierung ist die zweite Sache. Das Anschauen der Folge fiel mir zum Teil nicht leicht. Sehr düstere und schwermütige Szenen dominieren die Folge, versetzt mit wirklich überzeugenden Actionsequenzen. Zum erneuten Mal ist der Humor in dieser Folge nicht vorhanden- das dies hier nicht passt, ist klar. Aber Cobra 11 sticht auch durch seinen Humor und seine One Liner heraus, das darf man nicht vergessen. Der Zuschauer möchte in gewisser Weise unterhalten werden- was wir hier zu sehen bekommen, ist ein düsterer und melancholischer Fernsehfilm, versetzt mit Actionelementen, um die alteingesottenen Fans zufrieden zu stellen. Die Drehorte sind zu loben, da hat man sich Mühe gemacht, an Orten zu drehen, die man sonst nicht so oft sind. Auch während der Verfolgungsjagden, ob mitten in der Stadt, vor dem Dom, oder auf dem Bahnhof (scheint aber nun beliebter zu werden, wenn man die letzte Staffel Revue passieren lässt). Der Soundtrack ist wie in den letzten Staffeln mal wieder sehr gut gelungen.
Darüber hinaus sind Alex und Semir bis kurz vor dem Finale zerstritten- das soll zwar den Reiz der Folge ausmachen, mir fehlt aber hier die Harmonie zwischen den Beiden und die Versöhnung kommt mir zu
schnell. Das Team der PAST kommt nur in einzelnen Sequenzen vor (außer Jenny)... aber das Thema war schon öfters Diskussion und die Hauptcharaktere der Serie sind nun mal Semir und Alex.
Die Episodendarsteller können mich leider nicht vollends überzeugen- dazu gehört auch der Darsteller des Felix. Ich kann das gar nicht begründen. Vielleicht liegt es aber auch einfach an dem gesamten Film.
Ich weiß, viele werden die Folge lieben und sich darüber freuen, dass man auf Manches verzichtet, zugunsten der Ernsthaftigkeit. Vielen Fans war der Humor der letzten Jahren ein Dorn im Auge. Aus meiner subjektiven Sicht tu ich mich etwas schwer- ein interessanter Fernsehfilm, der nicht viel mit Cobra 11 zu tun hat. Ich hoffe, das man diesen Stil nun nicht über die ganze Staffel durchzieht.
7-8/10 Punkte