thomasl hat geschrieben:natürlich ist "Solitary" eine dramatisch inszenierte Show.
Kommt wohl darauf an, was man unter “dramatisch inszeniert” versteht – für mich wären das Sendungen wie «Popstars», «DSDS» oder «Germany’s Next Topmodel», also alles das, wo mit dramatischer Musik, weichgezeichneten Rückblenden und möglichst vielen theatralischen Pausen, Zeitlupen und Nahaufnahmen ein künstliches Pathos erzeugt wird; das ist für mich eine dramatische Inszenierung, und das sehe ich bei «Solitary» lange nicht so extrem wie bei anderen Shows. Das (Original-)Konzept von «Solitary» ist auch
per se schon interessant und spannend, der Rest (also die weichgezeichneten Rückblenden mit der dramatischen Musik bevor Kandidat Xy in Zeitlupe das rote Knöpfchen drückt) ist dann nettes Beiwerk.
thomasl hat geschrieben:Kandidaten […], die entsprechende Emotionen zeigen
Ja, das hat aber mit “Kamera-Affinität” nichts zu tun. Wenn man neun Mann wochenlang in einen winzigen Raum sperrt, Pyscho-Spielchen, Schlafentzug und ständigem körperlichen Stress aussetzt und am Ende mit einem 50 000$-Scheck ködert, wird man wohl genug Emotionen zusammenbekommen, um die wöchentlichen 45 Minuten des Originals zu füllen, selbst wenn man die langweiligsten Gestalten reinsetzt, die man in ganz Deutschland auftreiben kann.
Wenn man natürlich die Dauer des ganzen Spaßes halbiert, gleichzeitig die Länge einer Episode verdoppelt, die Intensität der Spiele abschwächt (und wahrscheinlich alles, was im Original hinter den Kulissen veranstaltet wurde, um die Kandidaten auf Trab zu halten, komplett weglässt, weil’s ja am Ende doch nicht ausgestrahlt werden würde) und das Preisgeld streicht – ja, dann wird’s schwer mit den Emotionen, aber da würden auch alle X-, Y- und Z-Promis zusammen nichts mehr retten können.
ProSieben hat ganz offensichtlich nicht vor, eine neue Realityshow zu etablieren, sondern sie wollen nur kostengünstig und ohne viel Aufwand das Sommerloch stopfen. Wenn’s dann (mal wieder) nicht angenommen wird, ist natürlich der Zuschauer schuld, weil er “nicht offen genug” oder “noch nicht bereit” für das Format ist. Dass man’s einfach (mal wieder) verbockt hat, will dann keiner hören und im nächsten Sommer geht’s mit der nächsten schlechten Adaption einer eigentlich interessanten Idee weiter.
thomasl hat geschrieben:Dass man da lieber auf Leute zurückgreift, die etwas darin geübt sind bei Rot-Licht aus sich raus zu gehen, ist weder falsch oder eigentlich so schwer zu verstehen.
Ach, richtig. Verzeihung, da hatte ich wohl für einen Moment vergessen, wie unglaublich erfolgreich Game- und sonstige Shows mit dem Bodensatz der ehemaligen Pseudo-Prominenz als Kandidaten/Gäste/Kabelträger im deutschen Fernsehen bekanntlich laufen :lol:
Ich hab’ noch nirgends irgendjemanden getroffen, der sich
gefreut hätte, dass man “medienerfahrene” Leute genommen hat, oder der nicht lieber ganz normale Menschen von der Straße in dem Format sehen würde. Selbst amerikanische die-hard-Solitary-Fans, die sogar begeistert die brasilianische Version verfolgt haben, ohne ein Wort zu verstehen, winken entnervt ab, wenn du ihnen erzählst, dass die deutsche Version mit Playmates, TV-Moderatorinnen und Soap-Schauspielern bestückt ist. Es ist für den Zuschauer einfach nicht so interessant.