RaBe hat geschrieben:@ AlphaOrange
Jedes erfolgreiche Genre ist schon von US-Serien besetzt, in jedem unerfolgreichen lohnt der Versuch dagegen ohnehin nicht.
"Erfolgreich" bedeutet erstmal Markanalyse. Heißt, auch die US-Filmindustrie hat nicht von vornherein ein erfolgreiches Genre vorgefunden.
An dem Punkt kann ich dir nur recht geben.
Ich bin schon lange überzeugt, dass miserable Marktforschung eines der Hauptprobleme in der deutschen TV-Landschaft ist. Nicht nur, dass man nichts neues zu finden scheint, was Erfolg verspricht, sondern vor allem, was an Rohrkrepierern, in denen jeder normale Mensch direkt das vorprogrammierte Quotendesaster erkennt, auf den Markt geworfen werden (oftmals in ein Programmschema, das von vornherein zum Scheitern verurteilt ist), ist manchmal echt unbegreiflich.
Und deswegen die Frage: Was sind also "erfolglose Genre"? Nur die, an denen man sich versucht hat, vielleicht zur falschen Zeit oder irgendwelche Punkte übersehen.
Naja, da gibt's welche, die mehr Erfolg versprechen und andere weniger.
Im Krimi-Genre kannst du erstmal wenig falsch machen, erst recht wenn die Zielgruppe älter ist, kann man mit guten Marktanteilen kalkulieren.
Mystery- oder gar Horrorserien wären dagegen hochriskant. Damit heutzutage was zu reißen, ist nahezu unmöglich.
Davon abgesehen: auch die erfolg
losen Genres sind von den Amis besetzt. Wenn man also nicht gegen die US-Produkte im gleichen Genre antreten will, kann man den Laden direkt dicht machen.
Kellerkind hat geschrieben:AlphaOrange hat geschrieben:Jedes erfolgreiche Genre ist schon von US-Serien besetzt, in jedem unerfolgreichen lohnt der Versuch dagegen ohnehin nicht.
Skins, Life on Mars, Doctor Who.
Drama, Krimi, Sci-Fi.
Wenn man es richtig angeht, kann man auch in Bekanntem etwas einzigartiges schaffen. Die drei Genannten sind britischen Ursprungs und in ihrem Fach Meister. Ganz ohne amerikanische Hilfe. Warum sind die Briten Innovationsweltmeister, die Deutschen Schlafweltmeister?
Und warum spielt keine der drei Serien im deutschen Fernsehen eine Rolle?
Weil "Life on Mars" gefloppt ist, "Doctor Who" auch und "Skins" auf einem Samstagmittag-Platz verramscht würde, wenn es die Serie nach D geschafft hätte.
Aber das stützt doch meine These: mit SciFi oder Jugendserien kannst du hierzulande einfach nicht viel reißen. Warum funktioniert das in GB? Nun, weil dort die Situation anders ist und diese Genres deutlich besser angenommen werden. Zudem ist die Nennung von "Doctor Who" unfair, da müsste man zum Vergleich ja "Raumpatrouille Orion" neu auflegen und alle würden wieder rumschreien, dass es keine neuen Ideen mehr gibt. "Doctor Who" lasse ich also definitiv nicht als innovativ durchgehen, wenn ich für das deutsche TV auch keine Innovationen ins Feld führen darf, die in den 70ern, 80ern und 90ern produziert wurden.
Warum die Briten dennoch Innovationsweltmeister sind?
Ist schon eine interessante Frage.
Wir aber arbeiten nicht wirklich mit unseren Schauspielern, geben ihnen zu wenig Möglichkeiten, sich in ihrem Job zu beweisen.
Wieso gibt es hier weniger Möglichkeiten?
Im Verhältnis zur Anzahl Schauspieler gibt es hier bestimmt ähnlich viele Fiction-Produktionen. Wir haben hierzulande gute Filmhochschulen, eine gute Filmförderung, nur die Verbindung zwischen Film und Theater sehe ich bei uns etwas schwächer.
Es ist ja nicht so, dass Ausbildung und Karriere von deutschen Schauspielern nur aus drei Auftritten bei Barbara Salesch bestehen bevor die Hauptrolle in einer Serie winkt.
In der letzten Monaten sind viele deutsche Serie über die "tolle Optik" gepuscht worden, und diese hat man noch über die Figuren gestellt und wenn Figuren den Zuschauer nicht erreichen, ist es das Schlimmste was passieren kann.
Das ist in der Tat nicht ganz von der Hand zu weisen.
Es ist doch letztendlich so, dass sowohl erfolgreiche US- als auch D-Serien in den letzten Jahren eher Glückstreffer für die Sender waren.
Was sind denn die letzten drei US-Serien, die sich hier erfolgreich etablieren konnten?....
Nicht ganz. Wenn selbst Wiederholung, oder die dritte Wiederholung mehr Zuschauer bringt, als eine gepuschte neue deutsche Serie oder ein deutscher TV-Film kann irgendwas nicht stimmen.
Das bezweifle ich nicht, bestärkt aber doch wohl sogar die Aussage noch, dass die Etablierung neuer US-Serien in den letzten Jahren ebenfalls enorm ins Stocken geraten ist. Und das ist schwer untertrieben:
In D etablierte US-Serien der Season 07/08: null (nur Moonlight lief akzeptabel und das gibt's nicht mehr)
In D etablierte US-Serien der Season 06/07: eine - "Heroes", und das mehr schlecht als recht
Ich will nicht sagen, dass deutsche Produktionen kein Qualitätsproblem haben, aber zu behaupten, aus den USA käme die Premiumware herübergeschwappt, der sich der Zuschauer stattdessen zuwendet ist angesichts solcher katastrophalen Resultate kaum haltbar.
Es ist nunmal günstiger Filme einzukaufen, als selbst zu produzieren. Nur gibt es zwei, drei Filmproduktionen in Deutschalnd die eigenständig produzieren wollen und haben es deswegen entsprechend schwer.
Es ist auch unmöglich, das Niveau von Hollywood-Filmen auch nur ansatzweise zu erreichen.
Nicht mal US-Sender können oder versuchen das auch nur.
Eine Problematik, warum neue US-Serien z.B. mehr oder schlimmer floppen ist: die Gewohnheit: sowohl Seitens Zuschauer als auch der Programmmacher.
Wenn man die X-te Wiederholung von etwas vorgesetzt bekommt, und zwar auf allen Sendern, verhält sich der Zuschauer auch dementsprechend, und so wird es für die Sender (eigenes Verschulden) immer schwieriger eben "neu" eingekauftes tatsächlich zu etablieren.
Und hier spielt dann wieder die geschaltete Werbung mit ein. Wenn für die X-te Wiederholung mehr Werbegelder eingenommen werden als über eine neue Produktion - was tut man also? Man versucht zu überbrücken - bis man was geeignetes als Ersatz gefunden hat.
Früher liefen auch Wiederholungen und man konnte trotzdem neue Serien etablieren.
Du hast zu Beginn gesagt:
Tja, das war wohl nix.
War allerdings bereits zu befürchten.
In wie fern? Woran hast du das festgemacht?
1) Sat.1 hat ein Problem. Und das äußert sich in Zuschauerzahlen - im gesamten Programm
2) die in meiner Sicht absolut katastrophale Programmplanung mit dem wohl schlechtesten Lead-In, das man für die Sendung finden konnte. Hatte man denn keinen Film mit Medizin-Bezug? Nichts frauenaffines? Sat.1 sitzt auf einem Berg ihrer Dienstagsmovies (an deren Machart mich KAA sogar erinnert), das kann doch nicht sein, dass man sich dann derart verplant. Womit sich der Kreis zu meiner oben und auch schon früher immer wieder geäußerten These schließt, dass im deutschen TV die Marktforschung entweder grottenschlecht ist oder gar nicht mehr betrieben wird.