AlphaOrange hat geschrieben: ↑So 17. Mai 2020, 00:42
Den Vorschlägen hier, wie man daraus eine Institution machen kann, kann ich mich auch nicht anschließen. Klar, ich kann die Jurys mit Profis besetzen, mich um wirklich internationale Künstler bemühen, mich international mit mehr Sendern verschalten. Nur dann habe ich, hoppla, den ESC neu geschaffen. Und den brauche ich nicht in Konkurrenz zum ESC.
Darüber musste ich auch lachen.
"Der Free ESC ist gut, aber noch besser wäre er, wenn es der ESC wäre". Klar, ist die Idee eines europäischen Musikwettbewerbs super, deshalb gibt es ihn ja auch schon seit über 60 Jahren.
Die Show an sich fand ich in Ordnung. Das war gut organisiert, solide moderiert. Das Design wirkte tatsächlich extrem altbacken und generell setzte man natürlich auch wie immer auf den TV-Total-Nostalgie-Faktor, aber mal nur die Showaspekte berücksichtigt, war das sehr ordentlich für die kurze Zeit. Würde sogar soweit gehen zu sagen, dass bei den einzelnen Auftritten mehr Stimmung rüberkam, als bei der ARD-Show. Das Setting in der Elbphilharmonie war natürlich sehr edel, aber wirkte trotzdem leer und man wartete nur auf ein Echo, wenn immer Peter Urban etwas kommentierte. Darüber hinaus gab es halt auch nicht ganz so viel live in der ARD und wenn dann nur reduziert mit weniger Tänzern und keinem eingespielten Applaus etc.
Die Punktevergabe war dann natürlich absurd, wobei ich das auch irgendwie ok fand. Parallel lief ja dann mittlerweile die Shine A Light Sendung, deshalb habe ich da vermehrt rübergeschaltet und fand das dann einfach aus Comedy-Gründen unterhaltsam. Bully aus dem Traumschiff Surprise? Vanessa Mais Vater? Heidi und Tom aus L.A.? WTF?!
Spätestens jetzt hatte das dann natürlich nichts mehr mit einem wirklichen Wettbewerb zu tun, sondern wirkte wie eine ESC-Parodie. Trotzdem freute ich mich, auch in 2020 einen bisschen 12-points-go-to-ESC-Feeling zu bekommen. Wenn auch bitter für Max Mutzke, der ja jetzt zum x-ten Mal den Beweis erbracht hat, beim ProSieben-Publikum super anzukommen - aber leider konnte er Melanie C und Hakan Calhanoglu nicht so überzeugen...
Der größte Schwachpunkt war aber für mich tatsächlich die musikalische Qualität. Wie Fohlen war ich über die positive Resonanz auf das Teilnehmerfeld total überrascht, weil ich es genauso erwartet hatte. Ganz viele bekannte Pro7-Gesichter, gefühlt jeder Zweite schon bei The Masked Singer teilgenommen. Klar, namhafte Künstler in Deutschland mit vielen Fans, aber so beliebig, seicht, dudelig. Einen Tag später könnte ich keinen einzigen der Beiträge mehr mitsingen. Muss auch sagen, dass das für mich auch immer das größte Problem am BuViSoCo war, dieses Deutsch-Pop-Gedudel ist einfach nicht mein Genre und da gab es für mich beim Free ESC einfach zu wenig Diversity im Angebot. Meiner Meinung nach war jeder einzelne Song, der parallel in der ARD-Sendung vorgestellt wurde, mit Abstand besser als alles was ich auf Pro7 gehört habe. Wenn ich an die Kreativität der Isländer und Litauer oder an die Emotionalität von Italien und der Schweiz denke und das mit dem Gedudel von Sarah Lombardi oder Gil Ofarim vergleiche.. Einfach uninteressant.
So schön auch mehr Begeisterung und positives Feedback für den ESC-Vorentscheid wäre, aber die Sendung hat mir gezeigt, dass eine automatische Teilnahme eines deutschen "Schwergewichts" wie Vanessa Mai oder Nico Santos auch nicht unbedingt so der Bringer wäre...