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Quotenermittlung- Eine Grundsatzdiskussion

Verfasst: Di 28. Aug 2012, 09:18
von fernsehfreak36
Ich habe gedacht, das wir das Thema Quotenermittlung mal grundsätzlich diskutieren sollten. Denn ich finde man müsste sie mal kritisch hinterfragt werden. Zuviel ich weiß, bekommt nur ein Bruchteil der Haushalte in Deutschland ein Gerät für die Quotenermittlung. Und da liegt für mich der Hauptkritikpunkt, wie will man denn von einer Minderheit auf die Gesamtanzahl der Haushalte schließen? Außerdem besteht da für mich eine erhebliche Manipulationsgefahr. Auch die sogenannte Zielgruppe ist für mich eine vollkommen willkürliche Festlegung. Als würden über 49jährige nix mehr kaufen wollen. Sind Zuschauer über 50 nur Zuschauer zweiter Klasse? Kaufen 13 Jährige nix?

Manchmal habe ich das Gefühl, das diese ganze Quotengeilheit, nur darauf abzielt, für die Sender besonders kostengünstige Formate, erfolgreich erscheinen zu lassen.

Denn mal ehrlich, ich persönlich habe noch keinen getroffen, der diese ganze sogenannten Scripted Reality Dokus toll findet oder nicht kritisiert. Und die haben teilweise die höchsten Quoten? Kann mir jemand mal diesen Widerspruch erklären. Das Niveau des Fernsehens insgesamt ist durch diese ganze Quotenerpichtheit mit den Jahren immer schlechter geworden.

Re: Quotenermittlung- Eine Grundsatzdiskussion

Verfasst: Di 28. Aug 2012, 09:30
von Fabian
Um es kurz zu machen: Es gab Jahre, da ließ auch Nielsen Media Research in Deutschland Quoten messen, die Zielgruppe war ähnlich (ab 6 Jahre, 14-49). Die Quoten bzw. Marktanteile waren fast identisch, obwohl die Nutzer verschieden waren.

Derzeit sind im Panel über 15.000 Menschen, das entspricht mehr als bei den Bundestagswahl-Hochrechnungen um 18.00 Uhr - die sind auch fast immer perfekt. System funktioniert also.

Ungenau wird's allerdings bei winzingen Sendern.

Re: Quotenermittlung- Eine Grundsatzdiskussion

Verfasst: Di 28. Aug 2012, 09:39
von fernsehfreak36
Fabian hat geschrieben:Um es kurz zu machen: Es gab Jahre, da ließ auch Nielsen Media Research in Deutschland Quoten messen, die Zielgruppe war ähnlich (ab 6 Jahre, 14-49). Die Quoten bzw. Marktanteile waren fast identisch, obwohl die Nutzer verschieden waren.

Derzeit sind im Panel über 15.000 Menschen, das entspricht mehr als bei den Bundestagswahl-Hochrechnungen um 18.00 Uhr - die sind auch fast immer perfekt. System funktioniert also.

Ungenau wird's allerdings bei winzingen Sendern.
Trotzdem sind 15.000 Menschen immer noch ne Minderheit, wenn man das in Relation zu den Gesamthaushalten sieht. Für mich ist das nicht gerade aussagekräftig, wenn das entscheidend sein soll, welche Sendungen wieder abgesetzt werden oder welche als erfolgreich gelten. Ich dachte Minderheitenfernsehen machen nur Arte oder 3Sat.

Re: Quotenermittlung- Eine Grundsatzdiskussion

Verfasst: Di 28. Aug 2012, 09:56
von Fabian
fernsehfreak36 hat geschrieben:
Fabian hat geschrieben:Um es kurz zu machen: Es gab Jahre, da ließ auch Nielsen Media Research in Deutschland Quoten messen, die Zielgruppe war ähnlich (ab 6 Jahre, 14-49). Die Quoten bzw. Marktanteile waren fast identisch, obwohl die Nutzer verschieden waren.

Derzeit sind im Panel über 15.000 Menschen, das entspricht mehr als bei den Bundestagswahl-Hochrechnungen um 18.00 Uhr - die sind auch fast immer perfekt. System funktioniert also.

Ungenau wird's allerdings bei winzingen Sendern.
Trotzdem sind 15.000 Menschen immer noch ne Minderheit, wenn man das in Relation zu den Gesamthaushalten sieht. Für mich ist das nicht gerade aussagekräftig, wenn das entscheidend sein soll, welche Sendungen wieder abgesetzt werden oder welche als erfolgreich gelten. Ich dachte Minderheitenfernsehen machen nur Arte oder 3Sat.
Wir reden hier doch nicht darüber, ob Minderheiten zu wenig für ein Panel sind, sondern hier wird darüber gesprochen, ob die Quoten korrekt sein können.

Re: Quotenermittlung- Eine Grundsatzdiskussion

Verfasst: Di 28. Aug 2012, 10:08
von logan99
fernsehfreak36 hat geschrieben: Trotzdem sind 15.000 Menschen immer noch ne Minderheit, wenn man das in Relation zu den Gesamthaushalten sieht. Für mich ist das nicht gerade aussagekräftig, wenn das entscheidend sein soll, welche Sendungen wieder abgesetzt werden oder welche als erfolgreich gelten. Ich dachte Minderheitenfernsehen machen nur Arte oder 3Sat.
Glaube du hast nicht ganz verstanden, was "Minderheitenfernsehen" bedeutet - mit der Anzahl an Haushalten, die zur Quotenmessung beisteuern, hat das zumindest nichts zutun :lol:

Im übrigen hat doch Fabian recht schlüssig erklärt, warum eine Anzahl x ausreichend ist, um ein aussagekräftiges Ergebnis zu bekommen. Sowas macht man bei Wahlumfragen auch und das Ergebnis unterscheidet sich meist nur marginal vom eigentl. Wahlausgang.

Re: Quotenermittlung- Eine Grundsatzdiskussion

Verfasst: Di 28. Aug 2012, 10:56
von fernsehfreak36
logan99 hat geschrieben:
fernsehfreak36 hat geschrieben: Trotzdem sind 15.000 Menschen immer noch ne Minderheit, wenn man das in Relation zu den Gesamthaushalten sieht. Für mich ist das nicht gerade aussagekräftig, wenn das entscheidend sein soll, welche Sendungen wieder abgesetzt werden oder welche als erfolgreich gelten. Ich dachte Minderheitenfernsehen machen nur Arte oder 3Sat.
Glaube du hast nicht ganz verstanden, was "Minderheitenfernsehen" bedeutet - mit der Anzahl an Haushalten, die zur Quotenmessung beisteuern, hat das zumindest nichts zutun :lol:

Im übrigen hat doch Fabian recht schlüssig erklärt, warum eine Anzahl x ausreichend ist, um ein aussagekräftiges Ergebnis zu bekommen. Sowas macht man bei Wahlumfragen auch und das Ergebnis unterscheidet sich meist nur marginal vom eigentl. Wahlausgang.
Wahlumfragen entscheiden aber nicht darüber, welche Parteien eine Wahl gewinnen. Auch gab es nicht wenige Fälle, bei denen die tatsächliche Wahl tatsächlich vollkommen anders verlaufen ist, als in den Wahlumfragen vorhergesagt.

Und ich habe sehr wohl verstanden, was Fabian gesagt hat. Ich bin einfach der Meinung, das man von 15.000 Haushalte, eben nicht auf die Sehgewohnheiten von Millionen schließen kann. Mal angenommen, Millonen von Menschen mögen besonders eine Sendung/Serie und die wird dann abgesetzt, weil ausgerechnet von den 15.000, die zur Quotenermittlung herangezogen werden, nur die wenigstens diese betreffende Sendung auch einschalten. Es wurden schon Sendungen abgesetzt, die zwar von vielen Menschen gesehen worden sind, aber nicht halt nicht in einer bestimmten Zielgruppe. So eine Quotenermittlung ist einfach hirnrissig und absolut willkürlich.

Re: Quotenermittlung- Eine Grundsatzdiskussion

Verfasst: Di 28. Aug 2012, 11:07
von logan99
fernsehfreak36 hat geschrieben:Ich bin einfach der Meinung, das man von 15.000 Haushalte, eben nicht auf die Sehgewohnheiten von Millionen schließen kann.
Wissenschaftl. Untersuchungen sagen etwas anderes aus. Ansonsten hätten repräsentative Meinungsumfragen und Hochrechnungen schon längst ausgesorgt.
fernsehfreak36 hat geschrieben: Mal angenommen, ich mag besonders eine Sendung/Serie und die wird dann abgesetzt, weil ausgerechnet von den 15.000, die zur Quotenermittlung herangezogen werden, nur die wenigstens diese betreffende Sendung auch einschalten. So eine Quotenermittlung ist einfach hirnrissig und absolut willkürlich.
Tja, so ist es nun einmal. Daran ist eigentl. nichts hirnrissig oder willkürlich, sondern das ganze Prinzip besteht wie oben gesagt auf wissenschaftl./mathematischen Grundlagen und die Abweichung ist äußerst marginal. In deinem Beispiel hat sich halt der größere Prozentsatz gegen deine Sehgewohnheit entschieden und das ist dann eben auch auf die Gesamthaushalte übertragbar. Du musst also damit leben, wenn mal etwas abgesetzt wird, was du gerne schaust - müssen übrigens alle :wink:
Grewel hat geschrieben: edit: welchen änderungsvorschlag hast du dnn?
Er will vermutlich jeden Haushalt (am besten noch jedes Empfangsgerät einzeln) in die Quotenmessung einbeziehen - nur um dann am Ende wieder vor der Tatsache zu stehen, dass eine seiner Sendungen abgesetzt wurden ist, weil die Mehrheit was anderes lieber schaut :lol:

Re: Quotenermittlung- Eine Grundsatzdiskussion

Verfasst: Di 28. Aug 2012, 11:16
von fernsehfreak36
logan99 hat geschrieben:
fernsehfreak36 hat geschrieben:Ich bin einfach der Meinung, das man von 15.000 Haushalte, eben nicht auf die Sehgewohnheiten von Millionen schließen kann.
Wissenschaftl. Untersuchungen sagen etwas anderes aus. Ansonsten hätten repräsentative Meinungsumfragen und Hochrechnungen schon längst ausgesorgt.
fernsehfreak36 hat geschrieben: Mal angenommen, ich mag besonders eine Sendung/Serie und die wird dann abgesetzt, weil ausgerechnet von den 15.000, die zur Quotenermittlung herangezogen werden, nur die wenigstens diese betreffende Sendung auch einschalten. So eine Quotenermittlung ist einfach hirnrissig und absolut willkürlich.
Tja, so ist es nun einmal. Daran ist eigentl. nichts hirnrissig oder willkürlich, sondern das ganze Prinzip besteht wie oben gesagt auf wissenschaftl./mathematischen Grundlagen und die Abweichung ist äußerst marginal. In deinem Beispiel hat sich halt der größere Prozentsatz gegen deine Sehgewohnheit entschieden und das ist dann eben auch auf die Gesamthaushalte übertragbar. Du musst also damit leben, wenn mal etwas abgesetzt wird, was du gerne schaust - müssen übrigens alle :wink:
Grewel hat geschrieben: edit: welchen änderungsvorschlag hast du dnn?
Er will vermutlich jeden Haushalt (am besten noch jedes Empfangsgerät einzeln) in die Quotenmessung einbeziehen - nur um dann am Ende wieder vor der Tatsache zu stehen, dass eine seiner Sendungen abgesetzt wurden ist, weil die Mehrheit was anderes lieber schaut :lol:
Wenn es dann wirklich die Mehrheit so sieht und nicht von 15.000 / Millionen Haushalten, dann akzeptiere ich das. Aber nicht wenn nur eine gewisse Minderheit darüber entscheidet, welche Sendung abgesetzt wird oder nicht.

Re: Quotenermittlung- Eine Grundsatzdiskussion

Verfasst: Di 28. Aug 2012, 11:25
von logan99
fernsehfreak36 hat geschrieben: Wenn es dann wirklich die Mehrheit so sieht und nicht von 15.000 / Millionen Haushalten, dann akzeptiere ich das. Aber nicht wenn nur eine gewisse Minderheit darüber entscheidet, welche Sendung abgesetzt wird oder nicht.
Es würden sich aber höchstens marginale Verschiebungen ergeben - die ausgewählten Haushalte zur Quotenmessung spiegeln einen Schnitt der gesamten Haushalte wieder, so dass man daran eben ein repräsentative Ergebnis ausmachen kann. Warum glaubst du denn, dass die Wahlsieger schon weit vor der Auszählung der letzten Stimmen benannt wird!?

Re: Quotenermittlung- Eine Grundsatzdiskussion

Verfasst: Di 28. Aug 2012, 11:29
von fernsehfreak36
logan99 hat geschrieben:
fernsehfreak36 hat geschrieben: Wenn es dann wirklich die Mehrheit so sieht und nicht von 15.000 / Millionen Haushalten, dann akzeptiere ich das. Aber nicht wenn nur eine gewisse Minderheit darüber entscheidet, welche Sendung abgesetzt wird oder nicht.
Es würden sich aber höchstens marginale Verschiebungen ergeben - die ausgewählten Haushalte zur Quotenmessung spiegeln einen Schnitt der gesamten Haushalte wieder, so dass man daran eben ein repräsentative Ergebnis ausmachen kann. Warum glaubst du denn, dass die Wahlsieger schon weit vor der Auszählung der letzten Stimmen benannt wird!?
Woher willst du das wissen. Es ist ja wohl ein Unterschied ob ich 15.000 Haushalte zur Quotenermittlung oder jeden zweiten oder dritten Haushalt heranziehe.

Re: Quotenermittlung- Eine Grundsatzdiskussion

Verfasst: Di 28. Aug 2012, 11:33
von S!lent
Das hat dir doch Fabian erklärt, dass bei einer Alternativ-Messung von einem anderen Anbieter fast die identischen Werte ermittelt wurden, d.h. dass es keine nennenswerten Unterschiede gab und somit ist sie repräsentativ.

Re: Quotenermittlung- Eine Grundsatzdiskussion

Verfasst: Di 28. Aug 2012, 11:34
von scoob
Nur zur Information: Das AGF/GfK Fernsehpanel umfasst aktuell 5.000 Haushalte, in denen fast 10.500 Personen leben.

Re: Quotenermittlung- Eine Grundsatzdiskussion

Verfasst: Di 28. Aug 2012, 11:35
von logan99
fernsehfreak36 hat geschrieben: Woher willst du das wissen. Es ist ja wohl ein Unterschied ob ich 15.000 Haushalte zur Quotenermittlung oder jeden zweiten oder dritten Haushalt heranziehe.
Weil es eben wissenschaftl. und mathematische Grundlagen hat, wonach man die Hochrechnung anhand einer bestimmen Menge auf die Gesamheit übertragen kann.

Re: Quotenermittlung- Eine Grundsatzdiskussion

Verfasst: Di 28. Aug 2012, 11:39
von 2Pac
fernsehfreak36 hat geschrieben:
logan99 hat geschrieben:
fernsehfreak36 hat geschrieben: Wenn es dann wirklich die Mehrheit so sieht und nicht von 15.000 / Millionen Haushalten, dann akzeptiere ich das. Aber nicht wenn nur eine gewisse Minderheit darüber entscheidet, welche Sendung abgesetzt wird oder nicht.
Es würden sich aber höchstens marginale Verschiebungen ergeben - die ausgewählten Haushalte zur Quotenmessung spiegeln einen Schnitt der gesamten Haushalte wieder, so dass man daran eben ein repräsentative Ergebnis ausmachen kann. Warum glaubst du denn, dass die Wahlsieger schon weit vor der Auszählung der letzten Stimmen benannt wird!?
Woher willst du das wissen. Es ist ja wohl ein Unterschied ob ich 15.000 Haushalte zur Quotenermittlung oder jeden zweiten oder dritten Haushalt heranziehe.
Du hast in Mathe bzw. Statistik tief und fest geschlafen.
Dieses Panel ist repräsentativ für alle TV Konsumenten in Deutschland. Da sind entsprechend des Bevölkerungsanteile alte wie junge Menschen und Frauen wie Männer drin und das durch alle Berufsgruppen und politischen Richtungen. Diese Haushalte spiegeln also den gesamten Markt wieder. Dann wird das noch hoch gerechnet und fertig sind die Zahlen.

Unterschied zur Bundestagswahl: Bei der Bundestagswahl stehen die Marktforscher vor dem Wahllokal und fragen nach. So das die Nichtwähler nicht in die Hochrechnung reinkommen.

Re: Quotenermittlung- Eine Grundsatzdiskussion

Verfasst: Di 28. Aug 2012, 11:54
von Kunstbanause
Hm, im digitalen Zeitalter wäre es doch eigentlich kein Problem mehr, jeden Haushalt zu erfassen, oder? Google sendet Daten nach Hause, Microsoft und Apple tun das auch - da muss es doch auch eine Möglichkeit geben, dass seitens der Sender oder wie auch immer erfasst wird: Soundsoviel Haushalte aus D greifen auf Sender Dingens zu. :|

Hochrechnungen find ich immer so elendiglich unpräzise.

Re: Quotenermittlung- Eine Grundsatzdiskussion

Verfasst: Di 28. Aug 2012, 13:26
von Commi
S!lent hat geschrieben:Das hat dir doch Fabian erklärt, dass bei einer Alternativ-Messung von einem anderen Anbieter fast die identischen Werte ermittelt wurden, d.h. dass es keine nennenswerten Unterschiede gab und somit ist sie repräsentativ.
Ich verstehe, was du meinst, aber... repräsentativ ist hier gar nichts.

Auch die ersten Hochrechnungen bei Wahlen sind nicht repräsentativ.

Re: Quotenermittlung- Eine Grundsatzdiskussion

Verfasst: Di 28. Aug 2012, 15:10
von Dankwart
Das ganze erinnert mich an einen Roman den ich vor langer Zeit las...Die Foundationtriologie von Isaac Asimov und seiner Fiction "Psychohistory", die Mathematik Ereignisse vorherzusagen. Nichts anderes wird/wurde damit hier erreicht. Man hat die Haushalte ja nicht chaotisch ausgewählt sondern systematisch. Alter, Herkunft, Beruf, Einkommen usw. waren die Grundlage um in ein Mathematisches Modell zu passen. Ob man das nun glauben kann oder nicht liegt an jedem selbst. Persönlich zweifel ich auch desöfteren daran wie die Quoten von der Scriptetkacke zustande kommt oder warum Menschen ab 29 bzw. 49 nichts mehr zählen. Aber Mathematik hat nun mal nichts mit Gefühlen am Hut denn man kann sie nicht berechnen obwohl eine unmenge an Fachidioten das immer wieder versucht. :wink:

Re: Quotenermittlung- Eine Grundsatzdiskussion

Verfasst: Di 28. Aug 2012, 16:05
von AlphaOrange
fernsehfreak36 hat geschrieben:Ich habe gedacht, das wir das Thema Quotenermittlung mal grundsätzlich diskutieren sollten.
Mal wieder. Los gehts! :)
fernsehfreak36 hat geschrieben:Denn ich finde man müsste sie mal kritisch hinterfragt werden.
Das ist nicht verkehrt.
fernsehfreak36 hat geschrieben:Zuviel ich weiß, bekommt nur ein Bruchteil der Haushalte in Deutschland ein Gerät für die Quotenermittlung.
Korrekt.
fernsehfreak36 hat geschrieben:Und da liegt für mich der Hauptkritikpunkt, wie will man denn von einer Minderheit auf die Gesamtanzahl der Haushalte schließen?
Via Hochrechnung. Vereinfacht ausgedrückt.
fernsehfreak36 hat geschrieben:Außerdem besteht da für mich eine erhebliche Manipulationsgefahr.
Inwiefern? Sollen die Fernsehsender das manipulieren? Die betreiben es über die AGF doch selber.
Das Panel wird regelmäßig validiert - Manipulation und Verzerrung werden dadurch ausgeschlossen.
fernsehfreak36 hat geschrieben:Auch die sogenannte Zielgruppe ist für mich eine vollkommen willkürliche Festlegung. Als würden über 49jährige nix mehr kaufen wollen. Sind Zuschauer über 50 nur Zuschauer zweiter Klasse? Kaufen 13 Jährige nix?
Das ist eine völlig andere Baustelle und hat mit der Quotenmessung nix zu tun.
Kurz gesagt: bei ganz jungen Zuschauern fehlt die Kaufkraft, bei älteren Zuschauern die Werbewirkung. Daher werden diese Zuschauer zur Berechnung der Referenzquote nicht herangezogen.
fernsehfreak36 hat geschrieben:Manchmal habe ich das Gefühl, das diese ganze Quotengeilheit, nur darauf abzielt, für die Sender besonders kostengünstige Formate, erfolgreich erscheinen zu lassen.
Ja, natürlich. Denn darüber spielen sie ihre Kosten ein.
Omg - eine der Grundlagen, derer man sich für diese Diskussion bewusst sein sollte, lautet:
Quoten zahlen die Rechnung.
Einschaltquoten werden nicht gemessen, damit die Allgemeinheit einen Einblick hat, was gerade gut läuft und was nicht, sondern einzig schlicht und ergreifend, um Werbepreise festzulegen und zu rechtfertigen.
fernsehfreak36 hat geschrieben:Denn mal ehrlich, ich persönlich habe noch keinen getroffen, der diese ganze sogenannten Scripted Reality Dokus toll findet oder nicht kritisiert.
Aber sie werden geguckt und das ist alles, was zählt. Wenn du willst, dass Qualität zählt, musst du zum Pay-TV gehen.
fernsehfreak36 hat geschrieben:Und die haben teilweise die höchsten Quoten? Kann mir jemand mal diesen Widerspruch erklären.
Ja: Du bist nicht repräsentativ. Dein Freundeskreis ist nicht repräsentativ. Und selbst da gucken wahrscheinlich genug den Dreck, sonst würde man sich in Fernsehjunkie-Kreisen nicht auch nach Jahren noch so darüber amüsieren. Bild-Effekt. Keiner guckts, aber irgendwie wissen alle Bescheid.
fernsehfreak36 hat geschrieben:Das Niveau des Fernsehens insgesamt ist durch diese ganze Quotenerpichtheit mit den Jahren immer schlechter geworden.
Mehr an der Rendite als an den Quoten würde ich sagen. Gute Quoten erreichst du auch mit guter Qualität.
fernsehfreak36 hat geschrieben:Trotzdem sind 15.000 Menschen immer noch ne Minderheit, wenn man das in Relation zu den Gesamthaushalten sieht.
Korrekt.
fernsehfreak36 hat geschrieben:Für mich ist das nicht gerade aussagekräftig, wenn das entscheidend sein soll, welche Sendungen wieder abgesetzt werden oder welche als erfolgreich gelten. Ich dachte Minderheitenfernsehen machen nur Arte oder 3Sat.
Kurz, knapp, hart und ehrlich: Was du darüber denkst zählt nicht.
Dahinter steckt Wissenschaft. Darüber gibt es Studien. Darüber gibt es Literatur.
Lies es, bilde dich, aber gib nicht dein Urteil nach Bauchgefühl ab, weil du wissenschaftliche Kenntnisse nicht glauben willst. Das ist die Denkensweise von Kreationisten und anderen seltsamen Gruppen.
fernsehfreak36 hat geschrieben:Wahlumfragen entscheiden aber nicht darüber, welche Parteien eine Wahl gewinnen. Auch gab es nicht wenige Fälle, bei denen die tatsächliche Wahl tatsächlich vollkommen anders verlaufen ist, als in den Wahlumfragen vorhergesagt.
Abweichungen gibt es immer.
Wer sagt, Quotenermittlung sei fehlerfrei, der lügt oder hat keine Ahnung.
Wahlumfragen müssen zudem Antwortverhalten behandeln, Quotenmessung nicht. Wer ein Programm eingeschaltet hat, kann nicht in Wahrheit gerade ein anderes gucken. Zudem besteht weder die Motivation zur Falschaussage noch die Gruppendynamik, damit etwas bewegen zu können (vgl. Aufrufe der Piraten zur Manipulation der Exit Polls)
fernsehfreak36 hat geschrieben:Mal angenommen, Millonen von Menschen mögen besonders eine Sendung/Serie und die wird dann abgesetzt, weil ausgerechnet von den 15.000, die zur Quotenermittlung herangezogen werden, nur die wenigstens diese betreffende Sendung auch einschalten.
In größerem Ausmaß statistisch unmöglich.
fernsehfreak36 hat geschrieben:Es wurden schon Sendungen abgesetzt, die zwar von vielen Menschen gesehen worden sind, aber nicht halt nicht in einer bestimmten Zielgruppe.
Traurig aber wahr: Das ist so gewollt.
fernsehfreak36 hat geschrieben:So eine Quotenermittlung ist einfach hirnrissig und absolut willkürlich.
Nein, das ist Marktwirtschaft.
scoob hat geschrieben:Nur zur Information: Das AGF/GfK Fernsehpanel umfasst aktuell 5.000 Haushalte, in denen fast 10.500 Personen leben.
Fällt mir erst jetzt auf, dass das verkleinert wurde.
Mein letzter Stand war 5640 Haushalten und rund 13000 Personen.

Re: Quotenermittlung- Eine Grundsatzdiskussion

Verfasst: Di 28. Aug 2012, 17:31
von Fabian
AlphaOrange hat geschrieben:
scoob hat geschrieben:Nur zur Information: Das AGF/GfK Fernsehpanel umfasst aktuell 5.000 Haushalte, in denen fast 10.500 Personen leben.
Fällt mir erst jetzt auf, dass das verkleinert wurde.
Mein letzter Stand war 5640 Haushalten und rund 13000 Personen.
Stefan hat das insgesamt sehr schön erklärt, vielen Dank.

Das Panel wurde tatsächlich verkleinert, was ja auch daran lag, dass man Sky in die Quoten miteinfließen ließ.

Mal noch etwas grundsätzliches: Man kann nicht jedem Haushalt eine Quotenbox hinstellen, weil viele Menschen schlicht und ergreifend "keinen Bock" haben sich daran zu beteiligen. Wieso soll ich jedes Mal drücken, wenn ich, Fabian, ins Wohnzimmer komme und beispielsweise zu meiner Lebensgefährten hinzustoße. Und wenn sie auf Toilette muss, muss sie sich abmelden. Das macht eine gewisse Gruppe, die sich dafür gemeldet hat, ja.

Aber ich kann nicht an 80 Millionen Deutsche ein neues Medikament schicken und bitte auf Nebenwirkungen und Rückmeldungen hoffen. Am Ende nehmen diese Mediakent nur 1.000 Leute und erproben es - am Ende präsentiere ich die Statistik, dass nur 1.000 von 80 Millionen Menschen daran gestorben sind.

Re: Quotenermittlung- Eine Grundsatzdiskussion

Verfasst: Fr 31. Aug 2012, 13:41
von TutTut
Vorhin das Interview von Kalkhofe gelesen bei der Konkurrenz :wink:
Dachte das passt ganz gut zu dieser Diskussion:

http://www.dwdl.de/interviews/37305/wir ... age_2.html

Re: Quotenermittlung- Eine Grundsatzdiskussion

Verfasst: Sa 1. Sep 2012, 13:12
von SchwuppDiWupp
Ganz interessant in diesem Zusammenhang

Wissen vor 8 - Hochrechnung

http://www.youtube.com/watch?v=Xh0dVS73WGc

Re: Quotenermittlung- Eine Grundsatzdiskussion

Verfasst: Sa 1. Sep 2012, 17:06
von Godfather
Hm ja, jetzt sollte es auch der letzte kapiert haben :wink:

Das einzige, was mich in diesem Zusammenhang noch interessieren würde, ist die Gesamtzahl der Sky-Haushalte mit Box.
Ich nehme an, dass die Menge nicht so hoch sein wird und in der Folge die angegebenen Zuschauerzahlen bei einzelnen Fußballspielen deutlich ungenauer ist

Re: Quotenermittlung- Eine Grundsatzdiskussion

Verfasst: So 2. Sep 2012, 00:50
von bobicom
Mal ne Frage: Wie ist es den wenn nur EINER eine Sendung auf einem (kleineren) Sender schaut, er ist der einzige von den Quotenboxinhabern der diese Sendung schaut, wie wird das Hochgerechnet ? Einer kann ja nicht für tausende sprechen und zu sagen das es offiziel niemand geschaut hat währe ja Falsch. ?

Re: Quotenermittlung- Eine Grundsatzdiskussion

Verfasst: So 2. Sep 2012, 21:33
von 2Pac
bobicom hat geschrieben:Mal ne Frage: Wie ist es den wenn nur EINER eine Sendung auf einem (kleineren) Sender schaut, er ist der einzige von den Quotenboxinhabern der diese Sendung schaut, wie wird das Hochgerechnet ? Einer kann ja nicht für tausende sprechen und zu sagen das es offiziel niemand geschaut hat währe ja Falsch. ?
Einer spricht nicht für tausende, aber vielleicht für hunderte. Und auch dann ist es richtig. Den selbst wenn du Nachts um 3 Uhr Juwelo TV oder Astro TV guckst und denkst du seist der einzige, dann bist du im Irrglauben. Es guckt nie EINER eine kleine Sendung ganz alleine im ganzem riesigen Deutschland.
Fraglich ist auch ob man überhaupt für die ganzen Mirkozwergsender eine Quote ermittelt.
Aber das ganze ist schon recht so mit der Hochrechnung.

Re: Quotenermittlung- Eine Grundsatzdiskussion

Verfasst: So 2. Sep 2012, 21:43
von The Rock
War bisher, glaube ich, die kürzeste Grundsatzdiskussion in der Richtung oder täusche ich mich da? :lol:

In dem Zusammenhang. Gibt es eigentlich eine Quotenmeter FAQ, in der man die Fragen vllt mal sammeln könnte? Wäre doch ganz interessant (sollte es das nicht schon geben ;))