Frankreichs Antwort auf BBC und CNN - FRANCE 24
Verfasst: Do 23. Nov 2006, 08:57
Die gläserne Front des modernen Bürogebäudes ziert ein überdimensionaler Eisberg. Die Spitze ragt aus dem Meer in den blauen Himmel, doch die wahren Ausmaße sind nur unter der Wasseroberfläche zu erkennen. "Was sie eigentlich nicht wissen sollten", steht in englischen Lettern daneben. Das Bild über dem Eingang von France 24 im Pariser Vorort Issy-les-Moulineaux ist Programm.
Ab 6. Dezember will der auf Anregung von Frankreichs Präsidenten Jacques Chirac gegründete französische Nachrichtensender CNN, BBC World und Co. Konkurrenz machen. "Die internationale Fernsehwelt wird von den angelsächsischen Sendern dominiert", meint France 24-Geschäftsführer Gérard Saint-Paul, verantwortlich für die Nachrichten und die Programme. Das führe zu einer einseitigen Berichterstattung. "Es gibt ein steigendes Bedürfnis für eine andere Sichtweise", sagt er.
"Wir wollen die Nachrichten unter einem anderen Blickwinkel präsentieren, nicht unbedingt aus rein französischer Sicht, sondern aus der europäisch-französischen." So gebe es in Frankreich Werte wie die Laizität, die zu einem gewissen Gleichgewichtsdenken führten, dazu, dass alle Religionen und ethnische Gruppen respektiert würden. Als Beispiel nennt Saint-Paul den Irak-Krieg: "Die einzigen zwei Länder, die sich von Anfang an dagegen gestellt haben, waren Frankreich und Deutschland. Aber diese Position wurde international nicht genügend gewürdigt, weil die angelsächsischen Nachrichtensender ein Monopol haben." France 24 wolle deshalb solche Positionen besser erklären und damit zu einer größeren Informationsvielfalt beitragen.
Damit diese nicht nur französischsprachigen Zuschauern zugute kommt, startet der neue Nachrichtensender gleich in mehreren Sprachen: zunächst mit einem französischen und einem englischen Kanal, ab Sommer kommenden Jahres auch mit einem arabischen. Die Internetseite soll es bereits von Anfang an auch auf Arabisch geben. "Wir finden, dass die arabischsprachige Welt bisher nicht genügend bekannt ist, aus einer von Klischees geprägten Sichtweise", sagt Saint-Paul. Er war früher Chefredakteur bei Arte und Deutschland-Korrespondent französischer TV-Sender. Er hat noch einen ganz anderen Wunsch. "Es wäre ein Traum, wenn es France 24 auch in deutscher Sprache geben würde", sagt er. Dazu möchte der französische Nachrichtensender eine Partnerschaft mit der Deutschen Welle eingehen. "Ich habe die Verantwortlichen der Deutschen Welle schon besucht", sagt Saint-Paul, der mit einer Deutschen verheiratet ist.
Kulturelle Vielfalt herrscht bereits jetzt bei France 24. Die 370 Mitarbeiter des Senders stammen aus 28 Ländern sprechen alle mindestens zwei Sprachen perfekt. Dazu kommen feste und freie Mitarbeiter rund um den Globus. Schlagwörter in verschiedenen Sprachen stehen auf den großen Tafeln, die das von der Straße einsehbare Aufnahmestudio im Erdgeschoss zieren: "Viewpoint", "Kultur", "Débat", "Konjunktur". Ganz in Weiß und Glas gehalten, erinnert es mit seinem runden Tisch und den robotergesteuerten Kameras an die Kommandozentrale eines Raumschiffs. "Vorsicht, frisch gestrichen", warnt ein Zettel im Flur. Noch gleicht das Innere des Gebäudes an der Allee der Vereinten Nationen in Issy-les-Moulineuax einer Baustelle. Doch Studios, Regiepulte und Arbeitsplätze sind längst in Betrieb. Seit zwei Wochen arbeiten die Journalisten des Senders unter Hochdruck, fahren in Echtzeit-Bedingungen einen Probelauf nach dem anderen.
Kernstück der Redaktion ist ein 1000 Quadratmeter großer Newsroom. Der englisch- und der französischsprachige Dienst sind spiegelbildlich angeordnet, mit jeweils einem Aufnahmestudio an den Enden und den Schreibtischen der Redakteure davor. Sie können die Beiträge direkt an ihrem Arbeitsplatz aufnehmen. Die Regie, die gerade die Mittagsnachrichten produziert, ist genau so aufgeteilt: Auf der einen Seite die Pulte des englischen France 24-Kanals, hinter einer Glaswand spiegelbildlich aufgestellt die des französischen.
Was aber erwartet nun den Zuschauer konkret? "24 Stunden lang Nachrichten zu jeder vollen und halben Stunde, dazwischen aber auch Sendungen beispielsweise zum Thema Lebensart", erklärt Gérard Saint-Paul. Zu den wichtigsten anderen täglichen Programmpunkten zählen von Elizabeth Tchoungui präsentierte Nachrichten aus dem Bereich Kultur, ein von Raphael Kahane und Stéphanie Antoine moderiertes Wirtschaftsmagazin sowie eine halbstündige Debatte mit Sylvain Attal zu aktuellen Themen. Dazu kommen eine wöchentliche Sendung zum Thema Umwelt und einmal pro Monat ein Magazin, das sich mit humanitären Fragen beschäftigt. "Für den Senderstart", sagt Saint-Paul, "werden wir jeweils ein Team in Afghanistan, im Gazastreifen, in Bagdad, aber auch in Darfour haben, denn der Konflikt dort weitet sich zu einer immer größeren Katastrophe aus."
Source: WELT.DE http://www.welt.de/data/2006/11/23/1120597.html
Ab 6. Dezember will der auf Anregung von Frankreichs Präsidenten Jacques Chirac gegründete französische Nachrichtensender CNN, BBC World und Co. Konkurrenz machen. "Die internationale Fernsehwelt wird von den angelsächsischen Sendern dominiert", meint France 24-Geschäftsführer Gérard Saint-Paul, verantwortlich für die Nachrichten und die Programme. Das führe zu einer einseitigen Berichterstattung. "Es gibt ein steigendes Bedürfnis für eine andere Sichtweise", sagt er.
"Wir wollen die Nachrichten unter einem anderen Blickwinkel präsentieren, nicht unbedingt aus rein französischer Sicht, sondern aus der europäisch-französischen." So gebe es in Frankreich Werte wie die Laizität, die zu einem gewissen Gleichgewichtsdenken führten, dazu, dass alle Religionen und ethnische Gruppen respektiert würden. Als Beispiel nennt Saint-Paul den Irak-Krieg: "Die einzigen zwei Länder, die sich von Anfang an dagegen gestellt haben, waren Frankreich und Deutschland. Aber diese Position wurde international nicht genügend gewürdigt, weil die angelsächsischen Nachrichtensender ein Monopol haben." France 24 wolle deshalb solche Positionen besser erklären und damit zu einer größeren Informationsvielfalt beitragen.
Damit diese nicht nur französischsprachigen Zuschauern zugute kommt, startet der neue Nachrichtensender gleich in mehreren Sprachen: zunächst mit einem französischen und einem englischen Kanal, ab Sommer kommenden Jahres auch mit einem arabischen. Die Internetseite soll es bereits von Anfang an auch auf Arabisch geben. "Wir finden, dass die arabischsprachige Welt bisher nicht genügend bekannt ist, aus einer von Klischees geprägten Sichtweise", sagt Saint-Paul. Er war früher Chefredakteur bei Arte und Deutschland-Korrespondent französischer TV-Sender. Er hat noch einen ganz anderen Wunsch. "Es wäre ein Traum, wenn es France 24 auch in deutscher Sprache geben würde", sagt er. Dazu möchte der französische Nachrichtensender eine Partnerschaft mit der Deutschen Welle eingehen. "Ich habe die Verantwortlichen der Deutschen Welle schon besucht", sagt Saint-Paul, der mit einer Deutschen verheiratet ist.
Kulturelle Vielfalt herrscht bereits jetzt bei France 24. Die 370 Mitarbeiter des Senders stammen aus 28 Ländern sprechen alle mindestens zwei Sprachen perfekt. Dazu kommen feste und freie Mitarbeiter rund um den Globus. Schlagwörter in verschiedenen Sprachen stehen auf den großen Tafeln, die das von der Straße einsehbare Aufnahmestudio im Erdgeschoss zieren: "Viewpoint", "Kultur", "Débat", "Konjunktur". Ganz in Weiß und Glas gehalten, erinnert es mit seinem runden Tisch und den robotergesteuerten Kameras an die Kommandozentrale eines Raumschiffs. "Vorsicht, frisch gestrichen", warnt ein Zettel im Flur. Noch gleicht das Innere des Gebäudes an der Allee der Vereinten Nationen in Issy-les-Moulineuax einer Baustelle. Doch Studios, Regiepulte und Arbeitsplätze sind längst in Betrieb. Seit zwei Wochen arbeiten die Journalisten des Senders unter Hochdruck, fahren in Echtzeit-Bedingungen einen Probelauf nach dem anderen.
Kernstück der Redaktion ist ein 1000 Quadratmeter großer Newsroom. Der englisch- und der französischsprachige Dienst sind spiegelbildlich angeordnet, mit jeweils einem Aufnahmestudio an den Enden und den Schreibtischen der Redakteure davor. Sie können die Beiträge direkt an ihrem Arbeitsplatz aufnehmen. Die Regie, die gerade die Mittagsnachrichten produziert, ist genau so aufgeteilt: Auf der einen Seite die Pulte des englischen France 24-Kanals, hinter einer Glaswand spiegelbildlich aufgestellt die des französischen.
Was aber erwartet nun den Zuschauer konkret? "24 Stunden lang Nachrichten zu jeder vollen und halben Stunde, dazwischen aber auch Sendungen beispielsweise zum Thema Lebensart", erklärt Gérard Saint-Paul. Zu den wichtigsten anderen täglichen Programmpunkten zählen von Elizabeth Tchoungui präsentierte Nachrichten aus dem Bereich Kultur, ein von Raphael Kahane und Stéphanie Antoine moderiertes Wirtschaftsmagazin sowie eine halbstündige Debatte mit Sylvain Attal zu aktuellen Themen. Dazu kommen eine wöchentliche Sendung zum Thema Umwelt und einmal pro Monat ein Magazin, das sich mit humanitären Fragen beschäftigt. "Für den Senderstart", sagt Saint-Paul, "werden wir jeweils ein Team in Afghanistan, im Gazastreifen, in Bagdad, aber auch in Darfour haben, denn der Konflikt dort weitet sich zu einer immer größeren Katastrophe aus."
Source: WELT.DE http://www.welt.de/data/2006/11/23/1120597.html