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Comedy im deutschen Fernsehen - ein guter Witz?
Verfasst: Mi 17. Okt 2007, 22:18
von Darth_Marcel
Hey,
an unserer Uni findet demnächst ein Gespräch mit Stefan Raab zum Thema "Comedy im deutschen Fernsehen - ein guter Witz?" statt.
Wollte schonmal im Vorraus mit Euch Fernsehinteressierten das Thema ein bisschen anscheiden und mal hören, was Euch spontan dazu einfällt.
Ist die Comedy im deutschen TV wirklich so schlecht, und wie hat sich das Niveau in den letzten Jahren entwickelt? In wie weit hat der Siegeszug der US-Serien einen Einfluss? Wird zuviel/zuwenig Comedy gezeigt?
Naja, würde mich über Eure Beiträge freuen!!!
VG
Verfasst: Mi 17. Okt 2007, 23:39
von Mado92
die witze sind einfach nur noch billig, zumindest bei den meisten produktionen, stromberg dagegen ist echt stark, auch Pastewka ist gut
Re: Comedy im deutschen Fernsehen - ein guter Witz?
Verfasst: Mi 17. Okt 2007, 23:53
von The Rock
Darth_Marcel hat geschrieben:Hey,
an unserer Uni findet demnächst ein Gespräch mit Stefan Raab zum Thema "Comedy im deutschen Fernsehen - ein guter Witz?" statt.
Wollte schonmal im Vorraus mit Euch Fernsehinteressierten das Thema ein bisschen anscheiden und mal hören, was Euch spontan dazu einfällt.
Ist die Comedy im deutschen TV wirklich so schlecht, und wie hat sich das Niveau in den letzten Jahren entwickelt? In wie weit hat der Siegeszug der US-Serien einen Einfluss? Wird zuviel/zuwenig Comedy gezeigt?
Naja, würde mich über Eure Beiträge freuen!!!
VG
Wo ist das denn?
Verfasst: Mi 17. Okt 2007, 23:53
von Wolpers
Unterhaltung hat in Deutschland keinen so hohen Stellenwert. In den USA ist Unterhaltungsfernsehen die Königsdisziplin. Wer dort erfolgreich ist, ist ein Pop-Idol, eine öffentliche Respektsperson. In Deutschland sind das mehr "Suppenkasper" bzw. "Klassenclowns".
Vieles, was in Deutschland mit Comedy zu tun hat, geht stark in den Bereich Klamauk. Wenn man auch hier die USA zum Vergleich heranzieht, ist dort mehr die Satire und die Situationskomik gefragt. Mir ist in Deutschland vieles einfach zu albern.
Wenn man mal solche Programme wie Jay Leno, David Letterman, Stephen Colbert oder Jon Stewart nimmt, gibt es nichts - aber auch garnichts -, was hier solchen Programmen das Wasser reichen kann. Das einzige, was auch nur annähernd in diese Liga sticht, ist "Wetten, dass..?".
Ein Unterschied manifestiert sich gut in dem politischen Kabarett. Ich glaube nicht, das die Amerikaner so etwas kennen. Dort ist Comedy, Satire und politisches Kabarett streckenweise zusammengefasst - Jon Stewart und Stephen Colbert sind zwei herausragende Beispiele dafür.
Verfasst: Do 18. Okt 2007, 02:56
von vicaddict
Ich glaube das es in Deutschland vorallem zwei Gruppen der Komik gibt. Auf der einen Seite das schon angesprochene pol. Kabarett, das durch tiefgründige und spitzfindige Pointen auf sich aufmerksam macht, und ein gewisses NIveau pflegt, gleichzeitig aber auch ein gewisses Maß an Arroganz an den Tag legt, denn kaum ein Kabarettist lässt es auf sich sitzen als Comedian bezeichnet zu werden.
Auf der andern Seite gibt es dann eben diese breite Masse an beliebig austauschbaren Comedians, die einfach nur auf den nächsten schnellen Gag aus sind. Da werden einfach irgendwelche unlustigen Alltagssituationen so laut und ausgefallen verkauft und so oft wiederholt, bis der Zuschauer glaubt lachen zu müssen, obwohl dazu gar kein Grund besteht. Gerade der scheinbare Gastredner Stefan Raab ist ein Meister dieses Fachs, der seine ewig gleichen Einspielfilmchen so oft wiederholt bis er eine Reaktion bekommt.
Diese Schichten dazwischen, wie es sie z.B. in Form der Latenightshows in Amerika gibt, die gibt es bei uns nicht. Die einzige Ausnahme ist Harald Schmidt, aber der ist da seit weit über 15 Jahren der einzige, der dazu in der Lage ist bzw war.
Ohnehin ist diese ganze Branche, die sich Comedy nennt, in Deutschland doch eine Zunft, die sich nahezu ausschließlich selbst hochstilisiert. Da marschieren die selben Leute Woche für Woche in die gleichen Sendungen und präsentieren doch immer wieder und wieder ihr gleiches stumpfsinniges Bühnenprogramm und man feiert sich selbst. Und zwangsläufig glaubt der Zuschauer dann eben ab einem gewissen Punkt, dass es komisch sei. Es machen ja alle und alle sagen das selbe und sie nennen sich Comediens und treten in komischen Sendungen auf und überhaupt. Eine Vielfalt gibt es da nicht wirklich.
Wirkliche Komiker, die durch Wortwitz, Mimik und Intelligenz bestachen, wie Loriot, Erhardt und co, die gibt es schon lange nicht mehr, heute regiert eine Zunft, die durch billige, niveaulose, schmutzige und teilweise böse, anspruchslose Zoten auffällt.
Verfasst: Do 18. Okt 2007, 12:21
von Familie Tschiep
Ich würde die Sache nicht allzu schwarz malen, vicadicct, denn es gibt noch von Hirschhausen, Nuhr und manchmal auch Harald Schmidt, die alle durchaus sehr intelligente Pointen haben. Vereinzelt finde ich auch Roger Willemsen sehr lustig.
Zum größten Teil finde ich das deutsche Comedyprogramm nicht besonders komisch, aber vielleicht habe ich auch einen zu hohen Anspruch. (Ich weiß nicht, ob es in Amerika besser ist. Interessant, dass uns mal wieder nur Amis einfallen. Briten sollen doch so gut sein. Ich habe auch über einige Folgen von Gaston herzlich gelacht.)
Besonders mag ich nicht, wenn sich wieder über B-Prominente wie Sido, Axel Schulz und so weiter lustig gemacht werden.
Ich frage mich, wieso man gerade Stefan Raab zu der Unterrichtsveranstaltung eingeladen hat. Für mich ist das zwar ein durchaus genialer TV-Mann und Musiker, aber wirklich ein Komiker ist er nicht.
Verfasst: Do 18. Okt 2007, 16:55
von Niveau
Richtig gute Unterhaltungskünstler gibt es nur wenige. Hape Kerkeling, Götz Alsmann, Harald Schmidt... Comedy macht am ehesten noch HaPe von denen, der aber ausgesprochen gut. Mathias Riechling ist indes ein genialer Kabarettist, genauso wie seine Kollegen vom Scheibenwischen. In "der Anstalt" kann man sicherlich auch oft genug lachen. Ich glaube hier ist das Niveau einfach zu niedrig (wobei man ganz klar sagen muss das Letterman, Leno, O'Brian und co sicherlich auch schon Sachen gemacht haben, die nicht in Ordnung sind). Hier sind die guten Unterhalter nicht so sehr verbreitet, weil halt nicht jeder diese hohe Kunst sehen will. Man hält sich lieber klein und schaut sich alles an, was leicht zu verdauen ist.
Aber es gibt diese kleineren Gruppen zum Glück noch, die bei dem Namen "Götz Alsmann" sagen: Ja, echt, klasse Unterhalter. Und nicht: "Wer ist das?"
Verfasst: Fr 19. Okt 2007, 00:42
von Glenn
Übersättigung ist hier das Stichwort. Es gibt einfach viel zu viel "Möchtegern-Comedy"-Sendungen. Die immer gleichen Sketche an den Comedy-Freitagen bei Sat.1 und RTL, der überwiegende Teil von Comedy Central, TV Total täglich, etc. Das hält man irgendwann nicht mehr aus. So viel lustige Sachen gibt es gar nicht, als dass man da durchgehend Qualität erreichen kann. Deshalb langweilt mich der meiste Kram inzwischen. Mich stören auch die vielen Newcomer der Stand-Up-Comedians bei Nightwash oder im Quatsch Comedy Club. Früher konnte man sicher sein, dass dort gute Leute auftreten, aber mittlerweile treten da auch viele Möchtegerns auf und bringen das Genre der Stand-Up-Comedy in Verruf. Ich will hier aber nicht Schwarzmalen, denn es gibt natürlich auch Perlen im großen Comedy-Sumpf. Nur muss man die schon im Programm suchen, bis man fündig wird. Stromberg und Pastewka sind natürlich hier wieder mal die Paradebeispiele. Ansonsten habe ich mich inzwischen weg von den Privaten und hin zu den Öffentlich-Rechtlichen bewegt und festgestellt, dass ich dort mehr meinen Humor finde. Türkisch für Anfänger (ARD), Krömer - Die internationale Show (ARD), ... und BASTA (WDR), Was liest du? (WDR) und natürlich Zimmer frei (WDR) gehören momentan zu meinen Favoriten.
Aber es gibt diese kleineren Gruppen zum Glück noch, die bei dem Namen "Götz Alsmann" sagen: Ja, echt, klasse Unterhalter. Und nicht: "Wer ist das?"
Götz Alsmann ist wirklich ein Phänomen. Wann immer ich ihn sehe, freue ich mich und bleibe dran. Ein sehr sympathischer und sprachlich versierter Entertainer und Musiker, der eigentlich noch mehr Aufmerksamkeit verdient hätte. Er ist übrigens der Einzige, der in meinen Augen eine klassische große Unterhaltungsgala moderieren könnte (Variety-Show), in der Tradition von Hans-Joachim Kulenkampff und Peter Alexander. Doch leider sind solche Formate mit einem Mix aus Allem (Quiz, Gesang, Sketche, Spiel & Spaß) offenbar nicht mehr gewünscht...
Verfasst: Mo 22. Okt 2007, 15:48
von Pascal
Hallo,
Ich meld mich auch ma kurz.
Und zwar ist das Gespräch Heute um 20 Uhr in der Uni Münster.
Ich werde hingehen und euch dann eventuell ma berichen.

)
Grüße,
Pascal
Verfasst: Do 25. Okt 2007, 14:59
von batgirlkiel
Hallo!
Schwieriges Thema.
Für mich ging damals Comedy mit "RTL Samstag Nacht" los, vorher gabs irgendwie nur Kabarett auf der einen Seite und platte Gags auf der anderen Seite. Und dann noch solche grandiosen Sendungen wie "Alles nichts oder?!", "Psst!" und "Schmidteinander" die mein Fernsehbewußtsein auf ewig geprägt haben.
Meine "Lieblinge" finden sich in allen vorhandenen Sparten, mich amüsieren Dieter Nuhr und Volker Pispers, ich freu mich auf "Türkisch für Anfänger" und "..und Basta". "Zimmer frei" ist mein fester Termin seit ewigen Zeiten.
Allerdings gucke ich eher bei Stefan Raabs großen Events vorbei, als mich mit Pastewka und Stromberg zu langweilen. Hape Kerkeling ist mir sympathisch, aber ich kann nur über weniges bei ihm lachen.
Wobei z.B. sein Auftritt mit Anke Engelke als "Schlämmer & Ricky" zu meinen persönlichen Highlights gehört. (Und dabei mag ich die Engelke nicht mal

)
Meiner Meinung nach können wir uns in Deutschland entspannt zurücklehnen. Es gibt eine solche Vielfältigkeit, sich amüsieren zu lassen, die seinesgleichen sucht. Man kann in zahlreichen politischen Kabaretts vorbeischauen, oder sich die DVDs von Mario Barth und Co. zulegen.
Es ist doch irgendwie typisch deutsch, alles gleich schlecht zu reden. Ich mag einfach nicht dieses "Pastewka, Stromberg & Hape sind göttlich und der Rest ist nur Müll" nachbeten, das ist mir zu langweilig.
Das Angebot ist vielfältig, und es wäre doch grausam, wenn wir alle dasselbe mögen würden.
Wie war denn die Veranstaltung?
Verfasst: Sa 27. Okt 2007, 16:19
von icki
Hallo,
ich meine, es geht hier um zwei verschiedene Dinge: Zum Einen um persönlichen Geschmack und zum anderen um eine kulturpolitische Standortanalyse in Sachen TV-Komik in Deutschland.
Natürlich ist Vielfalt das (TV-Programmgestaltungs-) Gebot und natürlich muss für Jede und Jeden etwas dabei sein; ergo auch Dinge, die man selbst für den allergrößten Mist hält. Insofern ist das mit dem persönlichen Geschmack eher zweitrangig.
Viel interessanter jedoch, als der Austausch von persönlichen Vorlieben und Abneigungen ist m.E. die Frage, warum mache Formate einfach komisch SIND und die meisten es auf oft unerträglich penetrante Art nur SEIN WOLLEN.
Der oft zitierte Britische Humor beispielsweise signalisiert dem Zuschauer grundsätzlich, dass es sich bei dem Gezeigten um einen äußerst ernste (brenzlige, peinliche etc.) Situation handelt.
Das Lachen entsteht also nicht aufgrund einer Aufforderung zur Heiterkeit, sondern gerade aus dem Gegenteil: Lachen als Befreiungsschlag gegen Tabus.
Das Aufbrechen von Tabus ist es meines Erachtens, was unseren TV-Komödien weitgehend fehlt (Ausnahme: Stomberg). Aber der Deutsche-an-sich nimmt sich nunmal leider nicht so gern selbst auf die Schippe, wie der allen seinen Freaks, Snobs und Outsidern traditionell zutiefst zugeneigte Brite oder der mitunter überraschend drastische Österreicher.
Schade eigentlich.
Gruß iCKi
Verfasst: So 28. Okt 2007, 13:43
von Music_Dynamo
also ganz besonders mies fallen die freitagssendungungen auf bei sat 1 und rtl.also sowas unlustiges is selten zu finden.alles wirkt aufgesetzt und gezwungen.bei mensch markus fragt man sich hin und wieder wo war jetz der witz.auch hausmeister krause gehört für mich ins klo der grausamkeiten.
mario barth wird immer viel zu hochgelobt.dabei benutzt er die immer gleichbleibenen altbackenen themen.unterschied mann/frau.dieses thema kann ich nicht mehr hören!bitte mal was originelles.
Verfasst: So 28. Okt 2007, 14:02
von Wolpers
icki hat geschrieben:Aber der Deutsche-an-sich nimmt sich nunmal leider nicht so gern selbst auf die Schippe
Ich weiss nicht, ob man sowas angesichts eines "Schni-Schna-Schnappi" auf Platz 1 der Hitparaden sagen kann.
Verfasst: Di 30. Okt 2007, 22:54
von Klopfer
Music_Dynamo hat geschrieben:bitte mal was originelles.
Das hatte ich mir die ganze Zeit gedacht, als "Cindy aus Marzahn" den Deutschen Comedypreis als beste Nachwuchskünstlerin bekam, und das für 20 Jahre alte Kalauer wie z.B. der Alzheimer-Bulimie (und der kam auch noch am besten an). Ein Komiker kann ja ruhig mal auch ältere Witze einbauen, aber wenn wirklich gar nix Eigenes gebracht wird und dafür trotzdem Preise eingeheimst werden, steht's wohl um den Comedy-Standort Deutschland doch recht schlimm.
Verfasst: Di 30. Okt 2007, 23:04
von vicaddict
Den Comedy-Preis hab ich eh noch nie ernstgenommen, so hab ich heuer auch nur kurz reinegguckt und wurde bestätigt. Wenn ein Atze Schröder dort 3 min lang nur Bombay und Mumbay von sich gibt, dann zweifle ich auch am humor, noch dazu wenn er da tosenden Applaus bekommt. Man verkauft uns heute eben viel als Comedy, was im Grunde aber nix anderes ist als das was es in jeder Schulklasse gibt, auf jeder Party oder sonstwo... irgendein Pausenclown, der ein paar Brüller raushaut und mehr nicht. Nur verkauft man uns diese Leute eben heute als große Unterhaltungskünstler...
Verfasst: Mi 5. Dez 2007, 17:00
von Glenn
Ich bin gerade beim Surfen auf einen Podcast von Radio Fritz gestoßen. In einer Sendung wurde mit Anrufern diskutiert, über welche Comedians man am meisten und über wen am wenigsten lachen kann. Ich fand das mal ziemlich interessant und irgendwie auch erschreckend, denn gerade für die ersten Anrufer war Mario Barth der King of Comedy überhaupt. Aber genau so stelle ich mir auch einen typischen Mario Barth-Fan vor, wie einer gemeint hat, "bei Dieter Nuhr und seinen Gags muss man immer so aufpassen und nachdenken, damit den Humor versteht. Bei Mario Barth ist das dagegen gerade aus und flach, so muss Comedy sein!"
Zum Anhören gibts das hier:
http://www.fritz.de/_/hoeren/beitrag_js ... 10794.html
Ziemlich weit unten die Sendung vom 26.10.07.
Verfasst: Mi 12. Dez 2007, 00:17
von Onkel Ludwig
Glenn hat geschrieben: Aber genau so stelle ich mir auch einen typischen Mario Barth-Fan vor, wie einer gemeint hat, "bei Dieter Nuhr und seinen Gags muss man immer so aufpassen und nachdenken, damit den Humor versteht. Bei Mario Barth ist das dagegen gerade aus und flach, so muss Comedy sein!"
also, wer bei dieter nuhr "aufpassen" muss, der ist bei barth wirklich besser aufgehoben.
am anfang machte nuhr ja auch viele dieser mann/frau witzchen und hat zwar noch einigermaßen die kurve bekommen und nicht wie barth 2 stunden mit diesem ausgelutschten thema gefüllt, doch sooo tiefsinnig wie es viele gerne hätten ist nuhr nun auch nicht. zudem sind seine selbstlacher sichtlich aufgesetzt und einstudiert, obwohl sie spontan rüberkommen sollen. wie dem auch sein, so flach wie barth ist nuhr aber zum glück nicht, da kommt nun pocher ins spiel. er und barth fischen im tümpel in der selben zielgruppe, so tief wird nuhr hoffentlich nie sinken müssen.