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Quo vadis deutsches Fernsehen?

Verfasst: So 3. Feb 2008, 01:17
von Glenn
An dieser Stelle möchte ich euch mal einen Podcast ans Herz legen. Oliver Kalkofe und Bernd Gäbler diskutierten letzte Woche in einer 90-minütigen Sendungen im Deutschlandradio Kultur das Thema Deutsches Fernsehen. Dabei werden vor allem die Abgründe des heutigen TVs, Auswirkungen auf die Gesellschaft und Sinn und Unsinn der Quotenmessung besprochen, sowie idealisiert, was für ein schönes Fernsehen rein theorethisch möglich wäre. Zwischendurch kommen auch Anrufer zu Wort. Die ganze Sendung kann man hier als Podcast herunterladen (über die rechte Navigationsleiste):
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/ ... ch/729944/

Achja: Ich stimme Kalkofe in ausnahmslos allen Punkten zu. 8)

Verfasst: So 3. Feb 2008, 11:08
von AlphaOrange
Werd ich mir Beizeiten mal anhören, auch wenn ich mir von Kalkofe mal wieder sehr viel populistisches Geschwafel erwarte.

Verfasst: So 3. Feb 2008, 11:22
von Tangaträger
Ich habs mir heute Morgen mal angehört und jetzt mal meine Meinung(en) dazu.

Dass das deutsche Fernsehen den Bach runtergeht, wird nicht von jeden behauptet. Nicht von den Sendern selbst und erst recht nicht von den Zuschauern. Die, die sagen, das deutsche Fernsehen ist so mies und schlecht wie noch nie, die gucken auch kein Fernsehen mehr.
Ich gehöre inzwischen mit zu den Leuten, die dem deutschen TV den Rücken gezeigt haben und sage das auch so: Intellektuelles Fernsehen auf den privaten Sendern sinkt und sinkt. Doch die Quote steigt. Woran liegt das?

Auf jedem (privaten) Sender läuft das Gleiche: Talkshows, Gerichtsshows, Dokusoaps, Tierdokus, Kochshows, Dekoshows, Erziehungstipps usw. Das ist ziemlich vergleichbar mit den Serien in den USA. Dort wird mit fiktiven 43-Minütern Geld gemacht, hierzulande wird mit pseudorealistischen 22- und 44-Minütern Geld gemacht.
Die dritten Kanäle können da nicht mireden, die stehen völlig außen vor und haben ihre eigenen (auch ähnlichen) Nischenprogramme.
Auf RTL halten langsam aber sicher die US-Serien die Fahne, obwohl vor nicht mehr als fünf Jahren fast nur deutsche Serien den Wochen- und Wochenendmarkt beherrschten. Warum? RTL hat in diesen Jahren genug Geld geschäffelt, um die Nummer eins zu werden und jetzt können sie die teuersten Produkte zeigen.
ProSieben setzt seine früher beliebte US-Ware langsam in die zweite Reihe und setzen langsam aber sicher auf Shows. Warum? ProSieben hat teuer eingekauft und verloren, jetzt müssen sie Geld sparen, indem sie billige Produkte zeigen.
Die restlichen Sender innerhalb der Fernsehfamilien ziehen da mit.
Warum sonst sind bei Kabel 1 in den letzten Jahren so viele Doku-Shows und Wissensmagazine aufgetaucht?
Apropos Wissensmagazine: Inzwischen auch ein Problem im TV, da die Müdigkeitslinie schon letztes Jahr um Meilen überschritten wurde. Mir ist es früher bei Galileo (das ich übrigens nicht mehr geguckt habe, seitdem ProSieben Scrubs am Vorabend abgesetzt hatte...) immer aufgefallen, dass sie alle drei bis sechs Monate ihre Berichte wiederholten. So sind auch die anderen Magazine: Sie bringen immer wieder das Gleiche, denn die Welt ist so gut wie geklärt. Man will doch verständliche Themen bringen, und je weiter man in die Materie "Das Geheimnis Erde" dringt, desto komplizierter wird es für das deutsche Normalverständnis.

Allgemein: Die Zielgruppe des deutschen TV ist eine normale Familie. Mutter, Vater, zwei Kinder. Vater arbeitet in einem normalen Job, verdient vielleicht 2000 brutto, Mutter vielleicht ein bisschen weniger - oder ist Hausfrau. Die Kinder gehen nicht unbedingt gern zur Schule, bringen einen Notendurchschnitt von 3 nach Hause - also nicht besonders interessiert am Leben, was außerhalb ihres eigenen Lebens stattfindet.
Die Zielgruppe wird sich also nicht für die amerikanischen Wahlen dieses Jahr interessieren und jeglichen Berichten dazu aus dem Weg gehen.
Die Zielgruppe interessiert sich aber für lustige Unterhaltung, bei der sie nicht nachdenken müssen, was mit diesem Programm nun gemeint ist (das ist der Grund für den Siegeszug der Dokushows) und schauen anderen bei ihrem Schicksal zu (Ich bin ein Star, holt mich hier raus) oder wie sie gnadenlos scheitern (DSDS, Popstars).
Sie werden beschenkt mit Essen (Das perfekte Dinner), mit Wohnausrüstung (was weiß ich, wie die Dekoshows alle heißen), mit Ausbildungszusagen (3 Bewerber - ein Job). Wozu sich also solche Mühe machen, wenn das Fernsehen alles bezahlt und man alles in den Hintern geschoben bekommt?
Das deutsche TV-Publikum ist nun mal nicht unbedingt schlau. Und deshalb fallen die meist komplizierteren Programme durch.

Oliver Kalkofe hat was von "Selbstüberschätzung der Deutschen" erzählt und das ist ebenfalls ein großes Problem in diesem Land.
Jeder will ins Fernsehen, denn das bringt Geld, das bringt Ruhm (früher immer wieder durch Stefan Raab bestätigt) und jeder will berühmt sein, egal wie schlecht man auch ist.
Ganz normale Gesichter haben die Chance durch Big Brother, DSDS und die diversen Talk-, Gerichts- und Dokushows, "berühmte" Promis aus dem deutschen TV durch die verschiedenen RTL-, Sat 1- und ProSieben-Events. Wenn es irgendwo leicht Geld gibt, schlagen wir zu, das gehört zu unserer Natur. Doch durch diese Auftritte im Fernsehen ist vielen oft nicht bewusst, wie sie sich eigentlich runter machen.
Teenies, die Gott nicht mit einer seligen Stimme gesegnet haben, wollen unbedingt der nächste deutsche Superstar werden, gehen zum Casting und hoffen, dass sie weiterkommen, obwohl ihm jeder sagt, er wird es nicht schaffen, nach dem Motto: "Das, was hinten aus meinem A**** rauskommt, klingt besser, als du." Und wenn man dann noch die beleidigte Leberwurst spielt und hinten in der Ecke einen Heulkrampf hat, dann weiß ich persönlich auch nicht mehr weiter. Dann lache ich nicht über diese Person, sondern habe eher Mitleid. Wie konnte man dem Sender nur erlauben, eine Person so zu schädigen (jetzt, wo geprüft wird, ob Bohlens "Sprüche" bei DSDS auch legitim sind...)
Deutsche Promis glauben von sich selbst, humorvoll zu sein und reißen im Dschungel oder auf der Pseudo-Bühne dementsprechend ihre ach so lustigen Witze. Doch sie denken nicht daran, dass ihre Ausdrücke, ihre Sprache und das, was sie sagen auch eine Charakterstudie ist (das, was positiv ist: Nach zwei Wochen Dschungel weißt du mehr über eine Person als der Sender wohl selbst). Und so werden sie sich auch leicht überschätzen, wenn sie sich selbst sagen: Ich bin der Beliebteste bei den Zuschauern.
Und ganz nebenbei: Dier BILD spielt da natürlich mit.

Dass viele Serien (und auch Filme) aus den USA oder aus England hier in Deutschland NICHT zu sehen sind, macht micht teilweise glücklich, manchmal auch nicht.
Vor allem HBO-Serien müssen darunter leiden, hier in Deutschland ein besonderer Flop zu werden und so bringt man sie lieber nicht. Doch woher wollen die Sender eigentlich so genau wissen, was die Deutschen sehen wollen und was nicht. Was sagt ihnen, dass eine intellektuelle Show wie "Entourage" nicht mehr Quoten haben wird, als ein Actionreißer wie "24"? Was sagt ihnen, dass eine politisch angelegte Serie wie "The West Wing" nicht genauso erfolgreich sein kann, wie "CSI"? Und was sagt ihnen, dass "The Shield" besser ist als "The Wire"?
Allerdings kommt bei mir auch der "Ich weiß was, was du nicht weißt"-Moment hoch. Es ist schön, Serien zu kennen, die hier in Deutschland fast keiner kennt... Obwohl es schwer ist, Gesprächspartner dafür zu finden :wink:

Neueste Beispiele: Ich beurteile die Handlungen von Pro7 positiv, dass sie sich jetzt auch "Gossip Girl" geholt haben, obwohl sie wissen, dass Teenie-Serien bei ihnen nicht gut ankommen. Doch das wussten sie auch, bevor sie "The O.C." in der Prime Time gestartet haben und sie haben es trotzdem jeden Mittwoch Abend ausgestrahlt - zwölf Monate lang, komplette zwei Staffeln.
Ich finde auch die Wege von Sat 1 positiv, dass sie es immer wieder versuchen, eine deutsche Serie ins Programm zu nehmen, obwohl jede einzelne floppt.

Und die Sache mit der Quotenmessung fand ich immer schon bescheuert. Wieso stehen 5000 Leute gleich für 82 Million. Das Sytem ist nicht exakt und fast genau berechnet.
Solange etwas hochgerechnet und geschätzt wird, ist der Wert falsch. Punkt. So einfach ist das. Nur leider wollen das die Sender nicht begreifen und richten ihr Programm seit letzter Zeit nicht nach den Wünschen der Zuschauer aus, sondern nach den Quoten.

Verfasst: So 3. Feb 2008, 11:41
von ftde
Tangaträger hat geschrieben:Und die Sache mit der Quotenmessung fand ich immer schon bescheuert. Wieso stehen 5000 Leute gleich für 82 Million. Das Sytem ist nicht exakt und fast genau berechnet.
Solange etwas hochgerechnet und geschätzt wird, ist der Wert falsch. Punkt. So einfach ist das. Nur leider wollen das die Sender nicht begreifen und richten ihr Programm seit letzter Zeit nicht nach den Wünschen der Zuschauer aus, sondern nach den Quoten.
Beobachte mal Online-Umfragen bei Seiten, die bekannt genug sind, um einige tausend Stimmen zu generieren und du wirst feststellen dass sich die Werte ab der tausendsten Stimme nur noch um wenige Zehntel-Prozente ändern - es sei denn auch die Sachlage o.ä. ändert sich, so dass allgemein die Stimmung kippt. Die ersten tausend Leute die abstimmen, sind bereits sehr repräsentativ für alle weiteren, die abstimmen.

Wahlumfragen hingegen kranken zum einen daran, dass die Befragten nicht sehr repräsentativ sind für diejenigen, die tatsächlich zur Wahl gehen (selbst wenn man berücksichtigt, wer behauptet das vorzuhaben) und zum anderen daran, dass die Lage sich ständig ändert. Der zweite Punkt ist mit Sicherheit kein Problem der Quotenmessung. Entscheidend ist der erste: Wenn die Boxen tatsächlich unter einem repräsentativen Teil der Bevölkerung verteilt wurden, sind 5000 Boxen absolut genug um davon auf die gesamte Bevölkerung zu schließen. Genau das kann ich nur leider nicht beurteilen.

EDIT: Das soll allerdings keineswegs heißen, dass mich die Ergebnisse der Messung größtenteils freuen würden. Zu meiner Enttäuschung waren die Quoten von Doctor Who gestern alles andere als gut und ich persönlich verzichte auf vieles, was bei uns die Massen anzieht.

Verfasst: So 3. Feb 2008, 12:27
von Quotentreter
Ach der Kalkohofe mal wieder. Niveaulose Sendungen machen aber sich darüber mal wieder aufregen. ^^

Über diese ganze Geschichte gibt es zahlreiche Studien. Und der Kern ist. Der Zuschauer stand seit den 1960ern bis heute und auch noch in der Zukunft schon immer zu etwa zwei Dritteln auf pure simple Unterhaltung. Alles andere kam erst danach. Intellektuelles Fernsehen hat schon immer nur eine klare Minderheit bedient, Punkt. Das einzige was sich änderte ist die Angebotsbreite und die Zeit.

Das dies die Intellektuellen bzw. diejenigen die sich dafür halten und teilweise auch nur überschätzen anders sehen, wundert nicht. Schliesslich mäkelt fast jede unterrepräsentierte Minderheit. Obwohl das eigentlich nicht nötig wäre da auch das Angebot für sie gewachsen ist. Früher mussten sich alle zwei große und eine Hand voll Sender teilen, heute gibt es auch Spartensender wo man einzig Namen tanzt. Die Aufteilung des Angebotes spielgelt nur die Prioritäten wieder. Da hilft auch die Kritik an der Quotenmessung nicht, die bestätigt nur die Studien und zeigt das es so ist wie es läuft.

Verfasst: So 3. Feb 2008, 19:34
von Klopfer
Ich denke, Kalkofe hat kein Problem mit einfachem Unterhaltungsfernsehen. Er hat aber ein Problem damit, wenn sich die Fernsehmacher keine Mühe mehr geben und nur noch billigen Kram zusammenschustern. Und da hat er eindeutig Recht.

Verfasst: So 3. Feb 2008, 21:02
von Quotentreter
Es läuft das was günstig zu produzieren ist, angenommen wird und dementsprechend kostendeckend läuft bzw. Gewinn macht. So zumindestens bei den Privaten. Sollte eigentlich klar sein. Die bekommen das Geld nicht per Gesetz geschenkt sondern müssen sich das verdienen. Man kann es sich schlicht nicht leisten zig Anwälte, Post Mortem usw. zu versuchen weil man sonst irgendwann schlicht pleite ist. Man versucht es aber trotz magerer Resonanz trotzdem immer mal wieder, was man eher anerkennen sollte. Man könnte sich es auch ganz einfach machen, sowas ganz sein lassen und durchweg auf Nummer Sicher produzieren.

Solche Versuche können nur die ÖR einkalkulieren. Die müssen mit ihren Sendungen keinen Gewinn einfahren und können auch ohne das es einer sieht damit leben. Denn deren Erfolg wird nicht in Werbebuchungen sondern in konstanten Gebühren gemessen. Und die haben den Nachmittag trotzdem mit Billigproduktionen gespickt. So eine Telenovela kostet nicht viel, ein EB Team zum Zoo oder zum Tierarzt schicken kostet am Fersehgeschäft gemessen fast nichts.

Schlussendlich hat es aber noch immer der Zuschauer in der Hand. Und dieser hat nunmal bei zig Versuchen den Daumen nach unten gezeigt. Und da kann Standpauken halten wer will, wenn der Zuschauer nichts anderes sehen will dann ist die Debatte für die Katz. Die Funkhäuser produzieren für die Zuschauer und dabei gilt es soviele wie möglich dafür zu begeistern, nicht nur für Kalkhofe oder 10 andere die meinen der Rest müsste einen anderen geschmack haben.

Verfasst: Mo 4. Feb 2008, 12:18
von Kellerkind
Tangaträger hat geschrieben:Auf RTL halten langsam aber sicher die US-Serien die Fahne, obwohl vor nicht mehr als fünf Jahren fast nur deutsche Serien den Wochen- und Wochenendmarkt beherrschten. Warum? RTL hat in diesen Jahren genug Geld geschäffelt, um die Nummer eins zu werden und jetzt können sie die teuersten Produkte zeigen.
Andersrum: US-Serien sind billiger, als deutsche Serien.
Eine Erstausstrahlung einer US-Folge kostet mit Synchro ca. 120.000. Drei Ausstrahlungen sollten also kaum mehr als 200.000 oder 250.000 kosten.
Eine deutsche Primetime-Folge kostet 500.000 oder mehr. Und man hat ein Risiko, welches man bei erprobter US-Ware nicht hat.

Verfasst: Mo 4. Feb 2008, 12:40
von Quotentreter
Das ist es doch, das Risiko. Es ist doch nicht so das man nix probiert hat. Nur was will man machen, wenn einfach keiner einschaltet? Im Moment laufen nur einige US Serien, und selbst da kommt der Erfolg nicht automatisch.

Es ist Perle vor die Säue wenn man jetzt wie bekloppt deutsches produziert und dann in den Sand setzt. Manch guter Stoff würde dann aus momentanen Desinteresse zu unrecht in der Versenkung verschwinden. Manches könnte zu einem späterem Zeitpunkt etwas werden. Das geht nur so wie man es jetzt macht. Konzepte sammeln, das beste aussieben und bei Gelegenheit antesten. Wenn dann ein Trend nach oben zu erkennen ist, kann man das kontinuierlich ausbauen. Nur im Moment ist die deutsche Ware noch immer im Keller und kein Trend nach oben zu sehen.

Der Zuschauer hat mit den Füßen abgestimmt. Daran ändert sich auch nichts wenn da irgendwer aus dem Busch krakelt. Das Interesse könnte wieder kommen. Aber das entscheidet nicht irgendwer sondern passiert eines Tages von selbst. Man kann es leicht beeinflussen, komplett umstimmen geht aber nunmal nicht. Da könnte man genauso versuchen einen ICE mit einer Hand zu stoppen.

Verfasst: Mo 4. Feb 2008, 18:35
von Familie Tschiep
Genau genommen funktionieren nur einige wenige amerikanische Serien auf den Markt, die anderen haben auch nicht die große Fanbase. Ich glaube, mit frischen Ideen kann man die deutsche Serie auch wieder beleben.

Verfasst: Mo 4. Feb 2008, 19:09
von Berlin - Abschnitt 40
Quotentreter hat geschrieben:So eine Telenovela kostet nicht viel, ein EB Team zum Zoo oder zum Tierarzt schicken kostet am Fersehgeschäft gemessen fast nichts.
Das würde ich jetzt nicht sagen, für die private Konkurrenz wäre eine Telenovela im Nachmittagsprogramm jedenfalls nicht zu refinanzieren.
Insgesamt handelte es sich ja hier um eine öffentlich-rechtliche Sendung und die Zuhörer dürften auch aus diesem Bereich gekommen sein, wie Herr Gäbler ja richtig erzählt hat gibt es auf diesem sehr hart umkämpften Markt ökonomische Zwänge die Kreativität kaum möglich machen.
Andererseits haben die Privatsender als die Konkurrenzsituation noch nicht ganz so präkär war doch viele innovative Dinge gebracht, wie die wöchentliche Action-Serie oder die deutsche Sitcom, allerdings wird immer nur auf die Privatsender gezeigt, möglicherweise auch weil sie ein jüngeres Publikum ansprechen wollen und deshalb moderner sein müssen.
Aber die (eigentlich) vom Quotendruck befreiten Öffentlich-Rechtlichen haben in dem Bereich völlig versagt, bei denen gilt eine Serie mit verstaubter Handlung schon als modern wenn man ein paar jüngere Soap-Gesichter von der privaten Konkurrenz einbaut, siehe Notruf Hafenkante.

Verfasst: Di 5. Feb 2008, 11:32
von Kellerkind
Berlin - Abschnitt 40 hat geschrieben:Aber die (eigentlich) vom Quotendruck befreiten Öffentlich-Rechtlichen haben in dem Bereich völlig versagt, bei denen gilt eine Serie mit verstaubter Handlung schon als modern wenn man ein paar jüngere Soap-Gesichter von der privaten Konkurrenz einbaut, siehe Notruf Hafenkante.
Die Vorabendserien sind werbefinanziert (egal wie man das jetzt findet) und daher ist man dort routiniert an die Masse gerichtet.
Und bei den Primetime-Serien fallen mir spontan KDD und Mord mit Aussicht ein, die durchaus aus dem Einerlei ausbrechen. Aber es stimmt schon, dass hier der große Wurf nicht dabei ist. Etwas mehr Kreativität wäre nicht schlecht. Weil aber das Erste und das Zweite in Konkurrenz stehen (egal wie man das jetzt findet), sind Serien bis auf wenige Ausnahmen immer auf Sicherheit gemacht.

Verfasst: Mi 13. Feb 2008, 19:00
von Glenn
Ich habe zwei weitere Podcasts gefunden, die sich ebenfalls mit dem Thema Fernsehen und Qualität beschäftigen. In beiden Sendungen wird mit verschiedenen Anrufern diskutiert, wobei bei Bayern 2 eher die ältere Generation angesprochen wird, und bei Fritz die Jugendlichen. Doch überraschenderweise gibt es ziemlich viel übereinstimmende Meinungen.

Bayern 2 Tagesgespräch vom heutigen Mi, 13.02.08
Von Daily Soap bis "Planet Wissen": Was kann man vom Fernsehen lernen? Mod. Wolfgang Küpper Gast: Norbert Schneider, Direktor der Landesanstalt für Medien NRW
http://download.br-online.de/podcast/mp ... aech.shtml

Fritz "High Noon" vom 24.01.08
TV-Wahnsinn
http://www.fritz.de/_/hoeren/beitrag_js ... 10794.html

Verfasst: Mi 13. Feb 2008, 19:09
von Kellerkind
Was mir auffällt:
Ob nun NDR (Zapp), Bayern2, Fritz oder DLR, es sind niemals Privatsender die sich und den Zuschauern die Frage nach Qualität stellen...
Selbstreflexion findet bei den Privaten nicht statt.

Verfasst: Mi 13. Feb 2008, 19:29
von Quotentreter
Wozu denn auch nur? Ich verstehe das Problem nicht. Was nicht ankommt hätte keine Zuschauer, da sich aber nur das durchsetzt was Zuschauer hat, muss das Programm ja so wie es ist mehrheitlich ankommen.

Es wird ja gerade so getan als mache man nur Deppenfernsehen für wenige und der ganze große Rest wird komplett übergangen. Da bleiben nur zwei Möglichkeiten. Entweder funktioniert die Zuschauerforschung überhaupt nicht, oder ein kleiner Teil von Zuschauern überschätzt sich und denkt er spricht für die Mehrheit. Ersteres wäre verdammt unwahrscheinlich. Der Zuschauer hat es doch selbst in der Hand. Wenn er sich aber weiterhin nur das anschaut, was ja angeblich so schlecht ist, wird man auch weiterhin genau das senden. Von daher sind die Diskussionen komplett sinnlos. Der Zuschauer muss handeln, nicht nur pseudointelektuelle Ansichten absondern. Das ist es ja, vorne herum so tun als stünde er darauf wie man auf Arte Namen tanzt, Mittags wird dann aber die Bild gelesen und Abends DSDS geschaut. Aber macht ja keiner... nur warum ist dann die Bild die meistverkaufte Tageszeitung und bald jeder zweite wusste ganz genau wer Menderes ist? Manche scheinen nicht damit klarzukommen das sie eben doch nur durchschnittlicher Mainstream sind.

Und auch das verstehe ich nicht. Ja ich schaue gerne auch mal Trash, ja lache auch gerne mal über ein dämliches Casting und ich schaue auch ab und an mal bei Bild Online vorbei, genauso wie ich das mit der Welt, dem Spiegel und anderen mache. Ich ziehe mir auch gerne mal irgendeiene Dokusoap rein, genauso wie ich anspruchsvolle Dokus schätze. Ich mag keine Telenovelas, bleibe aber dafür annähernd täglich bei AWZ hängen. Mir reicht RTL Aktuell denn wenn ich seriöse News möchte dann ziehe ich mir ohnehin verschiedene Onlinequellen heran, was die Tagesschau überflüssig macht. Steh ich zu, weil mir vollkommen Brust ist wie andere dazu stehen. Ich muss meinen faltigen Hintern selber durch die Welt tragen, genauso kann ich auch entscheiden mit was ich meine Augen und Ohren quäle. Und das unterstreiche ich jetzt indem ich mir statt klassischer Musik eine schöne dröhnede Schranzplatte auflege. :lol:

Verfasst: Mi 13. Feb 2008, 20:59
von Glenn
Quotentreter hat geschrieben:Wozu denn auch nur? Ich verstehe das Problem nicht. Was nicht ankommt hätte keine Zuschauer, da sich aber nur das durchsetzt was Zuschauer hat, muss das Programm ja so wie es ist mehrheitlich ankommen.
Ja, nur leider weiß man schon lange, dass etwas noch lange nicht gut ist, nur weil die Masse es guckt. Und ich habe grundsätzlich etwas gegen vorsätzliches Verdummen von Zuschauern.
Es wird ja gerade so getan als mache man nur Deppenfernsehen für wenige und der ganze große Rest wird komplett übergangen.
So ist es ja leider nicht, sondern andersherum. Das Deppenfernsehen macht heutzutage den größten Anteil aus, und der kleine Rest bleibt noch für die etwas anspruchsvolleren Zuschauer.
Da bleiben nur zwei Möglichkeiten. Entweder funktioniert die Zuschauerforschung überhaupt nicht, oder ein kleiner Teil von Zuschauern überschätzt sich und denkt er spricht für die Mehrheit. Ersteres wäre verdammt unwahrscheinlich. Der Zuschauer hat es doch selbst in der Hand. Wenn er sich aber weiterhin nur das anschaut, was ja angeblich so schlecht ist, wird man auch weiterhin genau das senden.
Ich befürchte, dass diejenigen, die solche Sendungen hauptsächlich konsumieren, sich auch gar nicht über das schlechte Programm aufregen. Die sind ja zufrieden damit. Sie sind sozusagen "leichte Beute" für die Sender, weil es diejenigen Zuschauer sind, die sich völlig sinnfrei und unendlich berieseln lassen. In dem Bayern 2-Podcast hat jemand einen guten Vergleich des Fernsehens mit Essen getroffen. Es gibt Menschen, die ernähren sich von selbst richtig und ausgewogen. Es gibt aber eben auch Menschen, die sich ausschließlich von Süßigkeiten und Fast Food ernähren. Solche brauchen irgendeine Hilfestellung, jemanden, der ihnen sagt, dass es schädlich ist, sich überwiegend davon zu ernähren. Genauso ist es im Grunde beim Fernsehen. Es gibt solche, die ihre Sendungen mit Bedacht auswählen, und solche, die sich ausschließlich vom Trash-TV berieseln lassen. Fazit: Die Bevölkerung wird immer dicker und dümmer. ;) Und irgendwo müssen ja die Ursachen liegen.
Und auch das verstehe ich nicht. Ja ich schaue gerne auch mal Trash, ja lache auch gerne mal über ein dämliches Casting und ich schaue auch ab und an mal bei Bild Online vorbei, genauso wie ich das mit der Welt, dem Spiegel und anderen mache. Ich ziehe mir auch gerne mal irgendeiene Dokusoap rein, genauso wie ich anspruchsvolle Dokus schätze. Ich mag keine Telenovelas, bleibe aber dafür annähernd täglich bei AWZ hängen. Mir reicht RTL Aktuell denn wenn ich seriöse News möchte dann ziehe ich mir ohnehin verschiedene Onlinequellen heran, was die Tagesschau überflüssig macht. Steh ich zu, weil mir vollkommen Brust ist wie andere dazu stehen.
Es geht hier nicht darum, sich "mal" so eine Sendung anzuschauen, schließlich braucht jeder mal Ablenkung und seichte Unterhaltung. Das Problem ist, dass uns die Sender mit derart Formaten in den letzten Jahren inflationär zumüllen, und dabei die qualitativ hochwertigeren Sachen leider auf der Strecke bleiben.
Ich muss meinen faltigen Hintern selber durch die Welt tragen, genauso kann ich auch entscheiden mit was ich meine Augen und Ohren quäle. Und das unterstreiche ich jetzt indem ich mir statt klassischer Musik eine schöne dröhnede Schranzplatte auflege. :lol:
Klar, wie gesagt, solange man noch selbst differenzieren kann, ist alles in Ordnung. Aber das können Menschen, die ihr ganzes Geld bei 9Live-Verarschungsspielchen vertelefonieren, nicht.

Verfasst: Mi 13. Feb 2008, 21:16
von Quotentreter
Bei 9-Live gucken gerade mal so 40.000 Leute zu, denen muss man wirklich helfen. Das sind aber noch lange nicht die Millionen welche woanders einschalten und denen man nach deiner Meinung man unbedingt helfen muss. Genau da liegt der Trugschluss. Nur weil du einen anderen Geschmack hast, muss das nicht heißen das andere den teilen müssen.

Und mit dem Essen ist auch so ein gutes Stichwort. Du glaubst zu wissen das ausgewogenes Essen wie vorgebetet gut ist, nimmst es so zu dir und projezierst dabei das ganze auf andere. Was für dich gut ist muss für andere auch gut sein. Ich verrate dir mal ein Geheimnis. Ich esse alles andere als ausgewogen weil es oft schnell gehen muss. Weder werde ich dick, habe eher Untergewicht oder erleide irgendwelche Mangelerscheinungen. Junk oder Fast Food macht also nicht generell dick. Und ich brauche auch keinen der mir ständig vorhällt das dieses und jenes ungesund ist. Es ist mein Leben was ansonsten auch keinen interessiert.

Verfasst: Mi 13. Feb 2008, 21:54
von Familie Tschiep
Auch wenn ich AWZ nicht verfolge, finde ich es nicht schlimm, wenn man eine Seifenoper regelmäßig verfolgt. Schlimm würde ich es nur finden, wenn das TV-Programm nur aus solchen Sendungen besteht, wenn man nicht liest und wenn man keine Infotrmationssendungen schaut.