- Do 24. Nov 2011, 22:27
#1042205
Bisher ist es größtenteils eine Castingshow wie andere auch.
Die Storys über die Sänger... man hat echt gehofft ProSieben würde drauf verzichten. Meinetwegen kann ja kurz vorher sowas gesagt werden wie: "Jetzt kommt die Melanie, sie ist 27 und hofft das sich aus der Jury als erstes x oder y umdreht." Fertig.
Mich interessiert nicht dass eine etwas korpulentere Dame allen zeigen möchte dass Dicke auch singen können, ich möchte nicht wissen dass ein junges Mädel schon seit Jahren mit ihrem Begleiter in einer Beziehung ist und dass sie sich schon seit der Kindheit kennen (genausowenig wie die unnütze Heulerei der jungen Dame nachdem ihr Freund auch gesungen hat - mMn übrigens eher schlecht als recht) und es ist mir ebenso egal dass eine zierliche 16jährige kleine Komplexe hat und sich nun einredet dass ihr komplettes Schicksal von ihrer Stimme abhängt.
Geradezu versemmelt wurde, dass den Zuschauern vorm Fernsehgerät eine Kandidatin genausowenig gezeigt werden sollte vorab wie der Jury, ich aber vor ihrem Auftritt alles von ihr kannte oder gesehen habe abgesehen von ihrem Gesicht; worauf es dem Zuständigen von der Dramaturgie hier scheinbar ankam - ihr verhältnismäßig hohes Alter - wurde obendrein auch bereits vorab verraten. Das ging schonmal ordentlich daneben.
Und noch einen negativen Effekt bieten die Filmchen vorm Auftritt: Dieser Sänger, der bereits Background u. a. bei Michael Jackson gesungen hat, stand bereits bei verschiedenen Plattenfirmen unter Vertrag. Er hatte wenn ich mich nicht irre sogar schonmal eine eigene Broadway-Show? Offenbar wollte ihn aber keiner so recht hören und mögen, sonst wäre er ja mittlerweile bereits erfolgreich unterwegs, oder täusche ich mich da?
Den Auftriit von Sebastian Deyle fan dicvh aus naheliegenden Gründen also auch nicht sondelrich berauschend. Gefallen hat mir dass sich niemand aus der Jury umgedreht hat bei ihm. Auf Rückblenden a la RTL-Einheitsbrei wurde bis auf eine Ausnahme bisher Gott-sei-Dank verzichtet. Ich betrachte es mal als kleinen Ausrutscher.
Aber es gibt auch poitives zu berichten: Zu allererst: Die Jury. Wer hätte das gedacht? Sie macht alles in allem einen kompetenten Eindruck, Nena ist nicht so übertrieben lieb und nett wie man es von ihr gewohnt ist und selbst sie - die liebste Nena die Deutschland hat - drückt nicht wie erwartet bei jedem Auftritt während der ersten zehn Sekunden auf den Buzzer. The Bosshoss (für deren brandneues Album in der Werbepause wenig überraschend geworben wurde) haben einen sehr guten Riecher was gute Stimmen angeht hab ich das Gefühl. Komischerweise gehen sie größtenteils trotzdem leer aus. Warum die Meisten unbedingt in Rea Garveys Team möchten verstehe ich nicht. Singen können alle in der Jury, die Herangehensweise mag nur eine andere sein. Designmäßig zumindest kann man von Garvey denke ich mal nicht allzuviel lernen. Irgendwie wirkt er wie der Handwerker von nebenan - was freilich auch für ein natürliches Auftreten sorgt.
Nena ist Nena. Dazu muss man wohl nicht allzuviel sagen.
Positiv überrascht hat mich zudem Xavier Naidoo. Bisher zumindest kam er zwar durchaus, aber eben nicht so stark arrogant rüber wie man es von ihm kennt. Man merkt zwar des öfteren dass er sich insgeheim für den "Godfather of Music" innerhalb der Jury hält, aber den bohlenschen Großkotz sucht man hier - glücklicherweise - dennoch vergebens.
Alle in der Jury finde ich sagen direkt was sie denken. Und hier - denke ich mal - kommt das große "Pro" der Blind Auditions zum Vorschein: Während sie nur dem Gesang lauschen können sie sich direkt mal vornehmen was sie den Kandidaten hinterher an den Kopf werfen wollen. Ohne sich dabei Gedanken über ein zierliches oder korpulentes Äußeres, irgendwelche Behinderungen (bei der Konkurrenz RTL ja immer gerne gesehenes Mittel zum Zweck) oder das Äußere an sich machen zu müssen.
Auch scheint innerhalb der Jury die Chemie zu stimmen. Hier ist keiner bei der allen anderen in der Jury klar zeigt: "Ich habe hier das sagen, ich habe als einziger hier Ahnung und alleine deswegen auch alleinigen Anspruch an die ganzen Sänger in meinem Team." Man geht sich zwar auch gegenseitig an, aber zum einen ist das ja so gewollt - die Jury soll ja um ihre Kandidaten 'kämpfen' - und zum anderen ist das oft auf humorvolle, neckische und nie beleidigende Art und Weise.
Alles in allem bleibt zwar die Frage ob das Fernsehen es eine weitere Castingshow in Deutschland gebraucht hat, aber verglichen mit den Konkurrenzshows auf RTL hebt sie sich wohltuend ab. Wenn an Feinheiten, wie eben den Filmen vor den Auftritten, ein wenig gefeilt und optimiert wird könnte es sogar dauerhaft unterhaltend werden.
Abschließend noch eine kurze Erklärung weshhalb ich so oft den Vergleich zu Castings auf RTL ziehe:
Selbst schuld. Wenn man sich selbst gefährdet sieht und dann seinen größten Schuind, der eben auch ein Casting ist, panikartik sonderprogrammiert muss man sich über einen Vergleich nicht wundern. Mehr muss ich dazu nicht sagen.