- Di 11. Apr 2006, 19:14
#124363
Hi!
Bin gestern Abend durch die Straßen zurückgekommen, hatte einen wunderbaren Dreh auf der Bremer Kirmes für die Show.
Dort haben wir u.a. auch ein paar Kinder befragt, die prompt aufeinander losgingen a la "Scheiß Türke", "Tötet alle Libanesen" etc. Da dachte ich mir schon: Dass kann doch nicht wahr sein!
Als ich dann also nach Hause gegangen bin, kamen zwei Leute aus meiner alten Schule an. Einer auf dem Fahrrad. Ich geh stillschweigend weiter, als ich plötzlich von dem auf dem Fahrrad, der in dem Moment an mir vorbeifährt, einen Tritt zwischen Kopf und Nacken bekomme.
Einfach so. Da ich bis jetzt viel verkraftet habe (sei es wegen meinen Hobbys, meiner Kleidung, meines Schwulseins) war ich über einen solchen Übergriff das erste Mal in meinem Leben sprachlos.
Klar, wurde ich schon oft geschlagen, beleidigt gehörte zur Schulzeit gar schon zum Alltag, aber Abends von Leuten getreten zu werden, mit denen man so noch nie was zutun hatte, ist für mich eine weitere Station zu der Einstellung, das unsere Gesellschaft alles ist, nur keine "Gemeinschaft".
Die Doppelmoral, das Aggressionpotential ist für mich mehr als schockierend und sollte vor allen Dingen ermahnen. Damit meine ich nicht nur den Übergriff auf mich, sondern allgemein.
Nun zum Thema dieses Threads:
Da diese Leute mich früher schonmal fertig gemacht haben (übrigens knapp zwei Jahre jünger als ich), und ich weiß das sie größtenteils darüber erregt sind, dass ich öffentlich schwul bin, also es nicht verheimliche und wie jeder andere auch händchenhaltend durch die Stadt gehe, ist es für mich noch um so schockierender.
So ziemlich jeder, mit dem ich mehr zutun habe, kommt damit klar.
Aber viele der Leute, die entweder über 70 sind, oder gerade 7 werden haben wesentlich weniger Toleranz.
Ich habe meine Hilfe bis jetzt jeden angeboten, der sie haben wollte. Ich weiß dass es mir eigentlich sehr gut geht, weil hinter den Haustüren wesentlich schlimmere Sachen passieren. Viele Geschichten habe ich schon gehört, und fast jede neue bestätigt meine Ansicht: Es wird immernoch zu wenig aufgeklärt.
Ich werde in wenigen Monaten 18. Mache derzeit ein einjähriges Praktikum und habe in der gesamten Schullaufbahn nicht einmal dieses Thema in Biologie bekommen, im Gegenteil. Ich habe mal ein Referat über dieses Thema gehalten, worauf ich eine 5 bekommen habe mit der Aussage: Deine Zahlen sind doch unberechtigt, soviel Schwule gibt es niemals. Ein Jahr später, anderer Lehrer: 4-. Es gibt für mich als Biologielehrer keine Schwulen, dementsprechend gibt es das Thema auch nicht. Aber weil du gerarbeitetet hast, bekommst nochmal eine 4-.
Und jetzt arbeite ich an einem Projekt. Einer Hilfeseite für Schwule und Eltern. Und mein gestriges Erlebnis hat nochmal deutlich bestätigt, dass es dringend nötig ist.
Wenn ihr also mithelfen wollt, oder eure Meinung schreiben wollt, bitte.
Bin gestern Abend durch die Straßen zurückgekommen, hatte einen wunderbaren Dreh auf der Bremer Kirmes für die Show.
Dort haben wir u.a. auch ein paar Kinder befragt, die prompt aufeinander losgingen a la "Scheiß Türke", "Tötet alle Libanesen" etc. Da dachte ich mir schon: Dass kann doch nicht wahr sein!
Als ich dann also nach Hause gegangen bin, kamen zwei Leute aus meiner alten Schule an. Einer auf dem Fahrrad. Ich geh stillschweigend weiter, als ich plötzlich von dem auf dem Fahrrad, der in dem Moment an mir vorbeifährt, einen Tritt zwischen Kopf und Nacken bekomme.
Einfach so. Da ich bis jetzt viel verkraftet habe (sei es wegen meinen Hobbys, meiner Kleidung, meines Schwulseins) war ich über einen solchen Übergriff das erste Mal in meinem Leben sprachlos.
Klar, wurde ich schon oft geschlagen, beleidigt gehörte zur Schulzeit gar schon zum Alltag, aber Abends von Leuten getreten zu werden, mit denen man so noch nie was zutun hatte, ist für mich eine weitere Station zu der Einstellung, das unsere Gesellschaft alles ist, nur keine "Gemeinschaft".
Die Doppelmoral, das Aggressionpotential ist für mich mehr als schockierend und sollte vor allen Dingen ermahnen. Damit meine ich nicht nur den Übergriff auf mich, sondern allgemein.
Nun zum Thema dieses Threads:
Da diese Leute mich früher schonmal fertig gemacht haben (übrigens knapp zwei Jahre jünger als ich), und ich weiß das sie größtenteils darüber erregt sind, dass ich öffentlich schwul bin, also es nicht verheimliche und wie jeder andere auch händchenhaltend durch die Stadt gehe, ist es für mich noch um so schockierender.
So ziemlich jeder, mit dem ich mehr zutun habe, kommt damit klar.
Aber viele der Leute, die entweder über 70 sind, oder gerade 7 werden haben wesentlich weniger Toleranz.
Ich habe meine Hilfe bis jetzt jeden angeboten, der sie haben wollte. Ich weiß dass es mir eigentlich sehr gut geht, weil hinter den Haustüren wesentlich schlimmere Sachen passieren. Viele Geschichten habe ich schon gehört, und fast jede neue bestätigt meine Ansicht: Es wird immernoch zu wenig aufgeklärt.
Ich werde in wenigen Monaten 18. Mache derzeit ein einjähriges Praktikum und habe in der gesamten Schullaufbahn nicht einmal dieses Thema in Biologie bekommen, im Gegenteil. Ich habe mal ein Referat über dieses Thema gehalten, worauf ich eine 5 bekommen habe mit der Aussage: Deine Zahlen sind doch unberechtigt, soviel Schwule gibt es niemals. Ein Jahr später, anderer Lehrer: 4-. Es gibt für mich als Biologielehrer keine Schwulen, dementsprechend gibt es das Thema auch nicht. Aber weil du gerarbeitetet hast, bekommst nochmal eine 4-.
Und jetzt arbeite ich an einem Projekt. Einer Hilfeseite für Schwule und Eltern. Und mein gestriges Erlebnis hat nochmal deutlich bestätigt, dass es dringend nötig ist.
Wenn ihr also mithelfen wollt, oder eure Meinung schreiben wollt, bitte.
Zuletzt geändert von Niveau am Di 11. Apr 2006, 19:53, insgesamt 1-mal geändert.
RTL oder ARD? http://www.aoderb.com/?question=274