Our Idiot Brother (2011)
Jeder hat einen Familienmitglied, der einen nervt oder mit dem man nur wenig anfangen kann. Er/Sie ist zwar ganz nett und witzig, aber der Nervfaktor ist einfach zu hoch und man will so wenig Zeit wie möglich mit diesem Familienmitglied verbringen. In “Our Idiot Brother” spielt Paul Rudd den lieben Ned, der in seiner eigenen kleinen Welt lebt und in dem Film genau so ein Familienmitglied verkörpert. Das Ergebnis ist ein netter Independentfilm mit vielen guten Momenten.
Jesse Peretz hat bisher nur einen recht bekannten Film gedreht, und zwar “Dein Ex” mit Zach Braff und Amanda Peet. Ansonsten dreht er viele Episoden für Comedyserien. Mit seinem zweiten guten Film bewirbt er sich für weitere Indie-Projekte. Er schafft es, trotz langsamer Erzählweise und ohne derbe Gags den Zuschauer zu unterhalten. Dabei sammelt er vor allem durch die Charakterdarstellungen Pluspunkte. Das Drehbuch wurde von seiner Schwester Evgenia Peretz geschrieben, und auch sie überzeugt mit ihrem gelungenen Skript. Nicht die Geschichte überzeugt, sondern vielmehr die vielen sympathischen Charaktere, insbesondere Ned, die liebevoll gezeichnet sind. Der Film hätte aber definitiv mehr Witz vertragen können.
Paul Rudd spielt Ned, ein Lebensmittelverkäufer, der in seiner eigenen Welt lebt. Er gehört nicht zu den klügsten Menschen auf der Erde, aber wenn es darum geht, Herz zu zeigen, kann ihm keiner das Wasser reichen. Als er auf der Straße landet, beschließt er, den engen Kontakt zu seiner Familie zu suchen. Doch diese, vor allem seine drei Schwestern, haben so ihre Probleme mit Neds Lebensstil. Paul Rudd war bisher eigentlich nur der Typ für komische Nebenrollen, doch in der Hauptrolle blüht er richtig auf und gibt einen perfekten gutherzigen Naivling ab. Die drei Schwestern werden verkörpert von Zooey Deschanel (Natalie), Elizabeth Banks (Liz) und Emily Mortimer(Miranda), die unterschiedlicher nicht sein könnten. Natalie ist lesbisch und kämpft gegen ihre Gefühle für einen Mann an, Liz ist auf ihre Karriere fokussiert und Miranda hat schon eine Familie gegründet. Alle dre Schauspielerinnen hinterlassen einen guten Eindruck, leider kratzen ihre Figuren nur an der Oberfläche.
“Our Idiot Brother” ist ein netter kleiner Independentfilm, der über die gesamte Laufzeit zu unterhalten vermag. Der Streifen lebt von seiner Hauptfigur Ned. Die Geschichte konzentriert sich auf ihn. Alle anderen Nebenstorylines sind mit Ned verknüpft, er ist sozusagen der Dreh- und Angelpunkt der Komödie. Die Komödie besitzt aber keinen richtigen roten Faden, man sieht nur, wie Ned und seine Familie zurechtkommen, aber genau das ist das Schöne am Film, die Entwicklung der Familie. Ned ist am Endes des Films immer noch derselbe, aber seine Schwestern wissen ihn jetzt zu schätzen. Zum Glück konnte man Paul Rudd für den Film gewinnen, der hervorragend ist und eine gute Chemie mit den anderen Darstellerinnen besitzt. Der Film jongliert zwischen zwei verschiedenen Genres hin und her. Mal ist der Film witzig und im nächsten Moment ist eine dramatische Szene zu sehen. Das stört zwar nicht groß, aber eine klare Tendenz zu einem Genre wäre gut gewesen. Die komischen Szenen kommen zum Glück nicht zu kurz und sind das Ergebnis von Neds naivem Verhalten. Die Nebencharaktere hätten aber etwas mehr Profil vertragen können, und der Humor etwas präsenter sein können. Dennoch ist “Our Idiot Brother” ein schöner Film, mit einem super Paul Rudd.
7/10
Safe (2012)
Früher gab es in Hollywood jede Menge Actiondarsteller. Mit Arnold Schwarzenegger, Sly, Bruce Willis und Wesley Snipes kamen alle Actionfans auf ihre Kosten, nicht zu vergessen Chuck Norris, Dolph Lundgren und Steven Seagal, die mit ihren B/C-Actionern auch für Spaß sorgten. Heutzutage gibt es nur noch wenige echte Actionhelden, Jason Statham gehört heute zu den wenigen Actiondarstellern in Hollywood. All seine Filme sind unterhaltsam, wie auch sein neuer Film “Safe”, der ambitionierter als andere Actionstreifen und deshalb auch gut gelungen ist.
Boaz Yakin hat mit “Gegen jede Regel” einen meiner absoluten Lieblingsfilme gedreht. Seitdem ging regietechnisch nicht viel bei ihm, jetzt meldet er sich mit diesem Film zurück. Auf dem ersten Blick scheint “Safe” ein ganz normaler Rachethriller zu sein, doch unter der Oberfläche steckt viel mehr. Yakin verbindet klasse inszenierte Action mit einer Portion Dramatik und gibt den Darstellern eine Chance, aus ihren Rollen mehr zu machen als in so manch anderen Actionfilmen. Auch das Drehbuch stammt von ihm, und da kommt ihm seine Erfahrung zugute. Aus der simplen Rachegeschichte entwickelt sich überzeugende Story mit einem mitreißenden Protagonisten. Er verbindet alle Elemente zu einem runden Ganzen. Außerdem wirkt der Film nicht überladen, trotz der Involvierung von verschiedenen bösen Seiten wie die chinesische oder russische Mafia, nicht zu vergessen die korrupten Bullen.
Jason Statham ist Luke Wright, ein Cage-Fighter, der bei einem manipuliertem Kampf patzt und seinen Wettpaten verärgert. Als Konsequenz dafür wird die russische Mafia engagiert, die seine Frau töten. Von dem Zeitpunkt an lässt sich Wright gehen und findet erst wieder zu sich, als er beschließt, die kleine Mei zu beschützen. Jason Statham blüht in den Actionszenen wieder auf, doch in diesem Film schafft er es auch, etwas Range zu zeigen. Die kleine Mei wird gespielt von Catherine Chan, die ein Wunderkind und überintelligent ist. Doch der Grund, wieso jeder auf der Jagd nach ihr ist, ist ganz einfach: Eine lange Zahlenkombination für ein Safe, die in ihrem Gehirn gespeichert ist. Chan ist das Herz des Films und verleiht dem Streifen die nötige Bodenständigkeit. Die Nebenrollen sind mit Robert John Burke als korruper Cop und James Hong als Kopf der chinesischen Mafia super besetzt.
“Safe” ist ein professionell isnzeniertes Actionkino und bietet kurzweilige Unterhaltung. Dabei kann der Film mit seiner Geschichte und der Beziehung zwischen den zwei Hauptfiguren punkten. Zu Beginn bekommt man den Eindruck, dass es sich mit “Safe” um einen konventionellen Actionfilm mit typischer Rachestory handelt, und am Anfang ist es auch der Fall. Aber unter der Oberfläche steckt noch viel mehr. Doch Rache verwandelt sich für Luke in Bestimmung. Seine Bestimmung: Die kleine Mei retten. Dabei ist es wirklich geschickt eingefädelt, wie die beiden sich gegenseitig retten. Luke will sich umbringen, entscheidet sich aber um, als er die kleine Mei verfolgt sieht. Und jeder, der den Film gesehen hat, weiß, wie Mei Luke rettet. Auch die Figur Luke ist nicht eindimensional wie so manch andere Figur aus einem Actionfilm. Doch der Hauptgrund, wieso man sich den Streifen ansehen sollte, sind die Actionszenen. Die Macher besaßen kein großes Budget, doch was sie daraus gemacht haben ist fabelhaft. Packende Verfolgungsjagden und gut choreografierte handgemachte Fights wurden stilvoll inszeniert. Außerdem wurde die Atmosphäre gut eingefangen. Was bleibt ist ein unterhaltsamer Film mit einem starken Statham.
7,5/10