Chicago
Ich komme gerade von der Deutschlandpremiere des Musicals
CHICAGO in Stuttgart.
Die Story:
Das Musical erzählt die Geschichte von Roxie Hart, die ihren Liebhaber erschießt, eingesperrt wird und von Billy Flynn, dem besten Anwalt der Stadt, verteidigt wird. Eigentlich erzählt Chicago aber von dem Spiel zwischen Medien, Gericht, Anwälten und Angeklagten und macht sich als Satire darüber lustig.
Die Umsetzung:
CHICAGO wird in Stuttgart von Stage Entertainment als minimalistisches Musical inszeniert. Es gibt beispielsweise über die gesamte Show nur ein einziges und im Grunde immer gleiches Bühnenbild: Das Orchester nimmt dreiviertel der Bühne ein und steht auf einem nach hinten aufsteigenden Podest, auf dem von links, rechts und der Mitte die Darsteller auf- und abtreten können. Die Darsteller selbst befinden sich auf einem schmalen Streifen vor diesem Podest. Diese Enge führt dazu, dass es außer Stühlen keine weiteren Requisiten gibt und große Tanzszenen im Grunde nicht möglich sind. Es wird zwar durchaus getanzt, aber nur sehr zurückgenommen.
Damit wird CHICAGO fast alleine auf die Musik zurückgeführt und muss sich fast alleine von den Darstellern und den Stimmen tragen. Gerade die Frauenstimmen haben hier voluminöse und besondere Töne, die Männer fallen deutlich ab. Dieses alleinige Tragen durch die Musik kann funktionieren, weil die Lieder in CHICAGO durchaus stark sind. Leider aber ist die Intonation fast durchgängig bei allen Darstellern verbesserungswürdig: Sie singen mit sehr starkem englischen Akzent und haben gerade auch in den schnellen Sprechszenen Probleme, sauber ihren Text zu sprechen. Beim
Cell Block Tango sind die einzelnen Geschichten der Frauen kaum zu verstehen.
Das Stück wird dadurch an vielen Stellen zwar nicht unverständlich, aber auch nur schwer zu verstehen. Dazu kommt, dass die Lieder teilweise sehr wörtlich übersetzt sind (
All that jazz wird zu "Und all dieser Jazz"), teilweise aber auch albern: Amos, der Ehemann von Roxie, der im Englischen
Funny Honey heisst, wird zum "Schussel-Dussel". Darauf muss man erstmal kommen...
Die saubere Intonation ist aber auch aus einem anderen Grund notwendig: Das Stück wird sehr schnell erzählt - nach nicht mal einem halben Lied ist Roxies Liebhaber bereits erschossen, Roxie verhaftet und eingesperrt. Auf der anderen Seite gibt es durchaus auch Lieder, die fast schon quälend lang sind, weil sie durch die fehlenden Gruppenchoreographien langweilig werden oder entsprechende Höhepunkte fehlen. Weder das Ende des ersten Aktes noch das Ende des zweiten Aktes liefern ein "richtiges" Finale.
Die Bewertung:
Alles in allem ist CHICAGO ein Musical, dass man am Besten vom Rang aus betrachtet, aber schlichtweg an vielen Stellen Schwächen hat, von denen sich manche im Laufe der Spielzeit ausbessern lassen. Ich werde das Musical allerdings nicht noch einmal anschauen.
Seite der Stage Entertainment