- Sa 1. Okt 2016, 09:15
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Ich persönlich finde die Heute Show derzeit maximal solide. Irgendwie finde ich gab es da schon stärkere Zeiten, was den Humor und die inhaltliche Umsetzung angeht. Diese politische Tendenz oder Prägung, wird zumindest dann deutlich, wenn man sich gegen Rechtsextremismus und Rechtspopulismus positioniert, was ja auch richtig ist. In diesem Fall ist diese eindeutige Positionierung erforderlich. Ansonsten finde ich nicht, dass sich die Heute Show besonders einseitig positioniert, was die deutschen Parteien und Politiker angeht, ist man schon bemüht, da relativ ausgewogen die Kritik zu verteilen. Aber natürlich sind hier die Politiker und Parteien in erster Linie die Lieferanten, welche dann die Grundlagen für die thematische Aufarbeitung darstellen. Die Heute Show neigt etwas deutlich eventuell als andere Satireformate dazu schon Mainstream-Haltungen zu bedienen. Dies wird dann durchaus auch bei dem Thema der Kandidaten einer Wahl deutlich, da macht man sich schon ausführlich über den einen Kandidaten lustig und hält sich mit Kritik an der anderen Kandidaten zurück, ja indirekt wird sie dadurch protegiert, was aber kein zielgerichtetes hofieren ist. Es ist ein Satire bzw. Comedyformat, die Aufgaben hier sind andere als bei einem Politikmagazin. Gerade viele Politik und Talkformate bei den öffentlich-rechtlichen Anstalten haben sich zuletzt immer wieder kritisch mit beiden Bewerbern auseinandergesetzt. Bei der Heute Show scheint die Haltung zu sein, ok die Kandidaten sind beide eher nicht ganz so überzeugend aber es gibt dann da dennoch nochmal eine Abstufung.
Die Frage der Vermögensverteilung und Chancengleichheit ist von so großer Bedeutung, dass man das Thema hier gar nicht so vordergrünndig mit der Heute Show verknüpfen kann, auch wenn es dort jetzt erneut thematisch aufgegriffen wurde. Diesem Thema müsste man eigentlich Raum in einem eigenständigen Thread geben.
Ich beobachte diese Entwicklung auch seit geraumer Zeit. Es gilt den Neidaspekt und manche falsche Ansicht außen vor zu lassen. Wenn man sich die Fakten und aussagekräftige Zahlen aber auch die Ergebnisse von Studien sowie substanziellen Umfragen anschaut, dann wird weiterhin sehr deutlich, dass die ausgewogene Vermögensverteilung in Deutschland weiter abnimmt, dass heißt die Kapital und Vermögenskonzentration deutlich ansteigt. Während die Stabilität und die finanzielle und soziale Verankerung der Mittelschicht zunehmender Bedrohung ausgesetzt wird. Das sind alles klare Belege dafür, dass die Politik hier in der Tat eingreifen muss, ob man dort steuerpolitisch ansetzt oder andere Wege findet, dass muss man sehen.
Es stimmt ja, was die Politiker sagen, die wirtschaftliche Lage in Deutschland ist derzeit sehr gut und auch die Arbeitslosigkeit ist auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau, und das liegt übrigens mittlerweile nicht mehr daran, dass sehr viele reguläre Arbeitsverhältnisse durch prekäre ersetzt werden, dies war lange Zeit der Fall, seit einiger Zeit sinkt der Anteil prekärer Arbeitsverhältnisse aber faktisch, was aber nicht an der Politik selbst liegen dürfte sondern tatsächlich daran, dass die Nachfrage hoch ist und viele Fachkräfte gesucht werden, in vielen Bereichen können Stellen auch nicht mit entsprechenden Fachkräften besetzt werden. Was die Arbeitsverhältnisse angeht hat sich schon was verändert allerdings die gute wirtschaftliche Lage erreicht den Großteil der Bevölkerung nicht, bzw. nicht in dem Maße wie das eigentlich sein sollte. Auch hier ein Beleg, dass politisch interveniert werden muss.
Dann haben wir in Deutschland aber noch einen Bereich anhand dessen sehr deutlich wird, dass wir dennoch strukturelle Probleme haben. Gemeint sind hier die Personengruppen der Langzeitarbeitslosen, sowie die Personen mit diversen Hemmnissen, darunter Personen mit sozialen und gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Man muss davon ausgehen, dass es in Gesellschaften immer einen gewissen Anteil von Personen gibt, die sich aufgrund bestimmter Umstände nicht in das Arbeitsleben oder die Gesellschaft integrieren lassen, dass muss man so akzeptieren. Aber die genannten Personengruppen sind groß und wenn man die Leute innerhalb dieser Gruppen abzieht, die sich nicht einbinden lassen, dann bleibt da jeweils eine Mehrheit, für die unsere Politik, unser Staat und unsere Gesellschaft bisher keine wirklich guten Konzepte hat. Die Personen sind abgehängt und das hat dann vielfach auch systemische, strukturelle und auch politische Gründe. In Deutschland gilt die Regel, bist du einmal richtig abgehängt, dann wirst du das bleiben. Wenn es dann Leute doch mal schaffen sich wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren, sind das bisher meist Sonderfälle oder das Ergebnis vieler vorteilhafter Fügungen. Das wird eben unter anderem, an der Zahl der Langzeitarbeitslosen deutlich, hier gibt es trotz positiver wirtschaftlicher Rahmenbedingungen kaum positive Entwicklungen.
Was Politiker meist durchaus wissen, die gesellschaftlichen Eliten sowie priviligierte Personen sowie sehr vermögende Personen, jedoch oftmals vergessen oder ausblenden, ist die Tatsache, damit eine Gesellschaft langfristig stabil bleiben kann, vorallem bei freien Demokratien, ist ein gewisses Maß an Chancengleichheit, Durchlässigkeit, Vielfalt und eine angemessene bzw. akzeptable Vermögensverteilung erforderlich. Im erstebenswerten Optimalfall sind diese Bedingungen faktisch erfüllt, mindestens müssen sie in der Wahrnehmung der Bevölkerung bestehen. Wenn die Vermögensverteilung ein real bestimmtes Maß überschreitet, dann wird die Gesellschaft instabil mit vielfältigen Folgen, der Staat und die Administration kollabiert oder wird gestürzt, es herrscht ein Mangel an existenziellen Gütern, es kommt zu gewalttätigen Konflikten und auch das Vermögen wird entwertet. Vorallem wenn die Stabilitöt einer Gesellschaft ins Wanken gerät, dann eröffnet sich dadurch ein politischer Spielraum für extreme Parteien und Positionen, die dann versuchen diese Situation zu instrumentalisieren. Und um so mehr sich Personen benachteilligt fühlen, desto empfänglicher werden sie für irrationale und falsche Thesen und Positionen sie sind dann sehr verführbar.
Die Privilegien der Oberschicht und Eliten werden dann fast alle je nach Stufe der Eskalation bzw. Krise nichtig, daher soltlen auch diese Personen endlich mal verstehen, dass sie immer auch eine Verantwortung gegenüber der Gesellschaft haben, dass heißt das Geld muss wieder in den Markt, Steuern und Sozialabgeben müssen gesetzeskonform gezahlt werden. Aber es braucht natürlich weitere politische Ansätze, wie man diese zunehmende ungleiche Vermögensverteilung aufhalten und eine wieder bessere Fluidität des Vermögens innerhalb der Gesellschaft erzielen kann. Wohlhabende Personen erreicht man da eventuell über finanz und wirtschaftspolitische Konzepte.
Und den benachteilligten Personen muss unser Staat, unsere Gesellschaft endlich wieder Angebote machen und Perspektiven bieten.