- So 21. Apr 2019, 00:12
#1531149
Sorry für den unqualifizierten Kommentar da oben. Aber wir sind ja hier zum Glück nicht bei Serienjunkies, wo man für sowas direkt vom Mob gelyncht wird... DANN GUCK ES DOCH EINFACH NICHT!!! NIE WIEDER!!! DU HATER!11. Ich fand die Szene mit dem halbgesichtigen Admiral (?) einfach dermaßen cringeworthy - wir haben uns auf dem Sofa gekugelt vor Lachen. Die gute Absicht (oder zumindest der kräftige Druck) ist ja wohlwollend registriert, aber es zeigt sich doch nochmal deutlich: einen Plan gab es für all dieses vom Start weg gefahrene Kanon-Geschwafel nicht. Genug damit:
2x14 - Such Sweet Sorrow, Part II
Ich habs schon mehrfach geschrieben und komme nicht umher, mich hier noch einmal zu wiederholen: Optisch ist Discovery eine Wucht! Das ist technisch erste Liga im TV, das kannst du ins Kino packen und selbst da bräuchte es sich kaum verstecken. Zumal man hier 60 Minuten durchballert (im wahrsten Sinne des Wortes). Wie kann das sein, dass CBS davon in einem Jahr 14 Folgen dreht (und das obwohl man zwischendurch immer die Showrunner feuert) während Netflix, HBO, etc. Zuschauer mittlerweile häufig zwei Jahre für halb so lange Staffeln dürsten lassen, weil alles so zeitaufwändig zu produzieren?!
Andere Seite der Medaille: Alles in Allem war die Raumschlacht eher so meh. Auf der einen Seite drei Dutzend unbemannte Schiffe, die uns nicht interessieren. Auf der anderen Seite zwei Schiffe, von denen wir genau wissen, das ihnen nichts passieren wird, weil wir von beiden bereits die Zukunft kennen. Dat is nicht spannend, Leute! Es wird auch nicht spannender, wenn man gefühlte hunderttausend Phasersalven und doch wieder nur ein paar Konsolen explodieren und der Beton von der Decke bröckelt (hach, echtes Star-Trek-Feeling!). Es wird auch nicht spannender, wenn man so viele Jäger, Drohnen und sonstiges Kleingewirr mit reinwirft, dass man nicht mehr erkennen kann, wer da nun eigentlich gerade auf wen feuert. Aber hey, endlich wieder echte Phaserstrahlen bei Enterprise und Klingonen (hier eigentlich Disruptoren)! Hatten wir nicht mehr, seitdem JJ das Impulsgeballer importiert hatte.
Inhaltlich gibts gar nicht mal so viel zu erzählen. Leland wird besiegt (oder so), Michael wird zum Red Angel (ich hab das mit den Signalen nun aufgegeben zu verstehen - wenn mir das jemand erklären kann, nur zu) und die Discovery düst ab in die Zukunft. Also nichts, womit man nach Teil 1 nicht hätte rechnen können.
Disco-typisch natürlich wieder garniert mit unfassbaren Plotholes. Warum überhaupt die Zeitreise, wenn Control doch besiegt ist? Wieso lädt Control ihre ganze KI in Leland, wenn sie 34 ferngesteuerte Schiffe zur Hand hat? Wie können Kelpianer, deren technisches Verständnis dem von Höhlenmenschen entspricht, eine Raumflotte steuern? Was macht Tyler auf der Brücke der klingonischen Arche der Gigantomanie, wenn er doch zum Schutz von L'Rell und seinem Sohn seinen Tod vorgetäuscht hat? Guckt sich Captain Pike wirklich durch eine Glasscheibe eine Torpedo-Explosion an, die die Untertassensektion in das Apple-Logo verwandelt? Warum verbietet Starfleet den Sporenantrieb? Und diese Signale, die im Staffelauftakt auftauchten ... Und das sind nur die richtig fetten Schnitzer.
Kurzum: Optisch ein Knüller, Story ein Brüller, oder so ähnlich.
Staffel 2
Ich will das trotz aller berechtigter Kritik als allererstes festhalten: Die zweite Staffel ist um Längen besser als die Erste! Und das hat wenig damit zu tun, dass man krampfhaft versucht, es den Kanonfanatikern Recht zu machen und den Klingonen wieder Haare angetackert und Spock abrasiert hat (sah kacke aus - im Falle einer Captain-Pike-Serie bitte wieder Bart wachsen lassen!), sondern dass man auch inhaltlich vieles aufgeräumt hat, was weder Star Trek noch gute Sciencefiction war. Die Crew agiert jetzt wieder als Einheit statt als dauerparanoide Einzelkämpfer. Man hat - von der Babykopf-Szene abgesehen - den unsäglichen Hang zu drastischen Gewaltdarstellungen ad acta gelegt. Und man zeigt Respekt und Demut vor dem Trek-Kosmos (wenn auch nur, weil man in Staffel 1 für dessen Missbrauch dermaßen auf den Sack bekommen hat).
Nichtsdestotrotz: Gut ist die Serie nach wie vor nicht. Hier sind zwei bedeutende Punkte, die besser werden müssen:
Discovery hat ein gigantisches Problem mit der Zusammenstellung seines Casts. Überdeutlich merkt man der Serie die Altlasten an, einen Cast aus eigenwilligen Spezialisten zu haben, den Fokus aber wieder auf die Kommandoebene zu schieben. Das führt zu dem äußerst bemerkenswerten Resultat, dass der Großteil der S1-Crew nur noch Nebenrollen spielt, während Discovery zur "Pike & Burnham"-Show mutiert.
Stamets? Hat eine eigene (sehr bizarre) Folge und ansonsten nix zu tun außer zunehmend creepy zu wirken.
Saru? Hat eine eigene Folge und ansonsten nix zu tun. Eigentlich steht Saru bis zum Finale nur auf der Brücke rum und lauscht still Pikes Befehlen.
Tilly? Hat nicht einmal eine eigene Folge und wird komplett zum Comic Relief degradiert.
Tyler? Den hat's tatsächlich noch am Besten getroffen. Dafür isser nun raus. So kann's gehen.
Stattdessen immer Michael als "Specialist" für Everything and even more. Wenn Michael jetzt ein besonders interessanter Charakter wäre, okay. Aber das ist sie halt leider auch nicht. Lediglich nah am Wasser gebaut.
Das die restliche Präsenz dann für Pike drauf geht, tut der Staffel zwar gut, weil ich Anson Mount hier großartig finde und Pike auch echt gut geschrieben ist, aber der Serie eher nicht, wenn man sich so sehr auf einen Charakter konzentriert, der nach der Staffel eh wieder weg ist.
So wird Discovery in Staffel 3 wieder vor derselben Fragen stehen: Was ist an Fähnrich Tilly so besonders, dass sie überhaupt Relevanz für die Geschichten hat? Wie bindet man Stamets ein, wenn nicht wieder von irgendwo Weltraumpilze geflogen kommen, wenn die Discovery doch angeblich über einen Chefingenieur verfügt (auch wenn der offenbar zu faul ist, selbst an Führungsmeetings zu technischen Problemen teilzunehmen). Und Culpert, wenn es eine Chefärztin gibt? Ich dachte ja eigentlich, man löst das indem die Discovery nur mit dem guten Dutzend Freiwilliger in die Zukunft fliegt, aber in Teil 2 wurde das dann einfach ignoriert. Was macht einen Saru interessant, nachdem das Kelpianer-Ding nun abgefrühstückt (nein, Frau Empress, so war das nicht gemeint!) ist? Das Kommando alleine wird dazu nicht reichen.
Ich bin indes nicht der Meinung, dass die Brückencrew noch mehr beleuchtet werden muss. Das ist als Bonus sehr willkommen, aber so wie in Staffel 2 war es schon gut gemacht. Das sind halt wirklich Nebenrollen.
Kontinuität. Die Serie scheißt drauf und das in jeglicher Hinsicht. Was man in der einen Episode behauptet, ist in der nächsten schon wieder umgekehrt. Braucht man eine schnelle Lösung, wird der Deus Ex Machina aus dem Hut gezaubert ohne Rücksicht auf spätere Verluste? Sporenantrieb? Sporengenesisplanet? Zeitreiseanzug? Wiederbelebungsstrahl? Zeitkristalle? Es geht mir hier weniger um den Kanon als darum, dass man sich in diesen Dingen oft dermaßen überhebt, dass die ganze Serienrealität zusammenklappt. Was alleine der Sporenantrieb schon für Plot Holes gerissen hat, weil er dramaturgisch einfach Gift ist. In den letzten Folgen der Staffel wird seine Mächtigkeit einfach komplett ignoriert, weil es sonst die Story zerrissen hätte. Und das alles dafür, dass er absolut unnütz ist, da man sich entschieden hat, auch auf sämtliche anderen Konzepte von Raum und Zeit einen dicken Haufen zu setzen. Egal wo in der Galaxis, die Discovery ist in einer Stunde da. Sarek und Amanda schaffen's sogar in einer halben. Ohne Schiff. Die Galaxis als popeliger Hinterhof.
Was bei Discovery heute erzählt wird, interessiert die Autoren morgen selbst nicht mehr. Oder wie war das mit den Black Badges? Uuuh.. eine Black Badge, das heißt wohl du bist Section 31?! Ey, du hast die Black Badge letzte Staffel selbst getragen, du Vogel! Aargh, das sind solche total unnötigen Kontinuitätsfehler, da fehlt mir jedes Verständnis für.
Und das hat wenig mit gutes Star Trek, böser Kanon zu tun. Es ist einfach handwerklich schlecht.
Staffel 3 voraus: Die Disco springt in die Zukunft und kehrt nie mehr zurück (Calypso zeigt ja, dass das zumindest für das Schiff gelten dürfte). Was für ne Zukunft ist das eigentlich, jetzt wo Control besiegt ist? Dieselbe, in der es nur noch totes Gestein gibt? Oder eine mit 800 Jahren technischer Entwicklung nach VOY? Au Backe, mir schwant Übles. Abwarten. Bislang gings jede Staffel aufwärts.