#1534874
Die weltfremde «Traumfabrik» und die brennende Frage, weshalb deutsche Filmkritiker so begriffsstutzig sind

Eine Frage, die endlich gestellt werden muss: Weswegen floriert ein Kulturdiskurs, der einer stilisierten Romanze vorwirft, sie sei nicht lebensnah und gesellschaftskritisch genug?

» http://qmde.de/110723
von Familie Tschiep
#1534875
Ich habe die Traumfabrik nicht gesehen, aber Wes Andersen hat schon einen eigenen optischen Stil, ich weiß nicht, ob da der Film in seiner Filmsprache mithalten kann.
Anspruch und Leichtfüssigkeit schließen sich ja nicht aus, bestes Beispiel der Roman Tschick. Allerdings fehlt mir auch auf, dass bestimmte Filme es schwieriger haben, ganz nach oben in solchen Bestenlisten zu kommen, meistens ist Pixar da etwas unterbewertet.
von Sentinel2003
#1534885
Das Einzige, was mir von diesen Film hängen geblieben ist, was über die Medien kam - ich habe den Film auch nicht gesehen - dass Michael Gwisdeck es wohl sehr cool fand, endlich mal seinen Namen auf einem riesigen Kinoplakat am Berliner Zoopalast zu Sehen....:-)
#1534888
Ich habe andere Kritiken gelesen. Ich fand sie nachvollziehbar. Hier wurde meines Erachtens nie kritisiert, dass der Film stilisiert, sondern wie er stilisiert, es wurde auch nie kritisiert, dass ein Film nicht leichtfüssig sein darf, sondern dass er die Welt in Babelsberg nicht ernst nimmt, das kann durchaus leichtfüssig geschehen. Wenn man stilisiert, sollte man auch von Realität ausgehen.

Ich habe mir den Trailer angeschaut, die Bilder kommen nicht an Wes Andersen eigenwilliger Bildgestaltung heran. Ich fand Grand Budapest Hotel nicht so gut, ich mochte lieber Die Insel der Hunde.
#1534892
Wow, da hat aber jemand einen Rochus. :D
Kleine Kritik: Es hätte dem Artikel echt geholfen, wenn man die Kritiker zitiert hätte. Ich finde solche Repliken ansich nachvollziehbar, habe aber keine solcher Kritiken, auf die Du (Sid) Bezug nimmst, gelesen. Deshalb wären manche Verweise von Vorteil. Wer sind denn diese Kritiker, die in dieser Form darüber schrieben und die alle so toll finden?

Ist natürlich wieder blöd über einen Film zu schreiben, den ich nicht gesehen habe und nie sehen werde, weil ich mir auch recht sicher bin, dass ich den nicht mag, weil halt nicht mein Genre und der Trailer auch so "Gemacht" daherkam. Das schaut halt aus wie Hollywood spielen und alles zusammenklöppeln, was irgendwie groß ist und Eindruck schinden soll und da mich so ein Liebes-Kitsch-Zeug nur selten catcht, gibts keinen Grund den anzusehen. Die deutsch-deutsche Geschichte scheint nur Mittel zum Zweck zu sein und das finde ich auch okay und nicht wirklich kritikwürdig.

Weshalb du mit Wes Anderson und seinem Grand Budapest Hotel um die Ecke kommst, erschließt sich mir nicht. Klar, kannst darauf hinweisen, dass die Kritiken in deinen Augen viel zu gut waren und man sich da nicht an mit einem anderem Maß misst, aber der Vergleich scheint mir in so so vielen Dingen einfach wahnsinnig schief zu sein. Mal davon abgesehen, dass Anderson einer von wenigen Regisseuren ist, die ihren ganz eigenen Stil prägen und man da wirklich keine Vergleiche zu anderen ziehen kann.
Grand Budapest Hotel war ein derartiges Feuerwerk und auf so vielen Ebenen perfekt. Diese unglaubliche Bildgewalt, Detailliebe, Konseqeunz in der Umsetzung, die unfassbar genial ge- und überzeichneten Charaktere, dem perfekten Timing und ja, auch der Geschichte, die gänzlich auf den Baukasten verzichtet. Viel zu viel kann und muss man als Kritiker gut finden. Da ist doch jegliche Kritik an einer Vertiefung von Geschichte obsolet, weil es das nicht braucht und auch nicht passt. Traumfabrik hingegen scheint eben etwas blank dazustehen. Wieso nicht eine andere Romanze aufführen, die gelobt wurde und sich deiner Meinung nach nicht großartig von Traumfabrik unterscheidet?


btw: Liest sich jetzt so, als ob Grand Budapest Hotel für mich das non plus ultra wäre, aber nein, definitiv nicht.
von Nr27
#1534901
Ich kann zwar nicht beurteilen, wie treffend deine Kritik (an der Kritik) in diesem Fall ist, Sid, aber ich finde jedenfalls die Leidenschaft erfrischend, mit der du argumentierst und kann deine Argumente auch größtenteils nachvollziehen (sofern das geht, ohne den Film gesehen zu haben).

Für mich ist "Traumfabrik" übrigens definitiv einer der interessanteren deutschen Kinofilme der letzten Zeit, gerade weil ich das Setting sehr spannend finde - aber ich muß zugeben, daß mich die sehr gemischten Kritiken dann doch verunsichert haben. Trotzdem hätte ich ihn letzte Woche fast angeschaut, als ich mit einer Freundin ins Kino ging, aber ihr war an dem Abend mehr nach Lachen als nach Romanze und so haben wir uns für "Long Shot" entschieden (und das nicht bereut) - wobei der ja leider auch jeden zusätzlichen Zuschauer dringend nötig hat ...

Mal schauen, ob ich es noch alleine in "Traumfabrik" schaffe, aber dummerweise bin ich momentan sowieso ziemlich im Rückstand (heute immerhin endlich "Rocketman" geschafft).