Oh Gott, die Muschel
Damit ich hier auch mal was bewerte:
Marianne (Netflix):
Horrorkost aus Frankreich, die erfolgreiche Horrorautorin Emma wird von ihrer Vergangenheit eingeholt, als sie das Genre wechseln will und sich herausstellt, dass die Bücher, die sie geschrieben hat, auch Auswirkungen auf die Realität hatten. Hauptsächlich geht’s dabei um die titelgebende Hexe/Dämonin/Wasauchimmer Marianne, die mit allen Mitteln erreichen will, dass Emma weiterhin Bücher über sie schreibt. So eine Handlung wäre natürlich nicht komplett ohne Rückkehr ins Heimatdorf, Flashbacks in die Kindheit und ein Wiedersehen mit den Jugendfreunden zur Aufarbeitung alter Traumata und Liebeleien. (Und natürlich ist die Hauptfigur jung, attraktiv, erfolgreich, trinkt zu viel und ist ein Arschloch, das immer supercool tut und ja eigentlich doch für alle nur das Beste will.)
Klingt alles bisschen abgegriffen, ist es auch und ich glaube, insgesamt hatte ich mit der Serie mehr Spaß als sie es eigentlich verdient gehabt hätte, aber sie ließ sich halt ganz gut wegschauen. Acht Folgen mit durchschnittlich 40–45 Minuten Laufzeit sind jetzt auch nicht die Welt.
Visuell und musikalisch schwankt die Serie zwischen »ziemlich stimmungsvoll« und »viel zu drüber« und die Charaktere sind leider größtenteils enttäuschend, weil sie durch die Bank weg ziemlich austauschbar und flach bleiben. Marianne selbst (in Gestalt der besessenen Mutter einer Jugendfreundin) ist für die ersten Folgen ziemlich cool, hinten raus hatte ich viel Freude an dem Polizisten und dem Dorfpfarrer, aber den Rest der Figuren kann man eigentlich in der Pfeife rauchen, was schade ist, weil die Story an sich bestimmt gut funktionieren könnte. Vielleicht liegt’s an der Länge, die acht Episödchen sind halt nicht genug, um mit so vielen Charakteren richtig in die Tiefe zu gehen, und gleichzeitig ist es viel zu lang, um alles sehr konzentriert eindampfen zu können – die Folgen möchten ja irgendwie gefüllt werden, da entsteht dann ein seltsamer Mischmasch, wo es auch schon mal vorkommt, dass Charaktere eingeführt und dann bis zum Ende der Serie vergessen werden. Richtig rund erzählt ist es also nicht und es hilft auch nicht, dass man sich wirklich alle Mühe gegeben hat, die Hauptfigur möglichst unsympathisch darzustellen und trotzdem den Fokus fast ausschließlich auf ihr zu lassen.
Aber ach, Spaß hat’s trotzdem gemacht und auch wenn’s keine großen Highlights gab, richtig schlecht war es auch nie und ein paar coole Ideen sind schon dabei. Im Vakuum betrachtet kein großer Wurf, hebt sich aber schon positiv ab von der typischen Horrorauswahl der Streamingdienste. Würde mal
6,5/10 Punkten geben, an nem großzügigeren Tag vielleicht auch 7
