Nr27 hat geschrieben:
Widersprechen möchte ich allerdings in der (nebensächlichen) Einschätzung des von Alan Alda verkörperten Anwalts als "Nulpe". Für mich kam der nicht als unfähig rüber, sondern einfach als ein den Kompromiß suchender Anwalt. Klar, daß ein Raubtier wie der Liotta-Anwalt (oder auch Nicoles Anwältin, die IMHO genauso ein Raubtier ist, nur mit netterer Fassade) mehr herausholen kann, aber zu welchem Preis? Ich würde behaupten, für alle Beteiligten wäre es letztlich vorteilhaft oder zumindest nicht nachteilhaft gewesen (und hätte ihnen viel Ärger erspart), hätte sich Charlie auf den bereits ausgehandelten Deal eingelassen ...
Ich muss zugeben, dass ich den Teil über Alan Alda ziemlich an den Rand gedrängt habe, weil ich mich stärker auf die anderen Aspekte konzentrieren wollte, und da meine Argumentation daher arg verkürzt ist. Aber wenn du eh schon darauf eingehst, führe ich das hier dann gerne was weiter aus:
Aldas Rolle hat definitiv auf menschlicher Ebene den Durchblick. Er liegt vollkommen richtig, dass allen geholfen worden wäre, sich um eine schnelle, friedliche Einigung zu kümmern. Aber gute Intentionen sind nicht gleichzeitig gute Umsetzung. Er ist insofern das Komplementärbild zu Laura Dern, als dass irgendwo tief in dieser ausgebufften und scharf kämpfenden Anwältin tatsächlich dieser wohlmeinende Funke steckt "Der Frau wurde Unrecht angetan, nun gleichen wir das aus". Doch durch ihre Herangehensweise macht sie die Trennung so viel schmerzlicher, als sie bei Charlie und Nicole sonst abgelaufen wäre. Und Alda hat den richtigen Riecher, ist aber sehr luschig in der Umsetzung.
Das sieht man, wenn er zusammen mit Dern eine Sitzung hat und nichts auf die Reihe bekommt und dann beim "Time out" mit Charlie diese ellenlange Anekdote erzählt, die nirgendwo hingeht und Charlie Stundenlohn kostet, ohne dass sie was zur Sache beiträgt oder Charlie beruhigen würde. Ich denke, Aldas Figur wollte das Richtige, kann es aber nicht umsetzen - ein Eindruck, der sich potentiell durch sein Büro schon andeutete. Ich wusste eingangs nicht, ob es ein sympathisches, kleines Büro sein soll als Gegenpol zu den Protzbüros von Liotta und Dern, oder ob es als Loser-Absteige gemeint ist. Aber im Gesamtkontext des Films denke ich rückblickend, dass die Absteige-Lesart beabsichtigt war.
Vielleicht ist meine Einordnung der Figur nun nachvollziehbarer.