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von Wolfsgesicht
#1546242
Die AfD (namentlich Meuthen) fährt jetzt die „Rassismus gegen Deutsche“ Schiene. Insoweit witzig als das schwarze Deutsche damit sicherlich nicht gemeint sind.

In den USA ist ein Anführer des KKK mit seinem Pick-Up in eine Demonstration gefahren. In Deutschland würde man wohl fragen ob die Demonstranten zum Schutz vor Autos Helme getragen haben, aber das ist ne andere Diskussion (Anlehnung an -> Fahrrad).
Jedenfalls völlig irre, was versucht man damit zu erreichen? Da will man ja im Knast landen.

Auch ne (diesmal schöne) Nummer ist die Umbenennung des Platzes vorm Weißen Haus.
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von Neo
#1546453
Mal schauen, wie lange das hier anhält. Bei den Protesten beschleicht mich schon das Gefühl, dass viele auf der Straße sind, weils in die Corona-Zeit fällt und man jetzt mal (aus vorgeschobenen guten Gründen) raus und sich mit Leuten treffen kann. In den USA scheint mir das von Seiten der Protestierenden gemäßigter zu sein.

Denke übrigens nicht, dass das Thema hierzulande in den letzten Jahren zu wenig behandelt wurde. Das wird zumindest im Zuge von #BlackLivesMatters beklagt. Das sind doch Themen, die im Politik und Kulturbereich ständig besprochen werden. Von den sozialen Medien mal ganz zu schweigen.
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von eis-fuchsi
#1546461
was ich auch immer etwas seltsam finde, wieso heisst es ausgerechnet "BlackLivesMatter"??
selber würde ich niemanden als 'schwarz' betiteln, genauso wenig wie Chinesen 'gelb' sind oder Europäer 'weiß'
wer einen jeweiligen Pass hat, gilt als Amerikaner :slightly_smiling_face:
verstehe es einfach nicht, wieso sich dann ausgerechnet die 'dunkelhäutige' Bevölkerung abgrenzt... und dürfen da überhaupt 'weiße' mit demonstrieren?!
von Andelko
#1546465
eis-fuchsi hat geschrieben: So 14. Jun 2020, 12:42 was ich auch immer etwas seltsam finde, wieso heisst es ausgerechnet "BlackLivesMatter"??
selber würde ich niemanden als 'schwarz' betiteln, genauso wenig wie Chinesen 'gelb' sind oder Europäer 'weiß'
wer einen jeweiligen Pass hat, gilt als Amerikaner :slightly_smiling_face:
verstehe es einfach nicht, wieso sich dann ausgerechnet die 'dunkelhäutige' Bevölkerung abgrenzt... und dürfen da überhaupt 'weiße' mit demonstrieren?!

Black Lives Matter deshalb weil Schwarze in den USA deutlich schlechter behandelt werden von den Cops und deutlich öfter abgeknallt werden bzw. zu Tode kommen. Das Problem haben weiße nicht
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von Neo
#1546470
Mit Migration haben die Amis wirklich weniger Probleme als beispielsweise wir Europäer. Ist aber nicht vergleichbar mit den Afroamerikanern, die eben schon seit Jahrhunderten wie Menschen zweiter Klasse behandelt werden, deshalb auch schlechtere Aufstiegschancen haben, in prekären Lebensverhältnissen leben und noch immer Unterdrückung erfahren müssen.

eis-fuchsi hat geschrieben: So 14. Jun 2020, 12:42 verstehe es einfach nicht, wieso sich dann ausgerechnet die 'dunkelhäutige' Bevölkerung abgrenzt... und dürfen da überhaupt 'weiße' mit demonstrieren?!
Wenn einem etwas an Diversität und Gerechtigkeit liegt, dann sollte man das doch - egal welcher Hautfarbe. In der Minderheit lässt sich wenig erreichen. Letztendlich können nur die "Weißen" etwas ändern.
Ist natürlich auch wieder die Frage, ob man das unterstützt oder sich derart selbst aufspielt. Viele neigen da zu letzterem.
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von eis-fuchsi
#1546471
ich geh mal selber davon aus, daß viele der amerikanischen Demonstranten auch einen Pass haben, und sie hoffentlich zur nächsten amerikanischen Wahl erscheinen :slightly_smiling_face:
und ja, damit können nicht nur die 'weißen' was verändern
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von vicaddict
#1546472
Mit der Wahl ist es dann aber auch nicht abgetan. Gewählt haben die Afro-Amerikaner seit Jahrzehnten. An der "Kultur", insbesondere der Polizeikultur hat sich nicht viel geändert. Riots hat es ja immer mal wieder gegeben. Nach dem Tod von Dr. King, Rodney King 92 (?) oder eben jetzt.

Neu ist hingegen, dass sich tatsächlich diesmal die weiße Gesellschaft mit anschließt und hier in erster Linie die jüngeren Generationen.

Was sich am Ende aber genau ändern wird, ist ne gute Frage. Das wissen die Verantwortlichen ja selbst nicht. Du machst ja nicht einfach mal "klick" und plötzlich legen 200 Millionen ihre Vorurteile ab. Und gerade mit Blick auf die anstehenden Wahlen, insbesondere der Präsidentschaftswahlen, dann wird einem da schon Angst und Bange, denn von Biden ist da auch nicht viel zu erwarten.

Wenn überhaupt, dann werden es wohl die Senatswahlen sein, die Veränderungen bringen könnten. Hier dürfte der Senatsführer und vermutlich mächtigste Republikaner Mitch mcConnell eine deftige Niederlage kassieren. Auf der anderen Seite stützt das Establishment der Demokraten hier Amy mcGrath, die absurder Weise Trump supportet, aber Geld für den Wahlkampf generiert. Mit Charles Booker macht sich hier aber ein (schwarzer) Kandidat auf, allen in die Suppe zu spucken. Der wurde jetzt schon von Sanders, AOC und Maryanne Williamson endorsed.

Wenn es also Veränderungen geben wird, dann im Senat.
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von eis-fuchsi
#1546503
klingt vielleicht jetzt blöd, aber die jetzigen Demonstranten sollten ihr Verhalten auch ändern :slightly_smiling_face:
durch die Demos wird deren Respekt gegenüber Polizisten ja jetzt noch mehr abnehmen

ich geb es zu, hab kein Video gesehen (und will ich auch gar nicht)
so wie ich es mitbekam, mussten auf dem ersten (Floyd?!) vier Polizisten auf ihn sitzen!! klar keine Frage, daß mitm Hals war ein Fehler, und deswegen sitzt der Polizist nun auch im Gefängnis
und jetzt war ja wieder so ein Vorfall, wo einer den Taser von nem Polizisten klaute, wegrannte und dann versuchte mit dem Taser auf den Polizisten zu schiessen
wenn ich sein Polizeichef wäre, ich würde dem zweiten Polizisten auf die Schulter klopfen und sagen:"Gut gemacht." (das hat nichts mit der Hautfarbe zu tun! wer sich so dermaßen wehrt, braucht nicht noch Mitleid)

wenn mich ein Polizist ansprechen würde, würde ich mich ohne zu zögern aufn Boden legen und Hände nach oben... ich käme nie im Leben auf die Idee mich zu wehren, oder wegzurennen!!!!
wo sind die Demos für die Polizisten, die sich jeden Tag beschimpfen lassen müssen?!
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von vicaddict
#1546505
Nichts für ungut, aber niemand "musste" auf George Floyd sitzen. Er war auch kein Gewalttäter, sondern wurde in dem Moment angehalten, weil er scheinbar eine gefälschte Banknote in Umlauf bringen wollte. Er hat sich nicht gewehrt, wurde von den Polizisten zu Boden gebracht und drei Cops haben zugelassen, dass der Vierte auf dem Nacken sitzt, obwohl Floyd beklagte, keine Luft zu bekommen und dann gar reglos war.

Die Tatsache, dass es erst die Demos brauchte, damit die Cops überhaupt befragt und angeklagt wurden, zeigt doch, wie krank das System dort ist. Der Staatsanwalt fegte das erst beiseite, mit dem Argument, es gäbe weitergehende Gründe, die eine Anklage nicht rechtfertigen würden.

NICHTS entschuldigt ein solches Verhalten und das Minneapolis inzwischen angekündigt hat, die Polizei aufzulösen, weil sie nicht reformierbar sei, sagt auch viel.

Und das du dich auf den Boden werfen würdest, wenn du von einem Cop angehalten wirst, zeigt einerseits, welches autoritäre Verständnis auch du hast, dass du dich sofort unterwerfen würdest, zum anderen ignorierst du einen wichtigen Punkt. Breonna Taylor wurde in ihrer eigenen Wohnung schlafend erschossen, weil die Cops die falsche Wohnung betraten und sich nicht als Polizei zu erkennen gaben. Wie viele Schwarze wurden erschossen, weil Weiße, nicht nur Cops, sich durch deren bloße Anwesenheit bedroht sehen und schießen? Schwarze sind in Murica Freiwild. Anders kann man es fast nicht mehr nennen. Schwarze werden in ihrem eigenen Garten erschossen, wenn sie telefonieren. Sie werden auf der Straße gejagt und erschossen, weil man sich bedroht fühlt und es die Waffengesetze erlauben. Und es sind eben nicht nur Einzelfälle. Wir wissen ja nicht einmal wie viele Fälle es gibt, die nicht einmal publik werden, weil am Ende die Polizei alles unter den Tisch kehrt.

Was die Demos als solche angeht, hast du sicher recht, dass es auch da zu Störfällen kommt. Aber was ist denn die Alternative? Selbst auf diesen Demos wurden doch unzählige Videos publik, in denen die Polizei über jedes Maß hinaus aggressiv wird und die Situation erst eskalieren lässt.

Inzwischen richtet sich die Demo ja IMHO nicht mehr nur an das Black Lifes Matter Thema, sondern es geht inzwischen auch klar um die Polizei als Staat im Staat. Da hilft es eben nicht, wenn die Polizei mit Militärgeräten, Panzerfahrzeugen und Drohnen gegen die Demos vorgeht. Da hilft es eben nicht, wenn 57 Polizisten aus Solidarität mit ihren suspendierten Kollegen, den Dienst quittieren, nachdem das Video des 75 Jährigen öffentlich wurde, der von den Cops blutend zu Boden geschubst wurde. Es hilft auch nicht, wenn die Polizei ohne Registrierung in nicht identifizierbaren Autos auftritt.

Es ist an der Stelle einfach absurd, dass diese Demos von der Polizei gesichert werden müssen, während sich die Demos gegen eben diese richten. Insofern kann es hier nur weiter eskalieren. Von daher war Trumps Idee, die National Guard einzusetzen, gar nicht einmal sooo verkehrt.
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von Neo
#1547005
Zumindest aus Twitter. Im Printbereich hab ich auch diese Woche viel dazu gesehen. Ansonsten fallen jetzt eben einige Interviewformate weg, weil Sommer. Nun hat man auch die Sache mit den Fleischherstellern und Corona-Erkrankten, Stuttgart mit den "Party"deppen und eine völlig dumme taz-Kolumnen-Diskussion. Seehofer sei dank.

Was wohl bleiben wird: Leute wurden sensibilisiert und man wird in den Medien wohl öfter PoCs usw. sehen. Mit den US Wahlen im Herbst ergibt sich sicher noch die ein oder andere Diskussion und ansonsten ploppt ja eh immer wieder was auf.
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von Neo
#1547502
Also, aktuell ist man im Kulturbereich noch immer sehr bemüht.
Politisch schießt Horst den nächsten Bock - kein Sommerloch ohne ihn. Jetzt lehnt er eine unabhängige Untersuchtung von Racial Profiling in den Reihen der Polizei ab, weil es das ja eh nicht geben drürfte. So, ohne richtige Zahlen, lässt sich das alles natürlich toll diskutieren. Selbt der BDK ist doch dafür. -_-

Und in Berlin wird über die Umbenennung der "Mohrenstraße" diskutiert. Schön und gut, aber dann mit Glinka einen Antisemiten als Namensgeber zu nehmen, ist schon extrem dumm. ':)
Als ob man da nicht zig andere Optionen hätte.
von Sentinel2003
#1547568
Neo hat geschrieben: Di 7. Jul 2020, 18:08 Also, aktuell ist man im Kulturbereich noch immer sehr bemüht.
Politisch schießt Horst den nächsten Bock - kein Sommerloch ohne ihn. Jetzt lehnt er eine unabhängige Untersuchtung von Racial Profiling in den Reihen der Polizei ab, weil es das ja eh nicht geben drürfte. So, ohne richtige Zahlen, lässt sich das alles natürlich toll diskutieren. Selbt der BDK ist doch dafür. -_-

Und in Berlin wird über die Umbenennung der "Mohrenstraße" diskutiert. Schön und gut, aber dann mit Glinka einen Antisemiten als Namensgeber zu nehmen, ist schon extrem dumm. ':)
Als ob man da nicht zig andere Optionen hätte.


Nun, die Umbennenung wollte die BVG selbst machen, der Senat hat das aber erstmal gestoppt! Finde ich auch völlig idiotisch---dazu gibts jetzt auch wieder dazu diese schon viel diskutierte Diskussion über das Genußmittel der "Schaumküsse", die eigentlich ja im Original "Negerküsse" heißen!! Ich war noch nie Rassist und werde es nie sein, aber, DAS ist ein Genußmittel zum Essen (!!!!), ich werde dazu weiterhin "Negerkuß" sagen.... :relieved: :kissing:


Wir Deutsche haben das Image in vielen Ländern als "Kartoffel" oder zu Kriegszeiten als "Kraut's"....ich habe mal etwa 1 Jahr in einem Sushi Laden in Kreuzberg gearbeitet, mein türkischer Chef hat mich von Anfang an "Kartoffel" genannt....ich hatte diese Bezeichnung für uns Deutsche bis dato nie bewußt mitbekommen...fand diese Bezeichnung für mich als seinen Mitarbeiter aber sehr lustig, ich hatte da null was gegen...
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von Neo
#1547579
Naja, kommt aber immer auf den Kontext an. Meistens wird das eben abwertend benutzt. Die Mohrenstraße hat im Ursprung auch wenig mit Rassismus zu tun, aber das ist eben schwer verklickerbar und auch nicht mehr zeitgemäß. Weiß auch nicht, weshalb so viele das unbedingt verteidigen und behalten wollen, weil wenns weg ist und ein sinniger Name da steht, ists doch auch gut. Wird doch keinem etwas weggenommen. Und das N-Wort muss im Alltag ja nun wirklich in gar keinen Zusammenhang mehr verwendet werden. Selbst wenns in Kombination mit einer Süßspeise nicht böse gemeint und unbedacht verwendet wird. Verstehe nicht, weshalb man darauf nicht verzichten kann.

Ich finde Kartoffel (im Gegensatz zu Alman, auch wenn das natürlich mit all den negativen Attributen, die einem Deutschen so zugeschrieben werden, nicht nett gemeint, aber meist in einen humoristischen Kontext gesetzt wird) auch beleidigend. Das ist quasi das Pendant zu Kanacke. Auch da natürlich der Zusammenhang entscheidend, aber in der Regel selten nett gemeint.
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von Fernsehfohlen
#1547593
Neo hat geschrieben: Do 9. Jul 2020, 15:48 Naja, kommt aber immer auf den Kontext an. Meistens wird das eben abwertend benutzt. Die Mohrenstraße hat im Ursprung auch wenig mit Rassismus zu tun, aber das ist eben schwer verklickerbar und auch nicht mehr zeitgemäß. Weiß auch nicht, weshalb so viele das unbedingt verteidigen und behalten wollen, weil wenns weg ist und ein sinniger Name da steht, ists doch auch gut. Wird doch keinem etwas weggenommen.
Ich glaube vor allem, weil viele ein Problem mit dieser empfundenen modernen Despotie der Political Correctness haben - und manche natürlich auch aufgrund ihres inneren Widerstrebens gegenüber Veränderungen bzw. aus der Empfindung heraus, dass damit ein Stück Tradition und Identität verloren geht. Klar, ich kenne auch die andere Seite und weiß, dass unterschwelliger Rassismus so immer weiter getragen wird und letztlich ist es mir dann auch relativ wurscht, wie eine Straße nun heißt oder ob die Kalorienbomben Schaum- oder Negerküsse heißen. Aber ein klein wenig Unbehagen und innerer Widerstand gegen diese Formen der Sprachsensibilität regt sich auch in mir immer. Und ich mein, ich hab den Bums ja studiert und mir wurde ja sogar im Germanistik- als auch im PoWi-Studium die Macht von Sprache gelehrt - und trotzdem bin ich bei diesen Geschichten sehr ambivalent eingestellt, weil ich halt auch viele Menschen kenne, die in solchen aufoktroyierten Maßnahmen einen schleichenden Kultur- und Identitätsverlust zu erkennen glauben. Und weil natürlich auch zahlreiche Rattenfänger unterwegs sind, die bei jeder Begriffsanpassung den Untergang des Abendlandes heraufbeschwören. Und das verfängt.


Fohlen
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von Neo
#1547596
Fernsehfohlen hat geschrieben: Do 9. Jul 2020, 22:10 Aber ein klein wenig Unbehagen und innerer Widerstand gegen diese Formen der Sprachsensibilität regt sich auch in mir immer. Und ich mein, ich hab den Bums ja studiert und mir wurde ja sogar im Germanistik- als auch im PoWi-Studium die Macht von Sprache gelehrt - und trotzdem bin ich bei diesen Geschichten sehr ambivalent eingestellt, weil ich halt auch viele Menschen kenne, die in solchen aufoktroyierten Maßnahmen einen schleichenden Kultur- und Identitätsverlust zu erkennen glauben.
Kann ich in gewisser Weise nachvollziehen. Finde es auch schrecklich, wenn man gerade die ältere Generation immer wieder versucht zu gängeln, aber dieser Widerstand bei solchen Worten erschließt sich mir nicht in voller Gänze. Unbehagen bereiten mir eher die postmodernen Bilderstürmer. Würden wir hier beispielsweise über die Umbenennung der Kantstraße sprechen, hätte ich (und hoffentlich auch viele viele andere) ein großes Problem damit. Viele wollen ja am liebsten alles ausradieren, was nicht den heutigen pc-Standards entspricht und dagegen gilt es aufzubegehren und nicht einer dusseligen Mohrenstraße, deren Namen doch weder einen emotionalen, noch kulturellen Wert hat.
Richtig übel wird mir beim Abreißen von Statuen und entfernen von Bildern. Dass Merkel nicht Emil Nolde bei sich im Kanzleramt hängen haben möchte, ist verständlich, aber ihn aus den Museen zu verbannen, empfinde ich als fatales Zeichen. Ebenso Diskussionen über Kant oder jüngst Nabokov. In der heutigen Zeit irgendwas zu schreiben, was nicht pc ist und vor allem am Ende auch nicht moralisiert (!), ist ein Ding der Unmöglichkeit. Man kommt zumindest nicht ohne Shitstorm davon. Noch schlimmer ist es natürlich, wenn man sich als Privatperson zu irgendwas äußert und sofort gecancelt wird. Nicht ohne Grund hatte man gestern - oder war es sogar von heute? - diesen Brief zum "Klima der Intoleranz" mit zig Unterzeichnern aus dem Kulturbereich und selbst darüber wurde sich empört. Musste dann auch erstmal nachlesen, weshalb Chomsky so geflamed wird und es war dann nur, weil J.K. Rowling zu den Unterzeichnern gehörte, man also Chomsky unterstellen konnte, dass er sie in dieser ganze Trans-Diskussion unterstützt und ach, es ist einfach alles so idiotisch. Und recht haben die "Intelektuellen", die sich, so muss man es ja leider sagen, vornehmlich gegen Links richten.

War jetzt ein etwas größerer Schwenk, aber es geht hier ja nicht nur um Rassismus.
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von Fernsehfohlen
#1547610
Wir in Mönchengladbach haben so wundervolle Debatten auch hin und wieder betreffs der Bismarckstraße bzw. des Bismarckplatzes, die beide mitten im Zentrum der Stadt liegen und die deshalb hier mitunter von beiden Seiten auch sehr emotional geführt werden. Geht meines Erachtens in eine sehr ähnlich problematische Richtung wie bei den aktuellen Diskussionen über Kant - bin auch grad verwundert, dass ich im Moment keine neuerlichen Kleinkriege bezüglich möglicher Umbenennungen mitbekommen habe. ^^

Bei der Mohrenstraße (worüber es im Moment übrigens in mehreren deutschen Städten Streit gibt, nicht nur in Berlin) mag es insofern etwas Anderes sein, dass man damit keinen verdienten Menschen unserer Geschichte plötzlich diskreditieren möchte, aber "emotionalen und kulturellen Wert" kann man da meines Erachtens trotzdem reininterpretieren - und sei es nur der "emotionale Wert" der Erinnerung, was gerade für ältere Menschen auch immer eine Rolle spielt. Ich wäre mit solchen Umbenennungen deshalb sehr, sehr vorsichtig. Und beim Abhängen / Einreißen von Denkmälern und Ähnlichem nochmal viel vorsichtiger, denn sowas verbinde ich sicher nicht mit liberalen, aufgeklärten, modernen Demokratien.


Fohlen
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von Neo
#1547613
Bleibt im Sprachgebrauch für die dann eh die Mohrenstraße. Und in Zeiten der Gentrifizierung ist der "emotionale Wert" doch schon längst der Nostalgie untergeordnet.

Aber wo ich gestern schon gegen diese pc-Horste*innen wetterte, möchte ich heute natürlich auch die Reaktionären (im schlimmsten Sinne) ansprechen: Hagia Sophia :sob:
Verstehe auch echt nicht, weshalb der Staat über die Kulturstätten verfügen darf. Als Pate zum Pflegen, Geld Einheimsen und Prestige Sonnen okay, aber ein Museum in eine Moschee umwandeln? -_-
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von Neo
#1547623
Wolfsgesicht hat geschrieben: Sa 11. Jul 2020, 04:42 Wurde aus der Haltestelle Mohrenstraße nicht eine Haltestelle mit der Straße eines Antisemiten? Vermutlich kann man heutzutage die halbe Stadt umbennen. :)
Ist ja auch ein Unterschied, ob ich etwas neu benenne und mich (un)bewusst für einen eher fragwürdigen Charakter entscheide, oder manche Straßen einfach ihren Namen behalten. Glinka streichen die doch hoffentlich noch und nehmen jemand anderen. ^^