The Disaster Artist (2017)
James Franco begeistert in seiner Rolle des exzentrischen Hollywood-Möchtegern-Regisseurs Tommy Wiseau, der mit dem Film "The Room" (tatsächlich 2003 erschienen) ein oscarprämiertes Meisterwerk kreieren möchte, das qualitativ an Tenessee Williams oder Alfred Hitchcock heranreicht - und letztlich zu einem Trash-Kultwerk geworden ist. In dem Film begleitet man eben jenen Wiseau sowie seinen Kumpanen Greg Sestero und im Gegensatz zu deren Schundwerk ist diese Tragikomödie auch ein tatsächlich sehenswerter Film geworden, der mich sehr zum Lachen gebracht hat. Sehr gut gefällt mir hier vor allem, wie man die schräge Hauptfigur angelegt hat, denn am Ende des Films weiß ich tatsächlich nicht, ob ich ihn als sympathischen Freak, der mit bewundernswertem Durchhaltevermögen an die Verwirklichung seiner Träume glaubt oder doch eher als völlig abgedrehten Tyrannen, der mit zweifelhaft-niederträchtigen Dubiositäten nur das eigene Ego befriedigen will, betrachten soll.
Der Film ist gut 100 Minuten lang und hat meines Erachtens überhaupt keine Längen zu beklagen, hier flutscht eine herrliche Szene zur nächsten. Hinreißend ist auch Franco in der Hauptrolle, der die Marotten seiner Vorlage wirklich hervorragend imitiert und es wie schon gesagt dem Zuschauer überlässt, Wiseaus Wirken zu beurteilen. Die Musik, die Kamera, das Drehbuch, die Gags - hat mir alles gut gefallen. Gerne etwas mehr in die Tiefe hätte allerdings für meine Begriffe die Beziehung zwischen Tommy und Greg gehen können, zudem war mir das Gelächter des Publikums bei der Filmpremiere zu schallend, als dass es hier dem kruden Etwas gerecht würde, das "The Room" dann letztlich geworden ist.
Ansonsten meines Erachtens eine durchweg unterhaltsame Außenseiter-Komödie, die vor allem Medienfreaks fast schon begeistern muss, so viel Metaebene wie gerade im Rahmen der Dreharbeiten stattfindet. Sehr schöner Film.
8/10
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The Room (2003)
Ich konnte es nicht lassen und wollte mir nach "The Disaster Artist" dann tatsächlich das Original antun, aber diese Zumutung habe ich dann nach einer knappen Stunde doch nicht mehr ausgehalten. Wahnsinnig hölzerne Dialoge, teils desolate schauspielerische Leistungen, permanent beliebig eingestreut wirkende Sexszenen ohne jedes erotische Knistern und ein plastisches Setting, das wie aus der "Truman Show" geborgt wirkt - nur dass es hier ja gerade nicht künstlich, sondern intensiv und "real" wirken soll. Von den zahlreichen Logiklöchern will ich gar nicht erst anfangen, die werden ja zum Teil bereits in TDA aufgegriffen und thematisiert.
Was ich tatsächlich sagen muss: Die Szenen, in denen Tommy Wiseau zu sehen ist, haben tatsächlich einen skurrilen Charme, da er so seltsam (over)acted, dass es einfach wahnsinnig absurd wirkt. Man kann kaum glauben, dass er selbst diesen Film jemals mit einer ernsthaften künstlerischen Ambition gedreht hat, auch dieses Wissen macht ihn irgendwie kultig. Davon einmal abgesehen jedoch einfach katastrophal missratenes Laientheater ohne jeden Sinn und Verstand. Aber vielleicht wären die letzten 40 Minuten ja dann doch noch richtig grandios geworden.
2/10
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Knives Out - Mord ist Familiensache (2019)
Ziemlich gewitzte Detektivkomödie nach ziemlich klassischer Machart, die unter anderem mit Daniel Craig, Chris Evans und Jamie Lee Curtis einen herausragenden Cast vorweisen kann und mich an zahlreiche Detektivgeschichten (Sherlock Holmes, Agatha Christie, "Eine Leiche zum Dessert") bzw. -spiele ("Cluedo") erinnert hat. Ist eigentlich nicht so ganz mein Genre, was ich dann auch gegen Ende des Films gemerkt habe, wo es dann zur Auflösung des filminternen Falles kommt, die reichlich überzeichnet und komplett unrealistisch daherkommt. Auch ziehen sich die gut zwei Stunden an der einen oder anderen Stelle ein wenig.
Von diesen zwei Kritikpunkten einmal abgesehen habe ich aber nur Lob zu verteilen: Die Geschichte an sich sowie die Darstellung der diversen Verhöre ist sehr sehenswert inszeniert und gut geschrieben, humorvolle Passagen gibt es zuhauf, ohne dass sie überdosiert wirken oder zu nerven begännen, das Setting ist richtig ästhetisch und geschmackvoll, das Ensemble harmoniert sehr gut, Kameraarbeit und Musik haben mir auch durchweg gut bis sehr gut gefallen.
Also ein sehr lohnenswerter Streifen, der dieses doch relativ verbrauchte Genre modern und zugleich irgendwie mit sehr angenehmem Retro-Charme bestückt revitalisiert. Schade, dass man am Ende ein wenig in den Klamauk abdriftet und eine unrealistische Wendung an die Nächste reiht, das hat meinen persönlichen Eindruck auf hohem Niveau relativ deutlich nach unten gezogen. Gerade für Fans von Detektivgeschichten mit (schwarz)humorigem Einschlag aber auf jeden Fall eine absolute Empfehlung.
7,5/10
Fohlen