Eigentlich schreibe ich vorm Voting ungern über Qualität, weil das erfahrungsgemäß der Todeskuss für Songs ist, die früh negativ oder zu positiv erwähnt werden, aber da eh schon gelästert wird und ich vorhin beim Staub saugen den finalen Hördurchlauf hatte, haue ich auch mal ein paar Vorabkommentare raus.
Um die Anonymität meines Songs zu wahren und um mein Voting nicht zu verraten, werde ich nicht alle Songs erwähnen und teilweise alternative Wahrheiten schreiben. Vielleicht lobe ich einen Hasssong, vielleicht verreiße ich einen 12er oder meine eigene Einreichung.
Auch wenn ich Ahnungen über ein paar Einreicher habe, ist es in dieser Runde meist wirklich nur grobe Raterei, auf die ich nicht mal 5 Cent setzen würde. Kritik also bitte nicht persönlich nehmen, obwohl ich verstehen kann, dass uns der/die Einreicher/in von Deva Mahal jetzt verflucht.
Deva Mahal - Can't Call It Love
Entweder ist Fohlen gut darin, seinen eigenen Song zu verschleiern oder der stammt von LBM. Das klingt nämlich 100% nach der Art von Song, mit der Fohlen oder LBM bei mir ab und zu komplett in die Scheiße greifen. Gute, aber austauschbare Stimme (meist weiblich), die in langweiligem 08/15 Radiopop verschwendet wird, der über 1 minimales Alleinstellungsmerkmal verfügt, das ihn für den Einreicher und sicherlich einige Voter interessant macht (hier der Souleinschlag), aber wenn das beim Hörer nicht zündet, bleibt ein Song, der in ähnlicher Form einfach viel zu oft beim SSC war und schneller vergessen als gehört ist.
Apropos in die Scheiße greifen.
Laura Veirs - July Flame
Das Eintauchen von Extremitäten in Exkremente hat hier zwar nicht stattgefunden, aber während der vorgenannte Song exemplarisch für einen Fehlschlag von LBM und Fohlen stehen könnte, musste ich hier an Neo denken. Normalerweise sind die Griffe ins melancholische oder Singer/Songwriter-Regal gerade die Sparte, in der wir eine sehr hohe Geschmacksüberschneidung haben. Oft Gänsehautnummern, die sich gut in einer Depri-Montage in BoJack Horseman oder Walking Dead machen würden, aber manchmal gibt es darunter auch Ausreißer, bei denen mir ohne Bilder oder sonstigen emotionalen Bezugspunkt die Füße einschlafen. Nett, aber der letzte Pfiff fehlt. (Neo würde aber u.a. auch auf Hannibal passen und ich müsste nachforschen, wer hier Oliver Polak so gerne mag, dass er/sie/es uns mit dieser schauerlich gesungenen Parodie das ausgefallene Halloween versüßen (oder besser versauren) wollte.
Cruel Youth - Mr. Watson
Ist ein bisschen das Gegenstück zu Deva Mahal. Beim ersten Hören hatte ich den Song auch in die Sparte "sowas haben wir beim SSC schon viel zu oft gehört" einsortiert, aber he's a grower, not a shower. Der Song ist musikalisch abwechslungsreich genug aufgebaut, um auch mehrere Hördurchgänge zu überstehen und Amy Winehouse jr. überzeugt mit der vollen Gefühlspalette des Textes. Selbst das in der Eskalationsstufe teils am Rande der Nervigkeit balancierende Geknödel blieb bei mir auf der positiven Seite. Vorerst zumindest. Sicher kein Song, den ich in einem Jahr bewusst in der Playlist anklicken werde, aber ein paar Wochen könnte er noch überleben. Einreicher entweder LBM, falls er Deva Mahal nicht verbrochen hat oder evtl Fernsehsucht. ...oder Fohlen, der alte Fuchs.
Elle King
Noch so eine klassische "Frau mit kräftiger Stimme knödelt die komplette Bandbreite ihrer Stimmbänder ab" SSC-Popnummer. Irgendwo zwischen den beiden vorgenannten Songs. Hier geht es bei mir zum Ende hin allerdings über die Klippe. Zweifellos gut gesungen, aber die Parts am Ende, in der ihre Stimme gewollt überkippt, schmerzen mir buchstäblich in den Ohren. Normalerweise mag ich solche zurückhaltend arrangierten Stücke, die nur spärlich instrumental unterstützt werden und den Gesangskünstler fast nackt in den Vordergrund rücken, aber wenn das nicht 100 % passt, kann das zweckmäßige Hintergrundgeschrammel natürlich keine Pluspunkte sammeln. Einreicher: keine Ahnung, aber ich hatte früher mal einen sehr ähnlichen Song im Rennen. Glaube ich.
Chvrches - Keep You On My Side
Ein weiterer klassischer SSC-Song. Locker flockig, tut niemandem weh. Vielleicht eine halbe Minute zu lang für den Sweet-Spot, aber in früheren Runden wäre das trotzdem ein Kandidat für die Top 3 gewesen. Sammelt kaum 12er, aber landet bei den meisten Teilnehmern im oberen Drittel. Beim aktuellen Feld bleibt es abzuwarten.
Klassischer Cristobal Song, keine Ahnung wer es hier war.
Kerli - Cooler Beat mit leichtem 80s Vibe, ideal um beim zügigen Wandern nochmal ein paar Prozent für eine Joggingeinlage rauszukitzeln. Obendrauf noch eine Sängerin mit dezent skandinavischem Akzent . Was will man mehr?Falls der Einreicher tatsächlich Alpha (und nicht Kunstbanause) war, könnte man höchstens anmerken, dass das Teil recht nah an Sierra ist..., aber das hatte ich ehrlich nicht mehr auf dem Schirm als ich den Song eingereicht habe. ^^
Token - Run It Back
Entweder ist die "Entgegen meiner generellen Hörgewohnheiten" Einreichung von Kunstbanause, den ich sonst neben Alpha und mir als Hauptverdächtigen für Kerli nennen würde oder Wolfsgesicht hat sich nach der letzten, zu harmlosen Popnummer in undankbarere SSC-Gefilde gewagt. Kann bei dem Motto aber letztlich fast jeder sein.
Während ich Ausreißer gerade in dieser ziemlich einseitig ausgefallenen Popauswahl wohlwollend zur Kenntnis nehme, ist Rap ohne aggressiven Beat, eingängige Melodie oder Gesangspart höchst selten mein Ding. Wage mich deshalb auch gar nicht groß das zu bewerten. Klingt für einen Rapbanausen halt wie 1000 andere Weißbrotrapper in Eminems Fußstapfen.
Das muss reichen. Unter den Nichtgenannten befindet sich mindestens 1 Song, dem ich am liebsten 12 Minuspunkte gegeben hätte, aber es gibt darunter auch Kandidaten für die oberen 4 Ränge.