#1553156
Serientäter: «Star Trek: Picard» – ein Rückblick

Manchmal braucht es etwas Zeit, eine Serie wirklich objektiv bewerten zu können. «Star Trek: Picard» ist eine solche Serie. Gerade in Hinblick auf die Expansion des «Star Trek»-Universums ist es einmal angebracht, ganz ohne den Druck einer tagesaktuellen Bewertung einen Blick zurück zu werfen.

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von Varrick
#1553157
Eine gute Zusammenfassung der StarTrek-Historie! Schön auf den Punkt gebracht.

Ich persönlich war und bin nach wie vor ein Riesen-Fan der "next generation". Mit Voyager konnte ich mich noch ein wenig anfreunden - alle anderen Versuche gingen an mir vorbei. Die Original-Serie war mir noch zu unausgereift (in Story und Technik). Die Nachfolger hatten jede ihre eigenen Defizite.

Was ich unheimlich schade finde an der Nutzung des gesamten Franchise:
Gerade StarTrek bot und bietet die Möglichkeit unendlich viele Geschichten zu erzählen. Man kann direkt anschließen an eine Serie. Man könnte eine parallele Geschichte erzählen, die zur gleichen Zeit spielt wie Serie xyz. Neue Rassen und Planeten und Technologien einführen.

Und was macht Paramount und CBS...
Das typische Hollywood-Rezept: Prequels (Enterprise) und Reboots (die neuen Filme). Gerade Prequels bergen nur Gefahren in punkto einer konsistenten Technologie und Storyline. Und Reboots können eingefleischte eigentlich NUR verärgern.
Und dass jetzt seit einigen Jahren auch noch verschiedene Mitspieler mitmachen (Netflix, Amazon, und die Filmstudios bei den Kinofilmen) macht den Franchise natürlich noch weniger homogen.

Sehr schade. Daher werde ich wohl bis auf Weiteres die alten TNG-Folgen vergöttern :)
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von AlphaOrange
#1553158
Varrick hat geschrieben: Sa 16. Jan 2021, 00:40Und dass jetzt seit einigen Jahren auch noch verschiedene Mitspieler mitmachen (Netflix, Amazon, und die Filmstudios bei den Kinofilmen) macht den Franchise natürlich noch weniger homogen.
Das stimmt ja so nicht ganz. Das Serienuniversum ist bei CBS All Access in einer Hand (nur international unterschiedlich lizenziert), das Filmuniversum sowieso tot. Insofern spricht da nichts gegen Homogenität.
#1553163
Danke für die Rezension. Stimme bei den alten Star Trek Serien voll zu, bei den neuen nur teileweise.
"..es etwas Zeit, eine Serie wirklich objektiv bewerten zu können.." Erstens ist eine Bewertung niemals objektiv sondern immer subjektiv. Zweitens brauche ich "keine Zeit" für so etwas. Also fast ein Jahr der Reflektion. Tut mir leid, Gelächter!! Vielleicht zu viel Einfluss anderer Rezensionen.
" In der Serie ist, ob man sie mag oder nicht, das spielt bei der Bewertung keine Rolle, jeder Dollar zu sehen, der in sie hineingepumpt wird(STD)" Das er es aber auch schon. Die Musik, okay!
Unglaubwürdige Charaktere, Beliebigkeit der Handlung, zu viel Schmalz und Schnulz. Die dritte Staffel ein absoluter Abstieg, bei IMDb die mit am schlechteste bewertete Star Trek Staffel einer Serie! 6,7 von 10. Dem Ansatz: "Discovery would feature female, minority, and LGBTQ characters" wurde zu viel inhaltlich und auch was die Identifikation mit der Serie betrifft, geopfert. Nach dieser dritten Staffel steig ich da auch aus.
PIC sehe ich ganz anders. Wunderbare Charaktere in der Crew der La Sirena. Glaubwürdig erzählt. Mit der Hintergrundinformation, teilweise spärlich, aber gut in Szene gesetzt. Was wissen wir im Gegensatz dazu von der Brückencrew der Disco. Ich kann mir bis heute, nach drei Staffeln, nicht mal die Namen merken.
Und dann JL, großartig gespielt von P-Stew. Konsequent im Kreuzzug für die Ideale der Sternenflotte. Und dann ein epochaler Abschied von Data, da wurde Star Trek Geschichte geschrieben. PIC ist eben „Character-Driven“. Und viel „Fan-Service“. Das wird mir in Rezensionen oft zu negativ gesehen. Ich liebe und will Fan-Service!
Aber auch Mängel: Zuviel unnötige Gewalt. Stardust City Rag deshalb schlechter bewertet (im STD Maßstab immer noch gut). Langsame, ungewohnte Erzählweise, manchmal langatmig wirkend. Und Polt Holes immer mal wieder. Eben eine typische erste Staffel von Star Trek. Die erste Staffel TNG hatte eine 6,7 von 10 bei IMDb hat sich dann gesteigert auf traumhafte 7,8 bei der sechsten Staffel. Zum Vergleich hatte PIC eine 7,6. Möge JL noch lange fliegen!
#1553166
Ich kann diesen Blödsinn von der "typischen ersten Star-Trek-Staffel" echt nicht mehr hören.
Das ist so eine Reflex-Entschuldigung von Trekkies, dass Star Trek das Sonderrecht hat, seine erste Staffel in den Sand zu setzen, weil das schon immer so war, während andere Serien oft bereits nach einem nicht gelungenen Piloten abgekanzelt werden. Zu Disco las ich letztens sogar bereits Kommentare, die gleich drei missratene Staffeln damit entschuldigten, dass Star Trek halt langsam anläuft.
Sorry, aber das ist Bullshit. Star Trek hat derart ausuferndes Lore, dass man vom ersten Moment aus dem vollen schöpfen kann ohne unnötig viel Exposition zu betreiben. Niemand muss eine Staffel lang beweisen, dass überhaupt Zuschauerinteresse da ist, um ab der zweiten ordentliches Budget zu bekommen. Die Produzenten sind bei Star Trek in einer absoluten Luxusposition, kriegen es aber nicht gebacken, diese zu nutzen. Warum können andere Serien das und Star Trek nicht? Das wäre nix, worauf man stolz sein kann, sondern ein echter Makel.

Davon abgesehen ist das mit den schwachen ersten Staffeln ohnehin eine Mär. Bei TOS wird die dritte Staffel deutlich kritischer gesehen. DS9 und VOY starten recht gut rein, weil man gelernt hatte, wie Pilotstaffeln aufzubauen sind (keine Frage, dass die Höchstform jeweils erst später erreicht wurde). ENT hatte eine gute erste Staffel, auf die eine ideenlose zweite folgte. Nur bei TNG kann man wohl unzweifelhaft sagen, dass die erste wirklich ziemlich übel war.
#1553417
Nur bei TNG kann man wohl unzweifelhaft sagen, dass die erste wirklich ziemlich übel war.
Das grundsätzliche Übel war der abrupte Bruch in der Konsistenz einer Serie im Kielwasser des Erfolgs der Kinofilme, die ursprünglich viel düsterer konzipiert war als das ganze Machwerk schlußendlich "rüberkam". Im sogenannten Pilotfilm (früher dachte ich immer, in einem solchen ginge es nur um Flugzeuge und Flieger) und den ersten Folgen wurde eine gewisse Spannung aufgebaut um die Ferengi, die die Hauptantagonisten dieser Generation werden sollten. Dies im Hintersinn scheint's, als wären alle Romulanerfolgen hastig umgeschriebene Ferengi-Skripte gewesen, was weiters den Murks in der Charakterisierung einiger Völker des ST-Universums erklärt, den ich bislang nirgendwo im Internet kommentiert finden konnte (bemerkt sowas echt kein einziger jener achsoaufmerksamen Fans?!), denn in der Originalserie waren es die Romulaner, deren Lebensweise streng auf Ehre ausgerichtet war, während Klingonen analog zu den Cardassianern agierten.

Die Ferengi sind es, die von betrügerischem und arglistigem Naturell dargestellt werden sollten. Ihr Name leitet sich im Übrigen vom Farsi-Wort für Westeuropäer (eigentlich Franken) her. Weitere interessante Parallelen zu diesem Punkt sind a) die Frogs der "Raumpatroullie", deren Bezeichnung sich weniger von der doch deutlich anthropomorphen Form der Extraterrestrier ableitet, als vielmehr von einem Spottnamen, der im Englischen für die Franzosen gebräuchlich ist, und b) die - was viele damals bespöttelten - mit französischem Akzent sprechenden Repräsentanten der Handelsföderation in den 90er-Jahre-Star-Wars-Filmen.

Gleichsam wären die Ferengi als Handlanger des Dr. Soran beim total vermurksten "Treffen der Generationen" die bessere Wahl gewesen ...