kauai hat geschrieben: ↑Do 1. Apr 2021, 20:37Also ich höre jetzt hier zum ersten Mal von der Aktion, wobei ich dazu sagen muss, dass ich asoziale Netzwerke grundsätzlich nicht nutze. Grundsätzlich zu begrüßen, dass Missstände angeprangert werden wobei ich nicht verstehe dass der Pflegebereich immer auf ein Podest gestellt wird. Es gibt viele Branchen, die in Corona-Zeiten jeden Tag gearbeitet haben um das Leben am Laufen zu halten.
Ja. Und sehr viele dieser Branchen verdienen es, auch Aufmerksamkeit und Wertschätzung zu erfahren. Ich kann mir aber vorstellen, was (psychologisch und von sinnlichen Foren-Philosophen wie Torsten.Schaub natürlich auch verbal) passiert, wenn man alles in einen Beitrag packt:
a) Der natürliche "Krankenschwestern haben es schwer... und Kassierer auch... und die Tönnies-Mitarbeiter... alles doof, doof, doof"-Effekt, der dann letztlich auch zu nichts außer Weltschmerz und Hilflosigkeitsempfindungen führt.
b) Oberflächlichkeit. Je breiter man so etwas streut, desto weniger kann man den Belastungen der Menschen in einem bestimmten Berufszweig gerecht werden. Und Whataboutism wird es auch noch immer geben.
Für mich persönlich krankt unser System vor allem dahingehend, dass auf der einen Seite eine große gesellschaftliche Einigkeit darüber besteht, dass soziale Berufe wichtig (von mir aus auch neumodisch "systemrelevant") sind, um den Bums am Laufen zu halten und dass die allermeisten Menschen, die einen solchen Beruf ergreifen, überwiegend gute Arbeit verrichten, eher hohe Qualifikationen vorweisen können und oftmals nur schwer ersetzbar sind. Und dennoch krebsen die allermeisten dieser Berufe bei unterdurchschnittlichen Verdiensten herum - was mehrheitlich für ungerecht befunden, aber final doch eher hingenommen wird.
Der Pflegebereich steht meines Erachtens da grad als "pars pro toto" und muss nicht immer fokussiert werden (was de facto ja auch nicht der Fall ist), ist aber in der Corona-Zeit so etwas wie das Aushängeschild für diesen systemimmanenten Missstand. Und bis da nicht signifikant mehr kommt als Balkongeklatsche und salbungsvolle Worte von Bundespräsident, -kanzler oder -gesundheitsminister hat sich das Podest auch nicht abgenutzt.
Kurz zu den Quoten: Ich finde gut 12% für eine Sendung, in der man stundenlang nur einer Pflegerin dabei zuschaut, wie sie ihre Arbeit verrichtet, überraschend gut - hatte "auf Strecke" mit weniger gerechnet. Persönlich hätte ich es aber spannender gefunden, wenn man wie zu Beginn die Bilder vom Berufsalltag kombiniert hätte mit weiteren Statements und Erfahrungsberichten anderer Pfleger.
Fohlen